Es gibt Erklärungen, die sind so einleuchtend, dass man gar nichts mehr weiter sagen muss. Oder kann. Wie etwa die Begründung für die Papstreise nach Albanien am vergangenen Sonntag: Er fährt an die Peripherien Europas.
Franziskus spricht sehr oft von diesen Peripherien, sie spielen in seinem Denken und auch in seiner Perspektive, die Welt zu sehen, eine große Rolle. Albanien wird stiefmütterlich behandelt, ist ein armes Land, ergo: Der Papst fährt an die Peripherien.
„Un-spinable“ sagt der Journalist, da kann man erklären wie man will, das ist dann einfach die Erklärung. Und ich habe das auch oft in der Berichterstattung zur Reise gehört.
Allein, es stimmt nicht. Oder zumindest nicht ganz. Papst Franziskus hat bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug von Korea die Frage nach seiner Motivation beantwortet, und die hatte ganz und gar nichts mit Peripherie zu tun. Er nannte zwei andere Gründe: Albanien habe eine Regierung, die alle Volksgruppen berücksichtige, Muslime, Orthodoxe und Katholiken, mit einem interreligiösen Rat. Die Anwesenheit des Papstes in Albanien solle also alle Völker daran erinnern, dass Zusammenarbeit möglich ist, auch politisch. Zweitens sei Albanien von allen kommunistischen Ländern das einzige gewesen, das den Atheismus in der Verfassung festgeschrieben habe. 1.820 Kirchen seien zerstört worden. „Ich habe gespürt, dass ich da hingehen muss.“
Das hat Papst Franziskus in seinen Ansprachen, vor allem einer, auch noch einmal deutlich betont.
Vor allem die erste Erklärung – die politische Zusammenarbeit von Vertretern verschiedener Religionen – ist hoch aktuell. Gebete für den Frieden im Nahen Osten, Aufrufe zu Waffenstillstand, klare und unmissverständliche Verurteilung von Waffenhandel, der nur zu mehr Leid führt, das alles fügt sich ebenfalls in ein Bild. Da gehört diese Reise hinein.
Die Peripherien sind nicht das einzige Thema des Papstes. Und Albanien liegt so gesehen ganz und gar nicht an der Peripherie Europas.