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Schlagwort: Petersplatz

Obdachlos am Petersplatz

Veröffentlicht am 23. September 2017

Der Papst will die „Umkehr der Strukturen“: In Evangelii Gaudium haben wir das zum ersten Mal gehört, auch wenn es da leider als „Neuausrichtung“ übersetzt ist, geschrieben hat der Papst „Umkehr“. Oder gar „Bekehrung“, „conversión“.

Wie schwierig das sein kann, sehen wir hier gerade in Rom. Der Aufreger des Tages ist die Tatsache, dass die Vatikanpolizei gemeinsam mit anderen Autoritäten wie der etwa der Stadtverwaltung Roms veranlasst hat, dass die vielen Obdachlosen, die unter den Kolonnaden des Petersplatzes schlafen, diesen Ort morgens, und zwar sehr früh morgens verlassen müssen.

Rückblick: Papst Franziskus und vor allem auch sein für Almosen zuständiger Erzbischof Krajewski haben in den vergangenen Jahren Aktionen für Obdachlose in Rom gestartet. Weil es hier in der Stadt warm ist und viele Touristen kommen, gibt es davon sehr viele. Für sie gibt es einen Friseur und eine Duschmöglichkeit, dem Papst geht es nicht nur ums Überleben, sondern auch um die Würde der Männer und Frauen. Und mit einigen von ihnen gemeinsam hat der Papst deswegen auch die Sixtinische Kapelle besichtigt.

Direkt um die Ecke vom Petersplatz: Die Betten der Obdachlosen
Direkt um die Ecke vom Petersplatz: Die Betten der Obdachlosen

Das erhöht natürlich die Attraktivität des Vatikan für Menschen auf der Straße. Auch in den Nebenstraßen leben jetzt viele, jede Nische wird zum Schutz vor dem Wetter genutzt.

Man sieht: Je mehr der Vatikan hilft, desto schwieriger wird es aber auch, wie die Entscheidung in dieser Woche zeigt.

In dem Jesuiten-Haus, in dem ich wohne, sind unten im Erdgeschoss Schlafmöglichkeiten für Obdachlose geschaffen worden, gemeinsam mit dem Vatikan. Es gibt eine Gruppe von Männern, die das gerne in Anspruch nehmen, Frauen finden woanders Unterkunft. Dann gibt es aber auch Männer, die das gar nicht wollen. Und es kommt Alkohol und dergleichen ins Spiel. Und damit Streit und Aggression, was einer der konkreten Auslöser der Entscheidung war, dass morgens um fünf Uhr die Schlafstätten geräumt werden müssen.

 

Sicherheit und Hygiene

 

Die Straßenreinigung muss putzen, hygienisch kann man das sonst nicht den Touristen und Pilgern zumuten. Ungesund für alle ist es auch, wenn man die Kolonnaden sich selbst überlassen würde. Außerdem ist der Petersplatz der Petersplatz, es geht auch um ein gewisses Dekorum. Das ist keine Show, es gehört aber zu einem Kirchplatz hinzu, dass er nicht aussieht wie eine Toilette.

Und dazu kommt auch die Sicherheit, wie uns der Chef der Vatikanpolizei, Domenico Giani, gesagt hat. Wenn die Obdachlosen unter Tage ihre Pappen und Kisten, unter denen sie schlafen, zurück lassen, dann ist das gefährlich. Wer sagt denn, dass ein Terrorist eine Bombe nicht genau da versteckt? Es sei den italienischen Kollegen nicht zuzumuten, dass dort so viele uneinsichtige Berge von Material lägen, die müssten die alle kontrollieren und sichern, sagt Domenico Gianni.

 

Ort der Zuflucht

 

Nachts dürfen die Männer – es sind vor allem Männer – dann wieder zurück, um dort zu schlafen. Auch haben sie Broschüren bekommen, in denen drin steht, wo man noch in Rom sicher unterkommen kann und wo man auch bleiben kann. Denn einer der attraktiven Punkte ist ja, dass der Petersplatz sicher ist, hier gibt es viel Polizei, hier werden Obdachlose nicht ausgeraubt und Opfer von Gewalt. Sicherheit ist wichtig.

Ich erzähle das so ausführlich, weil es eben ein Beispiel für den Prozess der Umkehr der Strukturen ist. Man macht einen Schritt, dann einen weiteren, und dann tauchen völlig neue Probleme auf. Probleme, die man ohne die Schritte vielleicht so nicht hätte.

Und trotzdem: Was kann dem Zentrum der katholischen Kirche besseres geschehen, als dass die am Rand unserer Gesellschaft Lebenden dort eine Zuflucht suchen und finden? Eigentlich ist das ein gutes Zeichen. Das muss nur jetzt in den Alltag übersetzt werden. Duschen und Friseur waren ein Schritt, jetzt braucht es weitere Schritte, um das umzusetzen.

Schrei-Kritik, wie wir sie hier in italienischen Medien hören, hilft da wenig. Als Christ freut mich, dass den Männern geholfen wird. Als Anwohner freut mich, dass es hygienisch bleibt. Und sicher. Das alles zusammen zu bekommen, ist nicht ganz einfach. Aber dass es einfach würde, hat auch nie jemand behauptet.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Rom, VatikanSchlagwörter Barmherzigkeit, Obdachlosigkeit, Papst Franziskus, Petersplatz22 Kommentare zu Obdachlos am Petersplatz

Die Angst vor der verbeulten Kirche

Veröffentlicht am 25. April 201624. April 2016

Es ist mal wieder so weit: Papst Franziskus hört eine Stunde lang öffentlich auf dem Petersplatz Beichte, und die Kritiker können sich gar nicht mehr beruhigen. Beschädigung des Amtes sei das, er mache das nur für die Kamera, das sei alles ein Ego-Trip, er sei für die Weltkirche da und nicht für billigen Populismus, das sei untheologisch und so weiter und so fort. Zu besichtigen unter anderem in den Kommentarspalten bei uns auf Facebook. Bis hin zu dem Herrn, der tatsächlich Benedikt XVI. als letzten wahren Papst bezeichnet, so wirklich echte Sedisvakantisten trifft man sonst nur selten. Und auch dann nur mit der Auffassung, Pius XII. sei der letzte gewesen, unser Kandidat hier erkennt immerhin noch einige mehr an.

Aber wie gesagt, ob es die Flüchtlinge sind, die der Papst aus Lesbos mitgebracht hat, das Beichte hören, das Sprechen davon, dass alle Menschen „Kinder Gottes“ seien, das treibt Menschen auf die Barrikaden.

Warum nur?

Papst Franziskus hört Beichte auf dem Petersplatz
Einige halten das für gegen die Würde des Amtes: Papst Franziskus hört Beichte auf dem Petersplatz

Bevor ich auf die Motive einzugehen mich traue, möchte ich ein Hilfsmittel zum Verständnis heran ziehen, nämlich den Begriff „Integralismus“. Der umfasst nicht alle Kritiker des Papstes, beileibe nicht, man muss genau aufpassen, aber die oben angesprochenen Exponenten eines Unbehagens mit dem Papst, der sich zu sehr mit dem Gewöhnlichen gemein macht, kann ich damit zu verstehen suchen.

Integralismus in aller Kürze bedeutet eine Selbstbestimmung durch Abgrenzung und Ablehnung, die ihre Weltsicht aus nur einer Quelle bezieht. Sie bedeutet eine Reduktion von Komplexität zugunsten von fixen Fundamenten. Das ist mein Ausgangspunkt.

 

Schon einmal war ein Papst dagegen

 

Integralismus ist also weniger an Gott interessiert, als an Religion als Garanten einer gesellschaftlichen Ordnung. Genau das wurde ihm ja schon in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vorgeworfen, als Papst Pius XI. ihn verwarf und eine Ausprägung – die Action Française – auf den Index setzte. Diese Geschichte hat eine interessante Lehre, denn integralistische „Konservative“ hatten immer auf den Papst als Letztinstanz verwiesen, nun wendete sich dieser aber gegen sie, mit dem Resultat, dass zum einzigen Mal im 20. Jahrhundert ein Kardinal und Unterstützer der Action vom Kardinalsamt zurück trat. Louis Billot, übrigens ein Jesuit.

Integralismus ist eine Form von Fundamentalismus. Man wendet sich vor allem gegen die Normen der modernen Welt, normalerweise als „Zeitgeist“ beschimpft, wobei diese meistens übertrieben dargestellt werden, des besseren Kontrasts wegen. Die Gefahr und der Gegner sind dann ja stärker, um so heroischer wirkt der eigene Widerstand.

Grundsteine sind fixe Sätze, die als unfehlbare Glaubenswahrheiten anzunehmen sind. Ohne die geht es nicht. Aus diesen fixen Sätzen folgt dann eine Omnikompetenz, man hat zu allem was zu sagen. Diese Sätze werden dann auch zu „Testfragen“, an denen man andere Positionen misst, ein Formalismus, der letztlich am Leben vorbei geht.

Als Historiker ist mir persönlich am vergnüglichsten die Reduktion der Geschichte auf selbstgebastelte Thesen, siehe „Messe aller Zeiten“ und so weiter. Zur Legitimierung wird eine Vergangenheit herbei behauptet, die bei genauerer Hinsicht keiner Untersuchung stand hält. Das Vorgehen ist also unhistorisch.

 

Im Kern unhistorisch

 

Wenn man kirchliche Äußerungen zum Thema Integralismus sucht, findet man vor allem Beschreibungen von Reaktionen: Johannes Paul II., Benedikt XVI. bis hin zu meinem Lehrer in Fundamentaltheologie beschreiben das Phänomen als Reaktion auf eine andere Ideologie, den Modernismus oder Progressismus. Ein Zitat nur: „Und solch unkritischer Progressismus weckt dann wiederum seinen Gegenpart, den Integralismus auf“ (Joseph Ratzinger auf dem Katholikentag 1966 in Bamberg). Damit wird das natürlich nicht klarer, denn damit muss man ja erst mal „Modernismus“ oder „Progressismus“ klar bekommen.

Nun helfen uns diese Begriffsbestimmungen nicht unbedingt weiter, wirklich harte und klare Integralismen finden sich zwar lautstark auf ihren eigenen Webseiten, aber in Reinform und Radikalität sind sie dann doch eher seltene Wesen.

Mir scheint deswegen, dass wir da zwischen einem „starken“ und einem „schwachen“ Integralismus unterscheiden würden. Weiterlesen „Die Angst vor der verbeulten Kirche“

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Vatikan, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Beichte hören, Integralismus, Papst Franziskus, Petersplatz, Würde des Amtes33 Kommentare zu Die Angst vor der verbeulten Kirche

Ein Jahr Papst Franziskus: Das Epizentrum der Reform

Veröffentlicht am 12. März 201412. März 2014
https://blog.radiovatikan.de/wp-content/uploads/2014/03/Epizentrum-der-Reform.mp3

Der Petersplatz, das „Epizentrum der Reform“ Papst Franziskus’. Wenn mittwochs oder sonntags hier tausende Pilger, Besucher und Touristen herkommen, um den Papst zu sehen, zu hören und mit ihm zu beten, dann ist das jedes Mal eine ganz besondere Atmosphäre. Der Franziskus-Effekt, so beginnt man das zu nennen.

Am 13. jährt sich zum ersten Mal die Wahl Jorge Mario Bergoglios zu Papst Franziskus, aber nach nur einem Jahr Pontifikat ist noch nicht ganz klar, was das genau ist, dieser Effekt.

OSSROM10725Zuerst hat man versucht, ihn mit Zahlen zu fassen. Also lautete die Frage, ob die Austrittszahlen zurück gegangen sind oder gar ob mehr Menschen sich für Glauben und Kirche interessieren. Aber so einfach ist es nicht. Zahlen sind nicht das Maß, diesen Papst zu messen.

Den wirklichen Franziskus-Effekt sieht man hier, auf dem Petersplatz. Es gibt wenige Menschen, die sich der Faszination einer Begegnung mit ihm entziehen können. Seine Worte, seine Art zu sprechen, vor allem aber seine Direktheit in Umarmung, Nähe, in Berührung und in Worten geht jeden an. Und dann sagt er Sätze wie „wer bin ich zu richten“ oder eine verbeulte Kirche sei ihm lieber als eine, die Angst hat vor dem Schlamm der Straße.

Papst Franziskus steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Lebenserfahrung der Menschen. Nicht einer kleinen Gruppe, nicht der besonders kirchlichen, nicht derer, die Papsttreue für sich reklamieren. Wir alle fühlen uns von ihm angesprochen und getroffen, wenn er spricht.

OSSROM10740Franziskus hat auch keine Angst, das „Mystik“ zu nennen, eine Mystik die darin besteht „zusammen zu leben, uns unter die anderen zu mischen, einander zu begegnen, uns in den Armen zu halten, uns anzulehnen, teilzuhaben an dieser etwas chaotischen Menge, die sich in eine wahre Erfahrung von Brüderlichkeit verwandeln kann, in eine solidarische Karawane, in eine heilige Wallfahrt“ (Evangelii Gaudium 87). Das ist sehr körperlich und direkt, da gibt es keine geistlichen Sicherungen zwischen dem Glaubenden und Christus. Weiterlesen „Ein Jahr Papst Franziskus: Das Epizentrum der Reform“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, VatikanSchlagwörter Begegnung, Franziskus, Jesus Christus, Kommunikation, Nachfolge, Papst, Petersplatz, Reform58 Kommentare zu Ein Jahr Papst Franziskus: Das Epizentrum der Reform

1.500.000

Veröffentlicht am 18. Dezember 2013

UGEineinhalb Millionen Menschen waren in den vergangenen Monaten bei den Generalaudienzen von Papst Franziskus. Und das sind nur diejenigen, die ein Ticket haben, all die anderen, die hinten auf dem Platz, dem Platz Pio XII und in der Via della Conciliazione gestanden haben, die sind gar nicht gezählt.

Eineinhalb Millionen Menschen. Was auch der Grund dafür war, dass bis zum Schluss, bis zu diesem Mittwoch, die Generalaudienzen draußen stattgefunden haben. Kalt ist es geworden in Rom und zwei Stunden warten wärmt nicht. Trotzdem war das die einzige Möglichkeit, so viele Menschen unterzubringen.

Wie die Präfektur des Päpstlichen Hauses – die zuständige Stelle im Vatikan – gezählt hat, waren die Audienzen am 29. Mai mit 90.000 und am 12. Oktober mit 85.000 Tickets die Spitzenreiter. Meistens waren es um die 50.000 – 60.000 Menschen. Wie gesagt, gezählt wurden immer nur die Tickets, nicht die tatsächlich Anwesenden.

Man stelle sich davor und danach die Busslinien vor, die Restaurants, die anliegenden Straßen. Der Ereignischarakter des Audienz bleibt. Frankiszus verbringt Stunden, umherzufahren, abzusteigen, anzufassen und sich anfassen zu lassen, zu grüßen und zu sprechen. Diese Art Audienz hat er sich zu eigen gemacht, es ist seine Form geworden.

Und ich vermute einmal, dass das im kommenden Jahr auch nicht viel anders sein wird.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, VatikanSchlagwörter Besucher, Franziskus, Generalaudienz, Menge, Petersplatz, Pilger22 Kommentare zu 1.500.000

Event Generalaudienz

Veröffentlicht am 16. Oktober 201316. Oktober 2013

Ein regnerischer Oktobermorgen in Rom. Auf der Via della Conciliazione ist schon um 8 Uhr nichts mehr zu machen: Die Straße ist gesperrt. Jeden Mittwoch geht das jetzt so. Wenn Papst Franziskus auf dem Petersplatz seine Generalaudienz abhält, strömen die Menschen. Wenn ich auf dem Weg zur Arbeit die Straße zum Platz hin, die Conciliazione, kreuze, dann sind da schon seit Stunden wartende Menschen.

Irgendwer hat gestern gesagt, es würden für heute 70.000 Menschen erwartet. Ich habe keine Ahnung, wo solche Zahlen herkommen, es ist aber schon beeindruckend, was sich da abspielt. Zum einen kommen Touristen und Besucher zur Audienz, die das früher vielleicht nicht ins Programm aufgenommen hätten. Dieser Trend ist bereits in den vergangenen Jahren zu beobachten gewesen. Dann kommen Tagespilger busweise aus Italien. Die Liste der jeweils zu Beginn begrüßten Gruppen ist ewig lang. Live im Netz kann man das hier sehen.

Es sind auch viele Römer hier, jedenfalls solche, für die der Mittwoch kein Arbeitstag ist. Wer allerdings am Vatikan vorbei Kinder zur Schule oder sich selbst zur Arbeit fährt, der hat ein Problem. Irgendwann im Vormittag hören dann die Buslinien an den nahen Straßen auf zu halten, weil einfach kein geordnetes Ein- und Aussteigen mehr möglich ist.

Kleine Verkaufsstände für Obst und Wasser, viel regelnde Polizei, Fahnen und Banner, damit man sich nicht im Gewimmel verliert: Es ist ein Muss geworden, wenn man schon in Rom ist, zu einer Audienz zu kommen.

 

Und dann die Heiligsprechung …

 

Irgendwer hat einmal vor einigen Jahren eine kleine Beobachtung des Vatikan veröffentlicht: Es kämen immer mehr Menschen, aber der Applaus nähme ab. Das wurde damit erklärt, dass die Menschen verstärkt Mobiltelefone in den Händen hätten. Ein kurzer Blick auf den Platz scheint das zu bestätigen; ich würde gerne rein aus Neugierde einmal wissen, wie groß die Uploadmenge an Daten ist, die in diesen zwei Stunden gen Internet geschickt wird. Weiterlesen „Event Generalaudienz“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, VatikanSchlagwörter Besucher, Franziskus, Generalaudienz, Petersplatz, Pilger, Rom, Touristen9 Kommentare zu Event Generalaudienz

Der direkte Papst

Veröffentlicht am 24. April 201324. April 2013
Generalaudienz vor einer Woche, (c) Osservatore Romano
Generalaudienz vor einer Woche, (c) Osservatore Romano

Es ist wie an einem Hochfest. Vergangene Woche war es so, diese Woche wieder: Die Generalaudienzen am Mittwoch finden auf einem übervollen Petersplatz statt. Die Menschen warten schon vor acht Uhr vor den Toren, strömen dann hinein, und bis zum Beginn der Audienz sind dann der Platz, der davor gelegene Platz und alle Zugänge voll. Die Menschen wollen in Zahlen zur Generalaudienz, wie wir sie – wie gesagt – sonst nur von Hochfesten kennen.

Der Papst berührt etwas in den Menschen. Seine Direktheit, seine Augenhöhe, seine einfachen Worte: Er kommuniziert den Glauben auf eine Weise, die unmittelbar ankommt. Wenn er nach der Audienz bis zu 40 Minuten die wegen des einfachen Zugangs in einem Sonderbereich versammelten Kranken, Alten und Behinderten begrüßt, umarmt, küsst und segnet, alles unter dem gnadenlosen Blick der Kameras, dann wird auch dem letzten klar, wofür der Papst Zeugnis ablegt.

Und deswegen kommen die Menschen. Die Bescheidenheit der Gesten des Papstes macht mehr als deutlich, dass hier kein Star auftritt, der die Massen bewegen will. Im Gegenteil, er ist kein Star. Er ist auch nicht das, was man ein „Medienphänomen“ nennt.

Das Gegenstück dazu: Vergangenen Sonntag, ebenfalls auf dem Petersplatz, nach der Messe. Papst Franziskus betet das Mittagsgebet und von oben kommuniziert er mit den Jugendlichen: „Habt ihr Jesu Bitte an euch schon mal gehört?“ „Wie bitte, ich habe euch nicht verstanden!“ Und die Jugendlichen rufen „Si, Si“, „Ja, Ja“. Weiterlesen „Der direkte Papst“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Franziskus, Generalaudienz, Jesus, Nachfolge, Papst, Petersplatz21 Kommentare zu Der direkte Papst

Caravaggio und der Papst

Veröffentlicht am 24. März 201324. März 2013
Papstpredigt am Palmsonntag
Papstpredigt am Palmsonntag

Einfach ist das nicht: Bei der Direktübertragung der Palmsonntagsmesse war Arbeit angesagt. Ich konnte nicht wie zuvor die vorher vorbereitete Übersetzung benutzen, immer wieder wich Papst Franziskus von seinem Text ab und baute neue Sätze ein. Ich bin kein Simultanübersetzer und so sehr mir dieses Persönliche auch gefällt, hat es mich doch etwas ins Schwitzen gebracht. Ich will mich nicht beklagen, im Gegenteil, zeigt es doch nur, dass auch unsere Arbeitsweise bei Radio Vatikan sich ändern wird und muss. Und dieser Papst ändert vieles.

An diesem Palmsonntag haben wir denke ich eine Predigt gehört, wie wir sie von Papst Franziskus nun häufiger hören werden. Die ersten waren noch völlig frei gehalten, was sehr authentisch ist, aber wenn man zur ganzen Welt spricht ist das nicht durchzuhalten. Dann hat er sich am Dienstag seiner Einführung ganz an den vorbereiteten Text gehalten. Nun haben wir die Mischform erlebt, und ich denke, dass er dabei bleiben wird. Immer wieder weicht er ab, führt einige Punkte aus und vor allem spricht er die Menschen direkt an. Die Sprache wird langsamer, die Gesten intensiver, die Aussage emotionaler.

Seine Sprache ist nicht wie die Benedikt XVI., dem man einfach zuhören und folgen konnte, auch wenn die Gedanken komplex waren. Franziskus Sprache ist nicht so elegant, eher ist sie direkt und noch ein wenig von der Straße geprägt. Er regt nicht zur Reflexion an, er spricht direkt.  Wenn mir ein kunsthistorischer Vergleich erlaubt ist: Franziskus ist der Caravaggio zu Benedikts Michelangelo. Weiterlesen „Caravaggio und der Papst“

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Brüder, Caravaggio, Direkt, Franziskus, Michelangelo, Palmsonntag, Petersplatz, Predigt, Schwestern36 Kommentare zu Caravaggio und der Papst

Heute auf dem Petersplatz

Veröffentlicht am 24. Februar 201324. Februar 2013

Kein Foto heute. Es ist Sonntag, das letzte Mal betet Benedikt XVI. als Papst öffentlich das Angelus. Zwei Stunden davor ist auf der Via della Conciliazione alles bereit, CNN ist auf Sendung – den Nummernschildern nach aus Großbritannien angereist – Zeitungen werden verteilt, einzelne Initiativen haben ihre Stände aufgebaut, die ersten Gruppen sind bereits auf dem Petersplatz.

An diesem Sonntag werde ich nicht hingehen. Nicht aus Prinzip, im Gegenteil, aber ich werde in der Redaktion arbeiten. Immer wenn es zu emotional wird und die Jubler den Event bestimmen, neige ich dazu, meine Distanz einzuhalten. In Benedikt XVI. habe ich immer jemanden gesehen, der ähnlich distanziert agiert, ohne mich jetzt in irgendeiner Weise vergleichen zu wollen. Ich will damit nur sagen, dass es mich auch an diesen letzten Tagen des Pontifikates auf den Inhalt ankommt.

Benedikt XVI. hatte etwas zu sagen, hat etwas zu sagen, und wird uns weiterhin etwas sagen. Vielleicht passt es nicht jedem, wie auch in der Vergangenheit nicht, aber die Auseinandersetzung mit Vernunft und Glauben – mit beidem – lohnt sich immer noch und wird sich auch weiterhin lohnen.

Viele Menschen auf dem Petersplatz wollen Abschied nehmen. Das finde ich ehrenhaft und sehr menschlich. Daneben wird es auch Hype geben, was nachvollziehbar, aber weniger menschlich ist. Meine Würdigung und mein Abschied werden anders aussehen. Ich werde schauen und hören, was er zu sagen hat.

 

Wer das auch tun will: Hier kann man – ganz ohne Kommentare – live dabei sein.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Rom, VatikanSchlagwörter Angelus, Benedikt XVI., Botschaft, Emotionen, Hype, Inhalt, Petersplatz, Rücktritt11 Kommentare zu Heute auf dem Petersplatz

Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft …

Veröffentlicht am 17. Februar 201317. Februar 2013

Ein Lächeln ging über die Lippen fast aller Journalisten, Kameraleute und Fotografen oben auf den Kolonnaden am Petersdom, als Benedikt XVI. zum vorletzten mal aus dem berühmten Fenster heraus das Angelusgebet sprach und vorher über das Tagesevangelium sprach. Es kann passieren was will, der Papst bleibt sich treu und spricht über die Fastenzeit. Nicht über sich selber.

Ohne jemandem zu nahe kommen zu wollen kann man doch sagen, dass viele der 50.000 Menschen auf dem Platz an diesem Tag nicht gekommen wären, wenn es nicht das vorletzte mal gewesen wären. Auf Deutsch fügt der Papst „in diesen für mich schwierigen Tagen“ hinzu, ansonsten bleibt er beim Thema: Fasten, Umkehr, Jesus Christus.

Es ist wie die Verlängerung des Rücktritts: Ich bin nicht wichtig, schaut auf Christus, scheint er uns sagen zu wollen. Es wird kein Schaulaufen, kein sich noch einmal zeigen. Nicht, dass wir das erwartet hätten und Benedikt XVI. zu so etwas neigen würde. Aber dass er dann doch direkt einsteigt ohne ein Wort über seinen Rücktritt zu verlieren, das hat uns allen ein Lächeln der Sympathie aufs Gesicht gesetzt.

Ich bleibe dabei, diese Entscheidung passt zum Pontifikat, sie passt zu dieser Person und öffnet uns – auch noch einmal an diesem Sonntag zum Angelus – eine weitere und vielleicht frischere Perspektive auf das Pontifikat. Nimm dich nicht so wichtig, schau auf Christus, nutze die Fastenzeit! Wir werden ihn vermissen.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Angelus, Benedikt XVI., Fastenzeit, Petersplatz8 Kommentare zu Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft …

Schnee …

Veröffentlicht am 4. Februar 20124. Februar 2012
Der Papst blickt aus seinem Arbeitszimmer auf den Schnee auf dem Petersplatz
ohne Worte

Radio Vatikan macht zwar keine Wetterberichte, aber seitdem heute morgen etwa 15 cm Schnee liegen, ist die Stadt völlig zum erliegen gekommen. Es sieht schön aus hier. Findet bestimmt auch der Papst, der von seinem Zimmer aus den besten Blick haben dürfte.

Mittlerweile ist der ganze Platz unter 10 cm Schnee verschwunden, vielleicht sind es auch schon mehr. Rom ist still, kein Bus, keine Bahn, kaum Autos.

Und wer sich das ganze selber aus der Ferne live ansehen möchte, kann das via Radio Vatikan auch tun, und zwar hier.

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., VatikanSchlagwörter Benedikt XVI., Petersplatz, Rom, Schnee8 Kommentare zu Schnee …

… ein vollkommener Ablass.

Veröffentlicht am 25. Dezember 201125. Dezember 2011

An diesem Weihnachtstag erteilte Papst Benedikt XVI. wieder den Segen „Urbi et Orbi“, der Stadt und dem Erdkreis. Dabei hat er auch wieder einen „vollkommenen Ablass“erteilt, etwas, was immer wieder Grund für Missverständnisse ist. Einige Gedanken dazu:

Der Segen eines Priesters, eines Bischofs oder eines Papstes ist nach katholischer Auffassung ein „Sakramentale“, das heißt er vermittelt die Liebe und Gnade Gottes für den Menschen, der dafür aufgeschlossen und empfänglich ist, also nicht automatisch. Es gehört dazu der Wunsch, diesen Segen auch wirklich zu wollen. Das Gleiche gilt für den Nachlass der Sündenstrafen, die Indulgenz oder auch Ablass genannt.

Sünde – und das ist der Ausgangspunkt – beschädigt den Menschen, sie hat wie alles, was wir tun, Folgen. Sie hat zwei verschiedene Folgen, sie beschädigt einerseits unser Verhältnis zu Gott und sie beschädigt andererseits uns selber. Ersteres bedarf der vergebenden Liebe Gottes. Letzteres bedarf der Reinigung, der Leuterung, und hier kommt die Indulgenz ins Spiel. Der Kirche – so glauben Katholiken – ist die Vollmacht dazu gegeben.

Diese Vollmacht überwältigt den Menschen aber nicht. Sie gilt nur, wenn der Mensch sie wirklich annehmen will, im Fall der Indulgenz: Wenn Reue und Buße da sind. Es ist also kein automatischer Vorgang, nichts Magisches, sondern hängt vom Menschen selber ab. Weiterlesen „… ein vollkommener Ablass.“

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Glaube und Vernunft, VatikanSchlagwörter Ablass, Benedikt XVI., Indulgenz, Petersplatz, Sakramentale, Sünde, Urbi et Orbi, Vergebung, Weihnachten, Weihnachtsfest31 Kommentare zu … ein vollkommener Ablass.

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