Papstversteher sein ist nicht einfach. Die Nachbeben von der Pressekonferenz des Papstes im Flieger sind noch zu spüren, und wieder tut sich die Frage auf, was dieser Papst eigentlich will. Mehr und mehr schiebt sich diese Frage ins Zentrum derer, die ihn zu interpretieren, verstehen, kommunizieren und überhaupt in den Blick bekommen wollen.
Gerde die Pressekonferenz im Flieger ist ein wunderbares Beispiel. Selbst wohlmeinende Beobachter finden das eher belanglos, nichts Neues, es komme als Aufreger daher, da sei aber im Grunde genommen nicht viel dran. Da wird dem Papst auch schon mal unterstellt, er plappere bloß drauflos, vielleicht aus Sauerstoffmangel im Flieger.
Andere nehmen bewusst Anstoß an dem, was er gesagt hat. Ein Standardvorwurf: zu politisch „linken“ Themen – gegen Trump – äußert er sich, zu politisch „rechten“ Themen – gleichgeschlechtliche Partnerschaften – will er sich nicht einmischen. Ja was denn nun, fragt es im netz. Ich darf dazu einmal aus einem Kommentar zu einem vorherigen Blogeintrag – dem zu Donald Trump – zitieren: Elbsund schreibt „Ich glaube, dass diese Äußerung des Papstes sehr vielen Journalisten (auch bei Radio Vatikan) entgegenkommt, die keine Wahlsieg von Trump wollen. Und wieso wird die Äußerung des Papstes zu Abtreibung von den Journalisten fast ignoriert?“ Also nicht nur der Papst ist auf einem politischen Auge Blind – wenn man so will – , die Journalisten-Papstversteher sind das auch.
Linke und rechte Debatten
Aber hält sich der Papst nur an das, was er selber gesagt hat: in Politik mischt er sich nicht ein (siehe die Frage nach den gleichgeschlechtlichen Partnerschaften). Das heißt nicht, dass die ganze Kirche sich da raus hält, im Gegenteil, er hat den Bischöfen Italiens gesagt, dazu eine gemeinsame Linie zu finden.
Und was die andere politische Seite angeht: da geht es nicht um Einmischung in einen Wahlkampf. Trump hätte wahrscheinlich viel Geld dafür bezahlt, den Papst in einen Konflikt ziehen zu können. Aber die Frage war die nach einem politischen Argument, nämlich nach den Zäunen und der Abschiebung. Das wird dermaßen verzerrt, dass es mittlerweile jenseits der Politik ist und auf dem Gebiet der reinen Polemik angekommen. Ein Mann, der offen auf der Bühne die Folger wieder einführen will, die Obama (viel zu spät) abgeschafft hat, den kann man als Christ nicht da stehen lassen, wenn man danach gefragt wird. Weiterlesen „Reisen ist sprechen“