Vortrag, gehalten vor dem Katholischen Medienverband, Hamburg, 27. Juni 2012
Wenn eine Gruppe Radio Vatikan besucht und ich ihnen vorstelle, wer wir sind und was wir tun, kommt unweigerlich jedes mal die Frage, wie „kritisch“ wir sein dürfen. Das ist das Wort, das immer vorkommt: „kritisch“. Kritik zu üben wird als der Lackmustest gesehen für freies Denken und Handeln. Ist das, was ihr da macht, authentisch und Information, oder ist es „Spin“? Unterdrücken wir und lassen besser aussehen, als es ist, oder wollen wir informieren? Bestimmt das Berichtsobjekt – der Vatikan – was berichtet wird, oder bestimmen wir das?
Meine Antwort darauf ist immer, dass wir nicht über den Vatikan berichten, sondern aus dem Vatikan. Bereits hier also unausgesprochen der Begriff „Loyalität“.
Er kommt dann ins Spiel, wenn es um den Willen geht, um den eigenen und dem der Anderen, und damit, was passiert, wenn die beiden in Widerspruch geraten.
Loyalität ist letztlich die Frage nach Freiheit und Autonomie.
Ich bin eingeladen, darüber zu sprechen, wie das theologisch aussieht, wenn sich diese beiden Willen widersprechen. Die Gretchenfrage: Wie hältst du es mit der Loyalität?
Die Bibel
Das Problem mit dem Begriff ,Loyalität‘ ist, dass es kein theologischer Begriff ist. Der Denzinger Hünermann (die Sammlung von Lehrdokumenten der Kirche) kennt ihn nicht, das LThK kennt ihn nicht und die Bibel kennt ihn auch nicht. Über die Bibel können wir uns vielleicht am ehesten nähern, denn hier ringt das theologische und geistliche Denken des Volkes Israel durch fast alle Bücher mit dem Königtum, vor allem mit dem eigenen. Königtum: Das ist die Sozialform, die Autorität, das Dazu-Gehören und im Zweifelsfall der Zwang. Beginnen wir also hier. Weiterlesen “Loyalität auf Theologisch”