Noch einmal Pegida. Ich halte das ganze für hinreichend gefährlich, um es nicht am Rande liegen zu lassen. Es betrifft Politik und Parteien, es betrifft Medien und öffentliche Debatten, es betrifft das Internet, es geht um Wut und Protest und Angst und Information. Seit Wochen steht die Republik recht klar und deutlich gegen Pegida, Pegida aber wächst und wächst. Die neue Rechte wird beschworen, AfD und Rechtsradikale nachgewiesen und so weiter. Aber irgendwie dreht sich das im Kreis.
Und plötzlich gab es ein neues Argument. Das begann damit, dass eine Stiftung ausrechnete, dass Einwanderer unterm Strich mehr einbringen als kosten. Dann ging es damit weiter, dass das bestritten wurde, und an der Stelle wurde es für mich interessant.
Hans-Werner Sinn ist Wirtschaftswissenschaftler und sagt in einem Artikel zu Beginn der Woche, dass wie gesagt Einwanderung – anders als von anderen vorgerechnet – Geld kostet. Trotzdem brauchen wir Einwanderung, und die nicht zu knapp. Ich zitiere wie die FAZ ihn zitiert: „Wollte man die Relation von Alten und Jungen und damit zugleich das relative Rentenniveau und die Beitragssätze zur Rentenversicherung auf dem heutigen Niveau stabilisieren, würden insgesamt 32 Millionen junge Zuwanderer benötigt, die meisten davon wohl aus außereuropäischen Gebieten“. In Worten: zweiunddreißig Millionen Einwanderer, damit es uns Morgen so gut geht wie heute.
Die Debatte (oder hier) geht nun in die Richtung, ob die Zahlen stimmen und was man alles einrechnen muss, darf und soll, was alles richtig und wichtig ist, die Aussage zur Notwendigkeit von Einwanderern aber nicht abschwächt. Und selbst wenn das Wirtschaftswachstum blühen würde, die Steuereinnahmen steigen und die Abgaben auch und deswegen die Zahl der benötigten Steuerzahler nicht so hoch läge, sagen wir konservativ bei der Hälfte, wären das immer noch 16 Mio Einwanderer.
32 Millionen Einwanderer
Umkehrschluss: Wenn wir keine Einwanderung von jungen Menschen bekommen, dann lassen sich das Rentenniveau und die Beitragssätze zur Rentenversicherung nicht auf heutigem Niveau stabilisieren. Die Demos in zwanzig Jahren möchte ich sehen, wenn kein Geld mehr da ist, die Rente zu zahlen, wenn all diejenigen, die jetzt Mitte 50 sind eine wertlose Rente bekommen, weil niemand mehr da ist, der das zahlt. Wir haben hier in der Redaktion immer Praktikanten und aus vielen Gesprächen genau darüber weiß ich, dass die nachfolgende Generation nicht gerade davon begeistert ist, die Rechnung zahlen zu müssen. Die wollen auch was vom Leben haben. Weiterlesen “Lasst uns reden!”