Die alltäglicheste und auch gewöhnlichste aller Gebetserfahrungen ist wohl die, dass Gott nicht antwortet. Wir sprechen, aber es gibt keine konkrete Antwort, so dass man im normalen Verständnis von Dialog sprechen könnte. Dramatisch auf die Spitze getrieben ist das in den letzten Worten Jesu am Kreuz, im Schrei der Verlassenheit. Diesen Vers aus dem Evangelium nach Markus meditierte der Papst an diesem Mittwoch in seiner ‚Gebetsschule’, der Katecheseserie in den letzten Wochen.
„Liebe Brüder und Schwestern, heute möchte ich gerne mit euch über das Gebet Jesu vor seinem Tod am Kreuz meditieren. Der Evangelist Markus berichtet: „Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34).
Aus dem Evangelium wissen wir, dass der Herr sechs Stunden, von neun Uhr vormittags bis drei Uhr nachmittags am Kreuz hing. Die ersten drei Stunden waren begleitet vom Spott verschiedener Personengruppen, die damit ihren Unglauben bekundeten. Von den drei darauffolgenden Stunden sagt der Evangelist, dass eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach. Auch der Kosmos nimmt am Ereignis des herannahenden Todes des Sohnes Gottes teil. Weiterlesen “Gottverlassenheit”