Es ist einigermaßen entsetzlich, wie in den vergangenen Tagen innerkirchlich debattiert wurde. Eine Professorin wirft mit der Anklage „Rassismus“ um sich – in einen Augen ein Kategoriehnfehler – und ein Bischof überreagiert mächtig. Die eine spricht einer ganzen (vermuteten) Gruppe von Argumenten das humane ab, der andere will sich im Laufe seines Beitrags Textes das Recht vorbehalten, anderen das Katholischsein abzusprechen.
Zu den Inhalten ist schon einiges gesagt worden, vor allem zur mitgemeinten Anklage gegen katholische Medien. Mich entsetzt aber die Debatte als solche.
Innerkirchlich debattiert
Mich wundert zum Beispiel, dass es sehr wohl und sehr schnell deutliche Wortmeldungen zu Bischof Oster gegeben hat. Das wird den nicht überraschen und das will er ja auch, was er in seinem Beitrag auch ausdrücklich schreibt. Aber die üblichen verdächtigen, die sofort mit Meinungs-Pressemeldungen auf dem Markt sind, schweigen über den „Rassismus-Vorwurf“.
Mich wundert, bei welchen Allgemeinplätzen wir im Streit mittlerweile angekommen sind. Sobald das Wort „Rassismus“ im Raum steht, ist die moralische Fallhöhe etabliert und Diskussion wird unmöglich. Ich bin strikt gegen jede Form von Rassismus, allerdings kann man den nur bekämpfen, wenn man genau hinschaut, wo es ihn gibt, und ihn nicht als Kampf-Etikett gebraucht.
Mich wundert auch, dass das alles in Reform oder Verteidigung der Kirche zu geschehen vorgibt. Streit ist gut, Auseinandersetzung ist nötig, aber diese Eskalationsstufen bringen niemandem etwas. Schon gar nicht dem Ziel jeglicher innerkirchlicher Debatte, nämlich die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die uns daran hindern, wirklich die Kirche unseres Herrn zu sein und Seine Botschaft weiterzutragen.
Seine Botschaft weitertragen
Papst Franziskus hatte dazu schon 2013 versöhnlichere Worte, als sie mir selber heute einfallen. In Evangelii Gaudium schrieb er:
„Für diejenigen, die durch alte Spaltungen verletzt sind, ist es schwierig zu akzeptieren, dass wir sie zur Vergebung und zur Versöhnung aufrufen, weil sie meinen, dass wir ihren Schmerz nicht beachten oder uns anmaßen, sie in den Verlust ihrer Erinnerung und ihrer Ideale zu führen“ (EG 100).
Wobei, versöhnlich ist das nur in dem Versuch, zu verstehen, woher die Vehemenz kommt, die in den Debatten drin steckt. Er spricht es nicht konkret auf uns hin, aber ich erkenne in dem, was der Papst sagt, viel von der schief gehenden Debatte von heute. Er ist halt doch der geistliche Versteher, unser Papst. Lesen wir weiter:
„Darum tut es mir so weh festzustellen, dass in einigen christlichen Gemeinschaften und sogar unter gottgeweihten Personen Platz ist für verschiedene Formen von Hass, Spaltung, Verleumdung, üble Nachrede, Rache, Eifersucht und den Wunsch, die eigenen Vorstellungen um jeden Preis durchzusetzen, bis hin zu Verfolgungen, die eine unversöhnliche Hexenjagd zu sein scheinen.“
Der entlarvenden Schlussfrage des Papstes in diesem Absatz schließe ich mich ausdrücklich an: „Wen wollen wir mit diesem Verhalten evangelisieren?“