Für einen Kongress des Hilfswerkes Renovabis bin ich gebeten worden, einige Gedanken zum Selbstverständnis katholischer Medien zu formulieren, bei einer Pressekonferenz an diesem Mittwoch durfte ich die auch vorstellen. Meine Gedanken dazu, auch hier vorgelegt:
Vor eineinhalb Jahren war ich zu einem Seminar in Lviv eingeladen, gemeinsam mit einem Kollegen von Radio Vatikan waren wir bei der griechisch-katholischen Uni an der Schule für Journalismus, um ein Einführungsseminar zu geben. Eines meiner Themen war die Frage nach Ethik im Journalismus. Fragestellung: „Ist Ethik nun die Basis oder eher ein Hindernis?“
Direkt daran angeschlossen hat sich in der Diskussion gleich die Frage: Müssen, sollen und dürfen kirchliche Medien „nur“ den journalistischen ethischen Regeln folgen oder gibt es da noch andere? Sind kirchliche Medien nicht deswegen ethisch besser, weil sie sich an einen Kodex halten, anders als die von der Medienwirtschaft bestimmten Medien?
Sind sie nicht. Kirchliche Medien berichten meistens aus der Kirche, nicht nur über sie. Sie haben einen Standpunkt und eine Überzeugung, die sie nicht verheimlichen. Radio Vatikan zum Beispiel ist ein Instrument des Vatikan, das weiß jeder, der uns hört oder im Netz liest. Und wir folgen nicht nur journalistischen, sondern auch kirchlich-ethischen Maßstäben.
Trotzdem spielen wir nicht außerhalb der Medien. Die Mechanismen gelten auch hier wie bei allen anderen auch. Und das ist nicht schlimm, im Gegenteil. Auch kirchliche Medien müssen sich den Marktmechanismen stellen. Es gibt Kriterien für Qualität und für Relevanz, die wir nicht ignorieren können. Sonst hört uns keiner zu.
Katholische Medien, um es etwas thesenhaft zu formulieren,
– brauchen Loyalität. Wer nicht zur eigenen Katholizität steht, wird nicht ernst genommen. Das bedeutet aber nicht, gleich einen eingebauten Filter zu haben und offizielle Sprachregelungen schlicht zu kopieren.
– brauchen Professionalität, was die Standards angeht. Natürlich ist ein Pfarrblatt etwas anderes als die Pressestelle der DBK, aber jeder muss das seine gut und richtig machen, je auf eigene Weise.
– brauchen eine klare Trennung zwischen Information und Verkündigung. Informationen, die sich nur Nutzern erschließen, die ein Vorverständnis teilen, führen in Sonderwelten.
Außerdem muss sich Kirche von zwei heiß geliebten Vorstellungen verabschieden, will sie katholische Medien unterhalten. Die eine ist die, dass der ideale Journalist ein sachverständiger Schreiber von langen Artikeln in überregionalen Blättern ist. Und die zweite ist die, Information hierarchisch kontrollieren zu können. Beides ist nicht mehr unsere Welt.