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Schlagwort: Rhetorik

What-about-ism

Veröffentlicht am 3. Januar 2018

Es ist absehbar. Wenn an dieser Stelle etwas zum Thema Armut, Flüchtlinge, Migranten, Hetze durch deutsche Politiker kommt, dann kann ich die ersten Reaktionen gleich selber schreiben.

Manche sind dumm, manche sind böse, manche sind zynisch, manche auffallend gleichlautend.

Was aber die meisten gemeinsam haben ist ein rhetorisches Mittel: Der What-about-ism, wie die US-Amerikaner das getauft haben. Es ist eine alte sowjet-Technik aus dem kalten Krieg, wollen Literaturwissenschaftler herausgefunden haben, wobei ich das nicht glauben kann, das muss mindestens 1.000 Jahre alt sein, so verführerisch das ist.

Ich habe hier ja schon mal über rhetorische Tricks in Debatten geschrieben, über den Mann statt den Ball spielen, über Umkehr der Beweislast und so weiter. Aber What-about-ism ist so verbreitet, dass man das einfach mal nennen muss. Denn eine Gefahr erkennen heißt meistens, sie auch vermeiden können. Oder auf sie reagieren können.

 

Vorwurf und moralischer Druck

 

Jemand – Cajus – macht einen Vorwurf: „Gaius hat sich schlecht benommen, er hat auf dem Schulhof Marcus geschlagen“. Das ist ein Vorwurf, dem muss man eigentlich nachgehen. Wenn dann aber Lucius, Freund von Gaius, zum Mittel des What-about-ism greift, dann hören wir auf einmal „aber Sempronius und Linus sind noch viel schlimmer, die haben nämlich …“. Anstelle der drei Punkte kann man sich dann was ausdenken und einsetzen, das spielt weiter keine Rolle.

Das mag so sein, Sempronius und Linus brauchen vielleicht auch Aufmerksamkeit, aber was Lucius mit dem What-about-ism erreicht hat ist, dass wir nicht mehr auf Gaius und das Schlagen von Marcus schauen. Auf einmal ist es nicht mehr wichtig, dass ein Unrecht geschehen ist, sondern Cajus muss sich an anderem Unrecht messen lassen und daran, warum er nicht auf das andere gezeigt hat.

Achten Sie mal drauf, ist vor allem bei populistischen Extremisten sehr beliebt.

Einfach Thema wechseln und denjenigen, der einen Vorwurf macht, moralisch unter Druck setzen („eigentlich hättest du auf den und den schauen sollen“), das ist die Methode. Nicht sehr subtil, aber effektiv.

So verdirbt man die Debatte. Erfolgreich.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Neulich im InternetSchlagwörter Diskussion, politische Debatte, Rhetorik, rhetorische Mittel, Vorwurf, What-about-ism27 Kommentare zu What-about-ism

On Bullshit

Veröffentlicht am 18. August 201715. August 2017

Platon hatte etwas gegen die Sophisten. Das seien prinzipienlose Gesellen, die ihre philosophischen Fähigkeiten für Geld verkauften, um anderen beizubringen, Menschen zu manipulieren. So in etwa treten die Sophisten – eine Philosophenschule im antiken Griechenland – in Platons Dialogen auf.

Seitdem tritt die Debatte um Rhetorik, Wirkung, Wahrheit und Prinzipien immer mal wieder auf die Bühne. Mit Donald Trump muss jetzt ein ganz neues Theater gebaut werden, um im Bild zu bleiben, so bizarr ist das Spiel geworden.

Dabei ist doch – eigentlich – alles geklärt. Rhetorisch und philosophisch. Beim Schlendern durch meinen Lieblingsbuchladen in meiner Lieblingsstadt fiel mir ein kleines Büchlein in die Hand, das sich dem Grundproblem widmet. Es ist verfasst von Harry G. Frankfurt, ehemaliger Philosphie-Professor in Princeton, USA. Sechzig Seiten sind es, etwas mehr vielleicht, und der Name Trump kommt noch nicht einmal vor. Wie auch, das Ding ist 2005 erschienen. Damals ist es ziemlich breit besprochen worden, habe ich im Nachhinein heraus gefunden, aber mit der Spitze gegen das allgemeine Geplapper in Talk-Shows und so weiter. Heute wirkt das Buch mit Blick auf eigentlich ernste Debatten geradezu prophetisch.

 

Auch unserer Sprache nicht fremd

 

Der Titel des Buches: „On Bullshit“. Ganz ernsthaft. ‚Bullshit’ ist mit seinen vielen Bedeutungen und im sprachlichen Kontext kaum zu übersetzen, weswegen es auch in unsere Sprache eingedrungen ist, nicht nur in Jugendsprache. Und deswegen heißt die deutsche Übersetzung des Büchleins auch genau so, dem Suhrkamp Verlag sei dank.

Harry Frankfurt nimmt sich nun Äußerungen vor, die als ‚bullshit’ bezeichnet werden, um zu untersuchen, was das genau ist und was es nicht ist, also was das etwa von Lüge unterscheidet oder vom Humbug.

Sein Ergebnis wird niemanden überraschen: Während etwa der Lügner sich an der Wahrheit orientiert, indem er sie verstellt, versteckt, verdrängt, ist einem ‚bullshitter’ die Wahrheit egal. Der Vorwurf ist nicht, dass er nicht die Wahrheit sagt. Der Vorwurf ist, dass die Wahrheit ihn noch nicht einmal interessiert. Wahrheit hat keinen Wert mehr.

Es geht nur um den Effekt, es geht nur um ihn selbst. Damit sei ‚bullshit’ der viel gefährlichere Feind der Wahrheit als die Lüge.

Dabei geht Frankfurt auch dem Irrtum aus dem Weg, dabei könne es sich um Versehen handeln oder um Dummheit. Teuer bezahlte Firmen mit viel Fachkenntnis seien damit beschäftigt, ‚bullshit’ zu produzieren. Damit meint er Werbung in Konsum und Politik, offensichtlich. Und schon 2005 irgendwie auch das, was uns heute jeden Tag aus der Zeitung entgegen starrt.

 

Wie hältst du es mit der Wahrheit?

 

Dass das ganze Büchlein dann auch noch sehr trocken und sprachlich mit den Augen zwinkernd daher kommt, macht es sehr angenehm zu lesen. Und weniger aufgeregt als all die Analysen, die im Augenblick durch die Zeitungsseiten getrieben werden.

Das Problem von Wahrheit und Wirkung ist nicht neu, siehe Platon. Es ist aber dominant geworden. Zeit, sich von all der Erregung zu erholen, sich nicht am emotionalen Nasenring durch die Manege führen zu lassen und nachzudenken, ob Wahrheit überhaupt noch relevant ist. Und wenn ja: was dann daraus folgt.

Die große Versuchung nennt Frankfurt ganz am Schluss, und das nicht nicht weniger wichtig als die Begriffsklärung vorher: die Versuchung ist, es mit Authentizität zu probieren. Als Philosoph warnt er davor, ganz auf authentisch zu setzen, das öffnet Bullshit Tor und Tür. Denn auch authentisch hat nicht wirklich einen Wahrheitsbezug, sondern im Kern einen Selbstbezug. Hinter einem Argument oder Auftritt muss mehr stecken als nur ein überzeugende und gewinnende Persönlichkeit. Denn die könnte ja ein Sophist sein. Oder ein Bullshitter.

 

 

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Bullshit, Philosophie, Platon, Rhetorik, Sophisten, Trump, Wahrheit24 Kommentare zu On Bullshit

… Sie als Geistlicher

Veröffentlicht am 15. September 2015

Als Fortsetzung der Debatte um meinen letzten Beitrag fühle ich mich bemüßigt, auf die Metaebene zu wechseln. Einige Beiträge, die ich frei geschaltet habe, und einige andere, die keine Beiträge sind, können nicht einfach so stehen bleiben. Da ich mich aber verzetteln würde, würde ich auf alles einzeln antworten wollen, versuche ich es also mit einem eigenen Beitrag.

Und zwar geht es um Logik. Es geht darum, wie Argumente funktionieren und wie nicht, was ein Argument ist und wie man miteinander debattiert. Die Klassiker kannten Regeln, nach denen die Logik funktioniert, und einige davon möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich nennen.

Es ist nicht immer ein direkter Bezug zu dem, was im Blog unter den Kommentaren zu finden ist, zu sehen oder intendiert, ich mache den Konflikt vielleicht bewusst schärfer, als er ist, aber dadurch wird einiges klarer.

Beginnen wir mit dem Argumentum ad hominem, wie es heißt, also der Tatsache, nicht das Argument anzugreifen, sondern die Person. „Sie als Geistlicher…“ fällt in diese Kategorie. Es geht nicht um ein Argument, sondern um den, der argumentiert und es wird ganz konkret unterstellt, dass für Geistliche andere moralische Regeln gelten als für den Rest. Das ist natürlich theologisch falsch. Richtig ist, dass öffentliche Figuren Verantwortung haben und klar und deutlich für etwas einstehen. Diese Verantwortung geht aber in alle Richtungen, aus der Tatsache der Verantwortung folgt noch nicht, dass man genau das machen und sagen muss, was erwartet wird. Diese Verantwortung kann auch heißen, dass man genau das Gegenteil machen muss, das Prophetische und das Pastorale gehören beide zum „Geistlichen“, wenn wir mal dabei bleiben.

Eine zweite der vielen logischen Regeln der Rhetorik ist die Petitio principii, also die Figur dass man das, was eigentlich zu zeigen ist, voraussetzt. Beispiel „Pornounterricht“: hier wird die Wertung, vorausgesetzt, aus der folgt, dass die Kirche dagegen sein muss, oder ein Christ, ein Katholik oder wer auch immer. Aber gerade das ist ja die Frage. Wenn ich das voarb schon setzt, dann kann ich nicht mehr miteinander sprechen. Und logisch ist es ein Fehlschluss, logisch folgt daraus nichts.

Dann gibt es noch Onus probandi, im Gericht nennt man das die Umkehr der Beweislast. Wer etwas behauptet, muss zeigen, dass es so ist. Dem Gegenüber den schwarzen Peter zuschieben ist kein sauberes, ehrliches Argumentieren. Das klingt mächtig, kommt aber meistens klein daher wie in der Formulierung „aber X ist doch …“. Das kann man machen, man schiebt durch das Wort „doch“ aber dem Gegenüber die Aufgabe zu, zu zeigen. In der Schule ist das gut und richtig, will man sich aber mit einem Thema auseinander setzen, dann muss man selber auch Argumente haben.

An dieser Stelle noch mal ein Lob der Menschen, die sich hier im Blog beteiligen. Auch wenn ich manchmal zugespitzt reagiere, finde ich die Debatten gut, sonst würde ich das ja auch nicht machen. Aber manchmal – und in der vergangenen Woche öfters – gibt es eben auch Formen der Debatte, die man auch mal genauer unter die Lupe nehmen darf.

Klingt das Oberlehrerhaft? Herablassend? Vielleicht. Das tut mir Leid. Aber die als Argumente getarnten Angriffe – die meisten davon nicht frei geschaltet, also nicht aufregen – brauchen halt manchmal Licht, um sie als das zu erkennen, was sie sind.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige KircheSchlagwörter Angriff, Argument, Beteiligung, Blog, Logik, Rhetorik129 Kommentare zu … Sie als Geistlicher

Das Gesetz des Herrn Goodwin

Veröffentlicht am 30. August 201221. August 2012

Seit ich Zeitung lese oder Nachrichten schaue lässt mich immer wieder sprachlos zurück, wie denkfrei einige Menschen den großen roten Knopf drücken und Nazi- / Hitler- / oder sonstige verwandte Vergleiche ziehen. Warum – fragt sich der denkende Mensch – tun die das? Das sind intelligente Menschen, die wissen, dass man damit Opfer beleidigt, dass man damit diese Zeit für das eigene Argument instrumentalisiert und so weiter. Trotzdem tun die das.

Seit ich im Internet Blogs verfolge oder andere Seiten mit Kommentarfunktion, häufen sich die Beobachtungen dieses Phänomens. Scheinbar glauben einige Menschen, nur so zu einer Diskussion beitragen zu können, vor allem, wenn sie geschützt anonym bleiben können.

Welch Freude, als ich dieser Tage Godwin’s Gesetz entdeckte. Zugegeben, ich bin was die logischen Gesetze des Internets angeht, nicht sehr belesen, und so war mir das bisher entgangen. Die Freude, dass sich jemand Gedanken darüber gemacht hat, warum das denn so sei, war um so gräßer. In diesem Fall war es Herr Mike Goodwin, der die Abläufe des Netzes beschrieben hat. Weiterlesen „Das Gesetz des Herrn Goodwin“

Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Blogs, Debattenkultur, Goodwins law, Internet, Kommentarfunktion, Nazi-Vergleich, Rhetorik9 Kommentare zu Das Gesetz des Herrn Goodwin

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