Es ist wie ein Schlag auf ein Wespennest. Kaum ein Thema schafft auf einen Schlag so viel Erregung wie das Thema Liturgie. Selbst das Thema Flüchtlinge muss da zumindest im innerkirchlichen Bereich etwas zurück stecken, obwohl auch das gerne Aufreger bringt. Liturgie ist da viel Erregungs-geladener. Wie jetzt wieder, als Papst Franziskus in aller Deutlichkeit „mit lehramtlicher Autorität“ die Liturgiereformen des Zweiten Vatikanischen Konzils für unumkehrbar erklärte.
Was ist es nur, dass einige Menschen vor allem bei Facebook komplett aus der Bahn fahren lässt? Ich verstehe es schlicht nicht. Dass es da viel Wirrnis gibt und Leute, die sich im echten Leben nie begegnet sind, aufeinander eindreschen und Sprache benutzen, die einen schlucken lässt, ist ja leider traurige Realität, aber ausgerechnet beim Thema Liturgie?
Da wird über Gottesdienst und Feierlichkeit gesprochen und gleichzeitig lässt die Wortwahl eine Angemessenheit völlig vermissen. Was ist es nur, dass das Thema Liturgie so vergiftet hat?
Blicken wir kurz zurück: Papst Benedikt XVI. hatte versucht, das Thema etwas aus der Schussbahn zu nehmen. Speziell durch die Zulassung der außerordentlichen Form des Ritus, zum anderen aber auch allgemeiner durch das Sprechen von der Hermeneutik der Reform, die kein Bruch sei.
Reformbemühungen
Sein Ziel hat er dadurch nicht erreicht, die außerordentliche Form des Ritus – der nicht etwa wie einige Traditionalisten sagen ein eigener Ritus ist, sondern nur eine Form des einen Ritus – hat die Lage nicht beruhigt. Siegesgeheul auf der einen, Depression oder Ärger auf der anderen Seite.
Schon hier kann man sehen, wie viele Emotionen im Spiel sind.
Jüngster Anlass, wie gesagt, war die für Papst Franziskus sehr ungewöhnliche Wortwahl von „lehramtlicher Autorität“. Das ist selten bei ihm, so selten, dass es sofort auffällt. Im Gedächtnis geblieben ist vielleicht die Schlussansprache bei der ersten Familiensynode, da hat er Kirchenrecht und Erstes Vatikanum zitiert. Jetzt also zum Thema Liturgie, die Reformen des Zweiten Vatikanums seien unumkehrbar. Das passt dazu, dass der Papst schon mehrfach hat bestätigen lassen, dass es keine „Reform der Reform“ geben werde, was Liturgie angeht. „Reform der Reform“ ist Code geworden für ein Zurückdrehen der Reformen.
Aber was hat der Papst denn betont? Erstens dass die Gemeinde keine Zuschauer sind, sondern aktiv teilhaben, direkt aus dem Konzilstext entnommen (Sacrosanctum Concilium 48). Zweitens betont er den Respekt vor gesunder Tradition und legitimem Fortschritt, auch das direkt aus dem Konzilstext. Die Umsetzung des im Konzil begonnenen brauche aber noch Zeit, liturgische Bücher seien das eine, der Wandel der Mentalität das andere, das ist sein dritter Punkt, „liturgische Bildung von Hirten und Gläubigen ist eine Herausforderung, die immer neu angegangen werden muss“.