Man muss sich manchmal schütteln oder kneifen, um sicher zu gehen, dass das alles echt ist und kein Traum. Der Kollege John Allen hat das gut beschrieben: Der Traum eines Vatikanjournalisten war es immer schon, dem Papst alle Fragen stellen zu dürfen. Aber es war klar, dass so etwas niemals passieren würde. Bis vergangene Woche, bis zum Rückflug aus Rio.
Frauenpriesterweihe, homosexuelle Seilschaften im Vatikan, Kurienreform, alles Mögliche kam zur Sprache und der Papst antwortete, klar und deutlich.
Das Geschäft der Vaticanisti ist ja normalerweise, Kaffeesatz zu lesen: Kardinal X ist am Dienstag empfangen worden, normalerweise kommt der doch am Donnerstag. Was kann das bedeuten? Und so weiter. Oder sie verfügen über Sonderwissen, was Ernennungen angeht, und werden aus dem Vatikan mit Infos versorgt, die wir normale Journalisten nicht bekommen.
Das ist nicht mehr so. Mit den Sonderinformationen haben vor allem unsere italienischen Kollegen so unglaublich falsch gelegen, dass sie klugerweise auf ihre alten Quellen nicht mehr hören. Und Kaffeesatzleserei braucht es nicht mehr, wenn der Papst selber klar und deutlich und offen und für alle spricht.
Es ist der Traum eines Journalisten und ich bin ein wenig neidisch auf die Kolleginnen und Kollegen, die dabei waren. Einfach nur, um sagen zu können, ich war dabei. Es sollte nicht sein, trotzdem genieße ich diese Pressekonferenz.
Kommunikation ist unser Geschäft. Es scheint, dass dieser Papst auch wenn er Pressekonferenzen und Interviews eigentlich nicht mag viel von Kommunikation hält. Direkt mit den Menschen, dann aber auch mit der Öffentlichkeit via die Medien. Wir alle wünschen uns hier, dass dieser Nicht-Traum noch lange anhält.