Émile Zola war erstaunt. Der französische Schriftsteller war nach Rom gekommen, um für ein Buch zu recherchieren, 1894 war das. Und bei einem Besuch im Petersdom macht er eine Entdeckung: es gibt keine Kerzen. Aber Kerzen gehören in die Kirche, unvorstellbar selbst für einen religiöser Sympathien nicht unbedingt Verdächtigen wie Zola, dass es keine gibt.
Und das hat nicht nur mit Romantik zu tun. Sondern mit ganz normalen Andachtshaltungen. Mit kurzen Besuchen, die sinnlich sein wollen. Wo man sozusagen sein Gebet hinterlässt, das brennt und vielleicht sogar raucht.
Kerzen gehören in die Kirche
Das Anzünden von Kerzen in Kirchen ist neu in Mode gekommen. „In diesen Zeiten“, möchte ich mal sagen. Ich mache das jedenfalls gerne, in die leeren Kirchen gehen wenn ich vorbei komme, ein Kerze anzünden, ein Gebet sprechen, etwas Stille halten, so in etwa.
Aber die Kerze ist wichtig. Wie andere Dinge auch. Es gibt so viele kleine spirituelle Dinge, die uns in Kontakt mit Gott bringen oder diesen Kontakt begleiten können, es ist erfreulich, die alle neu zu entdecken. Und wenn ich mit Freunden telefoniere, dann höre ich im Augenblick viele Geschichten von diesen kleinen Entdeckungen.
Neu entdecken
Es ist eine Art Kerzen-Sakrament, das wichtig ist. Bevor nun wieder einige hier in Schnappatmung verfallen: damit will ich weder Sakramentalität klein reden noch als Label auf alles Mögliche drauf kleben. Aber wie wir auch die Heiligen auf Säulen gestellt und schön unerreichbar gemacht haben, so ist es auch mit Sakramenten. Die Verbindung mit Gott ist viel zu überhöht.
Die Kerze in der Kirche zeigt uns aber, dass das mit Gott und uns manchmal auch gar nicht so schwer ist. Es muss nicht alles immer ausgefeilt sein. Es braucht noch nicht mal immer Worte. Das Durcheinander im Kopf, unsere Sorgen und Fragen werden nicht sofort geklärt. Aber eine Kerze bringt Gott mit ins Spiel.
Das ist etwas, was wir im Augenblick lernen. Oder neu lernen. Oder wieder entdecken. Zugänge zu Gott und Glauben, die ganz einfach sind und gut und hilfreich. Das sollten wir uns auch danach, wenn Gottesdienste wieder stattfinden, nicht nehmen lassen.