Groß Sankt Marien oder auch Maria vom Schnee wird in der Übersetzung die Kirche Roms genannt, die Papst Franziskus am Neujahrstag nun schon zum wiederholten Male besucht hat: Santa Maria Maggiore. Ein Muss für Romtouristen, Rompilger und seit kurzen für alle, die auf den Spuren der Päpste unterwegs sind.
Bei diesen Besuchen in Santa Maria Maggiore betet der Papst gleichzeitig öffentlich und privat. Er könnte in eine der vielen Kapellen gehen, die der Muttergottes gewidmet sind, die eigentliche Papstkapelle zum Beispiel. Aber Franziskus zieht es vor, auch für private Gebete die Öffentlichkeit nicht zu meiden. Dabei bleibt sein Gebet privat, er spricht nicht laut und lädt nicht andere dazu ein, sondern verweilt still vor der Ikone in der Seitenkapelle.
Das ist ein schmaler Grad, wenn man Zurschaustellung vermeiden will und es zeigt eine zutiefst im Gebet verwurzelte Person, wenn das – wie bei Franziskus – immer wieder gelingt. Zum ersten Mal war er direkt nach seiner Wahl dort, seitdem immer wieder, an bei Hochfesten Mariens wie zuletzt nach dem Gebet an der Mariensäule am 8. Dezember.
Salus Populi Romani
Die Ikone ist wichtig für Rom, nicht nur ist die Kirche der erste Marienort Roms, und das Wort erste ist sowohl zeitlich als auch in Wichtigkeit zu verstehen. Die Ikone wird auch direkt mit dem Evangelisten Lukas in Verbindung gebracht. Es ist also nicht irgendein Ort, an den sich der Papst begibt.
Orte sind für ihn wichtig, auch für das Gebet. Gebet ist nicht privat in dem Sinn, dass er es überall tun könnte, er möchte es an den Orten tun, wo es hingehört, sozusagen.
Damit wird diese Kirche wieder ein Stück mehr ein Bet-Ort. Und Wie Prozessionen oder Pilgerreisen zeigt der Papst, dass ein Dahin-Gehen Bedeutung haben kann. Nicht um sich zu zeigen – die zum Zeitpunkt des überraschenden Papstbesuches in der Basilika sich befindenden Touristen und Gläubige haben die Privatheit respektiert und den Papst nicht gestört. Das Dahin-Gehen zeigt aber noch einmal, dass auch das Gebet nicht ganz der Verfügung des Beters unterliegt. Der Papst will zeigen, dass es wichtig ist, aus sich selbst heraus zu gehen, wie eine seiner Lieblingsformulierungen sagt. Das gilt auch für das Beten, zeigt uns dieser Besuch. Das Gebet finde ich nicht nur in mir, ich muss mich auch aufmachen. Es ist ein Akt der Verehrung, in dem es nicht um mich selber geht, und deswegen muss ich aus mir heraus gehen.
Nicht immer, nicht für jedes Gebet, aber diesem betenden Papst ist es wichtig, besondere Zeiten an besonderen Orten zu verbringen, ganz besonders in Verbindung mit der Gottesmutter. Auch für das Gebet ist es wichtig, mal heraus zu kommen und dorthin zu gehen, wo Verehrung in Stein oder in Farbe umgesetzt wurde.