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Schlagwort: Schutz

Schutz der Schöpfung ist nicht optional

Veröffentlicht am 15. Mai 201913. Mai 2019
Aussage aus Laudato Si Der Papst in Maldonado, Amazonien/Peru, im Januar 2018. Foto Alessandro de Carolis, (c) Vatican News

Christ zu sein bedeutet, die eigenen Pflichten gegenüber der Natur und dem Schöpfer als Bestandteil des eigenen Glaubens zu sehen. Deshalb müssen Christen die ökologischen Verpflichtungen besser erkennen, die aus ihren Überzeugungen hervorgehen. Der Schutz der Schöpfung ist nicht optional. So formuliert es Papst Franziskus (Laudato Si, N5. 64, 159). Die Aussage aus Laudato Si, der Sozialenzyklika von Papst Franziskus, ist eindeutig.

Im vergangenen Jahr, im Januar 2018, war der Papst in einer Region der Welt, in der dieses Thema besonders relevant ist, in Amazonien. Im Herbst diesen Jahres, im Oktober, wird es Thema der Versammlung der Bischofssynode sein. In diesem Teil der Welt kommen die wichtigen Zukunftsfragen der Kirche zusammen: Armut und Vertreibung, Zerstörung und Ausbeutung, Wegwerfkultur und Schutz des Lebens, Zukunftsfähigkeit konkreter christlicher Gemeinschaften.

Aussage aus Laudato Si

Christsein, an den Schöpfer und Erlöser glauben, hat Folgen, konkrete Folgen. Und am Amazonasgebiet und dessen Problemen kann man das ganz konkret und dringend studieren. Und hier ist Handeln gefragt, deswegen ja auch das Thema der Synode im Oktober.

Nur ist das alles ziemlich weit weg. Wir bekommen zwar viel über Politik mit, kaum aber etwas über die konkreten Lebensumstände, die Kultur, die Probleme. Und wenn das Thema der kommenden Synode in katholischen Medien besprochen wird, dann scheint es nur ein Thema zu geben: Das der verheirateten Priester. Als ob wir entscheiden dürften, was dort debattiert werden muss. Eine Form von Ausbeutung, wenn Sie so wollen, wir wollen wieder einmal bestimmen, was zu tun ist.

Auch das ein Thema, das Papst Franziskus immer wieder nennt.

Form der Ausbeutung

Während Sie diese Zeilen lesen, bin ich deswegen unterwegs, nach Amazonien. Für zwei Wochen darf ich mit dem Hilfswerk Adveniat den nördlichen Teil Brasiliens bereisen, um besser kennen zu lernen, was in der Synode besprochen werden wird. Um nicht nur dieselben europäischen Themen zu beackern.

Ich bin kein Amazonas-Spezialist. Um so wichtiger ist es, gerade hier, wo es um konkrete Dinge gehte, die konkrete Situation kennen zu lernen.

Also bin ich zwei Wochen unterwegs. Bitte sehen Sie mir nach, dass ich nicht immer und dauern online sein kann und Kommentare vielleicht mit etwas Verspätung erscheinen.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Geschichte, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und VernunftSchlagwörter #SinodoAmazonico, amazonas, Amazonien, Enzyklika, Laudato Si, Papst Franziskus, Papstreise, Schutz, Synode, Umwelt4 Kommentare zu Schutz der Schöpfung ist nicht optional

Kulturen, Kirchenrecht und Kinderschutz: Worüber die Konferenz spricht

Veröffentlicht am 23. Februar 2019
Ergebnis der Konferenz: Sprechen über Kinderschutz und Missbrauch Ein sehr aufmerksamer und präsenter, wenn auch stiller und nachdenklicher Papst war während der gesamten Konferenz zu beobachten

Der dritte Tag, der Tag der letzten drei Beiträge bei der Konferenz, an diesem Tag stehen auf dem Programm eine Ordensoberin aus Nigeria, Kardinal Marx und eine mexikanische Journalistin (die beim Veröffentlichen dieser Zeilen noch nicht gesprochen hat). Transparenz war das Thema, aber natürlich schwang immer auch schon die Frage mit, was das Ergebnis der Konferenz sein wird. Was folgt aus der Konferenz?

Unvollständig von mir hier einige Dinge, die ich selber als die roten Fäden wahrgenommen habe. Erstens ist die Einsicht angekommen, dass es ich bei Missbrauch nicht um ein westliches Problem handelt. Noch zu Beginn der Konferenz haben sich einige Bischöfe so gegenüber Medien geäußert. Das gebe es nicht, andere Dinge wie Hunger und Krieg seien so predominant dass man keine Zeit für solche Dinge habe, und so weiter. Diese Stimmen höre ich nicht mehr.

„Kultur des Schweigens“

Es gebe eine „Kultur des Schweigens“, die oft Grund dafür sei, dass man in den eigenen Kulturen nicht darüber rede. Das Abschieden auf den „Westen“ helfe dieser Kultur, so einer der Bischöfe in einem Kurzbeitrag.

Deswegen muss sich die ganze Kirche dem stellen. „Wir“, wie Schwester Veronika es genannt hat, sich selbst einbeziehend. Alle.

Daraus muss dann zweitens eine Beteiligung aller folgen. Diese Einsicht wird immer wieder genannt, aber vorsichtig, man weiß halt nicht, was das genau heißt. Autorität in der Kirche ist ein heißes Eisen, trotz allem. Frauen und Laien sollen einbezogen werden, den konkretesten Vorschlag hat Kardinal Blase Cupich dazu gemacht, das darf jetzt nicht schon wieder versickern. Und es reicht auch nicht eine symbolische Einstellung von Frauen in Entscheidungspositionen in Bistümern bei uns. Da muss mehr passieren.

Ergebnis der Konferenz

Drittens gibt es nicht die eine Lösung für alles. Die Kulturen sind zu verschieden, als dass es die eine Lösung gäbe. Viele haben in den vergangenen Tagen verlangt, der Papst solle quasi mit einem Federstrich jetzt alles ändern. Und ihm damit implizit vorgeworfen, er würde nicht genug tun.

Das geht leider so nicht. Außerdem führt der Papst nicht über Machtworte, auch wenn das einige gerne hätten. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Das ist anstrengend, aber nachhaltiger.

A proposito die eine Lösung: was es trotz aller Verschiedenheit doch geben muss sind klare Verfahren in der Kirche. Absprachen und Regeln, kurz das Kirchenrecht muss hier funktionieren. Und eingehalten werden.

Viele Formen von Missbrauch

Fünftens kam immer wieder durch, dass es noch viel mehr Formen von Missbrauch gibt, als den Missbrauch an Minderjährigen. Auch das muss auf den Tisch. Alles gründet im Missbrauch von Macht, da muss die Kirche ran.

Einige Kommentatoren haben zu Beginn der Konferenz an das Jahr 2010 erinnert, als ein prominenter und wichtiger Kardinal auf dem Petersplatz Papst Benedikt öffentlich ansprechend behauptet hat, das seien alles Verleumdungen. Die Zeiten sind vorbei. Viele Dinge sind nun weltkirchlich auf dem Tisch. Einige habe ich hier genannt.

Jetzt bitte muss das konkret werden.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter #PBC2019, Kinderschutz, Konferenz, Missbrauch, Papst Franziskus, Schutz, Vatikan9 Kommentare zu Kulturen, Kirchenrecht und Kinderschutz: Worüber die Konferenz spricht

Kinderschutz-Konferenz: Worum es geht. Und worum nicht.

Veröffentlicht am 16. Januar 201916. Januar 2019
Missbrauch verstehen: Das Gebäude der Glaubenskongregation in Rom, wo die Aufklärung und Verurteilung von Tätern angesiedelt ist Missbrauch verstehen: Das Gebäude der Glaubenskongregation in Rom, wo die Aufklärung und Verurteilung von Tätern angesiedelt ist

Es ist der Wille und die Entscheidung der ganzen Kirche, dass sexueller Missbrauch nie wieder vorkommen, nie wieder vertuscht und nie wieder herungergespielt wird. Papst Franziskus war in seiner Weihnachtsansprache an die Kurie im Vatikan klar und eindeutig, und das nicht das erste Mal. In seinem Brief an die US-Bischöfe in den vergangenen Wochen war er noch einmal konkreter: das Ganze ist keine Organisationsfrage, sondern eine Mentalitätsfrage. Es geht um Bekehrung und Einsicht, letztlich um einen anderen Umgang mit Macht und Autorität.

Es bleibt aber die Frage offen, wie wir das, was an Leid und Verbrechen bislang hat geschehen können, bewerten. Und das unter anderem auch deswegen wichtig, weil wir nur durch Verstehen von Missbrauch effektiv verhindern können, dass es wieder passiert. Das gilt vor allem für die Konferenz, die zu den Themen Kinderschutz, Aufklärung und Prävention von Missbrauch im Februare hier im Vatikan stattfinden wird.

Missbrauch durch Verstehen verhindern

Nun taucht in den vergangenen Monaten immer wieder eine Deutung auf, die mich etwas unruhig macht. Fast schon zur Karrikatur verzerrt etwa in den diversen Briefen des ex-Nuntius Viganò. Oder in Interviews.  Aber auch in eher ruhigen Analyse-Stücken wie etwa dem von George Weigel, einem US-Journalisten und Papst-Kenner, jedenfalls was Johannes Paul II. angeht.

Bleiben wir bei Weigel: der spricht über die Konferenz im Februar und fordert, dass die Beschlüsse oder Beratungen die empirischen Ergebnisse reflektieren müssen. Das fällt zusammen mit zwei weiteren Forderungen Weigels, nämlich der nicht auf ideologische Lösungen zu setzen und damit eigene Interessen in die Debatte einzuschleusen (Stichwort Abschaffung des Zölibats), sowie genau hinzuschauen, was zur Krise hat führen können, „Klerikalismus!” zu rufen reiche nicht aus. Soweit, so richtig.

Kinderschutz und Homosexualität

Dann aber sagt Weigel, dass man mit Blick auf die Daten nicht von „Kinder”-Schutz sprechen könne, es gehe vor allem (und er spricht von der katholischen Kirche) um Jungen. Außerdem sei das Sprechen von Pädophilie in diesem Zusammenhang falsch. Es gehe um heranwachsende Jungen und junge Männer, die Opfer von Missbrauch geworden seien.

Das Narrativ dahinter wird deutlich: die Missbrauchs-Debatte müsste eigentlich eine Homosexualitäts-Debatte sein. Viganò vertritt das mit Vehemenz, andere sich selbst vor allem gerne als laubens-Kontrolleure aufspielende Webseiten englischer Sprache auch. George Weigel tut es eher zurückhaltend und fragend, aber trotzdem in dieselbe Richtung denkend.

Wenn das aber so wäre, dann wären auch die Lösungen klar. Anstatt über Homosexualität zu reden, wäre die Ablehnung oder die Erklärung, das sei eine Krankheit, ausreichend. Anstatt Haltungen zu überdenken, würden sie verstärkt, und das auch noch mit dem Verweis auf die Krise.

Keine Ideologien, bitte!

Aber machen wir das, was Weigel fordert, schauen wir die Daten an, in unserem Fall in die MHG Studie. Die wird zwar oft kritisiert, aber es sind erst einmal Daten, und auf die sollen wir ja schauen. Korrekt werden in der oben genannten Deutung die Daten wieder gegeben, ich zitiere aus der Studie:

„Dokumentierte Hinweise auf eine homosexuelle Orientierung lagen bei 14,0 Prozent bzw. 19,1 Prozent [an dieser Stelle bezieht sich der Text auf zwei verschiedene Studien] der beschuldigten Kleriker vor. Dies war gegenüber der Vergleichsgruppe aus anderen institutionellen Kontexten wie z.B. Schulen (6,4 %) stark erhöht. In Teilprojekt 2 fanden sich bei 72 Prozent der interviewten beschuldigten Kleriker Hinweise auf eine homosexuelle Orientierung und bei 12 Prozent der interviewten nicht beschuldigten Kleriker.“

Das unterstützt scheinbar erst einmal die Deutung Weigels. Mit Blick auf die Daten muss festgestellt werden, dass es zumindest im Vergleich in der katholischen Kirche mehr Missbrauch unter homosexuellen Vorzeichen gibt.

Zahlen sind noch keine Analyse, Analyse noch keine Interpretation

Aber, und das ist ein großes und wichtiges aber, Zahlen sind noch keine Analyse. Anlyse ist noch keine Interpretation. Und gerade bei einem solchen Thema muss das sehr vorsichtig passieren, denn selbst Weigel fordert ja, keine ideologischen Thesen dem Thema aufzudrücken.

Also zitiere ich noch einmal aus der Studie, die sich die eigenen Zahlen anschaut: „Monokausale Erklärungen für das deutliche Überwiegen männlicher von sexuellem Missbrauch betroffener Kinder und Jugendlicher durch Kleriker der katholischen Kirche greifen zu kurz.” Das ist ausdrücklich auf das Thema Homosexualität gesprochen. Es gebe verschiedene Erklärungen, warum die Zahlen so seien, wie sie sind. Die Interpretation, die Missbrauchs-Thematik sei in Wirklichkeit eine Homosexualitäts-Thematik, geht damit an den Zahlen vorbei.

Die MHG-Studie zählt dann andere mögliche Interpretationen auf, etwa die Frage nach der katholischen Sexualmoral zur Homosexualität, außerdem der zölibatären Lebensweise in Verbindung mit unreifen und abgewehrten homosexuellen Neigungen. Um dann zu schließen „das komplexe Zusammenspiel von sexueller Unreife, abgewehrten und verleugneten sowie die zum Zeitpunkt der Berufswahl möglicherweise latenten homosexuellen Neigungen in einer ambivalenten, teilweise auch offen homophoben Umgebung könnte also eine weitere Erklärung für das Überwiegen männlicher Betroffener beim sexuellen Missbrauch durch katholische Kleriker bieten.” Um dann anzuschließen: „Allerdings sind weder Homosexualität noch Zölibat eo ipso Ursachen für sexuellen Missbrauch von Minderjährigen.“

Deutungen

Und damit sind wir bei der Deutung der Missbrauchs-Krise. Der Verweis – direkt oder indirekt – darauf, dass es sich hier um eine Homosexualitäts-Problematik handle, trägt nicht. Ich würde sogar sagen, der macht „blind”, wie die Bibel sagen würde, er lässt die Wirklichkeit nicht sehen. Mit der Aufforderung, keine Ideologie in die Debatte zu bringen, kommt sie durch die Hintertür wieder rein, getarnt als faktenbasierte Interpretation.

Mit der MHG Studie müssen wir aber sagen: „Homosexualität ist kein Risikofaktor für sexuellen Missbrauch. Die Studienergebnisse machen es aber notwendig, sich damit zu beschäftigen, welche Bedeutung den spezifischen Vorstellungen der katholischen Sexualmoral zu Homosexualität im Kontext des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zukommt.” So wird ein Schuh draus.

Ja, die Studie wird kritisiert, aber sie wird auf wissenschaftlicher Basis kritisiert. Und das ist ja gut so, nur so kommen Debatten und damit Fortschritt in Einsicht zu stande. Die Studie gibt der Katholischen Kirche auch noch kräftig einen mit, wenn es um das Verständnis von Homosexualität geht: „Von der Kirche in diesem Zusammenhang verwendete idiosynkratische Terminologien wie jene einer „tief verwurzelten homosexuellen Neigung“ entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage.”

Mögliche Lesarten und Interpretationen der Daten führen zumindest die Fachleute zu anderen Schlüssen, als die oben genannten es gerne hätten. George Weigel hat recht, die Debatte darf nicht ideologisch geführt werden. Anders formuliert: die Kirche muss zuhören, jedem einzelnen Betroffenen, Opfer und Überlebenden, aber auch den Zahlen.

Vor allem aber ist das die Aufforderung, jetzt nicht das Thema wechseln zu sollen.

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Rom, VatikanSchlagwörter Homosexualität, Kinderschutz, Konferenz, MHG-Studie, Missbrauch, Schutz, Vatikan, Wissenschaft22 Kommentare zu Kinderschutz-Konferenz: Worum es geht. Und worum nicht.

Der Kern des Politischen

Veröffentlicht am 12. Juli 201811. November 2018
Der Papst und der Politiker

Es ist Mode geworden, das Wort „Staatsversagen“ zu gebrauchen. Jede Menge Titel in Blättern und im Netz, viele Reden und auch hier in der Kommentarsektion meinen einige, dieses Versagen behaupten zu können. Es geht natürlich um 2015 und die Folgezeit, um den Umgang mit Flüchtlingen.

Wie bitte?, mag man meinen. Einer der reichsten und stabilsten Staaten in Europa spricht vom Versagen? Unser politisches System ist stabil, unsere Verwaltung, unsere Rechtsprechung. Aber bis hin zu Ministern meinen einige, von Versagen sprechen zu müssen?

Der Papst und der Politiker

Der Mythos vom Staatsversagen lautet, die Obrigkeit hätte uns vor den Flüchtlingen, die uns etwas wegnehmen, schützen müssen, dies dann aber nicht getan. Im Gegenteil, statt des Schutzes hätte sie, die Obrigkeit, diesen Schutz (= die Grenze) bewusst geschwächt.

Natürlich ist nicht immer alles was die Politik oder die Verwaltung macht richtig. Aber Messwert für das Funktionieren eines Gemeinwesens ist doch nicht und kann doch nicht die Abwesenheit von Problemen sein. Messwert ist nur, wie ein Gemeinwesen damit umgeht, wie es aus Fehlern lernt.

 

Was wir lernen

 

Deutschland erreicht vielleicht die selbst gesteckten Umweltziele nicht. Ist das Staatsversagen? Davon spricht keiner. Deutschland entgehen jährlich riesige Beträge, weil einige ganz Reiche ihr Geld verstecken. Staatsversagen? Keiner sagt das. Wir wollen die Ursachen von Flucht bekämpfen, kürzen aber den dafür vorgesehenen Haushaltsposten um eine Milliarde, ist das schon Staatsversagen?

Es geht bei denen, die mit dieser Vokabel um sich werfen, nur um die Flüchtlingsfrage.

Und an dieser Stelle möchte ich bezweifeln, dass es die Aufgabe der Politik ist, uns Probleme vom Hals zu halten. Uns zu schützen, ja, deswegen gibt es das Gewaltmonopol. Aber Politik ist mehr als das Draußen-Halten von Problemen.

 

„Their problems are our problems”

 

Kern des Politischen ist etwas anderes. Darf ich Papst Franziskus zitieren, der hat es in seiner Rede vor dem US-Kongress 2015 sehr deutlich ausgedrückt: „Their problems are our problems”. Wer sich nicht mit den eigenen Problemen zufrieden gibt, sondern Verantwortung für andere übernimmt, macht sich ihre Probleme zu eigen. Und er bekommt auch Probleme, die er sich gar nicht ausgesucht hat. Klimafragen, Hunger, Zugang zu Wasser, und natürlich die vielen mit Migration und Flucht verbundenen Fragen. Weiterlesen “Der Kern des Politischen”

Kategorien Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, Kirche und MedienSchlagwörter Flucht, Flüchtlinge, Gesellschaft, Migration, Papst Franziskus, Politik, Schutz, Staat65 Kommentare zu Der Kern des Politischen

Liebe Freunde der Elefanten …

Veröffentlicht am 25. Januar 201326. Januar 2013

Der Elefant König Ludwig IX.„Der Vatikan verteidigt Elefanten, die kirchliche Soziallehre und seinen eigenen Namen.“ So beginnt ein Artikel auf der Webseite einer italienischen Zeitung über einen Austausch zwischen der Zeitschrift ‚National Geographic’ und dem Vatikan. Ursache war ein Artikel im NG im vergangenen Oktober, der der Kirche allgemein und dem Vatikan im Besonderen vorwarf, nichts gegen den Elfenbeinschmuggel zu tun und damit Verantwortung zu tragen für den Tod und das Aussterben des Elefanten.

„Liebe Freunde der Elefanten“, so beginnt Vatikansprecher Federico Lombardi seine Antwort an das Magazin. Der Artikel hatte Pater Lombardis eMail Adresse angegeben und indirekt dazu eingeladen, nachzufragen, wie denn der Vatikan zu Elefanten stehe. Mit Erfolg, viele eMail habe das Pressebüro des Vatikans dazu erreicht, so Lombardi.

In seinem Brief weist er nun die Vorwürfe zurück: So gäbe es im Vatikan selber nichts aus Elfenbein zu kaufen, der Vatikan habe nie zur Nutzung aufgerufen oder diese verteidigt. „Ich bin 70 Jahre alt und kenne die Kirche und ihre Leitung auf der Welt, von Rom angefangen, recht gut. Ich habe niemals auch nur ein Wort gehört oder gelesen, das den Gebrauch von Elfenbein in der Kirche ermutigt. Es ist bekannt, dass es Objekte dieser Art gibt, meistens alte, weil es in der Vergangenheit als schön und wertvoll galt.“ Lombardi betont, dass der religiöse Wert nicht mit dem materiellen verwechselt werden dürfe. Nur weil etwas wertvoll sei, sei es noch nicht ‚religiöser’.

Ferner sei es Bestandteil der kirchlichen Soziallehre, für den Erhalt der Schöpfung einzutreten, so Lombardi, und das schließe die Biodiversität ein, also auch die Elefanten.

Wenn Sie das eine oder andere mal beim Lesen dieser Zeilen gelächelt haben sollten: Mir ist das auch gegangen. Trotzdem ist das nicht nur komisch. Der National Geographic hat recht, auf dieses Thema hinzuweisen und Anwalt zu sein, und Pater Lombardi hat recht, die Kirche hinter diese Bemühungen zu stellen.

Eine kleine Miniatur, dass es nicht immer nur um die ganze Welt, die Menschheit und die großen Begriffe geht. Überzeugungen müssen konkret werden. Zum Beispiel für die Elefanten.

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Neulich im Internet, VatikanSchlagwörter Elefant, Elfenbein, Lombardi, National Geographic, Schutz, Soziallehre, Umwelt1 Kommentar zu Liebe Freunde der Elefanten …

Amsterdamer Pranger

Veröffentlicht am 2. Januar 2013

Kennen Sie das Buch „Katholiken“ von Brian Moore? Oder den danach gedrehten Film mit Martin Sheen? Es ist in den 70er Jahren geschrieben und spielt ein Gedankenexperiment durch: Die damals als „Liberale“ bezeichneten haben in der Kirche das Ruder übernommen und gebärden sich genauso rigide und unterdrückerisch, wie sie es davor den so genannten „Konservativen“ vorgeworfen hatten.

Aber es soll bei diesem Blogeintrag gar nicht um die Kirche gehen, sondern nur um die Perspektive des umgedrehten Machtspiels. Mir ist das Experiment Moores eingefallen, als ich im Spiegel die Meldung vom Amsterdamer Pranger gelesen habe. Nachgeschaut habe ich dann auch im Algemeen Dagblad und in anderen Medien.

Es geht darum, dass „Alltagsterroristen“ aus dem normalen Leben einer Stadt herausgenommen und – zeitweise – in kleine Wohnsiedlungen am Rande der Stadt umgesiedelt werden sollen. Es geht nicht um Verlagerung im großen Stil, aber um Trennung. Und die Idee dahinter klingt auch plausibel: Nicht die Opfer von Mobbing, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie sollen die Folgen von Übergriffen tragen, indem sie vielleicht aus ihrem Stadtviertel wegziehen müssen, sondern die Störer. Sehr gerecht.

Los geht es in Amsterdam Anfang diesen Jahres. Unliebsame oder störende Nachbarn können auf speziellen Webseiten gemeldet werden. Diese Fälle werden gesammelt und später ausgewertet. Während die Störenfriede dann in Containern wohnen müssen, sollen sie dort polizeilich kontrolliert werden.

Warum mich das an das Gedankenexperiment Moores erinnert? Weil es um mehr geht als nur den Schutz der Opfer von Alltagsterror und allerlei Feindseligkeiten. Es geht um Werte. Der Bürgermeister von Amsterdam, Eberhard van der Laan, spricht von den liberalen Werten der Stadt, die es zu verteidigen gelte.

Ich übersetze: Liberalität bedeutet hier Toleranz und Weite. Und es bedeutet auch, nicht gleich zu Gegengewalt greifen zu wollen, wenn irgend jemand übergriffig stört oder Schlimmeres; damit will man die Gewaltspirale vermeiden, aus der man nicht mehr heraus käme: Mehr Kameras, mehr Polizisten, mehr Kontrolle.

Aber mir drängt sich auch eine andere Übersetzung auf: Weil Amsterdam liberale Werte verteidigen will, gehen genau eben diese liberalen Werte über Bord. Es riecht ein wenig nach Segregation. Kein Wunder, dass sich die sozialdemokratische Stadtregierung plötzlich im selben Boot befindet wie Rechtspopulist Geert Wilders.

Wie gesagt, die Schwachen sollen verteidigt werden und die Täter nicht den Nutzen der Liberalität für sich in Anspruch nehmen können. Das ist löblich. Aber ein mulmiges Gefühl bleibt mir da: Wo endet das? Und: Wer entscheidet, wo es endet?

Kategorien Allgemein, Neulich im InternetSchlagwörter Amsterdam, Gewalt, liberal, Pranger, Schutz, Staat, Werte2 Kommentare zu Amsterdamer Pranger

Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung: Zwei Experten im Interview

Veröffentlicht am 7. Februar 20127. Januar 2013

Jörg Fegert und Hubert Liebhardt im Gespräch über den Missbrauchs-Kongress in Rom, über Schutzräume für Kinder und über kulturelle Unterschiede im Sprechen über Missbrauch.

Seit Montag tagen in Rom über 100 Bischöfe, 40 Ordensobere und 80 Spezialisten zum Thema Missbrauch von Kindern durch Kleriker. Unter den Teilnehmern am Kongress an der Universität Gregoriana sind auf deutschsprachiger Seite unter anderem Jörg M. Fegert, Professor für Kinderpsychatrie am Universitätsklinikum Ulm, und Hubert Liebhardt, Diakon und Direktor des Zentrums für Kinderschutz in München, das die Universität Gregoriana gemeinsam mit der Universität Ulm und dem Erzbistum München und Freising gegründet hat. Hören Sie Jörg Fegert und Hubert Liebhardt im Gespräch.

 
Teil 1 des Interviews
https://blog.radiovatikan.de/wp-content/uploads/2012/02/ITV1.mp3

Herr Prof. Liebhardt, wie kam es zu der Gründung dieses Zentrums?

Wir sind seit letztem Jahr mit der päpstlichen Universität Gregoriana sehr intensiv im Gespräch, um ein Zentrum für Kinderschutz aufzubauen. Im kirchlichen Kontext beschäftigen wir uns mit dem Thema natürlich schon länger.

 

Herr Prof. Fegert, sie sind schon länger, nämlich ihr ganzes Berufsleben mit diesen Fragen beschäftigt.

Mein erster Fall als Arzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie war ein Mädchen, das sexuell missbraucht worden war. Damals fand man in Lehrbüchern noch überhaupt nichts zu dem Thema. Mir ist dieses Thema über meinen ganzen beruflichen Weg Begleiter gewesen, weil es mich sehr bewegt hat, wie wir diesen betroffenen Kindern eine bessere Versorgung gewährleisten können. Weiterlesen “Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung: Zwei Experten im Interview”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, InterviewSchlagwörter e-learning, Fegert, Gregoriana, Kongress, Liebhardt, Missbrauch, Prävention, Rom, Schutz, Universitätsklinikum Ulm, Zentrum für Kinderschutz17 Kommentare zu Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung: Zwei Experten im Interview

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