Selbst der Vatikan-Fragebogen zur Familie hat es mittlerweile ins Museum geschafft: In Bonn dreht sich eine kleine aber gute Ausstellung um die Sexualmoral der Deutschen seit dem Krieg. Einige Päpste sind zu sehen – Franziskus und Paul VI. auf Spiegel-Titeln – und eben der Fragebogen mit einigen Antworten aus dem Erzbistum München und Freising.
Die Ausstellung im Haus der Geschichte spricht im Titel vom Wandel der Sexualmoral. Da steht zwar ein Fragezeichen, aber genau diese Veränderungen werden gezeigt. „Schamlos“ heißt diese Ausstellung, die einen Wandel zeigen will.
Was mir aber in all dem viel interessanter erscheint, ist was sich durch all den Wandel eben nicht geändert hat. Man kann sagen, dass die Sexualmoral viel freier, unverkrampfter geworden sei, weniger bigott. Aber gleichzeitig haben sich viele Dinge nicht geändert, und man muss schon zwei Mal hinsehen, um das zu entdecken.
Da ist der Hingucker-Effekt. Nackte Haut war sehr viel weniger zu sehen, aber das angeblich so verruchte war auch in den 50er Jahren ein Magnet, genau so wie es die viele Nacktheit in der Öffentlichkeit heute ist. Und auch die Ausstellung kann es sich nicht verkneifen, damit zu spielen, siehe Foto weiter unten.
Sex sells nun mal
Auch die Rollenzuschreibungen haben sich nicht unbedingt gändert. „Die Frau als Hüterin der christlichen Familie wählt CDU“ würde heute zwar keinem Parteiorganisator mehr einfallen, aber trotzdem bleiben die Rollen doch ziemlich fix, bei allem Wandel. Auch hier hilft der Blick auf das Foto weiter unten: Sex sells, und zwar der weibliche. Weiterlesen “Sitten sind das!”