Neulich in der Zeitung: Der International Herald Tribune veröffentlicht einen Artikel zur Frage, wie Algorithmen mit den Produkten menschlichen Denkens umgehen. Einen ähnlichen Beitrag fand ich noch in einer anderen Zeitung. Es geht um Kaggle, ein Internet- Startup. Programmierer werden zu einem Wettbewerb geladen: Sie sollen Algorithmen finden, die Schulessays genau so bewerten wie die Lehrer das mit den zur Verfügung gestellten standardisierten Texten tun.
Diese elektronischen Maschinen können also mit Grammatik umgehen, mit Syntax, mit Rechtschreibung und – was vielleicht das Verblüffendste ist – mit Stil. So behaupten jedenfalls die Veranstalter. Und sie scheinen Erfolg zu haben.
Was mich dabei beunruhigt ist noch nicht einmal die Tatsache, dass menschliche Texte von Maschinen beurteilt werden, geistige Produkte unseres Hirns folgen schließlich auch Regeln, auch wenn die uns nicht immer offensichtlich sind.
Was mich beunruhigt ist die Tatsache, dass es offensichtlich einen Markt für solche Maschinen gibt. Weltweite Maßstäbe, gesetzt von Rechenprogrammen, für das Maß aller Schüler überall.
Der Verkaufskick: Es wird billiger, schließlich braucht man keine Lehrerarbeitszeit mehr dafür, die langweiligste ihrer Arbeiten wird ihnen abgenommen und sie haben mehr Zeit für wichtige Dinge. Der mit eingekaufte Nachteil: Standardisierung. Und wieder werden wir etwas gleicher.
Ich will hier nicht als Kulturpessimist auftreten, ich finde Rechner toll und die sich verändernde Welt faszinierend. Aber gleichzeitig mahnt mich das daran, die Augen offen zu halten. Eine durch einen Rechner vergebene Note hat den Geruch von „Objektivität“, Einspruch wird unmöglich, auch die „der-Lehrer-war-Schuld“ Entschuldigung zieht nicht mehr. Es wird alles etwas weniger menschlich.