Der Osten Deutschlands ist weltweit am weitesten ‚entglaubt’. Das sagt eine Studie der Universität Chicago. Das sei verständlich, sagten mir heute Mittag unisono der Diözesanadministrator des Bistums Dresden Meißen, Michael Bautz, und der Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt. Schließlich sei das Land durch zwei Diktaturen gegangen. Da sei es schwer, als Bischof für alle da zu sein, auch wenn das zur Aufgabe gehöre, so Ipolt.
Christ zu sein sei diskriminiert oder belächelt worden, fügte in einem Pressegespräch der Ministerpräsident Sachsens, Stanislaw Tillich an. Aber gerade dieser Landstrich stellt das Orchester, das ausgerechnet in Rom dem Papst zum Geburtstag ein Konzert ausrichtet. Wie geht das zusammen?
Ministerpräsident Tillich betont den Weg der Kultur. In einem anderen Blogeintrag habe ich ja bereits meine Zweifel an diesem Weg geäußert, aber vielleicht liege ich ja auch falsch:
„Wir hatten unlängst die Ausstellung der Madonna von Foligno und der sixtinischen Madonna in der sächsischen Gemäldegalerie. Allein in vierzehn Tagen sind 200.000 Menschen gekommen, um sich diese zwei Gemälde anzusehen. Jeder, der vor diesen Gemälden steht, fragt sich, was der Künstler mir mit diesem Gemälde sagen will. Ich glaube, dass das ein wunderschönes Signal ist, dass Menschen anders als die Statistiken es sagen sich dafür interessieren, was ihr Leben bestimmt hat. Ich denke, dass der Weg zum Glauben auch durch Kunst beschritten werden kann.“
Genau hierzu leiste das Konzert in Rom einen Beitrag:
„Mendelsohn hilft, 800 Jahre Thomaner in Leipzig helfen. Gerade in der Erinnerung und der Bewahrung dieser kulturellen Traditionien steckt ja eine Stärke, ohne Vergangenheit keine Zukunft. Deswegen glaube ich, dass gerade die Menschen in unserem Landstrich auch von heute von diesem Konzert profitieren werden, dass diejenigen, die an Gott glauben, sich bestärkt fühlen und die anderen neugierig werden.“