Der Kirche soll keineswegs ihre Bedeutung für den Einzelnen und das Ganze abgesprochen werden. Der Glaube, auf dem sie fußt, bleibt auch im 21. Jahrhundert mächtig – nicht im politischen Sinne, wohl aber als fester Boden, auf dem viele Menschen stehen und leben. Christentum ist die Ehrfurcht vor Gott und das Bekümmern und Mitfühlen um die und mit den Menschen. Wenn die Kirche sich als Machtapparat, Selbstzweck und Lehrmeinungserhaltungsmaschine versteht, wird ihre Bedeutung, politisch wie gesellschaftlich, weiter abnehmen. Aber sie hat Zukunft, wenn sie das bleibt, was im Credo mit einem altertümlichen Begriff “die Gemeinschaft der Heiligen” genannt wird, also der Gläubigen, die christlich denken und leben. Dies setzt Erneuerung voraus, auch vom Vatikan aus. Selbst Jesus war zu seiner Zeit revolutionär – man lese nur die Jesus-Bücher von Joseph Ratzinger.