Morgens, früh, sehr früh. Aufstehen. In den Tagen der Synode bin ich früher auf den Beinen als sonst, das Jesuitenhaus in dem ich wohne ist voller Synoden-Gäste, wenn man in Ruhe frühstücken will – und das ist ein Muss für mich – dann muss das sehr früh sein. Kaffee ohne Thema, ohne Fragen, ohne Debatte. Außerdem will ich vorher noch die Zeitung lesen und meine Notizen für den Tag durchgehen. Da ist das Radio doch geruhsamer als Arbeitsort.
8.30 Uhr: Ankommen in der Synodenaula. Unten, im Foyer, trifft sich alles. Bischöfe und Kardinäle, Helfer und Auditoren. Eine gute Kontaktbörse, man fragt die Stimmung ab, informiert sich über die Arbeit, scherzt und macht Small-Talk. Manchmal aber erwische ich auch eine wirklich gute – wenn auch kurze – Unterhaltung. Und da man sich hier schon länger täglich sieht, kennt man sich auch besser.
8:50 Uhr: Ich mache mich auf nach oben, zwei Stockwerke rauf, zu meinem Platz. Zuvor noch ein Griff in mein Postfach – jeder Synodenteilnehmer hat ein Postfach – in dem immer eine Presseschau liegt. Der Vatikan stellt zusammen, was alles über Synode und Vatikan und sonstigen wichtigen Ereignissen veröffentlich wurde und stellt und das zur Verfügung. Meistens ziehe ich das dann aber abends mit schlechtem Gewissen aus der Tasche, „schon wieder nicht gelesen.“
Die Lobby ist der wichtigste Ort
9:00 Uhr: Gebet in der Aula. Vor der Sitzung wird gebetet, nicht kurz ein Vaterunser, sondern ein Teil des Stundengebetes. Dazu stehen wir Presse-Menschen hinten oben im Saal, unsere Plätze sind noch vom Chor der Sixtinischen Kapelle besetzt. Natürlich nicht vom ganzen Chor, aber von einigen Sängern, die das Gebet vortragen. Meistens sind auch andere Kollegen dabei, für die das die einzige Gelegenheit ist, während der Sitzung in die Aula zu kommen und zu filmen. TV braucht Bilder.
Dann beginnt die Sitzung. Wir gehen in unseren Pressebalkon, die Kollegen werden herausgebeten, die Blöcke werden gezückt, die Computer aufgeklappt. Kardinal Baldisseri, der Sekretär der Bischofssynode, erklärt das Programm für den Tag und einer der vier Präsidenten, die jeweils für einen Tag leiten, beginnt mit der Moderation.
Wir bekommen stapelweise Papier, die Beiträge der Synodalen zum mit- und gegenlesen. Einige lesen ab – sehr angenehm für uns – einige fassen ihre längeren Statements zusammen – da ist dann eifriges Blättern gefragt. Schnell verwandelt sich der Sitzplatz mit Rechner, Papier, Stiften, Blöcke und dergleichen in ein Abbild meines Schreibtisches im Radio: irgendwie ist da immer zu viel drauf.
10:30 Uhr: Kaffeepause. Siehe Ankommen in der Aula, ein wichtiger Kontaktort. Die Kollegen von Radio Vatikan streichen umher und sehen zu, wen sie interviewen können. Die Schlange vor dem Kaffee ist lang, die Kleinigkeiten zum Essen sind schnell weg.
Im Foyer hat auch der Foto-service einen Stand, einige Synodalen sind in die Bildschirme vertieft auf der Suche nach einem Foto von ihnen mit dem Papst. Das muss doch irgendwo sein …
Meistens stehe ich mit meinen Kollegen zusammen, wenigstens für einige Minuten, uns abzusprechen: Pater Federico Lombardi, unser Chef, Romilda Ferrauto (französisch), Manuel Dorantes (spanisch), Tom Rosica (englisch) und ich. Weiterlesen „Mein Synodentag“