Und erst mal in den Petersdom: Es ist mir eine gute Tradition geworden, nach Urlaub oder längeren Abwesenheiten früh morgens in diese unglaubliche Kirche zu gehen, sozusagen um den Kontakt wieder aufzunehmen. So auch jetzt wieder.
Und obwohl ich ja wirklich nicht selten mit dem Bau zu tun habe, ist er jedes Mal doch wieder irgendwie eine Kombination aus fremd und vertraut. Jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit schaue ich drauf, ich mache Übertragungen und kenne per TV-Kamerablick jeden Winkel, aber jedesmal drinnen ist es doch wieder etwas fremd. Vielleicht ist das ja genau die Motivation dafür, immer wieder dorthin zu gehen.
Und wie immer gehe ich früh morgens hinein, wenn die Türen öffnen, vor den Mengen. Den Massen. Selbst mit mehreren Hundert Pilgern und Besuchern wirkt der Petersdom morgens fast leer.
Und dann kommen die Mengen. Alle kommen. Und die Kirche verwandelt sich in ein großes Museum. Und man sieht, wie viele Menschen nicht recht wissen, was tun. Wie verhält man sich in einer Kirche, wenn man das von zu Hause nicht kennt? Und dann auch noch: wie verhält man sich in einer so großen Kirche? So gigantischen Kirche?
Morgens um sieben
Vor einigen Jahren war ich in Vietnam, und dort haben wir auch buddhistische Tempel besucht. Und an meinen Fragen und meinem Verhalten dort mache ich heute das Verhalten der vielen Besucher fest. Mir war nicht klar, was das genau ist, so ein Tempel. Ist der heilig? Oder „nur“ ein Gebetsraum? Darf man da als Nichtbuddhist eigentlich rein? Was muss ich tun? Was darf ich nicht tun? Was für Kleidung darf ich tragen oder muss ich tragen? Und was nicht?
Die Hilfe eines Ortskundigen hat geholfen, aber auch das Umsichschauen hilft: Schuhe-aus zum Beispiel kann man so lernen.
Fremdheit lernen
Das geht in etwa auch in den Köpfen all derer vor, die nach Sankt Peter strömen. Jedenfalls, wenn sie sich die Mühe machen. Und ganz ehrlich: die meisten tun das. Schon vor der Kirche bekommt man ja klar gesagt, was nicht geht, etwa an Kleidung.
Drinnen dann ist es laut. Gruppen bekommen erklärt, was sie gerade sehen und dass sie bitte hierher oder dorther kommen sollen, schließlich warte ja der Bus. Weiterlesen “Fremd im Petersdom”