Es geht nicht nur um das Leben, sondern auch um den Tod. Wolfgang Schäuble, Boris Palmer, Klaus Mertes: Ganz verschiedene Beiträge haben in den vergangenen Tagen die Debatte um den Umgang mit der Corona-Krise geprägt. Über den Tod redet keiner gerne, dementsprechend schräg lieft die Debatte dann auch ab.
Dass ich die drei Namen oben in einem Satz genannt habe, ist schon ein wenig bösartig. Palmer ist auf Tabubruch aus, da ist viel Inszenierung. Bei Schäuble und Mertes sehe ich dagegen Ernsthaftigkeit im Anliegen, auch wenn ich weiß, dass nicht alle das teilen mögen. Ich habe die drei aber zusammen genannt, um einfach die ganze Bandbreite der Debatte zu skizzieren. Aber auch, um die Notwendigkeit zu betonen, innerhalb der Debatte zu differenzieren.
Über den Tod redet keiner gerne
Ich habe lange gezögert, das hier zum Thema zu machen. Schon bei vergangenen Beiträgen dazu kamen unsägliche Kommentare, von denen ich auch einige nicht frei gegeben habe. Ich nenne das hier, weil auch das zur Debatte dazu gehört. Wir reden hier über den Tod und das Leben, das ist für viele schwer auszuhalten.
Dabei ist doch dieses Thema genau das, wozu Religionen etwas zu sagen haben. Stattdessen werden Kirchenvertreter nur zu Themen wie Verbot und Kirchensteuer zitiert. Verständlich, wenn ich als Journalistin oder Journalist nichts mit Religion am Hut habe, dann ist das wirklich das einzige, was interessiert. Aber unter Glaubenden sind Tod und Leben Themen, zumal wir immer noch in der Osterzeit sind.
Unsere Themen
Nächstenliebe gehört zu unseren Themen. Die Solidarität mit den Armen, ja mehr noch, das Erkennen Christi im Armen und den Menschen, die an unserem Wohlstand keinen Anteil haben. Gerechtigkeit ist ein Name Gottes, wie wir sagen. Und eben das Leben, das wir nicht uns selbst verdanken und von dem wir glauben, dass es uns nicht geliehen sondern auf ewig geschenkt ist, über den Tod hinaus.
Es geht in der Krise nicht nur um das Leben, sondern auch um den Tod. Die Gesellschaft verdrängt das weitgehend, da gibt es zwar jeden Tag Zahlen, aber nicht viel mehr. Um den Tod zu wissen bedeutet auch, das Leben und die Welt anders sehen zu können. Das wussten auch schon die griechischen Philosophen.
Da ist mehr als nur „Messe – ja oder nein“
Gut an der Debatte wie sie Schäuble führt finde ich, dass es nicht sofort um Fundamentalkritik geht. Gegen Maßnahmen, gegen Personen. Sondern es liest sich wie die Beobachtung eines gelassenen Politikers, der um Gefahren weiß, aber andere Dinge nicht aus den Augen verliert. Grundlegende Dinge.
Innerkirchlich dreht sich die Debatte leider vor allem um „Messe – ja oder nein“. Auch hier im Blog übrigens, bei vielen Kommentaren. Aber wir haben doch viel mehr zu sagen als das. Ob jemand nun ‚seine‘ Messe bekommt oder nicht, das ist doch erst einmal zweitrangig. Corona hat noch ganz andere Themen auf die Tagesordnung gesetzt. Unsere Themen. Es wäre schön, wenn wir die mal wieder unter uns besprechen könnten. Dann wird auch diese Krise wie es religiös heißt fruchtbar für uns.