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Schlagwort: Todestag

„Call it anything!“

Veröffentlicht am 28. September 201624. September 2016

Ich weiß es noch wie heute: Ich saß mit zwei Freunden in der Bretagne in einem Café, abends. Ich hatte eine Woche Rucksack-Wandern dort hinter mir und die beiden waren mit dem Auto gekommen, gerade angereist, wir wollten weiter um mit einigen Kommilitonen zusammen in einem Haus im Norden, an der Küste, Urlaub zu machen. Es muss in Concarneau gewesen sein, oder in Quimper, das Detail habe ich vergessen, aber das Café sehe ich noch vor mir.

Miles Davis 1986 in Den Haag
Miles Davis 1986 in Den Haag
Das war der Tag vor genau 25 Jahren, der Tag an dem Miles Davis starb. Wir haben in der Jukebox nachgesehen und tatsächlich gab es mehrere Stücke von Davis da drin, also spielte die Box zur großen Verwunderung der anwesenden Franzosen „Kind of Blue“. Als Hommage.

Damals hätte ich mich in den Hintern treten können. Ich hatte noch die Gelegenheit gehabt, Miles Davis live zu sehen, war damals aber nicht ins Konzert gegangen, weil zu Hause was anderes stattfand. Und so ging der Mann, dessen Musik mir so viel sagt wie kaum eine andere, ohne dass ich ihn jemals habe live hören können.

Seine Kollegen habe ich dann alle in Concert gehört, Wayne Shorter, John McLaughlin, Herbie Hancock, Chick Corea, und so weiter. Nur eben Miles Davis selber nicht.

Der Mann war die perfekte Synthese aus Markt und Genie. Jede Platte war ein Schritt weiter, der Mann ist nie stehen geblieben. Und wie bei den Beatles kamen die Platten oft in atemberaubend kurzen Abständen. Und immer was Neues. Die Story ist ja eigentlich, dass aus den Kulturen und Traditionen der Schwarzen der Jazz entstand, dann vermarktet wurde – von Weißen – bis er schließlich im Mainstream, damals bei Glen Millers Gedudel, heute bei norwegischen Sängerinnen in immer schnellerer Abfolge, endgültig marktkonform ist. Bei Davis stimmt das nicht. Seine großen Werke wie Bitches Brew und In a Silent Way sind erst durch die Zusammenarbeit mit der Plattenfirma Columbia überhaupt möglich geworden. Er wollte Pop und Rock einbeziehen, er wollte Musik nicht für die Oberklasse-Elite der Jazzversteher machen, sondern für alle (Schwarzen, das muss man dazu sagen). Und das würde dann die Synthese von Markt und Genie. 

Fachleute sagen, dass er nicht gerade ein genialer Techniker an der Trompete war. Sein Genie lag woanders. Vor allem darin, Musiker zusammen spielen zu lassen. Er hat aus allen das Beste heraus geholt. Und wenn auch andere die Stücke geschrieben haben, er hat daraus in seinen wechselnden Besetzungen Musik gemacht.

 

Immer neu: Probierer oder Verräter?

 

Seine Musik ist herrlich unpathetisch, ohne Romantik, so gar nicht verspielt. Sie ist anders als so viel Anderes Zeug in den Jazz-Regalen nicht Gehörgang – angepasst. Sie besteht immer aus vielen Stimmen, nie nur der Trompete, die Trompete antwortet und übernimmt, sie ist der Chef aber lässt den Rest der Truppe nicht als Untermalung auftreten.

Zuletzt schrien sie dann alle „Verrat“, als er mit Pop experimentierte. Er wollte halt kein Archivar des klassischen Jazz sein, sondern von den Leuten gehört werden. Schon Ende der 60er und dann heftig in den 70ern mit „Bitches Brew“ und so weiter hat er Massentaugliches in seine Musik aufgenommen, auch wenn das heute völlig schräg klingt. Er wollte den Anschluss an die Menge, an die Vielen, aber ohne Kompromisse zu machen. Mal gelang es ihm, mal weniger, vor allem in den letzten Jahren ist er Wege gegangen, die nur noch weniger Jazzer mitgehen wollten.

War das noch Jazz? Seine Antwort: „Call it anything!“

Bis heute höre ich die alten Scheiben genauso gerne wie die neuen, die unbekannten genauso wie die Stars unter den Platten „Kind of Blue“ oder „Filles de Kilimanjaro“.

Musik ist eine Sprache. Und wenn man sie nicht dauern im Hintergrund dudeln lässt und zu einem Ambient-Wohlfühl-Geräusch herabwürdigt, dann kann sie auch was erzählen. Und gute Musik tut das auch, wenn man ein Stück zum x-ten Mal hört. Und genau deswegen mag ich Miles Davis.

Also schiebe ich heute, am 25. Todestag, seine beste Scheibe in den Player, „In A Silent Way“. Und freue mich, dass seine Musik immer noch zu mir spricht.

 

 

PS: Da ich in diesen Tagen unterwegs bin und nicht ständig Zugang zum Netz habe, kann es mit dem Freischalten von Kommentaren etwas länger dauern. Ich bitte um Nachsicht.

Kategorien Allgemein, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Jazz, Miles Davis, Todestag9 Kommentare zu „Call it anything!“

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