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Schlagwort: Toleranz

Christsein schützt vor Intoleranz nicht

Veröffentlicht am 30. Mai 201811. November 2018

Zeit zum Nachdenken: Offensichtlich ist Christsein nicht gleichbedeutend mit tolerant sein. Jedenfalls statistisch betrachtet.

Die TAZ schrieb an diesem Mittwoch „Unter den Christen in Deutschland und Westeuropa ist die Ablehnung von Juden, Muslimen und Migranten weiter verbreitet als unter Konfessionslosen.“ Und die SZ: „Christen neigen eher als Konfessionslose zu der Aussage, der Islam sei nicht mit den Werten des Landes zu vereinbaren, und befürworten, dass die Einwanderung verringert werden müsse.“ Beide – und andere – berichten über Zahlen des PEW Institut in den USA, und die stehen für saubere statistische Arbeit.

Es gibt also eine Verschiebung zwischen dem, wofür etwa Papst Franziskus steht, und dem, was offensichtlich die Mehrheit der Christen denkt. Wofür steht dann das Christentum?

 

Christentum, wohin?

 

Diese Auseinandersetzung wird gerade offen ausgetragen. Lehre und Kirche, Abendland und Identität, alles wird ins Feld geführt. Und während die einen bewahren wollen, was ist oder vielleicht nur noch war, wollen die anderen aufmachen, weiter gehen.

Die Zahlen der Ablehnung sollten uns da zu denken geben. Wozu führt uns ein konsequent gelebtes christliches Leben? Zu Werten? Nein. Zu Fortschritt? Auch nicht. Aber was bedeutet das nun genau, näher zu Christus zu kommen, Christus nachzufolgen? Wie sieht das aus, welche Haltungen hat das zur Folge?

Mindestens die statistische Häufung von Ablehnung nur auf Grund von Herkunft oder Glauben muss uns nervös machen. Jawohl, ich habe „nur“ geschrieben, denn das kann kein Grund für Ablehnung sein. Darf es für Christen nicht.

Die Debatte, wohin das Christentum führt, wird offen geführt. Am Ergebnis wird sich zeigen, ob Christentum bei uns zukunftsfähig ist.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und VernunftSchlagwörter Ablehnung, Christentum, Glauben, Intoleranz, Islam, Konfessionslose, PEW, Statistik, Toleranz17 Kommentare zu Christsein schützt vor Intoleranz nicht

Toleranz? Akzeptanz?

Veröffentlicht am 6. März 2017

Es geht um nicht weniger als die Weltverbesserung. In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung – online zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Stücks (noch) nicht verfügbar – nimmt sich der Autor des Themas Abtreibung, Aufklärung und Toleranz an. Unter dem Tenor „Die Weltverbesserung ist ein umstrittenes Projekt“. Und da es um Glaube und Religion auf der einen und die moderne tolerante Gesellschaft auf der anderen Seite geht, um das Gemeinsame und das Schwierige, habe ich das Stück gelesen, genauer als ich normalerweise morgens Artikel lese.

Die Geschichte handelt von einem Arzt, der aus Glaubensgründen keine Abtreibungen durchführen will und ein Krankenhaus, dass diese Ablehnung erlaubt. Dass das eine heutzutage schwierige Konstellation ist, ist klar, umso wichtiger ist eine saubere Betrachtung.

Leider fehlt es daran. Gleich im ersten Absatz heißt es in dem Artikel, dass jemand, der versucht, Glaube und Vernunft zusammen zu bringen, sich „dabei teilweise fühlen wie ein Eisläufer auf der Sandbank“. Damit ist klar: hier geht es nicht um saubere Betrachtung, hier ist die Wertung beim Schreiben immer mit drin.

 

Eisläufer auf Sandbank

 

Und so kommen auch Fehler zustande, die mich überhaupt erst dazu bringen, das hier zu schreiben. Denn die Debatte dahinter ist ja sehr aktuell. Wenn der Autor sagt, dass Toleranz heißt, Positionen anzuerkennen, die nicht ins Weltbild passen (dankenswerterweise in beide Richtungen), dann ist da eine Akzentverschiebung. Toleranz heißt eben nicht Akzeptanz. Toleranz heißt tolerieren und akzeptieren nennt man Akzeptanz. Das mag jetzt wie Haarspalterei klingen, wird aber in dem Augenblick relevant, wo die Kategorien verschwimmen.

Jemand, der keine Abtreibung vornehmen will, den kann ich als Nichtchrist tolerieren, wie es das Gesetzt es tut, ohne seine Position zu akzeptieren. Und umgekehrt. Wenn wir mit Glauben und Nichtglauben zusammen leben wollen, dann muss das möglich sein. Niemand kann mich zwingen, eine Geisteshaltung zu akzeptieren, aber man kann erwarten, dass ich toleriere. Über alles andere muss dann diskutiert werden.

Noch einmal zu den verschwimmenden Kategorien: Der Arzt, um den es hier geht, ist ein evangelikaler Christ. Weiterlesen “Toleranz? Akzeptanz?”

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Akzeptanz, moderne Gesellschaft, Süddeutsche Zeitung, Toleranz4 Kommentare zu Toleranz? Akzeptanz?

Liebes Wien …

Veröffentlicht am 4. Februar 20172. Februar 2017

… ich mag dich ja. Das weißt du. Es gibt einfach Städte, da fühle ich mich wohl. Also komme ich gerne auf Besuch.

Ampel vor dem Hotel Sacher in Wien
Ampel vor dem Hotel Sacher in Wien

Aber in aller Freundschaft möchte ich auch noch etwas anmerken, was mich nervt. Und zwar, wenn ich in der Innenstadt bei der Oper über die Ampel gehe. Vielleicht fällt es mir woanders nicht auf, vielleicht gibt es das Phänomen auch nur in dieser Gegend, wer weiß.

Also, du hast entschieden, pädagogische Ampeln aufzustellen. Da steht Männlein neben Männlein, Händchen haltend, und Frau steht neben Frau, Händchen haltend, und für alle, die es immer noch nicht begriffen haben gibt es ein Herzchen in den Figuren.

Es gibt natürlich auch Mann und Frau, wir wollen ja nicht diskriminieren.

Alles in allem also eine Aktion gegen Diskriminierung und für Offenheit, also solche kann ich das auch akzeptieren. Wenn, ja wenn. Wenn ihr nicht um für Offenheit zu werben auf billige Stereotypen zurückgreifen müsstet. So haben die Frauen auf den Ampeln brav kurze Röcke an.

Ich verstehe ja, sonst würde man das alles nicht erkennen und die Wirkung wäre keine, schon klar. Aber auf mich wirkt das Ganze ziemlich peinlich. Mit Stereotypen für Offenheit zu Toleranz zu werben, irgendwo ist da ästhetisch der Knoten drin.

Gibt es da nicht andere Wege? Wenn ich auf eine Ampel schaue, will ich eine Info haben. Nicht belehrt werden. Und irgendwie auch nicht auf diese Weise. Das kommt – bei mir – nicht gut an.

Sei doch mal etwas kreativer, liebes Wien, so kenne ich dich ja auch.

 

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und VernunftSchlagwörter Ampelmännchen, Toleranz, Werbung, Wien1 Kommentar zu Liebes Wien …

Toleranz? Toleranz!

Veröffentlicht am 5. Mai 20145. Mai 2014

„Juden missionieren nicht. Mission ist das Gegenteil von Toleranz. Mission bedeutet, mein Glaube ist wertvoller als deiner, du musst meinen Glauben annehmen, damit du so wertvoll bist wie ich. Juden kennen die sieben Gesetze Noachs. Ein guter Christ, ein guter Muslim und jeder Mensch,
der einer abrahamitischen Religion angehört, folgt diesen Gesetzen und ist damit genauso ‚gut’ wie ein gläubiger Jude. Ich kann also einem Muslim seinen Mohammed und seine Bräuche lassen und muss ihn nicht davon überzeugen, dass meine Religion die bessere ist. Das ist Toleranz.” Der jüdische Autor Eliyah Havemann im Interview mit dem „Bund” (12. April 2014), wie die schweizer Agentur Apic ihn zitiert.

Ohne irgend jemandem zu Nahe treten zu wollen behaupte ich an dieser Stelle einfach mal, dass die meisten Christen, die ich kenne, das unterschreiben würden, und zwar auch aus der eigenen Perspektive.

Und dann sitze ich wieder an einem Impulsreferat, dass ich am kommenden Montag zu halten habe, dessen Überschrift „Der Missionar“ lautet. Es geht um Evangelii Gaudium und den Traum des Papstes von einer missionarischen Kirche, die hinausgeht zu bezeugen und zu verkünden. Er träumt davon, dass nicht die Angst Fehler zu machen sondern die Sorge so vieler Menschen, die Christus (noch) nicht kennen, Antrieb sei für den, der Verkündet. Also für den Missionar.

Wie passt das zusammen? Weiterlesen “Toleranz? Toleranz!”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und VernunftSchlagwörter Gesellschaft, Glaube, Mission, Moderne, Toleranz, Verkündigung27 Kommentare zu Toleranz? Toleranz!

Toleranz und ihre Geschichte

Veröffentlicht am 5. Oktober 2013
(c) Catharijneconvent Utrecht
(c) Catharijneconvent Utrecht

Toleranz ist einer dieser magischen Begriffe: Wer ihn ins Spiel bringt oder ihn für sich selbst in Anspruch nehmen kann, ist auf der Seite der Guten. Zu Recht.

Toleranz ist aber nichts Abstraktes. Meistens sprechen wir darüber, als sei das ein irgendwie paradiesischer Zustand, oder eine Tugend, die man erreichen könne. Sie ist aber nicht abstrakt, sondern immer konkret. Eine Sache des Alltags mehr als des Ideals.

In Utrecht in den Niederlanden habe ich vor einigen Wochen eine Ausstellung besucht, die sich mit den verschiedenen Formen von Toleranz im so genannten goldenen Zeitalter der Niederlande befasst („Vormen van verdraagzaamheid“ heißt die Ausstellung im Catarijneconvent): Also mit dem Versuch, nach der Reformation die sich bildenden Konfessionen zusammen leben zu lassen. Nicht sehr erfolgreich, wie wir heute wissen, das Ganze endete dann in einem brutalen religiösem Bürgerkrieg. Aber die Ausstellung darüber ist gelungen.

Die Angst vor dem Zerfall der Gesellschaft durch religiöse Zersplitterung war so groß, dass man alles schleifen wollte, was Stein des Anstoßes sein könnte, so hat es jedenfalls eine Gemeinde in Utrecht probiert: man wolle „eine Gemeinde, wo sich alle zu Hause fühlen und niemand bestimmte Glaubensartikel unterschreiben muss“ heißt es in der Jacobikerk um 1580. Weiterlesen “Toleranz und ihre Geschichte”

Kategorien Allgemein, Geschichte, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Konfession, Ökumene, Religion, Religionskriege, Toleranz, Utrecht18 Kommentare zu Toleranz und ihre Geschichte

„Eine Verzerrung dessen, was Religionsfreiheit wirklich meint“

Veröffentlicht am 28. Mai 2013

„Wo es einen Konflikt von Rechten gibt, darf die Religionsfreiheit nicht als weniger wichtig angesehen werden.” Ein Tweet des Staatssekretariates des Vatikan, der sich auf ein Statement bezog, das Erzbischof Mario Toso – Mitarbeiter im Rat für Gerechtigkeit und Frieden – bei einer OSZE Konferenz in Tirana hielt. Eine treffende Analyse, wie ich finde.

Es ging bei der Konferenz um Toleranz und Nichtdiskriminierung, etwas, hinter dem wir alle stehen. Leider sei ein Anstieg von Intoleranz und Diskriminierung in Europa zu beobachten, und zwar gerade auch gegen Christen.

Die Klage Tosos ist, dass in Europa eine Linie gezogen würde zwischen Glauben und Glaubensausübung: Christen dürften glauben, was sie wollten, solange sie öffentlich diesen Glauben für sich behielten. Das sei eine Verzerrung dessen, was Religionsfreiheit eigentlich meine.

„Die Diskriminierung von Christen – sogar wo sie in der Mehrheit seien – muss als ernsthafte Bedrohung der gesamten Gesellschaft gesehen werden und deswegen ebenso bekämpft werden, wie sie richtigerweise in den Fällen von Antisemitismus und Islamophobie bekämpft wird.“ Es gehe um mehr als nur einige Grafitis und zerbrochene Scheiben und vandalisierte Friedhöre, es gehe um Freiheit.

„Intoleranz im Namen der Toleranz muss beim Namen genannt werden und öffentlich verdammt werden,“ oder anders ausgedrückt: Religionsfreiheit ist keine Unterabteilung von Toleranz.

 

Das Statement im Volltext

 

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, VatikanSchlagwörter Christen, Diskriminierung, Europa, Freiheit, Glaube, Intoleranz, Religionsfreiheit, Toleranz68 Kommentare zu „Eine Verzerrung dessen, was Religionsfreiheit wirklich meint“

Die Religion und der liberale Staat: Jürgen Habermas meldet sich zu Wort

Veröffentlicht am 4. August 2012

Religion darf auch in einer liberalen Gesellschaft nicht in die Privatsphäre verbannt werden. Mit dieser Aussage meldet sich der Philosoph Jürgen Habermas in der aktuellen Debatte um Beschneidung und die Berechtigung von religiösen Traditionen in der säkularen Gesellschaft zu Wort. In einem in der Neuen Züricher Zeitung veröffentlichen Vortrag betont er, dass die Antwort des Laizismus, nämlich die Zurückdrängung des Religiösen, unbefriedigend sei. Die Mehrheitskultur dürfe „ihre Mitglieder nicht in der bornierten Vorstellung einer Leitkultur gefangen halten“, so Habermas mit Bezug auf das Kölner Urteil zur Zulässigkeit der Beschneidungspraxis. Der grundrechtliche Schutz gelte gerade auch für die weltanschauliche Identität der Mitglieder wie auch für deren Ausdruck. Das Kölner Gericht habe verkannt, dass „zusammen mit den eingebürgerten Muslimen auch der Islam zu Deutschland gehört.“

Gleichzeitig sei es Aufgabe der Glaubensgemeinschaften, die Grundsätze von Rechtsstaat und Demokratie „in den Kontext ihrer religiösen Hintergrundüberzeugungen“ einzusetzen. Die katholische Kirche habe dies zum Beispiel im Zweiten Vatikanischen Konzil vollzogen, so Habermas. Diese Einbeziehung säkular begründeter Werte in die Religion seie eine „Zumutung“, ohne die die Gesellschaft nicht auskommen könne.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Zweites Vatikanisches KonzilSchlagwörter Beschneidung, Demokratie, Gesellschaft, Jürgen Habermas, liberaler Staat, Rechtsordnung, Religionsfreiheit, Toleranz4 Kommentare zu Die Religion und der liberale Staat: Jürgen Habermas meldet sich zu Wort

Integrationsdebatte und Religion: Mehr Christentum, bitte!

Veröffentlicht am 15. Februar 201215. Februar 2012

Der Vatikan ist nun wirklich kein Ort, an dem es zu wenig inhaltsreiche Ansprachen gibt. Aber an diesem Dienstag gab es eine ganz besondere: Baroness Sayeeda Warsi, Mitglied des britischen Oberhauses, Mitglied im Kabinett David Cameron, erste Muslima in der Führung der konservativen Partei, gab eine Rede vor Studenten an der päpstlichen Diplomatenschule. Es gibt um die Rolle von Religion und Gesellschaft, um das Christentum und Europa.

Was die Muslima den Christen ins Stammbuch schrieb, war beeindruckend. „Europa müsse mehr Vertrauen in sein Christentum haben“. Sie diene als Abgeordnete „einem christlichen Land.“ Und das alles sei dem Glauben nicht abträglich, auch ihrem eigenen als Muslima nicht. Ganz im Gegenteil.

Ein eindrücklicher Beitrag zur Integrationsdebatte: Nur ein starker eigener Glaube lasse die Angst vor dem Glauben anderer, ja vor dem Anderen selbst abnehmen. Das Abschleifen der eigenen Identität sei genau der falsche Weg.

Sie selber habe ganz bewusst ihre muslimisch erzogene Tochter auf eine christliche Schule geschickt, schließlich sei Großbritannien ein christliches Land, mit christlichem Erbe und christlichen Werten. Das habe den Glauben ihrer heranwachsenden Tochter gestärkt, einen britischen Islam.

Religionen, so Warsi, spiegelten immer die Kultur des Landes wieder, in dem sie gelebt werden, und das sei auch gut so. Deswegen brauche Europa ein Christentum mit mehr Selbstvertrauen. Nur wer den eigenen Glauben ernst nehme, könne das auch mit dem Glauben des Nächsten tun.

Über eine Stunde sprach sie vor den angehenden Diplomaten über die Akzeptanz des Anderen, die über bloße Tolerierung hinausginge, über die Stärke kultureller Werte, die in Europa immer auch die Stärke religiöser Werte sei, und über die Gefahr, die eigene Geschichte verdrängen zu wollen.

„Um sicher zu stellen, dass der Glaube seinen eigenen Ort in der Öffentlichkeit hat und dass der Frieden in der Gesellschaft gefördert wird, müssen sich Menschen ihrer religiösen Identität sicherer werden, überzeugter in ihrem Glauben. Das bedeutet in der Praxis, dass Glauben nicht verwässert wird und Nationen ihr religiöses Erbe nicht verleugnen. Um diesen Gedanken zu Ende zu führen: Europa muss sich seines Christentums sicherer werden.“

Mehr dazu hier

Kategorien Allgemein, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Atheismus, Christentum, Diplomatenschule, Europa, Geschichte, Gesellschaft, Glauben, Großbritannien, Identität, Kultur, Religion, Sayeeda Warsi, Toleranz, Vertrauen, Werte10 Kommentare zu Integrationsdebatte und Religion: Mehr Christentum, bitte!

Gólgota Mousetrap

Veröffentlicht am 23. Januar 201222. Januar 2012

„Garcias Inszenierung brachte empörte Christen auf die Straße. Jetzt erstmals in Hamburg“. Gólgota Picnic heißt das Stück, das am Montagabend in Hamburg aufgeführt wird, wilde Aufregung zieht sich schon seit Tagen durchs Internet. Wahrscheinlich wird es in Hamburg selbst noch wilder zugehen. Der eingangs zitierte Satz ist einer der Webesprüche aus dem Programmheft, mit dem das Theater Kunden – Theaterbesucher mag ich das in diesem Fall nicht nennen – fangen will. Und wer meint, es ging um Kunst, der sollte irritiert noch einmal nachdenken: Empörte Christen auf der Straße – das ist der neueste Werbegag. Erregung und mediale Verwertung. Nicht das erste mal in diesem Blog zu besichtigen. Der Skandal ist die Nachricht. Ohne das Stück gesehen zu haben wage ich die Einschätzung, dass Kultur etwas anderes ist.

Es ist ein Theaterstück außerhalb des Theaterstücks. Die Spiegelung von Shakespeares ‚Mousetrap’ im ‚Hamlet’: Ein Stück innerhalb des Stückes im Hamlet, ein Stück um das Stück herum in Hamburg. Es ist Teil der Handlung, der Inszenierung, und es dienst der Bloßstellung. Hamlet inszeniert ein Theaterstück, in dem er den Mord an seinem Vater durch seinen Onkel vor diesem Onkel aufführen lässt, um dessen Reaktionen zu sehen. Wir bekommen die Frage des Autors Garcia – nach dem Ursprung des Bösen in der Religion – außerhalb vorgeführt. Es soll um Toleranz gehen, und: bitteschön, die Christen, fundamental oder fundamentalistisch oder einfach nur besorgt, regen sich auf. Der Onkel ist schuldig.

Zweitens: Ob ich recht habe oder nicht, das werden wir nie herausfinden. Die Kontroverse wird jede moderate, intelligente, einschätzende, informierte oder sonst wie hilfreiche Äußerung übertünchen. Und daran ist das Theater selbst – siehe Werbespruch – nicht unbeteiligt. Und die mediale Verwertung auch nicht. „Christen protestieren gegen Skandalstück“, in vielen Variationen bringt man das Wort ‚Christ’ (natürlich ohne näher zu erklären) das Wort ‚Skandal’ und Bilder von nackten Menschen auf die Zeitungsseiten. Das hat doch immer schon Exemplare verkauft.

Kultur kann so gut sein und Religionskritik auch für einen Gläubigen so wichtig, aber das ist es nicht, was uns in Hamburg medial vorgeführt wird.

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Kunst, Kultur und KönnenSchlagwörter Christen, Gólgota Picnic, Hamburg, Hamlet, Medien, Mousetrap, Religionskritik, Shakespeare, Skandal, Thalia, Theater, Toleranz2 Kommentare zu Gólgota Mousetrap

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