Für einige Monate war es der Turmbau zu Babel: im Herbst 2013 und den folgenden Monaten kam Papst Franziskus immer wieder auf diese Geschichte aus dem Buch Genesis zurück, in Ansprachen, Predigten, Interviews. Damals seien Ziegel wichtiger und wertvoller gewesen als die Menschen, zitierte er immer wieder einen Rabbiner. Und dann verschwand dieses Thema wieder.
Ein andern Mal war es das Gleichnis vom barmhrzigen Samariter. Auch der war eine zeitlang Thema, dann wieder weniger. Aber es sind nicht nur biblische Themen, auch andere Dinge haben beim Papst „Saison“ um dann später abgelöst zu werden.
Manchmal kann man das nachvollziehen. So sind Dinge aus dem Beginn dieses Jahres nun Teil der veröffentlichten Enzyklika. Das waren also Gedanken, die den Papst länger beschäftigt haben und die er sozusagen durchgekaut hat, bevor er den Text seines Lehrschreibens endgültig verfasst hat. Bei anderen Dingen ist das weniger offensichtlich, wie etwa beim Turmbau. Der hatte keine Funktion, wurde nicht Teil von etwas, sondern war einfach nur längere Zeit wichtig für das Sprechen und wie ich vermute das Beten des Papstes.
Zur Zeit werden diese Wellenbewegungen überlagert, mit Papstreisen nach Sarajevo, Turin und Lateinamerika, mit den Papstkatechesen zur Familie und der Enzyklika ist das weniger häufig festzustellen, dass ein Gleichniss oder ein Sprachbild häufiger vorkommt. Aber ich bin sicher, mit einigem zeitlichen Abstand werden wir das auch hier sehen können.
Kreisendes Denken
Dabei sind diese Dinge nicht neu. Wer alte Texte und Predigten von Kardinal Bergoglio liest, dem wird vieles bekannt vorkommen. Zum Beispiel der Tumbau. Der ist nicht neu und überraschend als Thema.
Wir sehen also einen Papst, der Gedanken aufgreift und Reifen lässt, der sie immer wieder vorkommen lässt. Und dann Jahre später wieder auf sie zurück kommt. Er denkt in Phasen oder Kreisbewegungen und lässt das auch sichtbar werden. Weiterlesen „Immer wieder Turmbau“