Kubaner, Afghanen, Sudanesen, Rohingya, Menschen aus Zentralamerika und dem zentralen Afrika, von überall her machen sich Menschen als Flüchtlinge auf den Weg. Nie waren es so viele wie heute, sagt das Flüchtlingshilfswerk der UNO. Es spricht von knapp 70 Millionen Flüchtlingen. Die Hälfte davon sind Kinder, also unter 18 Jahren.
An diesem Donnerstag ist unter anderem Weltflüchtlingstag. Ein Drama vor aller Augen, das aber leider allzu oft funktionalisiert wird. Im Streit, in Abgrenzung, in Angst.
70 Millionen Flüchtlinge
Es geht um nichts weniger als um das Entdecken von „wesentliche Dimensionen des Glaubens”, sagt der Papst. Migration sei eine Schlüsselfrage für die Zukunft der Menschheit, es trifft einfach zu viele. Und die Veränderungen etwa durch Versteppung, durch Klimawandel, durch Vertreibungen werden in Zukunft noch weiter Menschen auf die Reise zwingen.
Im Umgang mit Migranten gehe es um menschliche Ängste, um Nächstenliebe, Menschlichkeit, darum, niemanden auszuschließen, und für Christen auch um das Reich Gottes, so noch einmal Papst Franziskus. Es geht um Barmherzigkeit.
Fakten statt Verzerrung
Mit ist es unverständlich, wie selbst jetzt noch, wo die emotionalisierten Debatten von 2015 und den Folgejahren abgeklungen scheinen, Christen in Diffamierungen sprechen.
In der Flüchtlingskrise habe „unsere Regierung wissentlich und willentlich die eigene nationale Souveränität aufgegeben und den Begriff ‚Rechtssicherheit’ durch ‚Willkommenskultur’ ersetzt”, eine furchtbare Sprache aus dem Mund von Katholiken. Und so offensichtlich falsch.
Der Papst – so wichtig für die angeblich papsttreuen – sieht das anders. Angesichts der Herausforderungen durch die Migration heute „besteht die einzige vernünftige Antwort in der Solidarität und Barmherzigkeit.“ Das Schlüsselwort hier: vernünftig. Und ja, Migranten müssen Kultur und Gesetze achten, man darf Staaten und Gemeinwesen auch nicht überfordern, auch das ist Teil der Botschaft. Aber dazu gehört eben auch die vernünftige Antwort der Solidarität.
Sprache der Verhinderung
A propos Vernunft: Die vergiftende Sprache verhindert, dass wir verstehen. Es ist sogar ihr Zweck: Erregung durch die Sprache der Angst soll Reflexion, Vernunft und Nachdenken verhindern. So macht man sich Menschen untertan.
Statistiken mögen schwer zu lesen sein, aber in einer komplexen Welt hilft es uns nun mal nicht, sich diese mit Parolen übersichtlich zu reden. Wir brauchen den Blick auf die Zukunft, auf die Zahlen, auf die Entwicklungen. Es braucht Streit, es braucht Debatte um Zahlen und Entwicklungen, das ist alles gut. Aber was es nicht braucht ist die Verhinderung von Debatte, die Abwehr von Reflexion.
Es mögen in diesem Jahr 70 Millionen Flüchtlinge sein. Aber dahinter stecken 70 Millionen einzelne Menschen.
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An diesem Donnerstag ist auch Fronleichnam. Das Fest des sich für die Menschen hingebenden Gottes. Das mag ich hier nicht polemisch einflechten, aber da das Fest hier in Italien und auch im Bistum Rom auf den Sonntag verlegt ist, kommt dazu etwas in den kommenden Tagen.