Es ist irgendwie bitter für den frischgebackenen Sprecher der neuen US-Regierung, gleich mit seiner ersten Pressekonferenz vor eine Wand zu laufen. Aber anders als der legendäre George Stephanopoulos damals bei Bill Clinton war es dieses Mal eine selbst gebastelte Wand.
Er hat schlicht die Unwahrheit gesagt. Dass seine Chefin das dann als „alternative Fakten“ umzudeuten versucht hat, ist Grund für viel Häme. Dummerweise waren die Fakten alle überprüfbar.
Und so laufen unter dem Hashtag #SeanSpicerSays derzeit witzige Geschichten durchs Internet, sozusagen alle „alternativ faktisch“. Humor ist da Einzige, was hier hilft.
Aber es geht ja gar nicht um den armen Sean Spicer, die Kultur, sich seine Welt zurecht zu legen und sie als wahr und als Tatsache zu behaupten, hat ja um sich gegriffen. Leider auch bei Regierungen.
Wie nun unterscheiden? Da hilft ein Satz des FDP Politikers Christian Lindner, den ich mir hier ausborgen mag, der sagte über den kommenden Bundespräsidenten Deutschlands Steinmeier, dieser habe den Anspruch „Mutmacher, nicht Engführer“ zu sein. Letztlich ist das die Unterscheidung zwischen Positivität und Negativität. Wohin führt mich jemand? Voran? Oder in die Selbstbeschränkung und die Angst?
Spätestens hier wird der geneigte Leser und die geneigte Leserin dieses Blogs sehen, wo ich den Papst hier sehe. Nicht in der aktuellen Kommentierung von politischen Vorgängen, die in dem jüngsten Papstinterview gesehen wurden. Viel wichtiger ist die Grundhaltung, voran zu gehen, Mut zu machen, sich nicht einschränken zu lassen.
Das finde ich den wichtigsten Schritt, um zu erkennen, worum es sich bei der nächstbesten Behauptung handelt: Wohin soll die mich führen?
Ein zweites Unterscheidungsmerkmal liegt in einem alten Prinzip, das ich in der Jugendarbeit schätzen gelernt habe: Das Gegenteil von Lüge ist nicht Wahrheit, sondern Ehrlichkeit. Soll heißen: Ich kann etwas machen, auch wenn ich nicht immer alles weiß. Ich kann ehrlich sein, ohne gleich die gesamte Wahrheit (alle Fakten) zu kennen. Im Alltag gehört dazu ganz einfach die Feststellung, dass man nicht alles weiß.
Also, wenn der arme Herr Spicer seine in sich widersprüchliche Aussagen mit „Punkt“ abschließt, dann ist da keine Ehrlichkeit, er will einfach jeden Diskurs darüber unterbinden. Das ist ein Machtgestus, der nichts mit ehrlich zu tun hat.
Seien wir also ehrlich, uns selbst gegenüber – was meistens gar nicht so einfach ist – und den anderen gegenüber. Dann werden die „alternativen Fakten“ schnell das, was sie sein sollen: Material für Witze.