Benedikt minus Ephesus: So hat ein Kollege die Reise von Papst Franziskus in die Türkei genannt. Und tatsächlich, das Programm ist dasselbe, mit der Ausnahme des Abstechers nach Ephesus, den macht der Papst in diesem Jahr nicht.
Mir fiel das auf, weil im Nachklapp zur Straßburg Reise einige Kommentatoren angemerkt haben, dass die beiden Päpste – Benedikt und Franziskus – anders behandelt werden, obwohl sie Ähnliches sagen. Der Kollege John Allen bemerkt sogar, dass dieselbe Rede, gehalten von Benedikt XVI., Überschriften wie „Papst wirft Europa Wertelosigkeit vor“ verursacht hätte.
Nun hat das weniger mit den Medien als mehr mit der Art und Weise zu kommunizieren zu tun, meine ich. Franziskus zum Beispiel sind die Ränder, die Armen, die Marginalisierten ein Anliegen. Sie müssen ins Zentrum des Denkens über die Menschheit, wenn ich das einmal ganz abstrakt ausdrücken darf. Erst gestern, bei einer Ansprache zum Thema Großstadtpastoral, schloss er seine Gedanken mit der Bemerkung, die Armen müssten „Protagonisten“ – noch so ein Franziskus-Lieblingswort – des Handelns der Kirche werden, Subjekte, nicht Objekte.
Bei so viel authentischer Betonung klingt dann auch in einer Rede ganz anderes an, obwohl die Worte ähnlich sind. Papst Benedikt war der Zusammenklang von Vernunft und Glaube ein Leib-und-Magen Thema. Und genau das wurde dann auch immer berichtet. Dass er etwa im deutschen Bundestag das „hörende Herz“ des Salomo als Vorbild für Politiker nannte, kam in den Berichten dann kaum vor, obwohl es nicht weit weg ist von der Art und Weise, wie Franziskus Politik sieht.
Warum ich dies schreibe? Nicht um die Päpste zu vergleichen. Mir geht es hier um das, was in der christlichen Sprache ‚Zeugnis ablegen’ genannt wird. Also: Einstehen für das, was man glaubt, sichtbar machen, was man glaubt.
Dann – siehe Franziskus – sehen auch die anderen, wofür man steht. Selbst wir Journalisten.