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Schlagwort: Versöhnung

Die Sache mit dem Frieden

Veröffentlicht am 10. September 201710. September 2017

„Die Bischofkonferenz von XZ ruft zum Frieden auf“: Das sind so Meldungen, die wenn sie auf meinen Schreibtisch kommen ich gerne ‚in die runde Ablage lege’, weil es so selbstverständlich klingt. ‚Bischofskonferenz spricht sich gegen Frieden aus’, das wäre eine Meldung. Eine unsinnige, aber sie würde Aufmerksamkeit erregen.

Was ich damit sagen will: Wenn Kirche für Frieden ist, wenn sie für Frieden spricht, dann kann das gerne ins Selbstverständliche und abstrakte abgleiten. Für Friedern, Toleranz, Geschwisterlichkeit ist man immer.

Vor Tätern und Opfern: Papst Franziskus in Villavicencio
Vor Tätern und Opfern: Papst Franziskus in Villavicencio

Nun ist Papst Franziskus in ein Land gereist, wo Frieden auf der Tagesordnung steht. Ein Abkommen dazu ist geschlossen, eine weitere Rebellengruppe scheint zumindest bereit zum Frieden zu sein. Der Papst hatte da seinen Anteil dran, das gab auch Staatspräsident Santos zu: Kolumbien scheint auf einem guten Weg, auf einem Weg zum Frieden.

In all seinen Reden hat Papst Franziskus während seiner Reise durch das Land vom Frieden gesprochen. Und er hat noch einen drauf gelegt, denn Frieden allein bleibt ja wie gesagt abstrakt. Der Weg dahin, das ist das Schwierige. Und den hat der Papst mit ‚Versöhnung’ benannt.

 

Frieden ist abstrakt, Versöhnung nicht

 

Frieden ist einfach, da sind wir alle für. Bei Versöhnung ist das schon anders. Nehmen wir etwa das, was der Papst am Freitag in Villavicencia, einer früher stark umkämpften Stadt, vor Tätern und Opfern der Kämpfe gesagt hat: Es ist schwer zu akzeptieren, dass die Täter, die mit den Waffen, jetzt Frieden finden und nicht Bestrafung. Das war ja auch das Problem und ist noch das Problem bei der Akzeptanz des Friedensprozesses im Land, viele wollen Bestrafung, und dafür gibt man natürlich nicht seine Waffen ab. „Es ist schwer, den Wandel derer zu akzeptieren, die grausame Gewalt angewendet haben“, ein klarsichtiger Satz der vielen sicherlich aus dem Herzen spricht.

Der Papst hat dazu etwas Bemerkenswertes, aber auch Gewagtes gesagt: Alle sind Opfer, „schuldig oder unschuldig, aber alle Opfer. Alle vereint in diesem Verlust von Menschlichkeit, den die Gewalt und der Tod mit sich bringen.“ Das ist gewagt, weil der Satz natürlich missverstanden werden kann, Täter und Opfer tragen eben nicht dieselbe Verantwortung für die Gewalt. Aber der Nachsatz, der Verlust an Menschlichkeit, hier stimmt der Satz eben und diese Einsicht ist der Kern für Versöhnung.

 

Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Wahrheit

 

„Auch wenn Konflikte, Gewalt oder Rachegefühle fortbestehen, dürfen wir nicht verhindern, dass Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sich umarmen und so die Leidensgeschichte Kolumbiens auffangen.” Also: die Konflikte gibt es weiter, auch die Rachegefühle sind da, sie sind verständlich. In sich sind sie aber noch kein Hindernis für den Versöhnungsprozess, sondern erst dann, wenn man ihnen nachgibt und sie die Realität und Mentalität beherrschen lässt, so verstehe ich den Papst. Weiterlesen “Die Sache mit dem Frieden”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Vernunft, Papstreise, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter FARC, Gerechtigkeit, Kolumbien, Papst Franziskus, Papstreise, Versöhnung, Villavicencio3 Kommentare zu Die Sache mit dem Frieden

Unterwegs: Kolumbien

Veröffentlicht am 6. September 20176. September 2017

Papst Franziskus ist an diesem Mittwoch nach Kolumbien aufgebrochen, zu dem Zeitpunkt zu dem ich diese Zeilen schreibe, ist er in der Luft. Die Landung wird gegen Mitternacht unserer Zeit sein.

Im Papstflieger, danke an die Kollegen für das Bild
Im Papstflieger, danke an die Kollegen für das Bild

Kolumbien – das bedeutet eine Vergangenheit der Gewalt, es bedeutet ein katholisches Land, es bedeutet aber auch einen Aufbruch gen Frieden.

Zweit Themen stehen deswegen im Vordergrund, beide beginnen mit „Versöhnung“, und beide haben mit Gott zu tun.

Erstens ist da die Versöhnung untereinander, mit dem Nächsten, weil wir alle Kinder Gottes sind. Politischer Frieden ist ein erster Schritt und der Präsident Kolumbiens, Santos, hat lange für diesen Frieden gearbeitet und auch Widerstände im eigenen Land überwinden müssen. Für seine Anstrengungen hat er den Friedensnobelpreis bekommen. Zurecht. Aber jetzt geht es eben weiter, Menschen die gestern noch gegeneinander gekämpft haben, begegnen sich nun im Parlament. Ehemalige Rebellen, die nichts mehr haben, kommen in ihre Dörfer zurück. Das Land muss Versöhnung lernen und der Papst kommt nach Kolumbien, um seinen Beitrag zu leisten.

 

Frieden und Schöpfung

 

Zweitens ist da die Versöhnung mit der Schöpfungt. Schon in seiner Videobotschaft vor der Reise hat er diese Dimension betont. Es ist ja nicht so, also ob das überragende Thema Frieden andere Thema unwichtig machen würde. Es geht um die Urwälder, es geht um Wasser, um Bergbau, und immer um die dem Menschen anvertraute Schöpfung Gottes.

Beides hat mit Namen Gottes zu tun, Gott ist der Frieden und die Versöhnung, Gott ist der Schöpfer. Kolumbien hat nach Jahren und Jahrzehnten der Gewalt einen bemerkenswerten Schritte getan, jede Hilfe zu weiteren Schritten ist dort willkommen.

¡Buen viaje!, Papst Franziskus.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Glaube und Vernunft, PapstreiseSchlagwörter Frieden, Kolumbien, Papst Franziskus, Papstreise, Schöpfung, VersöhnungSchreiben Sie einen Kommentar zu Unterwegs: Kolumbien

Die Angst, die Geretteten zu verlieren, und der Wunsch, die Verlorenen zu retten.

Veröffentlicht am 15. Februar 201515. Februar 2015

Manchmal ist mein Job frustrierend. Da gibt man sich Mühe, denkt, schreibt, versucht, und alles nur um diesen Papst verständlich zu machen. Und dann kommt der Papst selber und predigt, so dass man nur noch eines sagen kann: Vergiss, was ich gesagt habe und lies direkt.

So eine Predigt hat Papst Franziskus an diesem Sonntag gehalten. Eine von den Predigten, die Biographen noch in zehn, zwanzig Jahren zitieren werden, wenn es darum geht, herauszufinden für was Papst Franziskus steht. Deutlicher, klarer und überzeugender kann man es nicht sagen.

Deswegen stelle ich hier den kompletten Text ein. Eine Meditation der Worte lohnt sich, das ist mehr als eine Predigt. Papst Franziskus weckt in uns eine Sehnsucht von Religion und Glaube, eine Ahnung von dem wer Jesus Christus war und ist. Mich bewegt es immer wieder, direkt auf solche Texte zu stoßen.

 

Predigt von Papst Franziskus bei der Eucharistiefeier anlässlich der Kardinalserhebung 15. Februar 2015

»Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde«. Von Mitleid bewegt, streckte Jesus die Hand aus, berührte ihn und sagte zu ihm: »Ich will es – werde rein!« (vgl. Mk 1,40-41). Das Mitleid Jesu! Dieses Mit-leiden, das ihn jedem leidenden Menschen nahebringt! Jesus schont sich nicht, nein, er lässt sich hineinziehen in den Schmerz und in die Not der Menschen, einfach weil er „mit-leiden“ kann und will, weil er ein Herz hat, das sich nicht schämt, „Mitleid“ zu haben.

»Jesus [konnte sich] in keiner Stadt mehr zeigen … er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf« (Mk 1,45). Das bedeutet, dass Jesus den Aussätzigen nicht nur geheilt hat, sondern außerdem auch dessen Ausgrenzung auf sich genommen hat, die das Gesetz des Mose vorschrieb (vgl. Lev 13,1-2.45-46). Jesus hat keine Angst vor dem Risiko, das Leiden des anderen auf sich zu nehmen, sondern er zahlt dessen Preis bis zum Äußersten (vgl. Jes 53,4).

Das Mitleid bringt Jesus dazu, konkret zu handeln: den Ausgegrenzten wieder einzugliedern! Das sind die drei Schlüsselbegriffe, die die Kirche uns heute im Wortgottesdienst vorstellt: das Mitleid Jesu angesichts der Ausgrenzung und sein Wille zur Eingliederung.

Ausgrenzung: Mose behandelt das Problem der Aussätzigen unter juristischem Gesichtspunkt und verlangt, dass sie aus der Gesellschaft entfernt und ausgegrenzt werden, solange das Übel anhält, und erklärt sie für »unrein« (vgl. Lev 13,1-2.45-46).

Stellt euch vor, wie viel Leiden und wie viel Scham ein Aussätziger empfinden musste: physisch, gesellschaftlich, psychologisch und spirituell! Er ist nicht nur Opfer der Krankheit, sondern meint, sie auch verschuldet zu haben und fühlt sich für seine Sünden bestraft! Er ist tot bei lebendigem Leibe, wie einer, dem sein Vater »ins Gesicht gespuckt« hat (Num 12,14).

Außerdem flößt der Aussätzige Angst, Verachtung und Ekel ein und wird darum von den eigenen Angehörigen verlassen, von den anderen gemieden, von der Gesellschaft ausgegrenzt, ja, die Gesellschaft selbst stößt ihn aus und zwingt ihn, an Orten zu leben, die von den Gesunden entfernt sind, sie schließt ihn aus. Und das geht so weit, dass ein Gesunder, sollte er sich einem Aussätzigen genähert haben, schwer bestraft und oft selbst wie ein Aussätziger behandelt wird.

Der Zweck dieser Rechtsvorschrift war der, „die Gesunden zu retten“, „die Gerechten zu schützen“ und, um sie vor jedem Risiko zu bewahren, „die Gefahr“ zu bannen, indem man den Ansteckenden erbarmungslos behandelte. So bestimmte ja der Hohepriester Kajaphas, »dass es besser … ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht« (Joh 11,50).

Eingliederung: Jesus stürzt jene Mentalität um, die sich in Angst verschließt und in ihren Vorurteilen selbst beschränkt, und erschüttert sie nachdrücklich. Er hebt jedoch das Gesetz des Mose nicht auf, sondern erfüllt es (vgl. Mt 5,17), wenn er zum Beispiel das Talionsystem für unwirksam und schädlich erklärt; wenn er erklärt, dass eine Beobachtung des Sabbat, die den Menschen verachtet und verurteilt, Gott nicht gefällt, oder wenn er angesichts der Ehebrecherin diese nicht verurteilt, sondern sie sogar rettet vor dem blinden Eifer derer, die schon bereit waren, sie erbarmungslos zu steinigen, weil sie meinten, so das Gesetz des Mose anzuwenden (vgl. Joh 8,3-11). Auch in der Bergpredigt (vgl. Mt 5) krempelt Jesus die Gewissen um, indem er der Menschheit neue Horizonte eröffnet und die Logik Gottes vollkommen offenbart – die Logik der Liebe, die sich nicht auf die Angst gründet, sondern auf die Freiheit, die Liebe, auf den gesunden Eifer und auf den Heilswillen Gottes: »Das … gefällt Gott, unserem Retter; er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen« (1 Tim 2,3-4). »Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer« (vgl. Mt 12,7; Hos 6,6)).

 

Und das ist manchem ein Ärgernis!

 

Jesus, der neue Mose, wollte den Aussätzigen heilen, er wollte ihn berühren, er wollte ihn wieder in die Gesellschaft eingliedern, ohne sich in Vorurteilen selbst zu beschränken, ohne sich der herrschenden Mentalität der Leute anzupassen, ohne sich über die Ansteckung überhaupt Gedanken zu machen. Jesus antwortet auf die flehentliche Bitte des Aussätzigen unverzüglich und ohne die üblichen Verzögerungen, um die Situation zu untersuchen und alle eventuellen Folgen abzuwägen! Was für Jesus zählt, ist vor allem, die Fernen zu erreichen und zu retten, die Wunden der Kranken zu heilen und alle wieder in die Familie Gottes einzugliedern Und das ist manchem ein Ärgernis! Weiterlesen “Die Angst, die Geretteten zu verlieren, und der Wunsch, die Verlorenen zu retten.”

Kategorien AllgemeinSchlagwörter Christus, Franziskus, Glauben, Heil, Jesus, Kardinäle, Konsistorium, Papst, Sünder, Versöhnung15 Kommentare zu Die Angst, die Geretteten zu verlieren, und der Wunsch, die Verlorenen zu retten.

Gelbe Gedenk-Schleifen

Veröffentlicht am 13. August 2014
Eine der Gedenkwände für die Opfer des Fährunglücks
Eine der Gedenkwände für die Opfer des Fährunglücks

Ein Abendessen mit Kollegen anderer Sender hat mit Gelegenheit gegeben, meine Eindrücke zu Korea abzugleichen. Und unter allen diesen Eindrücken herrscht einer nach einigen Tagen hier vor: Wir sind erstaunt bis entsetzt, wie gespalten diese Gesellschaft ist. Und davon, wie offen und direkt jeder und wirklich jeder in Interviews und anderen Unterhaltungen darüber spricht.

Da ist das Fährunglück vom April dieses Jahres, 300 Menschen starben, darunter viele Kinder. Das hat das Ausmaß an Korruption im Land sichtbar werden lassen, seitdem zeigt sich die politische Klasse unfähig, das aufzuklären. Die Menschen leiden und sie leiden öffentlich, sie protestieren auf der Straße. Wir hatten ja keine Ahnung, wie tief der Schock und der Zorn über das Unglück und die Unfähigkeit der Politik sitzt.

Die Mutter aller Spannungen sei der Nord-Süd-Konflikt ist die allgemein akzeptierte These. Aber abgeleitet davon werden alle Menschen, die Veränderung werden allgemein als „Kommunisten“ abgestempelt. Konflikt und offiziell vertretene Feindschaft hat die Gesellschaft vergiftet, der offene Konflikt, die Gegnerschaft sind normal geworden. Und das hat auch die Auseinandersetzungen zu anderen Themen geprägt.

„Unheilbar“, „destruktiv“, „ohne Ausweg“ sind nur einige der Begriffe, die ich dazu gehört habe. Es hat uns alle überrascht, wie stark diese Wahrnehmung der eigenen Gesellschaft ist. Der Papst mit seiner Botschaft der Versöhnung wird vor diesem Hintergrund von den Menschen verstanden werden. Und alle hoffen, dass irgend ein Impuls kommt, um aus der Selbstblockade heraus zu kommen.

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, PapstreiseSchlagwörter Fährunglück, Franziskus, Korea, Papstreise, Spaltung, VersöhnungSchreiben Sie einen Kommentar zu Gelbe Gedenk-Schleifen

Banja Luka liegt in Europa

Veröffentlicht am 25. Mai 201225. Mai 2012
Bischof Franko Komarica im Gespräch mit Radio Vatikan
Bischof Franjo beim Interview auf dem Katholikentag

Franjo Komarica ist ein freundlicher Mann. Er ist seit 1989 katholischer Bischof von Banja Luka in Bosnien Herzegowina. Er kümmert sich um Versöhnung, so gut das denn geht, und ist mehrfach ausgezeichnet. Es passt zu seiner Freundlichkeit.

Wenn er aber über sein Land und die Situation der Christen dort spricht, spricht er Klartext. Die Hand schlägt immer wieder auf den Tisch, so dass die Aufnahme mit dem Mikro fast nicht brauchbar ist. Sein Bistum liegt in einer Gegend Europas. Ein Teil Europas, obwohl Bischof Franjo das im Gespräch zu bestreiten scheint.

Wir Zentraleuropäer hätten damals weggeschaut, während des Krieges, bei den Ungerechtigkeiten nach dem Krieg und heute immer noch. Katholiken würden wie Rechtlose behandelt und Europa schaue zu.

 

Das politische Europa ist in unserem Fall sehr unglaubwürdig geworden. Nicht umsonst hat der selige Johannes Paul II. diese Frage sehr scharf formuliert, als er zu Besuch war: „Europa war Zeuge bei dieser Tragödie. Man muss sich fragen, ob Europa ein glaubwürdiger Zeuge war.“ Diese Frage müssen sich die Politiker, Wirtschaftsleute und das Militär stellen, auch die Medien.

Man sah, dass eine Tragödie verhindert werden musste und verhindert werden konnte. Aber wir wurden Opfer anderer Differenzen unter den sogenannten großen Völkern und Mächten. Jugoslawien ist nach dem ersten Weltkrieg als Siegeszeichen der siegreichen Alliierten errichtet worden, und seitdem werden wir als Papisten bestraft, vom Ottomanentum, von den Kommunisten und auch jetzt dadurch, dass wir aus Bosnien ausradiert werden.

 

Ausradieren ist ein sehr hartes Wort.

 

Das ist ein sehr mildes Wort der herrschenden Situation gegenüber! Weiterlesen “Banja Luka liegt in Europa”

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, InterviewSchlagwörter Banja Luka, Bosnien Herzegowina, Dayton, Europa, Franjo Komarica, Frieden, Krieg, Recht, Versöhnung, WahrheitSchreiben Sie einen Kommentar zu Banja Luka liegt in Europa

Politik oder nicht Politik, das ist die Frage

Veröffentlicht am 26. März 201226. März 2012

Wie entwickelt sich die katholische Kirche in einem sozialistischen Land? Wie kann sie sich mit dem Staat arrangieren, wie zu dessen Wandel beitragen?

Seit Jahren beschäftigt sich Bernd Klaschka mit Kuba. Als Geschäftsführer des Hilfswerkes Adveniat der deutschen Bischöfe war er mehrfach auf der Insel. Als Helfer kennt er die Projekte und die Dinge, die die Kirche vor Ort braucht. Ein Gespräch darüber, wie sich unter diesen Umständen die Kirche in die Gesellschaft einbringen kann.

 

Bis Anfang der 90er Jahre war Kuba offiziell atheistisch. Es düfen nach wie vor keine Kirchen gebaut werden. Der Papst hat davon gesprochen, dass er am Wandel Kubas mitarbeiten möchte. Wie kann man bei solch einem Staat ‚mitarbeiten’?

„Ein Beispiel dafür hat uns Johannes Paul II. gegeben; bevor er gekommen ist, war Kuba ein atheistischer Staat. Durch diesen Besuch des Papstes 1998 hat sich Kuba in eine Laizistischen Staat verwandelt.

Ich finde, dass das zeigt, dass der Besuch des Papstes und damit des Oberhauptes der katholischen Christenheit etwas öffnen kann und Impulse setzen kann. Ich glaube auch, dass dieser Besuch von Benedikt XVI. Impulse geben wird, in dem er die Dinge anspricht, wie er sie ansprechen möchte und ich glaube, dass die Leute ihn hören werden.“

 

Das Stichwort ist Wandel, die katholische Kirche möchte einen Wandel durch Annäherung, also in der Nähe zum Staat die Schritte zum Wandel mit tun. Man will weniger die starke Opposition. Kann die Kirche in die politische Öffentlichkeit hinein wirken oder ist sie dafür zu schwach oder zu klein?

„Ich glaube, dass die Kirche in ihrer Vermittlerrolle anerkannt ist, zum Beispiel zwischen einzelnen Gruppierungen, die in der Opposition sind wie den Damas blancas und dem Staat. Insbesondere auch die Person des Erzbischofs von Havanna, Kardinal Ortega, ist als Vermittler anerkannt. Die Kirche hat sich viele Verdienste und Anerkennung in der kubanischen Gesellschaft erworben.

Wandel durch Annäherung ist das eine, aber die katholische Kirche sagt auch, wo sie anders denkt und wo sie anders empfindet, wenn sie etwa das Thema Menschenrechte – wenn auch nicht in der Öffentlichkeit – verbalisiert, aber in Gespächen immer wieder auf die Tagesordnung setzt. Ich weiß auch, dass in den Gesprächen mit der kubanischen Bischofskonferenz und der Regierung das ein Thema ist.

Auch die Unterstützung der Damas blancas durch die katholische Kirche hat ihnen auch in der Öffentlichkeit die Stärke gegeben und das sieht man und das wird wahrgenommen.“ Weiterlesen “Politik oder nicht Politik, das ist die Frage”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Interview, PapstreiseSchlagwörter Benedikt XVI., Gesellschaft, Kuba, Papstreise, Sozialismus, Vermittlung, Versöhnung, Wande, Wandel1 Kommentar zu Politik oder nicht Politik, das ist die Frage

Africae Munus: Ein geistlicher Lungenflügel der Welt

Veröffentlicht am 19. November 201119. November 2011
Blick in die Synodenaula im Vatikan, während der Bischofssynode zu Afrika Oktober 2009
Die Bischofssynode zu Afrika, Vatikan, Oktober 2009

Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt. Dieses Zitat aus dem Matthäusevangelium steht über dem päpstlichen Schreiben, dass an diesem Samstag in Ouidah in Benin von Papst Benedikt XVI. unterzeichnet wurde.

Es ist die so genannte postsynodale Exhortation, das nachsynodale Lehrschreiben, dass das Schlussdokument der Sonderversammlung der Bischofssynode im Oktober 2009 im Vatikan. Der offizielle Titel lautet Africae Munus, Das Engagement Afrikas.

Die Synodenversammlung hatte zum Thema „Die Kirche in Afrika im Dienst von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden“ getagt, drei intensive und teils lebhafte Wochen, in denen sich in Rom eine selbstbewusste, aber auch um ihre Probleme wissende Ortskirche präsentierte. Stammesdenken und Korruption, Krieg und Hunger waren nur einige der hierbei genannten Themen. Den vorläufigen Abschluss bildete damals ein Dokument mit 57 Thesen, den so genannten Propositiones, die Papst Benedikt vorgelegt wurden. Daraus hat der Papst unter Mithilfe des Synodenrates dieses postsynodale Schreiben verfasst.

Er hat es viermal unterzeichnet und damit in den drei Hauptsprachen des Kontinents Englisch, Französisch und Portugiesisch sowie in Italienisch verabschiedet. Während der Abschlussmesse am Sonntag wird der Papst dieses Dokument offiziell der Kirche Afrikas übergeben.

 

Ein versöhntes Afrika

Papst Benedikt verweist in dem Schreiben wie auch schon einige male zuvor auf die vorangegangene Synode zu Afrika, die 1995 in dem Schreiben ‚Ecclesia in Africa’ von Papst Johannes Paul II. mündete. Benedikt XVI. zieht eine Linie von der damaligen Versammlung zu diesem Schreiben, es ginge um die erneuerte Verkündigung auf dem Kontinent, „um ein versöhntes Afrika zu schaffen, durch Wege der Wahrheit und der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.“

In seinem Schreiben spricht der Papst davon, wie ihn die Diskussionen und die Wortmeldungen während der Synode beeindruckt hätten. In ihnen sei ein Realismus im Blick auf den Kontinent sichtbar geworden. Weiterlesen “Africae Munus: Ein geistlicher Lungenflügel der Welt”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., VatikanSchlagwörter Africae Munus, Afrika, Benedikt XVI., Benin, Bischofssynode, Frieden, Gerechtigkeit, Papstreise, Versöhnung1 Kommentar zu Africae Munus: Ein geistlicher Lungenflügel der Welt

Der Rhythmus der Synode

Veröffentlicht am 11. November 20117. Januar 2013

Sprechen und Buchstaben auf weißem Papier: Mindestens wir im Westen haben entschieden, was die Medien für die ernsthaften Dinge sind. Wenn wir da mal nicht falsch liegen: Es geht auch anders, vielleicht von uns ach so fortschrittlichen Menschen belächelt, sind diese Aufschreibsysteme nicht der einzige Weg. Was ein Projekt und ein Gespräch darüber zeigen soll: Wenn Papst Benedikt XVI. gegen Ender der Woche nach Benin fährt, dann wird einer der Anlässe für die Reise das sogenannte postsynodale Schreiben sein, also die Gedanken und Reflexionen des Papstes im Anschluss an die Afrika-Synode im Vatikan vor nun zwei Jahren. „Die Kirche im Dienst an Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden“ war das Thema der Sonderversammlung der Bischofssynode. Ein Text auf Papier.

Drei Musiker haben nach der Synode die Gedanken und Anstöße in Musik umgesetzt. Zwei von ihnen sind kontinentweit bekannte Größen der Musik, der dritte ist im Hauptberuf Redakteur hier bei Radio Vatikan. Ein Gespräch über Afrika, die Macht der Musik und den Beitrag der Kirche:

http://212.77.9.15/audiomp3/00287919.MP3
Filomeno Lopes, Redakteur von Radio Vatikan, im Studio
Filomeno Lopes

Filomeno Lopes, es ist eine CD mit afrikanischer Musik entstanden, wahrscheinlich wird es in Benin vor dem Papstbesuch auch ein Konzert mit dieser Musik geben. Warum Musik? Wann habt ihr begonnen, diese Musik zur Synode zu machen? Schon während der Synode?

„Nein, wir haben nach der Synode damit begonnen. Wir haben darüber nachgedacht, was ein Mittel sein könnte, die Ideen und den Inhalt der Synode und auch des kommenden Schreibens des Papstes zur Synode zu verbreiten. In Afrika sind das Straßenthemen. Frieden, Gerechtigkeit und Frieden sind keine Predigtthemen, man spricht überall darüber. Wir wollten nun ein in ganz Afrika geschätztes Mittel nutzen, und das ist nun einmal die Musik.“

 

Sprache der Jugend
„Wir wollten die Kirche ermuntern, vor allem die katholische Kirche, endlich zu erkenne dass heute ein großer Teil der Jugendlichen, die wir ja erreichen wollen, wir nur über die Musik erreichen können. Ob es uns gefällt oder nicht, die Musik ist das Mittel dazu.

Nur ein Beispiel: Im Südwesten Afrikas, wo ich herkomme, gibt es 15 Staaten. Nach dem Krieg in Liberia, in Guinea Bissau – meinem Land – und so weiter, wollen heute über 90 % aller Jugendlichen bis 17 Jahren Musiker werden. Sie wollen Rapper werden. Sie wollen Dinge sagen, die ich in ihrem Alter mich nicht getraut hätte, den Erwachsenen zu sagen. Sie wollen kommunizieren, sie wollen reden. Und die Musik kann das schaffen. Weiterlesen “Der Rhythmus der Synode”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Interview, Kunst, Kultur und Können, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Afrika, Benedikt XVI., Benin, Frieden, Gerechtigkeit, Kultur, Musik, Papstreise, Paul VI. Johannes Paul II., Synode, Vatikan, Versöhnung3 Kommentare zu Der Rhythmus der Synode

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