Der Papst spricht viel. Auf dem Petersplatz, in Videos an Aktionen oder Personen, bei Twitter, gedruckt oder im Audio, der Papst kommuniziert. Und er tut es auf viel mehr Wegen, als wir das im Vatikan bislang gewohnt waren, und er tut es spontaner. Jemand zückt sein Mobiltelefon, der Papst spricht ein Video ein. Er lässt professionelle Videos für die Gebetsmeinungen machen. Er macht Interviews mit Jugend- und Obdachlosenzeitungen.
Aber das ist nur die eine Seite. Die andere Seite ist, dass er auch verstanden wird. Zuerst ist da die Sprache seiner Gesten: von Tag Eins an hat er sprechende Gesten genutzt, angefangen bei der Kleidung, den Autos, das Umarmen, das Stehen bei der Predigt, und so weiter und so weiter. Das ist eine verständliche Sprache, die nicht durch „Worte“ verwirrt wird, die in unserem normalen Wortschatz nicht vorkommen, wenn ich das mal so sagen darf.
Das Gleiche gilt auch für das, was er sagt. Er wird in seinen Sprachbildern verstanden – vorausgesetzt, man will ihn auch verstehen. Die meisten Menschen würden glaube ich intuitiv sagen, dass sie verstanden haben, nachdem sie den Papst gehört haben. Oder in unserem Fall: übersetzt gehört oder gelesen haben.
Großer Kommunikator
Auf Twitter ist der Papst ein ganz großer, sehr viele Follower, obwohl er selber gar nicht interagiert, sondern nur verschickt. Auch sind seine 140-Zeichen Kommentare nicht dazu geeignet, tief und ausführlich pastoral oder theologisch im Netz unterwegs zu sein, aber das soll Twitter ja auch gar nicht. Die kurzen Texte sind Teil einer neuen Form von Kommunikation, werden geteilt, kommentiert, kritisiert, übersetzt und so weiter und so zum Teil des Kommunikations-Netzes.
Vielleicht kann man sogar sein jüngstes ausführliches Schreiben so sehen, Amoris Laetitia, über die Liebe in der Familie. Dort behandelt er Themen, über die sonst in der Kirche eher Sprachlosigkeit herrscht. Der Papst schafft es aber, eine Sprache zu finden, die vielleicht etwas sperrig klingt, aber die nachvollziehbar ist. Eine Sprache, mit der man reden kann, wenn es um Liebe geht, die nicht romantisiert oder abstrakt wirkt, sondern lebenswirklich. Es geht ihm um die alternde Liebe, die Dimension der Erotik, es geht um Konfliktsituationen und in allem nimmt man dem Papst ab, dass er weiß, worüber er spricht. Das hat vor allem damit zu tun, dass er verstanden wird.
Der Papst ist ein großer Kommunikator. Und heute begeht die Kirche den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel – Kirchensprache für Medien. Der Papst hat einen eigenen Text dazu verfasst.
Auch hier, bei der Kommunikation, braucht es eine Reform der Kirche. Wie oft wird schlicht nicht zur Kenntnis genommen, was Kirche oder was Christen zu sagen und beizutragen haben? Und zwar schlicht deswegen, weil sich Sender und Adressat verschiedener Sprachen bedienen. Papst Franziskus bringt das Sprechen über Glauben und Gott wieder in die Normalsprache zurück, ohne dass der Inhalt dabei leiden würde. Noch etwas, was wir von ihm lernen können.