Jetzt haben wir es auch im Bild: Der Widerstand gegen Papst Franziskus wird im Augenblick in Rom plakatiert, an der Piazza del Risorgimento etwa, direkt am Vatikan. Der Text fragt – in römischem Dialekt – nach der Barmherzigkeit des Papstes angesichts seiner strengen Maßnahmen, was etwa die Leitung der Malteser und der Franziskaner von der Unbefleckten Empfängnis angeht. Außerdem ignoriere er Kardinäle – den Brief der Vier – und habe Priester entlassen. Wo also ist die Barmherzigkeit, die er predige, sagt das Plakat unter einem griesgrämig blickenden Franziskus.
Das Plakat bleibt anonym. Soweit, so schlecht. Aber man kann sich vorstellen, woher es kommt. Es sind diejenigen, welche auf Einhaltung von Regeln achten, wenn der Papst das aber tut, ihn auf Barmherzigkeit hinweisen. Und wenn der Papst barmherzig ist, dann wollen sie die Regeln. Je nach eigener Problemlage.
Bei den genannten Franziskanern – einer kleinen Kongregation, nicht zu verwechseln mit dem großen Orden – geht es zum Beispiel unter anderem um das Feiern der Messe im Ordo von 1963, in den Augen der Traditionalisten können die also gar nichts falsch gemacht haben und der Papst hat automatisch unrecht. Man fragt gar nicht nach den Gründen, es muss um den Ritus gehen, fertig.
Ab jetzt: #Plakatkleber
Beim Malteserorden fragt man nicht nach Ursache und Wirkung, da aber einer ihrer Helden – Kardinal Raymond Burke – beteiligt ist (wie auch beim Brief der Vier), ist die Sache klar, der Papst ist der böse.
Und dann das Totschlagargument: Wo ist deine Barmherzigkeit?
Kann sie vielleicht darin liegen, dass der Papst Beteiligte schützt, die über die öffentlichen Kombattanten hinaus gehen? Dass der Papst den Namen von zu Unrecht abgesetzten schützt? In den Augen der Plakatkleber kann das nicht sein, weil es nicht sein darf.
Das Gegenargument könnte lauten: Warum lässt der Papst bei einigen Verletzungen von Regeln und der unwandelbaren Lehre der Kirche die Zügel schleifen, bei anderen aber nicht?
Die Antwort: Barmherzigkeit bedeutet nicht, dass jeder machen kann, was er will. Die Fälle, die da ineinander gerührt werden, sind sehr verschieden und haben nichts miteinander zu tun, außer dass der Papst der Handelnde ist. Barmherzigkeit ist aber nicht einklagbar, um sich selber jeglicher Rechenschaftspflicht zu entledigen. Barmherzigkeit kann sich eben auch auf die beziehen, welche die Plakatkleber nicht im Blick haben. Barmherzigkeit hebt Verantwortung nicht auf, die ich für mein und jeder für sein Handeln hat. Und auch nicht die des Papstes in der Ausübung seines Amtes, auch wenn es den Plakatklebern nicht passt.
Interessant ist vielleicht auch, dass ein Plakat zeigt, dass man die Öffentlichkeit außerhalb der Filterblasen des Internets sucht. Mal sehen, wie das ausgeht. Man gibt sich volkstümlich durch den Dialekt, mal sehen, ob das auch wirklich von irgendwelchen Gruppen getragen wird.
Und: das nächste Mal bitte mit Namen.