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Schlagwort: Wiederverheiratete Geschiedene

Neulich im Erzbistum Rom

Veröffentlicht am 9. Januar 2017

Und da ist sie wieder, die Frage nach den wiederverheirateten Geschiedenen. Gerade erst hatte Kardinal Müller zum Dubia-Brief der vier Kardinäle Stellung bezogen, nun gehen durch Teile der deutschen Presse die Regelungen, die für das Bistum Rom getroffen werden. Das ist – weil es ja das Bistum des Papstes ist – für die ganze Debatte nicht uninteressant, deswegen darf man da auch mal ausführlicher drauf schauen.

Es geht um ein Pastoralforum des Bistums, abgehalten im vergangenen Sommer, und um die Abschlussrede von Kardinal Agostino Vallini, dem Vertreter des Papstes als Leiter des Bistums. Das Redemanuskript von Kardinal Vallini ist lang, ausgedruckt sind es fünfzehn Seiten. Dass es im deutschsprachigen Raum damals – im September – nicht wahrgenommen wurde, hat auch damit zu tun, dass der Bischof der Stadt – Papst Franziskus – genau an dem Tag in Assisi war, zum Gebetstreffen.

Die Römer sind nicht die ersten, Argentinien hatte schon (begleitet von einem lobenden Brief des Papstes) Richtlinien vorgelegt, die deutsche Bischofskonferenz will Ähnliches tun. Deswegen loht es sich, auch die konkreten Schritte hier anzuschauen, um zu sehen, wie der synodale Prozess nun in der Praxis ankommt.

 

Und wieder ein Teil des synodalen Prozesses

 

Kaffeepause bei der Familiensynode - der Papst im Gespräch
Kaffeepause bei der Familiensynode – der Papst im Gespräch

Und das ist auch schon das erste Ergebnis: Es ist Teil eines Prozesses. Amoris Laetitia (AL), also das Abschlussdokument der beiden Versammlungen der Bischofssynode zum Thema, legt keinen Schalter um, es beginnt einen Prozess. Und zwar in der Methode wie auch im Inhalt.

Beides spiegelt sich jetzt im Bistum Rom wieder, Kardinal Vallini, der den Papst als Vikar für das Bistum vertritt und damit die praktische Leitung inne hat, hängt die pastoralen und praktischen Vorschläge direkt an den synodalen Prozess zu Ehe und Familie an. Hier wird nicht die Deutungshoheit über einzelne Aussagen für sich beansprucht, keine Debatte um Lehre und Bedeutung geführt, wie es von verschiedenen Seiten gerne passiert (Plural!), sondern hier werden praktische Lösungen gesucht, die den bereits gegangenen Weg praktisch werden lassen.

Zweitens: Vallini zitiert AL mit der Aussage, dass die Kirche nicht bloß eine „kalte und leblose Doktrin“ verteidige. Es gehe auch hier darum, alles aus der Liebe Gottes heraus zu verstehen. Klingt erst einmal selbstverständlich, wenn man sich aber vor Augen hält, wie gerne Ehe und Familie – auch in der Kirche – ohne Gott verstanden werden, rein moralisch etwa, dann ist das nicht unwichtig.

Drittens: Es geht um Begleitung. Das zieht sich seitenlang auch durch Amoris Laetitia und jeder Seelsorger und jede Seelsorgerin weiß das auch. Wirklich tragfähige Gemeinden und Gemeinschaften bauen sich langsam auf, nicht auf Einzelentscheidungen. Also geht es bei Vallini um die langfristige Begleitung vor der Ehe auf die Ehe hin, es geht um die Begleitung der Familie nach der Hochzeit – auch andere Familien etwa – und so weiter. Soll heißen: Kirche als Gemeinschaft ist nicht nur für Problemlösung in „Fällen“ zuständig. Familien, die Teil der Kirche sind, sind es eben nicht nur wenn man sonntags zum Gottesdienst geht oder sich traut oder Kinder taufen lässt. Das Familienleben als solches sollte zumindest offen sein für die Gemeinschaft der Glaubenden, begleitet und begleitend. Wer hier gleich die Einmischung in die Privatsphäre vermutet hat begriffen, dass das nicht ganz ohne Anspruch ist. Es lohnt sich also, auch das zu lesen, und nicht gleich zu den kritischen Stellen über zu gehen. Hier liegt viel anspruchsvolles Tun.

 

Amoris Laetitia, Nr. 300

 

Viertens: Vallini legt in seiner Ansprache vor allem AL 300 aus, wenn es um die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen geht. Fast jeder Satz von AL 300 findet sich bei Vallini wieder, nur eben praktischer, nur eben mit konkreten Vorschlägen. Weiterlesen “Neulich im Erzbistum Rom”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Amoris Laetitia, Bischof von Rom, Bistum Rom, Debatte, Lehre der Kirche, Papst Franziskus, Wiederverheiratete Geschiedene25 Kommentare zu Neulich im Erzbistum Rom

Amoris Laetitia: Auf eine Sehnsucht antworten

Veröffentlicht am 8. April 20166. April 2016

Nun wissen wir also, was Papst Franziskus über Ehe und Familie und Glaube und Lehre und die komplizierten Situationen denkt. Jetzt muss man den Text nur noch lesen. Kein leichtes Unterfangen, knapp 200 Seiten sind es und sehr, sehr viele Themen.

Was ist es also, was man unbedingt über Amoris Laetitia wissen muss, ohne alle 200 Seiten eifrig studiert zu haben?

Zuerst, dass es keine Antwort auf all die Fragen nach dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ist. Reden wir nicht drum herum, das fragen alle, das wollen alle wissen und die meisten werden nachdem sie gesehen haben, dass dazu keine Entscheidung im Text ist, das Schreiben als schwach, rückfällig, Kompromiss, gescheitert oder sonstwie ansehen.

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Aber man muss das so klar sagen, darum geht es dem Papst auch gar nicht. Ich darf einmal zitieren: „Es geht nicht allein darum, Normen vorzulegen, sondern Werte anzubieten, und damit auf eine Sehnsucht nach Werten zu antworten“ (AL 201), es geht also in der Dynamik weiter, welche der Papst in Evangelii Gaudium begonnen hat.

Kurz und knapp: wer nur nach einer Entscheidung sucht, wird mit dem Text nicht glücklich.

 

Komplexe Situationen

 

Nun kann man ernsthaft fragen, warum Papst Franziskus dann überhaupt selber diese Debatte zu den wiederverheirateten Geschiedenen an den Anfang gestellt? Immerhin war es ja der Vortrag von Kardinal Kasper, der Anfang 2014 den Prozess begonnen hatte und bei dem Vortrag ging es ja unter anderem auch um einen Weg, wie mit wiederverheirateten Geschiedenen umzugehen ist.

Was davon geblieben ist, ist der Prozess. Das meine nicht nicht herabstufend, sondern ganz ernst. In gewisser Weise ist es ja völlig richtig, mit den komplexen Fragen zu beginnen, denn dort zeigt sich am klarsten, warum es geht und was eigentlich die Knackpunkte sind.

Aber dann ist der Prozess über zwei Jahre weiter gegangen. Die Fragen sind nicht verschwunden und niemand wird behaupten, dass sie nicht wichtig sind. Aber es hat sich heraus gestellt, dass noch einmal grundsätzlich über die ganze Breite des Themas Ehe und Familie gesprochen werden muss, in allen Konkretheiten, und nicht nur beschränkt auf eine oder zwei Fragen.

Und genau das tut das Papier jetzt.

 

Unterscheidung und Gewissen

 

Und es macht noch ein zweites, es gibt das Vorgehen vor. Der Papst ist ja sehr prozess-orientiert, das kennen wir aus Evangelii Gaudium schon, und genau so geht er auch hier vor. Die Stichworte hierfür sind „Unterscheidung“ und „Gewissen“, es geht also nicht um die Formulierung von Regeln, sondern um das Erkennen des Willens Gottes in der konkreten Situation. Auf die Wirklichkeit hören heißt, auf den Heiligen Geist zu achten. Und da kann dieses Dokument helfen. Es muss nicht alles von Rom aus entschieden werden, sagt der Papst ganz zu Beginn von Amoris Laetitia, nicht mehr eine Instanz entscheidet über alles, sondern sie stellt nach Beratungen und mit Blick auf Schrift und Tradition den Weg fest. Hier zeigt sich, was der Papst mit Synodalität meint. Es wäre interessant, dieses Dokument mal als Anwendungsbeispiel von Synodalität zu lesen, vielleicht mache ich das an dieser Stelle in der nächsten Zeit einmal.

Es bleibt die Frage, was genau Papst Franziskus mit diesem Dokument nun will. Mir sieht das ganz nach einem Anliegen aus, das der Papst schon in Evangelii Gaudium formuliert hat und das auch in Amoris Laetitia wieder vorkommt: die missionarische Umkehr. Die Pastoral muss erfahrbar machen, was der Glaube von der Familie zu sagen hat (AL 201). Und Pastoral ist nicht nur Anwendung von Grundsätzen, die woanders verhandelt werden, auf eine Realität. Pastoral ist Kommunikation, ist Unterscheidung, ist überhaupt der Ort, an dem Kirche Kirche ist. Nicht in den Büchern und Lehren, sondern im Leben der Menschen.

Und genau hierhin will Papst Franziskus mit seinen Gedanken führen.

Vielleicht kann man die Intention des Schreibens verkürzend so zusammen fassen: Das Ziel ist die Integration, die Einbeziehung aller. Der Modus dafür ist die Barmherzigkeit, die nicht nur eine Eigenschaft Gottes ist, sondern auch ein Kriterium um zu erkennen, wer Gottes Kind ist (AL 310). Diese Barmherzigkeit ist bedingungslos, weil alles andere das Evangelium verflüssigen würde (AL 311). Und das Mittel für diese Integration, der pastorale Weg, das ist die Unterscheidung und die Begleitung. Alles andere scheint mir an diesem Grundgerüst aufgehängt.

 

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, Familie, Gewissen, Papst Franziskus, Unterscheidung, Wiederverheiratete Geschiedene71 Kommentare zu Amoris Laetitia: Auf eine Sehnsucht antworten

Der synodale Prozess … was bisher geschah, Teil 2

Veröffentlicht am 19. März 201615. März 2016

– Fortsetzung von Teil 1 –

 

Dritter Akt: Zwischen den Synoden

 

Dieser Akt beginnt noch in der Synodenaula. Direkt nach der Abstimmung und der Schlussansprache des Papstes geht der Vatikansprecher Pater Federico Lombardi zu ihm und fragt nach, was denn nun zu veröffentlichen sei. Alles, der ganze Text, so die Antwort. Und wie ist das mit den drei Abschnitten, die kein Zweidrittel Mehrheit bekommen haben? Auch das. Mit den Stimmen.

Und so rannte Pater Bernd Hagenkord dann über den Petersplatz, um möglichst schnell möglichst viele Kopien für möglichst viele Journalisten machen zu lassen.

Bei der Arbeit: Synode 2015
Bei der Arbeit: Synode 2015

Der Papst hatte gleich gesagt, dass das Abschlussdokument das Vorbereitungsdokument – die so genannten Lineamenta – für die kommende Versammlung der Synode sein solle. Also wollte er, dass alle – auch die kontroversen – Abschnitte dort hinein sollten. Eine Wiederholung der Ausgangslage also, die Ansage war klar.

Dann aber passierte erst einmal lange Zeit nichts. Oder nicht viel. Das Synodensekretariat bereitete vor, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass in der Weltkirche sehr viel dazu passierte, zumindest nicht in unserem Sprachraum. Bücher und Artikel wurden veröffentlicht, das ja, aber Bewegung kam erst spät ins Spiel.

Zum Beispiel durch eine Fachtagung in Rom, die von den Bischofskonferenzen Frankreichs, der Schweiz und Deutschlands durchgeführt wurde und die von Theologen, Journalisten und den Synodenteilnehmern aus den Bischofskonferenzen besetzt war. Eine für mich sehr aufschlussreiche Konferenz, ich habe da sehr viel gelernt (ich dürfte dabei sein, weil ich eingeladen war, zu moderieren). Die Impulsreferate dazu sind auch unter dem Buchtitel „Theologie der Liebe“ veröffentlicht worden.

Im medialen Begleitfeuer ändert sich während dessen die Taktik. Statt immer nur auf Kardinal Kasper zu hauen, wurde nun ein neuer Vorwurf beliebt: die deutsche Kirche wolle die Zulassung zu den Sakramenten für wiederverheiratete Geschiedene, weil sonst viele Leute austräten und keine Kirchensteuer mehr zahlten. Es ginge also um Geld. Das hält einer ernsthaften Betrachtung hinten und vorne nicht stand, ist aber als laut klingender Vorwurf nicht ohne Attraktivität für all die, die das glauben wollen. Und vor allem für die, die unsere Kirche so gar nicht kennen und sich mit Oberflächlichem zufrieden geben, wie auch wir uns mit der Oberfläche andere Kirchen so gerne zufrieden geben. Und gleich dahinter ein zweiter Vorwurf: warum will eigentlich eine Kirche, deren Messen leer sind, lebhaften und wachsenden Kirchen vorschreiben, was in Zukunft zu machen sei? Weiterlesen “Der synodale Prozess … was bisher geschah, Teil 2”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Abschlusspapier, Familie, Familiensynode, Kirche und Homosexualität, Papst Franziskus, Wiederverheiratete Geschiedene21 Kommentare zu Der synodale Prozess … was bisher geschah, Teil 2

Der synodale Prozess … was bisher geschah

Veröffentlicht am 17. März 201619. März 2016

Lesern dieses Blogs wird der Gedanke nicht fremd sein, dass „Dynamik” einer der zentralen Begriffe ist, der hier zur Erklärung des Papstes und seiner Anliegen Verwendung findet. Dynamik in der Sprache, in der Haltung, bis hin zur „ständigen Haltung des Aufbruchs”, die der Papst selbst in Evangelii Gaudium als seine Absicht und sein Ziel beschrieben hat.

Das kann man auch im synodalen Prozess zu Ehe und Familie erkennen. Das kann man in den Synodenversammlungen erkennen. Und man muss kein Prophet sein um zu vermuten, dass Papst Franziskus sich treu bleiben wird und diesen Grundzug auch im Postsynodalen Schreiben erkennbar machen wird.

Um diesem synodalen Prozess zu Familie und Ehe auf die Spur zu kommen, möchte ich ihn anhand dieses Dynamik-Begriffs noch einmal nachzeichnen. Daran lassen sich die wichtigen Themen und Perspektiven identifizieren und damit lässt sich dann auch das Abschlussdokument des Papstes im Licht dessen, was geschehen ist und gesagt wurde, besser lesen und verstehen.

 

Prolog

 

Es begann mit einem Kardinal. Papst Franziskus hatte Ende Februar 2014 die Kardinäle nach Rom geladen, um neue Kardinäle zu erheben, es fand also ein Konsistorium statt. Diesem feierlichen Akt schaltete der Papst einen Studientag vor, nachdem er bekannt gegeben hatte, dass er zwei Versammlungen der Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie abhalten wollte. Und für das Impulsreferat hatte der Papst Kardinal Walter Kasper gebeten, einen Text vorzubereiten.

Papst Franziskus leitet das Morgengebet bei der Bischofssynode in rom
Morgengebet bei der Synode

Von Anfang an ist also klar, dass der Papst einen Prozess will, eine Debatte. Auf den Einwand von Kardinal Kasper, er müsse intellektuell redlich dann auch über Dinge sprechen, die mindestens kontrovers seien, habe der Papst geantwortet, genau das wolle er. Nicht, dass damit klar ist, dass der Papst hinter dem Vorschlag steht. Aber er wollte die Debatte, komplett mit den kontroversen Themen. Der Papst spielt nicht auf Sicherheit.

Mit dem Name Kardinal Kasper verbindet sich aber gleich von Anfang an auch eine Verhärtung, die der Absicht des Papstes diametral entgegen steht. Man unterstellt Kasper alles möglich, bis hin zu Häresie. Er wolle die Lehre ändern und so weiter. Und anstatt auf die Frage zu antworten, die der Kardinal stellt, behandelt man es – in der Kirche wie in gewissen Medien – als ein Projekt, als Antwort, als Quintessenz einer „deutschen” Theologie. Insgesamt vor allem was die Blogoshpere angeht ein sehr unappetitlicher Vorgang.

Außerdem gibt es auch gleich zu Beginn eine Verengung der Breite der Debatte auf eine Frage, maximal auf zwei: Erstens Wiederverheiratete Geschiedene und ihr Zugang zu den Sakramenten und zweitens Homosexualität. Ersteres liegt nahe, denn auch der Kardinal hatte das ja genannt, aber die ganzen anderen Themen der Pastoral zu Familie und Ehe werden schnell zu Gunsten dieser zugegeben schwierigen Themen an den Rand gedrängt. Alles soll sich an diesen zwei Fragen entscheiden. Eine Verengung.

Fragen wir den Papst, wie er auf das Thema Familie blickt. Direkt vor Beginn der ersten Versammlung der Synode hatte er in Rio de Janeiro, beim Weltjugendtag, zu Jugendlichen gesprochen: „Es wird gesagt, die Ehe sei heute „aus der Mode“ gekommen. Ist die Ehe aus der Mode gekommen? [Nein…]. In der Kultur des Provisorischen, des Relativen predigen viele, das Wichtige sei, den Augenblick zu „genießen“, sich für das ganze Leben zu verpflichten, endgültige Entscheidungen „für immer“ zu treffen, sei nicht der Mühe wert, denn man weiß ja nicht, was das Morgen bereithält. Ich hingegen bitte euch, Revolutionäre zu sein; ich bitte euch, gegen den Strom zu schwimmen; ja in diesem Punkt bitte ich euch, gegen diese Kultur des Provisorischen zu rebellieren, die im Grunde meint, dass ihr nicht imstande seid, Verantwortung zu übernehmen; die meint, dass ihr nicht fähig seid, wirklich zu lieben. (..) Habt den Mut, „gegen den Strom zu schwimmen“. Und habt auch den Mut, treu zu sein.“

Das ist nicht die Perspektive, in der in unseren Breiten auf das Thema Familie geschaut wird. Aber man muss sie im Blick haben, um zu verstehen, um was es gehen soll.

Im Vorgriff auf später darf ich schon mal aus der ersten Versammlung der Synode zitieren: Wenn es um Familie geht, dann soll man bitte nicht ins Schlafzimmer schauen, sondern ins Wohnzimmer. Also weniger Fixierung auf Sexuaralmoral, bitte.

 

Erster Akt: Vorbereitung

 

Hauptdarsteller dieses ersten Aktes – um im Bild zu bleiben – ist der Fragebogen. Der Vatikan hatte ihn versandt, um … ja warum eigentlich? Es gab viel Verwirrung um diesen Fragebogen.

Zuerst steht er einmal dafür, was der Papst „die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee” nennt. Die Realität der Lebenssituationen der Menschen soll abgefragt werden. Dahinter liegen gleich auch Fragen: Ist die Wirklichkeit ein theologischer Ort, darf sie Wahrheit bestimmen? Und wenn ja, wie? Das alles wurde mit dem ungewöhnlichen und überraschenden Instrument des Fragebogens eher angerissen denn beantwortet. Dementsprechend hilflos fielen die Reaktionen darauf aus.

Der Fragebogen stößt aber auch praktisch schnell an Schwierigkeiten. Wir hier sind quantitative Meinungsumfragen gewohnt, sie sind Teil unseres politischen und medialen Geschehens. Das ist aber nicht auf er ganzen Welt so. Und wie will ich die Antworten aus sagen wir Österreich mit denen aus Uganda vergleichen? Chile? Indien? Weiterlesen “Der synodale Prozess … was bisher geschah”

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Neulich im Internet, Rom, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Abschlusspapier, Familie, Familiensynode, Kirche und Homosexualität, Papst Franziskus, Wiederverheiratete Geschiedene5 Kommentare zu Der synodale Prozess … was bisher geschah

Die gerechtfertigte Vielfalt von Urteilen

Veröffentlicht am 24. Oktober 201424. Oktober 2014

Einige Leute in meiner Redaktion meinen, ich sollte – auch nach den Debatten hier der vergangenen Tage – ruhig ab und zu mehr Zitate aus unseren Berichten im Radio hier einstellen, um das Gespräch zu erweitern oder um Kommentare zu ermöglichen. Also probiere ich das mal, und zwar mit Kardinal Gianfranco Ravasi. Der hat am Schlussdokument der Synode teilgenommen, ist unglaublich gebildet, kennt die Kirchenväter und zitiert gerne auch schon mal aus dem Orgiginal. Aus dem Bericht von RV:

 

Der Satz der Synodenbotschaft, man müsse „die positiven Elemente in Zivilehen und, trotz aller Unterschiede, bei den ohne Trauschein Zusammenlebenden anerkennen“, sei von vielen als „Neuigkeit“ angesehen worden. Das wundert Kardinal Ravasi: Für die kirchliche Tradition sei das alles andere als neu. „Die mittelalterliche Theologie hat gelehrt, dass die Gnade nicht absieht von der Natur“, so Ravasi. „Wenn also zwei Personen sich ernsthaft zusammentun, vor allem durch eine offizielle Zivilehe, oder wenn sie wegen einer lange anhaltenden persönlichen Verbundenheit, voller Zuneigung, Verständnis und Unterstützung, zusammen sind, dann haben wir da einen natürlichen Wert, den man nicht ignorieren kann. Vielmehr kann er als Basis dienen, um darauf die Schönheit, den Reichtum, die Übernatürlichkeit der Gnade Christi aufzubauen“, sagte der Kardinal zu Radio Vatikan.

 

„Wahrheit und Barmherzigkeit im Gleichgewicht“

 

Ravasi zeigt Verständnis dafür, dass der Passus der Erklärung, der sich auf wiederverheiratete Geschiedene und ihre mögliche Zulassung zur Kommunion betrifft, nicht die qualifizierte Mehrheit der Synodenväter gefunden hat. Es gehe in diesem Bereich darum, Wahrheit und Barmherzigkeit miteinander zu verbinden. Allerdings seien das „nicht zwei Komponenten auf verschiedenen Niveaus, also Lehre und Seelsorge, sondern beides zwei Elemente der Lehre, die man in Gleichgewicht zu halten versuchen sollte“. Daraus ergebe sich die Schwierigkeit, „und so rechtfertigt sich auch die Vielfalt in den Urteilen“.

 

 

 

Kategorien Allgemein, Franziskus, Rom, Sprechen von Gott, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, Ehe, Familie, Franziskus, Natur und Gnade, Ravasi, Wiederverheiratete Geschiedene26 Kommentare zu Die gerechtfertigte Vielfalt von Urteilen

Herr Bischof, warum brauchen wir ein Jahr des Glaubens?

Veröffentlicht am 16. Oktober 20117. Januar 2013

Ein Interview mit Erzbischof Robert Zollitsch
http://212.77.9.15/audiomp3/00284534.MP3

Der Papst hat in der Predigt am heutigen Sonntag und danach noch einmal beim Angelusgebet ein ‚Jahr des Glaubens’ angekündigt, es wird im Oktober 2012 eröffnet, zum 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils und während der Bischofssynode zur Neuevangelisierung. Nach der Messe konnte ich den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zu diesem Projekt des Papstes und der Kirche interviewen. Zollitsch ist selber Mitglied im Rat zur Förderung der Neuevangelisierung und hat an der Veranstaltung im Vatikan teilgenommen.

Herr Erzbischof, wozu brauchen wir dieses ‚Jahr des Glaubens’?

„Ich sehe das so, dass es darum geht, uns auf die Grundlage dessen zu besinnen, wovon wir leben. Wir sollen wissen, das bei allem, was wir tun, was wir entscheiden, es auf die persönliche Beziehung zu Jesus Christus uns zu Gott ankommt; Gott ist das Ziel und die Mitte unseres Lebens. Damit spüren wir eines der zentralen Anliegen Papst Benedikts. Ich verstehe ihn so, dass er uns auf dieses Fundament hinweisen möchte und von dort auch dann das Konzilsjubiläum begehen will.“

 

Über die Neuevangelisierung, das ‚Jahr des Glaubens’ und den Gesprächsprozess

Es gibt ja schon eine ganze Reihe von Veranstaltungen; was hat das zum Beispiel mit dem Gesprächsprozess in Deutschland zu tun, der dann auch noch laufen wird?

„Wir werden sehen, wie wir das intensiv miteinander verbinden; aber sie wissen ja, dass es beim Gesprächsprozess sehr darum geht, den Weg der Erneuerung der Kirche zu gehen, um die Besinnung auf das, wovon wir leben, auf das, was trägt. Damit sind wir bei der zentralen Frage nach dem Glauben. Ich sehe das so, dass die Frage nach dem Glauben die Folie ist, auf der wir den Gesprächsprozess durchführen werden. Diese Folie erinnert uns immer daran: ‚Vergesst Gott bei alldem nicht! Vergesst nicht, wovon ihr wirklich lebt! Vergesst nicht, worauf es entscheidend ankommt.’ Insofern sehe ich eine gute Verbindung mit dem Dialogprozess in Deutschland.“

Es ist also nicht zurückzuführen auf die Formulierung des Konfliktes: Wir haben ein Glaubensproblem, kein Kirchenproblem?

„Es wäre schade, wenn wir hier Gegensätze formulieren würden. Wir haben tatsächlich beides. Wir haben ein Glaubensproblem, nämlich die Gottesfrage. Wir spüren, dass die Frage nach Gott weit in den Hintergrund getreten ist und dass viele Menschen diese Frage gar nicht mehr stellen. Aber wir spüren zugleich, dass es auch die ganz konkreten Fragen gibt, die damit eng verbunden sind. Es ist immer schade, wenn wir Gegensätze machen. Ich glaube, das katholische ‚et et’ – das ‚sowohl als auch’ – geboten ist, dass wir die Dinge verbinden und von der Wurzel angehen.“

 

Über die Fähigkeit, offen über den eigenen Glauben sprechen zu können

Mit der Messe ist das Treffen zur Neuevangelisierung zu Ende gegangen, bei dem sie dabei waren. Was nehmen sie nach Deutschland mit?

„Es war für mich die Erfahrung, dass es weltweit eine ganze Fülle von Initiativen gibt, denen es darum geht, das Evangelium neu zum leuchten zu bringen. Das Schöne bei diesem Treffen war, dass eine ganze Bandbreite aufgetaucht ist. Andererseits habe ich aber auch feststellen dürfen, dass vieles von dem, was ich gestern gehört habe, tatsächlich bei uns in Deutschland schon angepackt ist.
Da ist vieles gewachsen, vieles am werden, und die vielen Initiativen dürften nun in diesem Jahr und in der Bischofssynode näher zusammengeführt werden, damit die Stoßkraft noch größer wird.“

Da möchte ich noch einmal nachfragen: Sie persönlich tragen ja in Kopf und Seele viel von den Fragen, Problemen und Möglichkeiten der deutschen Kirche herum. Was nehmen sie persönlich von diesem Treffen mit?

„Ich nehme mit, dass die Frage der Weitergabe des Glaubens nicht nur ein Problem in Deutschland ist, sondern ein weltweites Problem. Und ich nehme mit – und das ist etwas Entscheidendes, was wir Deutsche lernen müssen – dass es in der Frage der Weitergabe des Glaubens auf das persönliche Zeugnis ankommt. Wenn ich in Amerika bin, ob das die USA oder Lateinamerika ist, da kann man mit einer großen Selbstverständlichkeit über den Glauben sprechen und darüber, was er mir bedeutet. Wir Deutschen halten das mehr im Herzen verborgen. Wir müssen lernen, von dem zu sprechen, was uns belebt, wovon wir leben und dann auch ganz persönlich Zeugnis zu geben. Das nehme ich mit, denn das haben viele in einer ganz spontanen Weise bei dem Treffen gezeigt; da können wir Deutschen wirklich davon lernen. Warum verstecken wir das, was uns Gott bedeutet, das, was wir glauben, das wovon wir wirklich leben? Warum ist das nur eine Frage des Herzens? Es muss eine Frage im ganz normalen Gespräch werden.“

 

Über die Jugendarbeit, die sich früher hätte rühren müssen

Eine der Anfragen an das Treffen war, dass es nicht repräsentativ genug gewesen sei. Diese Anfrage kam vor allem aus den Jugendverbänden, aus dem BDKJ. Es seien vor allem neue geistliche Bewegungen versammelt, das würde gar nicht die Kirche in Deutschland repräsentieren. Wie bewerten sie das?

„Man muss es vom Ausgangspunkt her sehen. Es war offen eingeladen worden: Die, die im Bereich der Neuevangelisierung schon etwas machen, sollen sich melden. Da haben sich vor allem viele geistliche Gemeinschaften gemeldet, viele Initiativen. Unser BDKJ hat sich erst gemeldet, als sie merkten, dass sie nicht eingeladen waren. Sie haben vielleicht etwas spät entdeckt, dass da eine Aufgabe ist.

Das, was wir in der Jugendarbeit tun, ist natürlich eine Form der Evangelisierung, vielleicht hätte man hier etwas früher schalten dürfen. Aber ich habe die Frage hier selbstverständlich bei den Verantwortlichen angesprochen.“

 

Über Wiederverheiratete Geschiedene und andere Konflikte

Vor dem Papstbesuch – und dann etwas vom Papstbesuch verdeckt – gab es ja auch noch andere Themen, sie hatten selber die Frage nach den Wiederverheirateten Geschiedenen angesprochen. Dann war die Frage nach der Spaltung in der katholischen Kirche, die in der Öffentlichkeit diskutiert wurde. Bleibt das jetzt vom Papstbesuch und den neuen Initiativen verdeckt oder wie gehen sie da weiter vor?

„Wir haben jetzt bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe darüber beraten, was der Papstbesuch für uns bedeutet und haben das in der ganzen Breite angesprochen. Wir werden dann bei der nächsten Sitzung des ständigen Rates schauen, wie wir konkret diese Themen angehen, die für uns wichtig sind. Etwa, wie wir in der Pastoral mit denen umgehen, die geschieden und wieder verheiratet sind. Wie schaffen wir das unter ganz klarer Respektierung und Anerkennung der Unauflöslichkeit der Ehe. Wie gehen wir damit um? Oder auch die Frage nach der Stellung der Laien oder der Frauen in der Kirche. Diese Fragen werden wir in aller Sachlichkeit in nächster Zeit angehen. Aber der Hintergrund ist die Frage, was der Glaube für uns heute bedeutet.

Ich erlebe immer wieder persönlich die Frage, ob es nicht die Alternative wäre, Neuevangelisierung statt Dialogprozess zu machen. Da sage ich Nein, der Dialogprozess ist für uns ein Weg auch im Rahmen dessen, wie wir den Glauben neu verkünden wollen. Denn das Katholische ist, dass wir die Bandbreite dessen auszuhalten versuchen, was bei uns in der Kirche da ist, und deswegen dürfen auch die verschiedenen Anliegen und die verschiedenen Probleme auch zur Sprache kommen.“

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, InterviewSchlagwörter Bischöfe, da ist Zukunft, Deutschland, Gesprächsprozess, Jahr des Glaubens, Kirche, Konflikt, Wiederverheiratete Geschiedene, Zollitsch1 Kommentar zu Herr Bischof, warum brauchen wir ein Jahr des Glaubens?

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