Tote und Verletzte bei schwerem Erdbeben nahe Rom: Das war Spiegel-Online heute Morgen (um 8:22 Uhr). Das Beben hat mich geweckt, immerhin so nahe war es, aber „nahe Rom“? Der Artikel selber sagt dann später: 180 Kilometer, südöstlich von Norcia (also in Umbrien, wer sich auskennt). Ist das „nahe Rom“? Wenn ich da hin fahre, fühlt sich das nicht so an. München – Nürnberg sind etwa 170 Kilometer voneinander entfernt, liegt nun Nürnberg „nahe“ an München?
Näher als Rom liegt etwa l’Aquila, das 2009 ein schweres Beben erlebt hat.
Die Zeit online wusste (um 8:23 Uhr), dass das Epizentrum 150 Kilometer Nordwestlich von Rom lag. 150 Kilometer nordwestlich von Rom das Meer oder die Küste, was ihr meintet war nordöstlich. Details.
Viele Medien bieten live-video-Blogs an, verwackelte Handy-Videos und so. Das italienische Fernsehen wiederholt heute Morgen immer und immer wieder dieselben Bilder, zu viele davon scheint es noch nicht zu geben, die Gegend des Epizentrums ist auch nicht einfach zu erreichen.
Es geht um Menschen und Schicksale, es ist verständlich, dass wir wissen wollen, was passiert ist. Aber die Bilder sind das eine, ein doch recht kurzatmiger Umgang mit Fakten ist etwas anderes. Bitte, bitte, schaut auf eine Karte, bevor ihr Richtungsangaben macht. Die Leute, die den Schlag heute Nacht erlitten haben, sind es wert, dass man sorgfältig berichtet und nicht schnell, damit möglichst schnell möglichst viele Leute hinschauen.
Ich versuchte mit Google Übersetzer mehr Informationen von Rai zu bekommen. Die Übersetzung ist etwas holprig. Aber mit etwas mitdenken funktioniert es eigentlich recht gut. RAI meldet, dass Assisi verschont blieb. Meine Gedanken und Gebete sind bei den Opfern des Bebens.
Zunächst mal mein Beileid allen Betroffenen. Was CNN grad zeigt, sieht wirklich verheerend aus.
Zur “Nähe”: Ich glaube, Seismologen sprechen von Nähe, wenn ein Beben noch spürbar ist. Fussballtechnisch gesehen gilt Ihr Beispiel “Nürnberg – München” als Derby – “Nähe” pur quasi.
“Es geschieht oft, daß ein Mensch uns durch Krankheit oder Unfall plötzlich entrissen wird. Dann ist er fort. Wir können ihm nichts mehr geben. Wir können für ihn nichts mehr tun. Alles ist abgerissen, grausam. Und was dann meistens bei uns bleibt, das sind die Schuldgefühle. Das Gefühl, daß wir für ihn nicht genug getan haben. Daß wir ihm nicht genug gegeben haben – und jetzt können wir nichts mehr tun.
Warum sollte uns das nicht umgekehrt belehren? Wir haben doch täglich mit Menschen zu tun. Sie leben. Sie sind aber genau wie wir sterbliche Menschen, und es kann sein, daß sie uns plötzlich entrissen werden: wenn wir sie nun so sehen, im Licht ihres Todes, müßte uns das doch antreiben, für sie wirklich ganz da zu sein, nicht gleichgültig zu sein, nicht gleichgültig ihnen gegenüber zu leben, als wenn wir ewig leben würden – also ihnen Liebe zu erweisen, solange wir sie noch haben. Das Mittelalter nannte das: Leben im Licht des Todes. Dieses Licht um unsere Mitmenschen – wir können es ja sehen, es ist die Wahrheit – dieses Licht kann uns doch aktiv machen, hilfsbereit, und es gibt uns gewiß auch die Kraft, gut zu sein, gütig und barmherzig. Versuchen wir es so, mit diesem Blick.” (Text aus einer hl. Messe in St. Peter, Köln, 1973)
Die Bilder und Kommentare nach einem Erdbeben gleichen sich immer wieder. Auch ich mache mir die Worte von Papst Franziskus zu eigen. Was man aber immer, zu meinem bedauern lesen muss, ist dass man/frau nicht unterscheiden kann zwischen Epizentrum und Hypozentrum. Dies klar zu benennen, auch das ist sorgfältig berichtet!