Vielleicht wäre es eine gute Idee, eine Bischofssynode zum „Katakombenpakt“ der Bischöfe nach dem Konzil zu machen. Das sagte in einem Journalistengespräch der Befreiungstheologe Jon Sobrino, der zu einer Konferenz in Rom war. Dieser Pakt ist nicht wirklich bekannt, mehr dazu hier, aber auch in anderen Teilen der Welt – selbst in Lateinamerika – war er in Vergessenheit geraten.
Warum jetzt also erneutes Interesse und sogar die zugegeben etwas wilde Idee Sobrinos? Nicht, um eines historischen Ereignisses zu gedenken, so interessant das auch sein mag. Es geht um einen „Aufruf an die Menschen heute“, sagt Sobrino. Nicht um die Rehabilitierung oder Würdigung von etwas Vergangenem. Armut ist heute eine Realität, anders vielleicht als früher, es gibt weniger davon, international. Aber der Aufruf bleibe bestehen.
Es geht also um die Idee. Es geht um die Armen und um die Frage der Glaubwürdigkeit. Papst Franziskus nennt es die „arme Kirche für die Armen“. Die Kirche soll arm und dienend sein. Die Frage lautet also, wie das heute aussehen kann und muss. Wie sieht konkrete Solidarität aus? Was darf man haben, benutzen und einsetzen, was nicht? Was heißt das für Lebensstil und die Frage einer doch eher bürgerlichen Religion, wie sei bei uns existiert?
Die Bischöfe hatten im Katakombenpakt von „wir“ gesprochen, sie haben im Plural gesprochen, sagt Sobrino. Nicht ein Papst spreche, eine Konferenz, auch nicht ein Bischof mit seiner Meinung, sondern eine Gruppe sprach. Das war damals neu. Außerdem richtete sich dieses „wir“ sozusagen nicht an andere und sprachen andere an, sondern ging eine Selbstverpflichtung ein. Es ging also erst um die Bischöfe selber, nicht darum, was andere zu machen hatten.
Es geht, so Sobrino, um die Frage der Glaubwürdigkeit der Bischöfe und die Frage der Armut. Die Bischöfe von Lateinamerika hatten festgestellt, dass es oft an ihnen liege, dass die Kirche unglaubwürdig sei. Der Katakombenpakt selber war lange Jahre nicht präsent, auch in Lateinamerika nicht. Dass er jetzt wiederentdeckt wird, ist ein gutes Zeichen. Es dürfe bloß nicht im „damals“ stecken bleiben, er dürfe auch nicht nur einfach wiederholt werden, er müsse aktualisiert werden.
Ob das dann gleich eine Bischofssynode sein muss, das lasse ich mal dahin gestellt. Aber dass sich die Weltkirche dieser Frage stellen muss, über Lateinamerika hinaus, das liegt finde ich auf der Hand. Papst Franziskus hat das in seinem Satz nur noch einmal klar herausgestellt. Es bleibt eine Anfrage an die Kirche.
Nun, Armut, eine Anfrage an die Kirche? Eine Anfrage an die Gesellschaft insgesamt. Und mir fällt dazu spontan etwas ein, das eigentlich das Gegenteil von Armut ist, nämlich Reichtum und Vermögen. Doch wer weiß, Vermögen bedeutet ja viel mehr als nur Geld, zum Beispiel: Begabung, Verantwortung Selbstverpflichtung?
In diesem Zusammenhang sei hier ein, meiner Ansicht nach, hervorragendes Buch genannt.
Thomas Druyen: Goldkinder – Die Welt des Vermögens.
ISBN 978-3-938017-85-2
Und Wikipedia schreibt zu Thomas Druyen Folgendes:
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Druyen
Herzlichst, Euer Lese-Esel
dürfen die deutschen Bischöfe dann überhaupt teilnehmen?
so viel Geld wie hier zu Lande hat die Kirche sonst nirgends.
Da werden in manchen Diözesen Ordinariate für 150 Millionen Euro gebaut, während die Zahl der Gläubigen im freien Fall ist.
Naja…
natürlich erinnere ich mich an einige Protagonisten dieser prophetischen Gruppe! Und wie befreiend es ist, dass dieses Programm jetzt mit Franziskus eine wunderbare Renaissance erfährt..
in den 1968Jahren-inmitten des damaligen Aufbruchs – habe ich im Freiburger Audimax einen demütigen aber hellwachen charismatischen Bischof erlebt, der zu den Initiatoren dieses “Paktes” gehörte.
Spannend war,dass selbst Linksaußenfunktionäre-SDS- still wurden..
der Name dieses körperlich Kleinen-GROSSEN Bischofs war Dom Helder Camara! ich weiß nicht, ob die aktuellen Blogger sich noch erinnern können, er war wie das Samenkorn..!!!
Später unvergessen wie die Franziskaner- Kardinäle Lorscheider und Arns ihren Mitbruder Leonardo Boff zum Prozess nach Rom begleiteten..begleiteten, viel später -noch vor seiner Laisierung- habe ich Boff in St. Bonifaz München in einer sehr bewegenden Messe erlebt.
Alle(Camara-Lorscheider-Arns-Boff) habe ich als unbedingte ZEUGEN DES EVANGELIUMS erlebt;
und doch wurden sie damals -auch vom damaligen Kardinal Ratzinger- bis in höchste Kirchenkreise als “Kommunisten” verdächtigt und in teilen auch verhöhnt.. ja ,das gab es damals..!!
vor 2 Jahren erlebte ich Boff in der Münchner Oper und es war eine Freude das Ehepaar Boff zu erleben das sich durch Franziskus wieder
in der Kirche heimisch fühlen konnte..
ich habe lockeren kontakt zu einer Fraternität der kleinen Brüder Jesu(Charles de Foucoult)einer ist Priester und bewegt sich ohne besondere Klamotten.. Jesus hat sich doch ebenso verhalten-wie übrigens auch Bischof Kräutler. OK, gibt noch wichtigeres.. aber EINFACHHEIT LAUTERKEIT(reines Herz haben) und BARMHERZIGKEIT sind Geschwister..
heute wir allerorten von Neu-Evangelisierung gesprochen ich glaube in solchen und vielen anderen Beispielen haben wir echte Vorbilder.
An Dom Helder Camara erinnere ich mich noch gut!
Es ist nicht leicht Armut in ihr gerecht werdende Worte zu fassen, die das heutige Ausmaß ihrer Ungerechtigkeit erkennen lassen, das ohne den Glauben an Gott kein absehbares Ende finden wird. Armut verfolgt im Glauben an Gott den hingebungsvollen Umgang mit lebensnotwendigen Ressourcen, um sich nicht vom weltlichen Einfluss abhängig zu machen. Wahre Armut spiegelt heute den Mangel an Zeit, denn Zeit gilt für mich als gewissensbildende Lebensgrundlage für jeden Menschen, der sich dem Leben in seiner ganzen Fülle zuwendet. Wissenschaftlich ist Zeit zwar nur auf ihre Messbarkeit beschränkt und stellt damit eine unbekannte Größe dar, die auf ihre menschlichen Möglichkeiten zurückgeworfen wird, als physikalische Größe erwächst daraus jedoch das Transzendente, also der Blick auf Gott. Wir können die fehlende Zeit die um die Zuwendung kämpft im täglichen Leben spüren, jeder Mensch braucht Zeit im Kampf um dieses Verständnis der Liebe. Das Heil der Menschheit liegt nicht im wirtschaftlichen Wachstum einer sich profilierenden Elite, die dann als Almosen das verteilt, was vom Überfluss als großzügige Spende übrig bleibt. Das Heil liegt mitten im Herz als die Natur des Menschen, es ist angelegt im Empfinden der Zeit, die fähig ist als Mensch zu geben, was das Leben fordert, egal wie sinnlos es auch erscheinen mag. Zeit ist der wahre Reichtum des Lebens, aus ihrer Kraft können wir die Energie schöpfen, die unsere Begrenztheit in geistige Höhen trägt, denen wir heute widerstandslos ausgeliefert sind. Wer Zeit fühlen kann, der lebt im Angesicht Gottes und trägt den Lebenssinn demütig in seine menschlichen Fähigkeiten. Unbarmherzigkeit begründet den größten Verlust unserer Zeit, denn sie verbraucht Lebensenergie, ungenutzt der Tatsache ihrer Leistungsfähigkeit, die anders der Erhaltung des natürlichen Lebensraumes dienen könnte. Ich hoffe und bete dafür, dass die bestehende Nächstenliebe für diese Welt ausreicht, die uns noch so viel Schönes zu bieten hätte. Viele leben in dieser Welt als wäre sie ihr persönlicher Verdienst, doch sie haben sie denen genommen, die dafür ihr tägliches Brot hingeben. Armut empfinde ich heute als die zur Neige gehende Kraft der Menschheit, mit der sie sich dem hingibt, was den nächsten Tag ins Leben ruft. Zeit schöpft aus der Kraft der Armut neuen Lebensgeist, der dem Lebenswillen offenbart, was als Gottvertrauen in die Menschheit gelegt ist. Gottvertrauen baut so den Menschen, der im menschlichen Vertrauen verloren geht, weil es von Menschen oft missbraucht wird, was Verzweiflung hervorruft und die Nächstenliebe bis zur inneren Leere verbraucht. Die Pflicht jedes Menschen liegt im Recht auf das tägliche Brot für die gesamte Menschheit. Am Ende jeden Tages wird abgerechnet und Gott verteilt seinen Segen für den nächsten Tag. Wer sich ihm zu entziehen versucht, der beraubt sich seiner eigenen Existenzgrundlage. Heute kann kein Mensch nachvollziehen warum sich aus der verbrauchten Zeit nur das entwickelt hat, was göttlichen Einsatz erfordert, um menschenwürdige Gedanken hervorzurufen, die die Menschheit ihrer wahren Bestimmung zuführen können. Armut findet ihren Weg ins Leben über die geistige Gleichstellung, die Menschen gleichberechtigt den eigenen Lebensbedingungen unterwirft, die die Natur gleichermaßen für jeden bereit hält. Mit täglicher Arbeit muss endlich begonnen werden, was es jetzt, nicht in zehn Jahren oder morgen, was es jetzt, gilt dort abzubauen, wo der Zeitdruck am höchsten ist, der die belastet, die verantwortlich für die heutige Armut, etwas daran ändern könnten. Die Armen müssen sich gegen die Fremdbestimmung wehren die ihnen die Verantwortung für das heutige Desaster zwar auferlegt, ihnen jedoch kein Mitspracherecht gewährt. Die Menschheit hat keine Wahl mehr, es ist ihre Pflicht recht zu handeln, in der Annahme ihrer globalen Herausforderungen, die an jeden von uns gerichtet sind, nach seinen ganz persönlichen Möglichkeiten und im Sinne eines Menschenbildes, das dem menschenmöglichen in Güte und Demut entspricht.
Der heutige Anspruch der Natur besteht aus der Verpflichtung einer Menschheit, die auf ihre Lebensgrundlagen baut ohne sich dieser Tatsache würdig zu erweisen.
Armut ist das Ergebnis einer sich selbst maßlos überschätzenden Eliteeinheit, deren Konzept für die heutige Lebenswirklichkeit bei weitem nicht dem Maßstab entspricht, der uns durch Jesus Christus durch unsere natürlichen Entwicklungsmöglichkeiten an Weisheit und Güte in die Wiege gelegt wurde. Ich glaube, dass nur durch Selbstdisziplin eine gleichberechtigte, würdevolle Menschheit entstehen kann, die aus ihrer geistigen Schöpferkraft das Gute im Menschen zum Vorschein bringt.
Armut liegt im Reichtum der Anderen, das ist meine Antwort und ich möchte sie hier auf die Frage nach der Gerechtigkeit in dieser Welt einstellen.
Mein Gottvertrauen liegt in der Hingabe meines Lebens an Gott den Herrn, der den unendlichen Reichtum aus der Wahrheit im Bewusstsein dafür für jeden Mitmenschen erlebbar macht.
Mitmensch ist für mich, wer persönliche An-/Abwesenheit nicht mit dem Tod beschließt sondern im Bewusstsein für die Unendlichkeit miterlebt, was sich aus der Menschlichkeit ergibt, die sich der Macht stellte, die jedem Wesen Gewissheit in Würde aus der Einheit des Heiligen Geistes schenkt.
Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum. Wenn viele gemeinsam träumen, ist das der Anfang einer neuen Wirklichkeit.“
Dom Helder Camara
Ich durfte ihn persönlich in Brasilien erleben. Seine Gedichte, seine Meditationen haben meine Familie durch die Zeit begleitet. „Mach aus mir einen Regenbogen“ war das einzige Buch, dass wir aus Peru mit nach Europa zurück brachten. Wir hatten es auf der Hinreise auch im Gepäck. Allerdings kamen nun noch vier Kinder dazu.
Zurück wollen wir nicht schauen, sondern nach vorn, uns freuen das nach Jahren der Ächtung die Theologie der Befreiung/Armut wieder in den Mittelpunkt rückt. ( Danke Papa Franziskus) Pater Jon Sobrino SJ hat nicht so unrecht wenn er eine Bischofssynode zu diesem Thema anregt. Aparecida 2007 ist aus der lateinamerikanischen Bischofskonferenz Celam entstanden. Erinnern wir uns: die Celam stand lange Jahre unter keinem guten Einfluss (die dunklen Jahre ab 1972) trotzdem gelang Apparecida 2007 und es kennzeichnet einen neuen Aufbruch. So ein bisschen davon könnte Afrika und seinen Bischofskonferenzen auch gut tun.
Für unsere „bürgerliche“ Kirche sind die Gedanken von Kardinal Kasper spannend
“Die Kirche muß nicht unbedingt arm sein; aber apostolische Einfachheit und etwas franziskanischer Geist stehen ihr gut an und können sie neu glaubwürdig machen.” Er schließt in seine Gedanken auch ganz klar die Rückbau des im Vatikan vorhandenen Pomp ein (seit Franziskus sehr im Rückgang begriffen). Wie vorbildlich könnte eine Kirche sein in der die Würden-und Amtsträger nicht als reiche Prälaten oder Kirchenfürsten erscheinen und wahrgenommen werden, sondern sich entsprechend der Forderung nach Entweltlichung von ihren materiellen Bindungen lösten und eventuell sogar dem Katakombenpakt verpflichteten?“
Noch etwas persönliches: mein Mann und unsere beiden ältesten Söhne, sie leben normalerweise in Peru und sind mit ihren Familien zur Zeit in Europa, haben an der Tagung „Katakombenpakt erinnern und erneuern“ teilgenommen. Sie sind begeistert zurück gekehrt, haben viel Kraft für die weitere Arbeit „getankt“.
Für den der mag: hier die Predigt von Pater Jon Sobrino SJ am 16.11.2015 in den Domitilla-Katakomben.
http://www.pro-konzil.de/jon-sobrino-sj-notwendige-umkehr-zur-kirche-der-armen/
Vielen Dank für den Hinweis auf diese Predigt!
Liebe Chrisma!
Ganz vielen Dank für den Link zu dieser tollen und in jeder Hinsicht bedenkenswerten Predigt. Ich gestehe, dass mir das “Konzept Märtyrer” dort am verständlichsten erscheint, wo es um Fragen der sozialen Gerechtigkeit, um Ausbeutung, Gewalt und allerhand despotische Zustände geht.
Und eine Erinnerung kommt mir in den Sinn, eine sehr Lebendige, nämlich an die österreichische Journalistin Dolores Bauer. Als ich noch ein ganzes Stück jünger und kleiner war als jetzt, hat sie via Radio die Welt in mein Kinder- und Jugendzimmer gebracht: “Kinder ohne Zukunft”, “Im Brennpunkt”. Wie leben Kinder woanders in der Welt? Wie sind die Zustände dort?
Später, dawar ich als Studentin an der Universität unterwegs, ist sie mir wieder Begegnet mit ihren Radiosendungen “Aufbrüche – vom Glauben in der Welt” sowie “Erfüllte Zeit” und ökumenische Morgenfeier. Die Themen waren vielfältig; und ich habe verstanden, dass Fragen des Glaubens und der Religionen untrennbar mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit und des friedlichen, nicht ausbeuterischen Zusammenlebens verbunden sind.
Hier noch ein Link zur Wikipedia.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dolores_Bauer
Herzlichst, Euer Lese-Esel
liebe @Silvia und @Chrisma.
..ich dachte wirklich diese Zeugen sind vergessen. Zumal Dom Helder nach seiner Emeritierung erleben musste dass sein unmittelbarer Nachfolger offensichtlich alles wieder “auf den richtigen Weg “gebracht hat… und da kommt bei ihm, wie bei anderen Mitbrüdern etwas zum Klingen: das GEBET und die MEDITATION.er hat uns wunderbare Gebete und Gedichte hinterlassen..
aber das Samenkorn ist aufgegangen!! ja DANKE PAPA FRANCESCO!!
@Chrisma,danke für diese starke Predigt von Jon Sobrino!!!!
Vergessen ist keiner der wunderbaren Menschen die die Theologie der Befreiung prägten. Aber es waren andere Zeiten, die Welt teilte sich in zwei Blöcke, der eine war „gut“ und der andere „böse“, je nach Standort. Gehen Sie nicht so hart mit Josef Kardinal Ratzinger ins Gericht. Es ist ein Mann seiner Zeit. Genau genommen hat uns „Rom“ und Europa in unserer Zeit in Bolivien und Peru nicht besonders interessiert. Die Härte der Auseinandersetzung ist nicht zuletzt dem Opus Dei zu zuschreiben, der gegen die Priester in den Basis Gemeinden vorging, dem der unmittelbare Glaube des Volkes, suspekt war. Das Werk aß an den Tischen der Oligarchen ob das Volk Gottes zu essen hatte war egal. Übrigens wenn ich mich recht erinnere ging die Hauptauseinandersetzung zwischen der Kongregation für den Glauben und Leonardo Boff weniger um den Vorwurf er wäre zu marxistisch sondern um die nach Auffassung der Kongregation falsche Haltung von Boff zum immerwährenden Dogma und anderen Glaubensfragen. Aber lang ist es her… schauen wir nach vorn
Hier eine gelungene Kurzfassung zur Theologie der Befreiung.
http://religion.orf.at/stories/2594713/
@liebe Chrisma.
ich stimme ausdrücklich zu, Papst Benedikt(Kardinal Ratzinger Glaubensbehörde)persönlich respektvoll zu behandeln.. er war ein leidenschaftlicher Hochschul-Lehrer und Theologe.. und dann der der Schock:als introvertierter Feingeist, so ganz andere “Aufgaben” zu übernehmen; beeindruckend wie er sich auf den Weltjugendtagen bewegte! Nein er hat seinen Ruhestand redlich verdient! außerdem verbindet mich mit ihm die Liebe zur Musik!.. und ihn über Mozart zu lesen ist beeindruckend.
Nein,ich kann grundsätzlich mit dieser Behörde wenig anfangen, und bin deswegen froh, dass ich nie einen kirchlichen Arbeitgeber hatte..
Für mich ist die Theologie der Befreiung aktueller denn je-auch in Deutschland, ich denke nur mal an die Altersarmut besonders bei Frauen.. und vor allem die tiefe Verbindung von spiritueller Tiefe und konkretem LEBEN!
es gibt ein sehr bewegendes Gedicht von Ernesto CARDENAL:
https://turmsegler.net/20070305/gebet-fur-marilyn-monroe/
@ zu dem beigefügten Gedicht: bitte nicht missverstehen! wir sind hoffentlich dankbar für die oft segensreichen Bemühungen der Psychiatrie-Psychotherapie!
Cardenal würde das nie in Frage stellen! nichts für ungut.
@Lieber Ullrich,
„Heute reden die Physiker wie die Mystiker“
Gesang 69
Ernesto Cardenal aus „Gesänge des Universum“
heute morgen beim einkaufen dachte ich noch: wir hätten auch den wunderbaren Dichter der Theologie der Befreiung erwähnen sollen. Danke dafür.
Nein ich habe nichts aber auch rein gar nichts an seinen Zeilen zur Psychologie auszusetzen. Ich verstehe sein Anliegen sehr gut.
Wir leben in einer Zeit der Überpsychologisierung. Zeiten in denen alles und jedes irgendwelchen sog. psychologischen Pseudodeutungen unterworfen wird. Das „Psych“ greift um sich. In den meisten Fällen ist es reine Küchenpsychologie und hat mit den Professionen der verschiedenen „Psychberufe“ wenig bis gar nichts zu tun. Vor allem dann nicht, wenn es um die verschiedenen Ansätze in den Heilberufen geht,. Übrigens sowohl Psychologen als auch Psychoanalytiker sind nicht zwingend in Heilberufen tätig, diese Tätigkeit setzt fachliche Zusatzqualifikationen voraus. und ist doch sehr langwierig Erst dann dürfen, sie in welcher Form auch immer, sich den Krankheiten der Seele annehmen. Soweit erstmal….
@Liebe Chrisma,noch eine kurze Replik: ich bin meiner damaligen Therapeutin(Dr. med. ;NICHT(!!) Dr. Phil)noch heute dankbar, gerade wegen des nicht BEWERTENTEN Zuhörens.. da kann diese Disziplin durchaus etwas einbringen, gerade wenn “Beichte “sehr repressiv erlebt wurde.. ABER : es sind so viele Heilpraktiker, Esoteriker etc. unterwegs und da hab ich in meinem nächsten Umfeld ganz schlimme Dinge erlebt. so jetzt noch allen in der Runde einen guten Sonntag
Armut – systemtheoretisch betrachtet
Der Katakombenpakt ist ein großartiger Meilenstein in der Entwicklung der katholischen Kirche. Aber, wie hier schon bemerkt worden ist, wir müssen den Blick weiter nach vorne richten. Deshalb mein Versuch, Armut systemtheoretisch zu betrachten.
Ich assoziiere Armut mit Unsicherheit und Ungewissheit, Reichtum dagegen mit Sicherheit und Gewissheit. Die Systemtheorie warnt nun eindringlich davor, dem Wunsch nach Gewissheit zu erliegen. Wir müssen die Gewissheit fürchten, sie sei das größte Risiko heute. Hier sind wir ganz nahe bei Papst Franziskus, der sich eine arme Kirche wünscht.
Warum müssen wir die Gewissheit fürchten? Weil sie uns von dem Anderen isoliert, der andere Gewissheiten hat als wir selbst. Gewissheit existiert im Singular und nicht im Plural. Deshalb ist für andere Gewissheiten neben unserer eigenen Gewissheit kein Platz mehr.
Gewissheit macht einsam, macht traurig. Das gilt auch für den materiellen Reichtum, da wir dann meinen, nicht mehr auf die Kooperation und Hilfe von anderen angewiesen zu sein. Diese Einsamkeit kann nur in einer gemeinsam geschaffenen Welt überwunden werden, in der wir wieder die Hilfe und Solidarität von anderen brauchen, und in der auch die unterschiedlichen Gewissheiten ihren Platz haben.
Ein zweites Stichwort hier: Gemeinsam geschaffene Welt. Im systemtheoretischen Denken stehen wir nicht einer objektiven, äußeren Welt gegenüber, sondern wir schaffen sie gemeinsam mit anderen ständig neu – im Guten wie im Bösen. Wir sind also (mit)verantwortlich für das, was ist, wie für das, was sein wird. Die Aufforderung von Papst Franziskus zur neuen Evangelisierung ist also als ganz konkreter Appell an unser eigenes tägliches Handeln zu verstehen. Die Veränderung der Welt ist keine fromme Utopie mehr, sondern sie funktioniert tatsächlich – wenn man sie systemtheoretisch betrachtet und im Vertrauen auf den Heiligen Geist beginnt.
Ich glaube Ihre Assoziation von Armut ist darin begründet, dass heutige Armut vom Menschen provoziert ist und nicht aus dem Leben an sich entstanden ist. Natürliche Armut ist die Unterscheidung zwischen dem was ich habe und dem was ich haben könnte. Daraus dann den eigenen Wunsch zu realisieren und in ein Leben umzusetzen, das dürfte die große Herausforderung an jeden Menschen sein. Bei dieser Aufgabe nicht andere Menschen ihrer Würde zu berauben und sie damit zum Mittel für die eigene Zweckdienlichkeit zu machen, das ist die große Anforderung, die Menschenrechte an uns alle gleichermaßen stellen. Es ist eben nicht menschlich Menschen für eigene Zwecke zu missbrauchen, das ist verwerflich und muss bestraft werden. Nur durch die konsequente Anwendung dessen, was uns als Menschen verpflichtet, werden wir den Weg in ein für alle lebenswertes Leben auch finden, um ihn dann konsequent weiter zu verfolgen.
Warum ich das Thema ‚Armut’ systemtheoretisch verkompliziere?
Für mich ist das ein Experiment: Wie weit gelingt es, Evangelii Gaudium systemtheoretisch zu lesen? Und welcher Ertrag stellt sich dabei ein?
Ein Wechsel der Sprache, von biblisch-kirchisch zu einem systemtheoretischen Jargon, bedeutet zunächst einmal eine Verfremdung und vielleicht auch einen neuen Zugang zu dem Text.
Dabei zeigen sich für mich überraschende Übereinstimmungen zwischen der theologischen und der sozialwissenschaftlichen Argumentation.
Auf dieser Grundlage kann dann versucht werden, das Arsenal der sozialwissenschaftlichen Forschung für die Organisationsentwicklung der Kirche nutzbar zu machen.
Meine Arbeitshypothese: Die Kirche, vor allem in der Perspektive von Papst Franziskus, erfüllt wesentliche Merkmale moderner Hochleistungsorganisationen.
Verkehrte Fronten – das könnte doch die Diskussion innerhalb und außerhalb der Kirche entscheidend beleben!
Verkopfter gehts nimmer, lieber @Herr Compes. ich mach es nun mal ganz einfach: Berpredigt und fertig. Die versteht jeder auch Die Kirche als “Hochleistungsorganisation”? Schon das Wort ist mir eine graus. Ich denke ich kann auf das Experiment verzichten, sehen Sie es mir nach.
… vielen Dank Chrisma für Ihren Kommentar, den ich wirklich sehr ernst nehme. Deshalb möchte ich Ihnen auch gar nicht widersprechen. Mich treibt aber die Frage um, warum Evangelii Gaudium kaum einen Niederschlag in der gelebten Praxis der Kirche findet. Ich möchte verstehen, wie die beharrenden Strukturen wirken und wie ggf. der Wandel gefördert werden könnte. Der Hinweis auf die Bergpredigt genügt dabei offensichtlich nicht.
Aber auch mit Systemtheorie, das habe ich nicht erst heute gelernt, kann innerhalb der Kirche kaum jemand erreicht werden. Das Interesse außerhalb ist da schon größer. Warum also nicht mit Systemtheorie evangelisieren? Ich denke, Papst Franziskus hätte nichts dagegen.
Systemtheorie verbindet Menschen mit einem aktuellen Wissenstand, dabei wird der strukturelle Aufbau der Natur außer Acht gelassen, der heute noch nicht bis ins Detail bekannt ist und doch bereits ausgebeutet wird. Damit fehlt diesem System seine existenzielle Beschaffenheit. Das verursacht den Widerstand, der sich nicht erst heute durch all das zeigt, was dem Menschen aufgebürdet wird. Ein funktionierendes System basiert auf seinem schwächsten Glied, um es durch Vertrauen so zu aufzubauen, dass es durch die Anteilnahme das Leben tragen kann und in seine menschlichen Fähigkeiten führt, um daraus vorbildliche Eigenschaften zur Verbesserung der allgemeinen Lebenssituation zu entwickeln. Glaube fordert nichts, er nimmt sich der Gegebenheiten gewissenhaft an und führt sie so ins Leben, dass sie in Gott enden. Erst Wort und Schrift führen die Gedanken ins Leben, die aus der Zeit heraus entstehen, um sie in ihrer Komplexität dort aufzuzeigen wo sie ihren Anklang finden. Gewissheit ist nichts endgültiges, denn sie besteht immer nur aus dem zeitlichen Inhalt der eigenen Existenz. Das Leben ist so vielfältig und ertragreich, da sollte keiner Angst haben müssen, dass für ihn nicht mehr genug vorhanden wäre, sei es körperlicher, geistiger oder auch seelischer Natur. Die Menschheit trägt den größten Schatz ihrer Existenz selbst ins Leben, um daraus das zu schöpfen, was ihr durch ihn vermittelt wird. Gott zu vertrauen heißt jegliche Angst zu überwinden, um in Liebe das Leben anzunehmen, das sich einem bietet. Freiheit ist der Teil der Liebe, der dem Menschen zur Verfügung steht um sich selbst zu verwirklichen. Es gibt so viele offene Fragen, die nur so nach Antworten schreien, und wir sollten uns endlich darum bemühen sie nicht mehr auf die nachfolgenden Generationen abzuladen sondern selbst an deren Aufklärung zu arbeiten. Mensch zu sein ist keine theoretische Anforderung, es ist die Pflicht einen menschenwürdigen Beitrag zu diesem Leben zu leisten und zwar für jeden, der sich daran beteiligen will. Wer also die Würde des Menschen mit Füßen tritt, indem er ihn seiner Existenzgrundlagen beraubt, der hat sein Recht auf dieses Leben verwirkt und muss zur Rechenschaft gezogen werden. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, ein uraltes Sprichwort, dass mir meine Eltern als Kind beigebracht haben. Gewissheit dahingegen stellt sich dem Glauben, um die Zeit zu überdauern.
@Lieber Herr Compes, danke für Ihre Antwort. Nicht das wir uns falsch verstehen: ich bin durchaus eine Freundin von soziologischen Ansätzen die wissenschaftlich übergreifen. Schauen wir in die Realität, bleiben dabei in Deutschland. Unser Land liegt unter einer Glasglocke nichts und niemand bewegt sich, alles ist gut so wie es ist. Wir haben uns behaglich eingerichtet in unserem Wohlstand, bezogen auf unsere deutsche bürgerliche Kirche meint das: klar wir Spenden (bald wieder Adveniat (bitte reichlich), wir geben an die Tafeln, geben an die Obdachlosenzeitungen usw usf ansonsten aber bitte Abstand. Ich denke es gibt keine bis gar keine Gemeinden in denen EG eine Rolle spielt, geschweige denn in einer AG gemeinsam gelesen wird: es möge bitte alles so bleiben wie es ist. Es geht der berühmte Ruck noch nicht durch unsere Kirche. So und nun hab ich aus der Chaostheorie geklaut „dass kleine Änderungen unerwartet große Effekte haben können.“ Da sehe ich die Flüchtlinge, hier klettert „etwas“ (Menschen) unter die Glasglocke…. dann könnten Ihre Thesen greifen. Oder noch etwas anders Ausgedrückt: wir sitzen im Auge des Orkans, den die Menschen jeden Tag im TV sehen und erst langsam merken das sie ein Teil dieses Orkans sind und die kleinste Veränderung sie mehr in Richtung Sturm schieben wird. Dann erst werden wieder gesellschaftlich relevante Prozesse in Gang gesetzt werden. Sie haben natürlich haben sie recht mit ihrem Einwand „nur mit der Bergpredigt ist ein bisschen wenig.. /sinngemäß. Mir wollte morgens um sieben der Begriff „Hochleistungsorganisation“ sogar nicht ins Hirn.
Ich denke es ist noch ein langer Weg….nur mal unsortiert am Morgen gedacht
danke @Chrisma für Ihre Worte.Sie haben wirklich die Gabe “Herz” und Hirn” in ein richtiges Verhältnis zu setzen..
ein, inzwischen heimgegangener Freund, Oberarzt(Internist) in Bethel war mir Vorbild. der hat einerseits ganz “verkopft” alle Daten(Labor usf usf.)analysiert. Richtig!!
Andererseits am Krankenbett beispielsw.bei der Anamnese lebte er menschliche Wärme und Anteilnahme, der “Eid” des Hippokrates und seiner Schule waren für ihn bindend..!!
warum ich das schreibe? Einfach um aufzuzeigen, dass alles-LEBEN!! ist..
Systemtheorie kann so gar ein Hindernis sein.. oder eine Ausrede selber nicht anzupacken!!!
Liebe Chrisma,
danke für Ihre ermunternden Zeilen am frühen Morgen!
Ihr Bild vom Auge des Orkans, in dem man sich tunlichst festsetzt, um nicht in heftigste Turbulenzen zu geraten, gefällt mir sehr gut; das werde ich mal in Ruhe bedenken. Auch die Flüchtlinge, die unter unsere Käseglocke kriechen, in Bezug zur Chaos-Theorie zu setzen – das ist schon herzerfrischender Tobak!
.. wir sind da auf einem guten Weg, und Gott sei Dank nicht alleine. Ganz herzliche Grüße!
@Lieber Paul Compes, ich hatte in der Eile des Morgens vergessen Ihnen zu sagen das ich mich in Ihrem Beitrag vom 22.11.15 um 12:36 sehr gut spiegeln kann.
@Lieber Ullrich für Ihre lieben Worte danke ich