Streiten hilft. Auch in der Kirche gilt, dass Meinungen gerne auch mal kontrovers aneinander entlang schaben dürfen. Wenn es konstruktiv und ehrlich bleibt, dann ist kontrovers nicht immer nur schlecht. Streiten können, das ist schon mal was, was immer wieder auch als Ziel würden Synodalen Weg gesehen wird. Wir brauchen eine konstruktive Konfliktkultur. Auch und gerade beim Thema Synodalität.
Soweit die positive Perspektive. Das Ganze gibt es aber auch in Negativ: immer wieder wird – vor allem mit Bezug au den Synodalen Weg – destruktive Konfllikt-Unkultur gefördert, jetzt gerade mal wieder gehäuft. Vor allem international werden dann gerne Mal Kirchenobere aufgefordert, die deutschen Bischöfe „zurück zum Glauben“ zu führen.
Streiten hilft
Der Autor dieser Zeilen ist als Johannes-Paul-II Fan und Biograph renommiert und auf dem konservativen Spektrum der Meinungsvielfalt sehr präsent, aber hier liegt er weit über der roten Linie. Er sieht einen „zersetzenden Charakter“ in den bisher erstellten Texten, murmelt von Abtrünnigkeit und Postmoderne. Und mit dem Hinweis auf die deutsche Nazi-Vergangenheit sinkt er vollständig ins Undiskutable ab. Ach ja, das Ganze ist natürlich ein Appell an die Autorität, ohne Autorität und Macht ist sein Katholizismus. nichts.
Damit steht der Autor aber nicht alleine, immer wieder gibt es Artikel dieser Art, über die angebliche Selbstzerstörung der Kirche etwa. „Schisma“ ist ein immer wieder aufgerufener Begriff, ohne Angst zu machen kommen diese Texte nicht aus.
Ahnung braucht es schon
Was bei der Lektüre der Texte auffällt ist die Ahnungslosigkeit. Kritik ist ja gut und hilfreich – siehe oben – aber wissen, wovon man redet, sollte man schon. Das hier sind meistens nur Erregungsstücke, die Uninformierten Menschen Angst machen sollen.
Angst oder Aufgeregtheit verhindert aber das, was es unbedingt braucht: Interesse. Die Kirche wird immer pluraler, seit Jahrzehnten schon. Und wenn wir verstehen wollen, was woanders vorgeht und debattiert wird, dann müssen wir Interesse zeigen. Und nicht schon mit fertigen Meinungen kommen. Oder Stücke à la Weigel in die Welt setzen.
Unterscheiden verträgt sich nicht mit Machtworten
Der erste Text will ein Machtwort des Papstes, Der erinnert uns aber stattdessen daran, dass wir unterscheiden müssen. Und das verträgt sich nicht mit Macht. Unterscheidung hört hin, schaut an, lässt sich beunruhigen aber nicht ins Bockshorn jagen.
So gesehen sind die Texte, die ich oben angeführt habe und die man leider fast beliebig vermehren könnte, destruktiv. Sie bringen nichts. Sie helfen nur dem Autor und dem Versammeln seiner Truppenteile, sie unterlaufen den Streit.
Warum das hier so ausführlich? Weil es Widerspruch braucht. Ich schaue gerne mal über den nationalen Tellerrand der Kirche hinaus und sehe die Vergiftung, die derlei Texte erzeugen. Auch fragende Rückmeldungen aus anderen Kirchen kommen immer wieder mal. Da müssen wir sprachfähiger werden, auch in die Weltkirche hinein.
Damit die destruktive Un-Kultur nicht die Debatte dominiert.
Ich habe mir das Photo des Autors an dem verlinkten Text angeschaut und seinen Text gelesen. Würde ich dem Autor gegenübersitzen müssen, würde ich meinen, der ist auf Krawall gebürstet und doch etwas boyish. Zum Glück hat Gott ja den Menschen nicht nur Verstand und Vernunft gegeben und die Fähigkeit wahrzunehmen und zu unterscheiden, ob jemand die Wahrheit sagt, was ja die Menschen eigentlich tun, wenn sie miteinander umgehen; nein: auch Humor! Der bleibt hier als gute Lösung. Um sich an so einem Anhänger Gregorius’ Maximus’ mit Humor erfreuen zu können, empfehle ich, Thoman Mann’s letztes Werk zu lesen: “Der Erwählte”. Es gründet sich auf ein Werk von der Aue’s und beschäftigt sich mit Gregor dem Großen. Wer schon den Josephsroman kennt und schätzt, kommt hier so richtig auf seine Kosten!
Thomas Mann konnte auch leidenschaftlich treffend die Dummheit der Menschen seiner Zeit charakterisieren. An der Tür seines Sommerhauses in Nidden hängen solche Texte und Briefe seine Ausbürgerung betreffend. Dort hat er am Josephsroman angefangen, in einer wunderbaren poetischen Landschaft, zwischen urigen Fischern lebend.