Mit der heutigen Generalaudienz geht es weiter mit den Katechesen in Sachen Jahr des Glaubens. Benedikt XVI. nahm sich eines der sperrigsten, aber auch zentralsten Themen vor, die der Glaube uns vorgibt: Die Offenbarung. In anderen Worten: Gott in der Welt begegnen. Was heißt das? Wie geht das?
Die Worte des Papstes:
In der heutigen Katechese geht es um die Frage, was ist das eigentlich: Offenbarung? Was und wie hat Gott sich offenbart? In Stufen würde ich sagen.
Die Schöpfung selbst ist eine Offenbarung Gottes, durch die er selbst durchscheint, durchleuchtet. Und wenigstens in den Augenblicken, in denen wir ihrer Schönheit begegnen, spüren wir es, sehen durch sie hindurch. Den Schöpfer, den lebendigen, guten Gott. Aber unsere Augen sind stumpf, unser Herz ist stumpf, daher reicht uns die Schöpfung nicht aus.
So hat Gott eine zweite Stufe – er schickt Propheten. Menschen die er erfüllt und die von ihm angerührt zu den Anderen sprechen und ihnen Gott irgendwie zeigen können. Von Abraham, Mose und den Propheten.
Und schließlich die höchste und eigentliche Stufe ist Jesus Christus, in dem Gott selbst ein Mensch ist, und in einem Menschen wir Gott sehen können, wirklich sehen können.
Heute haben wir die Lesung gehört, vor dieser Audienz, aus den Abschiedsreden Jesu, wo schließlich Philippus irgendwie ungeduldig wird, und zu Jesus sagt: „du sprichst immer vom Vater, Zeig uns doch den Vater! Das reicht uns dann.“ Und Jesus scheint verwundert und sagt: „So lang bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt. Wer mich sieht, sieht den Vater.“
In Jesus ist das Gesicht Gottes selbst sichtbar, und wir müssen Jesus selbst sehen lernen, dann sehen wir Gott. Sehen wir wer er ist und wie er ist, und sind und werden Freunde mit ihm. So ist Offenbarung die Begegnung mit Jesus selbst, der zu uns spricht, in der heiligen Schrift, in der wir aber ihm selbst zuhören. Wir müssen das Herz auftun, ihm entgegen gehen, damit wir nicht nur irgendwelche Wörter der Vergangenheit hören, sondern in den Wörtern das Wort – ihn selbst – damit wir, wenn wir lange bei ihm sind, nicht sind wie Philippus der ihn noch immer nicht erkannt hatte.
Philippus ist ein Bild für uns selbst. Wir sind als Christen so lange mit Christus und haben Gott doch nicht gesehen. Wir müssen ihn näher kennenlernen, näher bei ihm sein, inwendig bei ihm sein, damit wir ihn kennenlernen, und dann Gott sehen. Und wenn wir Gott in ihm sehen, dann sehen wir Gott auch in den Armen, in den Verlassenen, weil er dann seine Liebe in uns anzündet, und durch die Liebe hindurch wir in denen die der Liebe bedürfen wiederum den lebendigen Gott sehen. So ist Weihnachten für uns eine Aufforderung den Gott der so gütig ist, dass er sich in ein Mensch, ein Kind gemacht hat, näher kennenzulernen. Uns mit Jesus wirklich zu befreunden, damit wir Gott sehen und dann in den Nächsten Jesus erkennen können.
(…) Ich sagte schon: wenn wir Gottes Antlitz sehen wollen, müssen wir Christus nachfolgen. Als Zeugen seiner Liebe wollen wir es tun. Der Heilige Geist schenke euch Allen Frieden und wahre Freude.
Herr P.Hagenkord, wie ist das „sehen“ von dem der Papst spricht, mit „erkennen“ gleich zu setzen, da das dann doch ein himmelweiter Unterschied ist? Dem HERRN scheint das reine „sehen“ mit dem, was vor unseren Augen ist, nicht auszureichen, da ER von „erkennen“spricht. Wie ist also die Katechese des Papstes hinsichtlich des „sehen“ zu verstehen?
In der Katechese sehe ich den von Ihnen angesprochenen Unterschied nicht. Das „sehen“ ist umfänglicher als das erkennen, ist es doch nicht nur eine Verstandestätigkeit wie das Erkennen, sondern zugleich auch eine sinnliche Sache, etwas, was zutiefst mit menschlicher Erfahrungswelt zu tun hat. Hier liegt glaube ich die Sinnspitze dessen, was der Papst sagt.
Lieben Dank für die schnelle Antwort. Ich bin davon ausgegangen, dass der Papst mit Offenbarung die „Gotteserkenntnis“ schlichthin meint. Dennoch meine ich, dass auch die gesamte Schöpfung als das Werk des Allmächtigen erst erkannt sein will und das reine Sehen dieser Schöpfung nicht zu dieser Erkenntnis führt. Erkennen also alles umfasst: das Sichtbare wie das Unsichtbare.
Ein Erkennen die volle und ganze Wahrheit sieht.
Aber vielleicht haben Sie das ja auch mit Ihrer Antwort gemeint.
Danke auf jeden Fall P.Hagenkord
Nicht mal Philippus hat ihn erkannt, hat Gott und Christus recht erkannt. Warum weil wir nur immer auf uns sehen und nie oder selten auf den anderen, nie auf unseren Nächsten. Erst wenn ich von mir wegsehe, wenn mein Blick weit wird erkenn ich Gott und das geschieht nicht im Jetzt, im Augenblick sondern mein ganzes Leben stückchenweise, Stückwerk ist unser Erkennen. Jeder Augenblick ist ein erkennen wenn ich es zulasse, wenn ich mich einlasse auf dieses Abenteuer des Erkennens.
Lieber Heiliger Vater, ich bin mal wieder sehr beeindruckt von Ihrer Katechese und auch traurig, wenn ich sehe, wie Gott sich müht und der Mensch ihn hin- und herdefiniert ud wegdefiniert.Vom fernen Gott redet, vom Gott, der nur da aber nicht woanders ist. Gott in allen Dingen. Das wußten die Heiligen.Ich weiß nicht, warum der Mensch es nötig hat, Gott in einen Winkel zu stecken.Der Mensch hat sich die Erde untertan gemacht und er will sich auch Gott untertan machen. Wenn es einen Gott gibt, dann muss er aber…..das und das machen. Sonst gibt es ihn nicht.Christus nachfolgen und dabei nicht das Kreuz vergessen. Das gehört dazu.
@KRP: Sie sprechen vom „Abenteuer des Erkennen“. Das ist es sicherlich, weil wir das Wort, das im Anfang ist und das GOTT ist, immer wieder neu entdecken können, dürfen und letzten Endes auch sollen, weil eben die Erkenntnis Gottes das ewige Leben, so der HERR, ist. Wie ist dieses Abenteuer aber innerhalb einer starren Institution, innerhalb eines dogmatisierten Glauben, der eben keinerlei Änderung (Wachstum) mehr zulässt, möglich ohne diese Grenzen der Institution, bzw. die Dogmengrenzen zu überschreiten?
Wenn, wie der HERR sagt, neuer Wein (neue Erkenntisse des Wortes durch den Glauben in das Wort Gottes?) in neue „Schläuche gehört und das bisherige und nunmehr Alte in dessen „Schläuche“ bleiben soll, wie anders ist es zu verstehen,
dass eben das „Alte“ eben „nur“ auf sich schaut, um eben das „Alte“ festzuhalten?
Wenn nun aber eine alte Erkenntnis „nur“ dazu da ist, um immer wieder neue Erkenntnisse zu gebären, weil -wie Sie richtig sagen- Erkenntnis nur Stückwerk ist,
so ist es mehr als nur schädlich, eine einmal gewonnene Erkenntnis zu dogmatisieren und als „katholisch“ (die ganze Wahrheit umfassend) zu „verkaufen“, was ja absolut nicht der Wahrheit entspricht und es gar ein gefährliches Abenteuer in der Tat ist, wenn wir es trotzdem tun und somit uns eigentlich selber im Wege sind für eben jene Erkenntnis, die GOTT von uns wünscht – nämlich: die SEINIGE und mit, in und durch IHN auch die Wahrheit des Menschen?
Wenn Sie nun sagen, dass nicht einmal Philippus GOTT in JESUS Christus erkannt hat, dann heisst das doch noch lange nicht, dass es für „mich“ unmöglich ist, weil eben „nur“ ein Apostel oder dessen Nachfolger dazu in der Lage ist, was ja ein Trugschluss m.E. ist, da jeder für IHN Mutter, Bruder und Schwester ist, der SEIN WORT hört und es befolgt und auch von IHM im GEIST gelehrt bekommt, dieses SEIN WORT auch zu verstehen.
Abenteuer geschehen ausserhalb von schützenden Mauern und ist primär und zunächst kein „Massenexodus“ aus diesen Mauern heraus
Hier etwas zu Ihren zitat des neuen Weins in alten Schläuchen, ja es ist ein Abenteuer das mich mit jeder neuen Erkenntnis stückchenweise weiter bringt. Gott gibt die Erkenntnis nicht auf einmal nur soviel wie jeder aufnehmen kann.
Also geht es nicht darum, mit der Welt zu brechen, sondern sie so zu gestalten, dass in ihr Göttliches, Himmlisches, Ewiges durchscheinend wird. Mit Jesus, dem Bräutigam, wird das Leben zu einem Fest der Einheit mit Gott inmitten unserer Begrenzungen. Und doch geraten wir immer wieder in die Fallen der Traurigkeit, weil die Erlösung zwar gegenwärtig, unsere Angst aber stärker ist als unsere Zuversicht. Diese Angst, dieser Mangel an Vertrauen, diese Gottvergessenheit, das sind die alten Schläuche und das alte Kleid, die mit der Freude der Erlösten nicht zusammenpassen. Und dann, ja dann ist die Traurigkeit des Fastens angesagt.
Jesu Schreien, Tränen, Gebete, Bitten könnten mich in der Verzweiflung meines Schreiens, meiner Tränen, meiner Gebete und Bitten ermutigen, die Hoffnung auf »bessere Zeiten« nicht aufzugeben. Denn da, wo es in mir nur noch weint, ist er mir so nah wie kein Mensch mir je nah sein kann… Vielleicht gelingt es mir auch, das, was mir Schmerzen bereitet, als etwas anzunehmen, was mich „zur Vollendung“ führt?
Wieder einmal eine dieser großartigen Katechesen vom Heiligen Vater.
Der Schlüssel zur Offenbarung ist, das Herz auftun, Jesus bitten sich uns zu zeigen, ihn in unser Herz hinein zu lassen. In Freundschaft mit ihm zu kommen.
Dann spüren wir inwendig eine Verwandlung, die uns wahrhaft erkennen läßt und in die Nachfolge Jesu bringt.
Jesus bitten, dass w i r merken, d a s s er uns sich zeigt. Wenn Gott den Menschen sucht, macht er das nicht aus seinem Versteck heraus. Der Mensch versteckt Gott in seinen Vorstellungen von Gott.In Amuletten und Figuren.Franz Jalics sj macht am Anfang seiner Meditationskurse Wahrnehmungsübungen.Es gibt ja genug Zeitgenossen, die bekommen nichtmals mit, wer in der Kirche neben ihnen sitzt.Wie sollen sie dann Gott mitbekommen?
Ein vorzüglich erklärter Katechesebeitrag eines weisen Menschen zu dem weitestgehend unbekannten Stufen der Offenbarung Gottes. Wer aber schon öfters in der Bibel geschmökert hat, erkennt jetzt klare Konturen. Ich meine auch, dass derjenige, der in der gesamten Umwelt mit allen seinen wunderbaren, nützlichen und gigantisch funktionierenden Einzelelementen und kostbaren Schönheiten die Pluralität und Liebe unseres Herrn nicht erkennen kann, lebt an der liebenden Größe, der Wahrheit, Wirklichkeit und der Erkenntnis unseres Schöpfers vorbei.
Leider ist mir aber diese von Benedikt XVI. angeführte Bibelstelle nicht direkt geläufig. Könnte es vielleicht sein, dass diese Stelle aus dem sog. nicht veröffentlichten apokryphen „Philippus-Evangelium“ der Gnostiker stammt? Würde mich interessieren. Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen? Danke im voraus!
Hallo Pater Hagenkord, wielleicht können Sie mir die genaue Quelle des nachfolgenden Textes sagen, wie ich bereits in meinem Beitrag 6. gefragt habe.
Würde mich sehr freuen Vielen Dank im voraus.
Aus den Abschiedsreden Jesu, wo schließlich Philippus irgendwie ungeduldig wird, und zu Jesus sagt:
„Du sprichst immer vom Vater, Zeig uns doch den Vater! Das reicht uns dann.“ Und Jesus scheint verwundert und sagt: „So lang bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt. Wer mich sieht, sieht den Vater.“
@R.K.BistReg
Johannes-Evangelium 14,6ff:
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.
Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns.
Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?
Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist?
Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. …
Danke, lieber Toni,
hast mir sehr geholfen. Wieder ein Steinchen mehr zum Ganzen.
R.K. Bistum Reg. einfach das Bibelzitat bei google eingeben und man hat alles, was man braucht. 😉
Danke! Sie können direkt richtig sympatisch sein!