Manche Menschen wollen genau wissen, wann genau der Papst und der Papst emeritus sich treffen, was sie essen, wie sie Weihnachten feiern und ob es bei beiden Weihnachtsbäume gegeben hat. Manche Menschen interessieren sich dafür, in genau welchem Beichtstuhl um wie viel Uhr ein gewisser vatikanischer Erzbischof sitzt. Auch scheint es „breaking news“ zu sein, wenn der Papst emeritus in ein Krankenhaus fährt, um seinen Bruder dort zu besuchen.
Nichts gegen human-interest-stories, wie das so schön heißt. Manchmal erzählen die sehr viel über den Menschen. Aber es gibt eine Grenze, und die Grenze ist der Kult, der Persönlichkeitskult. Wir in unserer Redaktion ziehen eine Grenze, wir berichten nicht über alles, auch nicht über alle Kontakte zwischen dem Papst und seinem Vorgänger, nur weil es einen Kontakt gegeben hat. Und wenn sich zeigt, dass eine Geschichte unvermeidbar ist, weil unsere Hörer und User sie hören und lesen möchten, dann machen wir sie, aber als Information, nicht als die „Nachricht des Tages“.
Leider ist die Entscheidung, was eigentlich Nachricht ist und was nicht, was wichtig ist und was nicht, gar nicht mehr so einfach. Ganz groß ist hier Twitter: Nicht denken, tippen! lautet scheinbar die Devise. Alles wird auf die gleichen 140 Zeichen heruntergebrochen, Wichtigkeiten gibt es nicht mehr.
Star-Kultur, der Wunsch, sich die schwierigen Themen nicht annehmen zu wollen, der Wunsch der Tastatur-Paparazzi, alles mögliche kommt zusammen und gaukelt uns vor, eine wichtige Information zu sein.
Das sind aber keine Nachrichten. Das ist reine Ablenkung von Nachrichten. Es lullt ein und gaukelt uns vor, interessant zu sein. Dabei ist es nichts anderes als nackter Konsum.
Lieber Pater Hagenkord, mit dem Esten Teil ihres Berichtes bin ich einverstanden. Es ist unglaublich schwer in dieser vojeuristischen die Privatsphäre zu schützen. Bei Personen der Öffentlichkeit ist dies besonders schwer. Man sieht es gerade wieder bei M. Schumacher. Gott schütze ihn. Deshalb finde ich es richtig und wichtig wie sie in ihrer Redaktion damit umgehen. Doch was Twitter betrifft bin ich anderer Meinung. Dieses Medium ist ein extrem schnelles Medium und jede und jeder kann Nachrichten filtern. Es gibt Unmengen von Links, also beschrenkt sich die Nachricht nicht auf 140 Zeichen. Natürlich gibt es viel Mist, aber wie gesagt filtern ist möglich. Und es hat sich auch schon einigen das Leben gerettet. Sie Twittern der Papst lässt Twittern, also kann es kein Teufelswerk sein. Und ab und zu sollte man nicht alles so ernst nehmen. Humor hat noch niemanden geschadet. Gott segne sie.
Wunderbar! Als Wissenschafts-Journalist kann ich dieser Einschätzung nur zustimmen und finde, die Konsequenz, die Sie und Ihre Kollegen daraus ziehen, ist mehr als geboten und nötig. Danke.
Twitter, Facebook und co…Was soll von man dieser Reizüberflutung an Informationen halten? Die meisten Nachrichten sind keine Nachrichten. Richtig. Soziale Netzwerke sind ein Paradies für Geheimdienste und Wirtschaft. Und das beste daran: Der kauf sich sein eigenes „Überwachungsmaterial“ selbst un liefert seine Gedanken gleich dazu…
Aber…das Meinungsmonopol der etablierten Medien wurde gebrochen. Das ist wichtig. Einseitig berichtende „fast gleichgeschaltetete“ Onlinemagazine und Fernsehen verlieren mehr und mehr an Bedeutung.
Edward Sndowdens „Enthüllungen“ waren in Wirklichkeit keine. Jeder wußte um die Massenüberwachung, wenigstens ahnte es jeder. Nur wurde es vor „Snowden“ schon fast als „pWahnvorstellung“ abgetan.
Aber zurück zu Pater Hagenkords Artikel.
Herr Pater Hagenkord hat vollkommen recht. Schön, wenn der heilige Vater „auf einen Kaffee“ bei Papst emeritus Benedikt vorbeischaut. Aber eine Nachricht ist das nicht. Außer für die Klatschpresse und Twitter
Auch in der Berichterstattung diverser Onlinemagazine fällt eine zunehmende Verflachung der Berichterstattung auf.
Ich wünsche allen Mitbloggern noch einen schönen Sonntag.
Womit wir wieder beim Thema wären. Umgang der Medien in der Mediengesellschaft mit Informationen. Ich denke es sind weniger die Print-Medien oder Radio, Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Es geht von TV aus. Wir haben können bei uns zu Hause acht Nachrichtensender empfangen, verschiedene Sprachen. Alle acht Sender haben diese „wunderbaren Laufbänder: breaking news“. Die müssen erst mal gefüllt werden und gerade an Sonntagen biete sich doch eine betuliche human-interest-stories, gerade zu an. Oder um es mit Neil Postmann zu sagen: „Fernsehen wurde nicht für Idioten erschaffen – es erzeugt sie“ (Wir amüsieren uns zu Tode 1985 ) Dazu passt der Schluss Ihres Kommentars perfekt. …es lullt ein und gaukelt uns vor…..
Aber halte es auch mit @Carmen Fink, so eine gewisse Portion Humor ist immer gut. Ich bekam heute Morgen eine email von meiner liebsten (lutherischen) Freundin. Sie schickte mir die dpa Nachricht vom Papst der die Karmeliterinnen angerufen hatte, mit den frechen Kommentar: „ist das erste Papst der telefonieren kann???“ Übrigens: rein dramaturgisch war die Story bei dpa anders aufgebaut als bei Radio Vatikan!
PS Nicht das wir uns falsch verstehen, meine Freundin findet Franziskus phänomenal!!!
Ich hätte den Beitrag vorher Korrektur lesen sollen!!! Sorry
Kleine Korrektur, da sich in der Eile einige Fehler unterlaufen sind…bitte um Verzeihung
Der MENSCH kauft sich sein eigenes “Überwachungsmaterial” selbst und liefert seine Gedanken gleich dazu…
Pater Hagenkord hat im Grundsätzlichen natürlich recht, allerdings empfinde ich die Berichte über Papst Franziskus nicht überbordend indiskret. Außerdem setzt er ja auch in Telefonaten und Gesprächen durchaus Zeichen, die gesehen werden sollen… Papst Benedikt lebte privat ja eher zurückgezogen, so dass es ohnehin nicht so viel zu berichten gab. Es darf natürlich kein Personenkult daraus werden. Ich muss mein Interesse an solchen Geschichten aber durchaus selbstkritisch eingestehen…
Da bin ich schon auch ganz Ihrer Meinung was denn nun Nachrichten sind und was nur „human-interest-stories“. Ich denke mal das es nicht alleine eine Entscheidung der Medienwelt ist, die sich bestimmt dem Konsum der Menschen anpasst. Sieht man ja auch an der sogenannten „yello press“. Mit dem Leben von Prominenten lässt sich nun mal ganz gut Geschäfte machen und je spektakulärer desto besser ob das nun human ist oder nicht. Ausser es würde dann einen selber betreffen dann ist das „Geschrei“ groß und man fordert Kontrollen.
Nachtrag: Genau so entsteht dann der sogenannte Personenkult und es kein Privatleben mehr gibt.
Das hier treffend beschriebene, neuzeitliche Kommunikationsverhalten wird meiner Erinnerung nach ansatzweise ebenfalls bei Martin Heidegger „Sein und Zeit“ analysiert, geschrieben in den 1920er Jahren im abseits gelegenen Schwarzwaldort Todtnauberg – für die eine oder den anderen vielleicht eine weiterführende Ergänzung.
Da ich weder bei Facebook noch bei Twitter u.ä. bin, halten sich diese breaking news in Grenzen. Aber ich gestehe gerne, ich bin eine große Verehrerin von Papst Benedikt em. und freue mich, wenn ich ab und zu ein Foto von ihm sehe und erkennen kann, dass es ihm offensichtlich gesundheitlich gut geht und er seine Zeit nach seinem gusto einteilen und sich seinen Aufgaben widmen kann. Sicher gibt es eine Vielzahl von Menschen, die denken wie ich und die nicht nach irgendwelchen Homestories etc mit Blick bis in den letzten Winkel lechzen. Papst Benedikt selbst würde sich sicherlich auch jeden Kult um seine Person verbitten. Aber so ab und an zu erfahren, wie es ihm geht, einem Menschen, der zumindest bei mir ein wichtiger Begleiter meines Glaubenslebens ist, ist sicher nicht tadelnswert. So schließe ich die beiden Brüder Ratzinger in meine Gebete ein, damit sie einander noch lange begleiten können und danke Gott jeden Tag für unseren Papa em. Benedikt.