
Es ist ein wunderbares Erlebnis, in die unendlichen Weiten einzutauchen, die sich öffnen, wenn man bereit ist, durch sich anbietende Türen zu gehen. Zum Beispiel durch die Türen der Malerei von René Magritte. Humorvoll, hintergründig, oberflächlich und zugleich von einer eigenen Bildsprache.
Er malt aus einem Bewusstsein, dass die Regeln unserer Welt nicht respektiert. Er reißt Dinge aus dem Zusammenhang von Bedeutung und Benennung, auf den wir uns geeinigt haben, und setzt sie neu zusammen. Dinge, die nicht dahin gehören, wo er sie hinmalt, schaffen neue Zusammenhänge. Magritte schafft Trugbilder, die ihre eigene Logik haben oder besser: Der eine eigene Logik zugewiesen wird.
Es sind immer mehrere Ebenen von Realität zu sehen, manchmal auf den ersten Blick, manchmal braucht es länger. Aber nirgendwo findet sich Allegorie oder Bedeutung, Mythos oder Moral, wie wir sie kennen. Im Gegenteil, Magritte meidet sie alle wie die Pest. Er öffnet neue Realitäten, die eher den Bewusstseinsströmen des Träumens gleichen, man weiß nicht, wo es herkommt und anfängt und man kann die Zusammensetzung auch nicht selber setzen, die Bilder passieren einfach. Das ist dann nicht höherwertiger oder ursprünglicher, aber es hat einen Eigenwert.
Und bei alledem ist so herrlich unmodern, so gegenständlich.

Den richtigen Spaß muss Magritte aber die Benennung seiner Werke gemacht haben. In den meisten Fällen hat das alles nichts mit dem Bild zu tun, er tut alles, die klassischen Entschlüsselungen im Sinne von „was bedeutet das“ zu vermeiden. Es soll eben nicht in die Benennungen überführbar sein. Es widersetzt sich dem Allvertretungsanspruch des Bürgerlichen, der Bildung, des Lernens. Es hat kein Motto, keine Idee, ist nicht Partei und hängt keiner Sache an. Es soll fremd und eben surreal bleiben. Die Welt, die sich öffnet, ist fremd und soll auch fremd bleiben. Unsere Welt, die über Bedeutungs-Konventionen hinausgeht, erweitert sich, wenn wir denn die Augen haben, durch diese Türe zu gehen.
René Magritte: In der Albertina in Wien zu sehen, nur noch bis zum 26. Februar.
In unserer Wohnung und in meiner Sammlung Bildpostkarten ist er ebenso zu sehen. 😉 Danke für den Beitrag.