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Unfehlbarer Bissreflex

Veröffentlicht am 5. März 20135. März 2013
Vor dem Petersplatz, die Medientribüne
Vor dem Petersplatz, die Medientribüne

Es wird viel geredet. Vieles, sehr vieles, ist klug. Anderes, lautes und buntes meistens, reproduziert mediale Klischees. Eine kurze Begriffsbetrachtung:

Was ist ein Eklat? Ist es bereits ein Eklat, wenn ein Mann auf dem Petersplatz in Soutane gehüllt so tut als wäre er ein Bischof, sich neben Kardinäle stellt und dann beim ersten Kontakt mit der Sicherheit vom Gelände gebracht wird (wie offenbar am Montag in Rom geschehen)? Oder ist das vielmehr nur ein ziemlich dummes Theater? Er war nicht mal ansatzweise irgendwo, wo er nicht hindurfte, und trotzdem muss es für die Medien ein Eklat sein, denn alles andere verkauft sich nicht.

Was ist Reform? Eines der meist verwendeten Worte, wenn es um den nächsten Papst geht. Reformfreudig oder -willig, in irgendeiner Kombination kommt das immer vor. Gemeint ist damit – ich habe das hier schon mal geschrieben – immer das, was der Sprecher für wichtig hält. Ich will die Anliegen gar nicht herunter spielen, aber das Wort Reform suggeriert eine Weise von unhinterfragbarer Richtigkeit und Wichtigkeit, dass sich der Inhalt der Diskussion entzieht. Meistens – nicht immer – meint Reform aber nichts anderes als das Anpassen von kirchlicher Lehre und Praxis an die vermeintliche Moderne (auch ,Moderne‘ wäre so ein Wort).

Die Reform wie auch der Eklat finden ihre mediale Wucht darin, dass man Kontrast braucht.

 

Nackte Demos

 

England 2010 und Rom/Paris 2012: Die kleinen Demos finden ihre Kameras. Eine Handvoll Demonstranten gegen den Papst in London hat mehr Sendezeit als 100.000 Jugendliche im Hyde Park. 100.000 Demonstranten zu Anfang dieses Jahres in Paris finden sehr viel weniger Aufmerksamkeit als drei nackte Frauen auf dem Petersplatz, Femen war mal wieder unterwegs. Das interessante daran ist gar nicht, dass es passiert, wir kennen alle die Medien-Mechanismen: welcher Fernseh- oder Blattmacher kann schon der Versuchung widerstehen, nackte Frauen zu zeigen, und dann auch noch aus „rein journalistischen Gründen“, nein: Das Interessante daran ist, dass es völlig unhinterfragt passiert. Ich finde ja das Wahrnehmen von Minderheitenmeinungen gut, ich bin selber auch so ein Inhaber von Minderheitenmeinungen. Aber es geht leider oft nicht um die Inhalte, sondern um das Erzeugen eines visuellen Konfliktes. Der Bissreflex der Journalisten für den Kontrast ist die einzige Form von Unfehlbarkeit, die es gibt.

Wir Medien bilden nicht ab, was ist, sondern das, was sich abbilden lässt. Es ist die alte Geschichte: Prüfungen prüfen nicht Wissen ab, sondern die Fähigkeiten, Prüfungen zu bestehen.

Ein Eklat ist ein Eklat, weil er sich als solcher Zeigen lässt. Eine Reformforderung ist deswegen relevant, weil es jemanden gibt, der sich in Kamera und Zeitungszeile damit zitieren lässt und damit einen Konflikt aufmacht. Das ist so wie bei der Zwischenüberschrift in diesem Artikel: “Nackte Demos” ist ein Hingucker, auch wenn es nur minimal mit dem Artikel selber zu tun hat. Ich will Ihre Aufmerksamkeit und mache deswegen einen Kontrast durch diesen Hingucker.

Es wird viel geredet. Vieles, sehr vieles, ist klug. Es loht sich, genauer danach zu suchen und sich von den vielen medialen Konflikten nichts ins Boxhorn jagen zu lassen.

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Kategorien Allgemein, Kirche und Medien
Schlagwörter Berichterstattung, Demonstration, Kirche, Medien

7 Kommentare zu “Unfehlbarer Bissreflex”

  1. Cinderella01 sagt:
    5. März 2013 um 10:30 Uhr

    Danke für die perfekte Beschreibung der “Medienparallelwelt”, die mit der richtigen Welt ja schon fast nichts mehr zu tun hat.
    Papst Benedikt hatte das ja in seinem Vortrag über das zweite vatikanische Konzil vor dem römischen Klerus in ähnlicher Form beschrieben: Dass es ein richtiges Konzil gegeben habe und ein Medienkonzil …
    Früher waren die Menschen noch in der Situation, dass sie alles glauben mussten, was ihnen die Medien erzählten. Heute haben wir das Internet und können uns außerhalb der Mainstream-Medien informieren.
    Die Jagd nach Sensationen führt dazu, dass jede Kleinigkeit aufgebauscht wird. Gerade die Tatsache, dass es aus Rom keine Informationen gibt, bevor der weiße Rauch aufsteigt, ist eine Situation, mit der die Medienvertreter heute gar nicht mehr umgehen können. Man sehe sich nur die gestrigen Bilder an, wie sich die Medienmeute auf jeden Kardinal stürzte, der im Vatikan seines Weges ging. Einfach nur peinlich, genauso wie ein Artikel der SZ, in dem sich der Autor über die “Geheimnistuerei” des Konklave beklagte.

    Antworten
    1. Galahad sagt:
      6. März 2013 um 13:40 Uhr

      Der Artikel von Drobinski in der SZ – http://www.sueddeutsche.de/panorama/konklave-geheimnistuerei-als-instrument-der-macht-1.1612909 – reflektiert sehr gut den Zusammenhang zwischen Geheimnis und Macht. Transparenz ist das, wovor jede autoritäre Struktur sich fürchtet. Peinlich ist in meinen Augen die Medienphobie der Kirche – sie steht für Furcht vor Transparenz und Machtverlust.

      Antworten
      1. Teresa_von_A. sagt:
        6. März 2013 um 17:58 Uhr

        Galahad, peinlich sind die, die Kirche abschotten wollen, das ist in der Regel nicht die Kirche selber, sondern bestimmte Anhänger…Unser sehr medienfreundlicher und sehr beliebter Kardinal Woelki ist von unserer Kirchenzeitung sehr ausführlich interviewt worden zum Thema Papstwahl und zwar haben nicht nur die ihn interviewt..und er hat sehr gerne geantwortet.Hat auch seinen Traumpapst beschrieben und gesagt, aber Gott sucht ihn aus, nicht ich. Soweit ich weiß, haben die Römer auch geantwortet. Medienscheu sind hier ganz andere. Es sei denn, sie wollen selber am Straßenrand stehen und jubeln. Cinderella, ich erinnere Sie an Ihren heiligen Zorn darüber, dass es in Berlin nicht möglich war, am Straßenrand zu stehen und dem Papst zuzujubeln. Nein, war es nicht, der Papst hatte Diplomatenstatus wegen diverser Drohungen, den Besuch aufzumischen und es gab 1 ganzes Jahr lang Vorbereitungen mit großem Einsatz.Das Interesse an Kirche ist groß. Man muss nicht immer Zwietracht vermuten hinter allem.

        Antworten
      2. Guardianus sagt:
        6. März 2013 um 18:53 Uhr

        Meinen Sie auch damit, dass auch der Vatikan unter jenem “Bißreflex” leidet, Galahad?

        Antworten
      3. Cinderella01 sagt:
        6. März 2013 um 19:38 Uhr

        “Die Macht” ist doch wohl in diesem Fall eher auf Seiten der Medien, die es einfach nicht ertragen, dass sie einmal ausgesperrt sind. Wenn es nach Herrn Drobinski ginge, würde er doch am liebsten beim Konklave “live” dabeisein, um auf den Ausgang der Wahl in seinem Sinne Einfluss zu nehmen.
        Auch Medienvertreter müssen einmal einsehen, dass es Dinge gibt, die ihrem Einfluss entzogen sind. Die Papstwahl gehört dazu.

        Antworten
        1. Teresa_von_A. sagt:
          7. März 2013 um 08:20 Uhr

          Cinderella, die katholische Kirche ist kein Ghetto, in das man sich träumend zurückziehen kann, wir sind keine handvoll Katholiken.Sekten schotten sich ab. Je mehr Infos man bekommt, desto weniger Vermutungen gibt es.Unser Kardinal macht es mal wieder sehr gut.Er ist überhaupt d a s gelungene Beispiel, wie man als hoher Kleriker den guten Kontakt zum Volk herstellen sollte.Der nimmt uns alle ernst. Dumme, wirklich dumme Fragen beantwortet er so charmant, dass alle lachen müssen.Und in der Bibel steht geschrieben, dass das Böse gerne im Dunkeln haust.Aber das weiß man auch ohne Bibel.

          Antworten
        2. Guardianus sagt:
          8. März 2013 um 01:10 Uhr

          Da hinter der Kirche, wie auch hinter den Medien stehen, besteht wohl auf allen Seiten die Möglichkeit, jenem “unfehlbaren Bißreflex” zu unterliegen und diesen auch anzuwenden. Einmal mehr hier und einmal mehr da. Gebissen wird von beiden Seiten, weil beide Seiten Macht und Einfluß haben und sich “nur” im Name unterscheiden. Ein Biß ist ein Biß – egal wer beisst, darin ein Biß seitens der Kirche anders zu werten ist, da diese eigentlich nicht beissen sollte. Aber: es sind halt auch “nur” Menschen…..

          Antworten

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