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Unglückspropheten

Veröffentlicht am 21. Oktober 2015

Kardinal Donald Wuerl hat vorgelegt, die deutschsprachige Gruppe hat nachgelegt: In einem Interview mit dem Magazin „America“ betonte der Erzbischof von Washington DC, dass er nicht erkennen kann, wo und wie die Synode manipuliert worden sein soll. Immer wieder war ja von Bloggern dieser Vorwurf erhoben worden. Auch im Pressesaal haben wir das einige Male gehört, da allerdings von Leuten, denen weniger daran gelegen war, eine Frage zu stellen, sondern ein Statement abzugeben. Eine interessante Aufgabe wird sein, wie man in Zukunft Journalist sein will, wenn immer mehr Zeit von Rechthabern eingenommen wird. Aber ich schweife ab.

Also, der Kardinal hat vorgelegt: keine Manipulation. „Nun gibt es einige Bischöfe, die finden, wir sollten über all das am besten überhaupt nicht diskutieren. Das sind die, die während der letzten Synode dauernd Interviews gaben und behaupteten, dass es Intrigen und Manipulation gebe. Das fällt, denke ich, auf sie zurück.“ Er frage sich, „ob einigen dieser Leute einfach dieser Papst nicht passt“. Es gebe immer jemanden, „der unglücklich ist über das, was in der Kirche vorgeht“. Aber am Ende werde die Wahrheit gewinnen: all die Schwarzseher – meine Worte – die vermuten, dass hier Lehre geändert würde, eine Verschwörung gegen die Katholizität der Kirche, Manipulation durch den Papst und all das, das sieht Wuerl nicht. Immerhin hat sogar ein Kommentar in der New York Times, wenn auch kein wirklich erleuchteter, diese Vorwürfe erhoben. „Liberale” Zeitungen scheinen sich allgemein einen unzufriedenen Schimpfer zuzulegen, das ist wohl Mode. Aber ich schweife schon wieder ab.

Wuerls Unzufriedenheit über die Munkler und Unglückspropheten ist jedenfalls deutlich zu bemerken. Und ihm scheint es auch besser zu gehen, jetzt wo er das mal öffentlich gesagt hat, jedenfalls schien er mir aufgeräumt.

 

Nachgelegt

 

Und dann legt der Germanicus, die deutschsprachige Arbeitsgruppe, nach. Die Mitglieder kritisieren mit deutlichen Worten direkt zu Beginn ihres Abschlussberichtes Synodenväter, allerdings ohne Namen oder genaue Umstände zu nennen. Es seien in Interviews „Bilder und Vergleiche“ gebraucht worden, die „nicht nur undifferenziert und falsch“ seien, sondern „verletzend“. Einstimmig ist dieser Text verabschiedet worden, darf man dazu sagen.

„Mit großer Betroffenheit und Trauer“ habe man die Äußerungen einzelner Synodenväter „zu Personen, Inhalt und Verlauf“ der Synode zur Kenntnis genommen, heißt es in dem auf deutsch in der Aula verlesenen Papier. Man distanziere sich entschieden, das Vorgehen widerspreche „dem Geist des Zusammengehens, dem Geist der Synode und ihren elementaren Regeln“. Eine erste Stichprobe bei den anderen Synodenvätern durch mich hat ergeben, dass die meisten nicht verstanden haben, um wen es sich handeln soll, und die Gruppe hat das ja auch bewusst außen vor gelassen. Aber man wird sich unter den Synodenvätern unterhalten, davon dürfen wir wohl ausgehen.

Dieses Geraune hat die Synode begleitet, seit der Rede von Kardinal Walter Kasper vor eineinhalb Jahren. Aber es wird langsam spürbar, dass man dem nicht einfach nur mehr nachgibt oder zu dieser Musik schweigt. Denn diese Musik hat etwas Zersetzendes, etwas Schädigendes. Wer Einwände hat und Kritik, der soll das vorbringen, aber das dauernde „das ist eh alles schon entschieden“, „da wird Kirche kaputt gemacht“ und so weiter, das zeugt nicht gerade von Vertrauen in die Kirche oder den Heiligen Geist.

Man schweigt nicht länger dazu, man überlässt dem Geraune nicht mehr die Bühne. Wuerl nicht, die deutschsprachige Arbeitsgruppe nicht, und andere werden sicherlich folgen, wenn ich das richtig einschätze.

 

Schon Johannes XXIII.

 

Weiter oben habe ich das Wort „Unglückspropheten“ gebraucht, das ist natürlich ein Zitat, und zwar aus der Eröffnungsansprache von Papst Johannes XXIII. zum Zweiten Vatikanum. Und da ich es nicht lassen kann, hier immer wieder auf alte Texte zu verweisen, kommt auch hier der Abschnitt, auf den ich mich beziehe, Dank an die Uni Freiburg für die Übersetzung des Textes.

„In der täglichen Ausübung Unseres apostolischen Hirtenamtes geschieht es oft, daß bisweilen Stimmen solcher Personen unser Ohr betrüben, die zwar von religiösem Eifer brennen, aber nicht genügend Sinn für die rechte Beurteilung der Dinge noch ein kluges Urteil walten lassen. Sie meinen nämlich, in den heutigen Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft nur Untergang und Unheil zu erkennen. Sie reden unablässig davon, dass unsere Zeit im Vergleich zur Vergangenheit dauernd zum Schlechteren abgeglitten sei. Sie benehmen sich so, als hätten sie nichts aus der Geschichte gelernt, die eine Lehrmeisterin des Lebens ist, und als sei in den Zeiten früherer Konzilien, was die christliche Lehre, die Sitten und die Freiheit der Kirche betrifft, alles sauber und recht, zugegangen.

Wir aber sind völlig anderer Meinung als diese Unglückspropheten, die immer das Unheil voraussagen, als ob die Welt vor dem Untergange stünde. In der gegenwärtigen Entwicklung der menschlichen Ereignisse, durch welche, die Menschheit in eine neue Ordnung einzutreten scheint, muss man viel eher einen verborgenen Plan der göttlichen Vorsehung anerkennen. Dieser verfolgt mit dem Ablauf der Zeiten, durch die Werke der Menschen und meist über ihre Erwartungen hinaus sein eigenes Ziel, und alles, auch die entgegengesetzten menschlichen Interessen, lenkt er weise zum Heil der Kirche.“

Der Plan der göttlichen Vorsehung verfolgt sein Ziel mit dem Ablauf der Zeiten, lese ich da etwa Papst Franziskus „die Zeit ist wichtiger als der Raum“? Es ist jedenfalls nicht weit weg.

 

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Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Geschichte, Glaube und Vernunft, Rom, Vatikan, Zweites Vatikanisches Konzil
Schlagwörter America, Bischofssynode, Franziskus, Kritik, Methode, Papst, Synode, Synodenväter, Wuerl

9 Kommentare zu “Unglückspropheten”

  1. Paolo sagt:
    21. Oktober 2015 um 12:28 Uhr

    Ich finde es ein bisschen krass, dass im Artikel einfach unterschlagen wird das der Brief der 13 eigentlich ein privater Brief war, der von jemandem der Öffentlichkeit zugespielt worden ist (Andre Tornielli und dann mit viel mehr aufsehen Magister). Das verkennt einfach zumindest den Ablauf und die Intention der Verfasser. Vielleicht wurde er der Öffentlichkeit genau deswegen zugespielt um diesen Kardinälen zu schaden oder eben alle beteiligten irgendwie zu schädigen? (die Unterzeichner wechselten ja)
    Diese Töne kamen in jeden Fall schon lange vor den Synoden und haben keine Gute Auswirkung auf den Prozess gehabt. Da stimme ich zu.

    Antworten
    1. chrisma sagt:
      22. Oktober 2015 um 08:13 Uhr

      @Paolo wer garantiert Ihnen eigentlich, dass die Veröffentlichung des angeblich so privaten Briefes nicht genauso von denen die ihn unterzeichnet haben, gewollt war???? Im übrigen hat der heilige Vater dazu genug gesagt. Ich möchte auch nicht weiter spekulieren.

      Antworten
      1. Pater Hagenkord sagt:
        22. Oktober 2015 um 08:21 Uhr

        Es gibt Aussagen von einigen, die klar gesagt haben, dass sie das unmöglich finden, dass mit einem – ihrem – Brief so umgegangen wird. Die Kardinäle Dolan, Sarah, Pell, Müller, um nur drei zu nennen, von denen ich das selber gehört habe. Das nehme ich ihnen schon ab.

        Antworten
        1. chrisma sagt:
          22. Oktober 2015 um 11:35 Uhr

          Danke Pater Hagenkord für die Information und Klarstellung.

          Antworten
  2. David-Andre sagt:
    21. Oktober 2015 um 13:03 Uhr

    … und das scheint mir als interessiertem Beobachter und eher systemfernen Katholiken wichtig: Dass Platz und Raum nicht mehr den zersetzenden “Raunern” überlassen wird. Brunnenvergiftung ist für mich ein Bild, das mir in den Sinn kommt, wenn ich einzelne solcher Blogs lese. Und dagegen hilft Langmut wenig. Ich finde es daher bemerkenswert, dass nun (endlich) auch so genannt wichtige Persönlichkeiten mit Rang in der Hierarchie klar und deutlich sagen: So nicht!

    Antworten
  3. suennerklaas sagt:
    21. Oktober 2015 um 14:40 Uhr

    Ja, die Untergangspropheten. Sie haben inzwischen wieder Hochkonjunktur. Egal, wohin man schaut, egal, um welches (politisches) Feld es geht: Man könne nichts mehr machen, Alles zu spät, Die Probleme wären nicht zu bewältigen – Kurz gesagt: “Hilfe, wir müssen alle sterben!”

    Ist aber nix neues. Schon in der Karnevalssession 1952 wusste man dazu ein Lied zu singen:

    https://www.youtube.com/watch?v=v5xS3WoG76w

    Alles mal nicht so ernst nehmen! Eine Suppe wird längst nicht so heiss gegessen, wie sie gekocht wird!

    Antworten
  4. ullrich Hopfener sagt:
    21. Oktober 2015 um 15:28 Uhr

    Danke für Ihre Infos Pater Hagenkord und diesmal ganz besonders für den Text Johannes XXIII!!

    dieser wirkliche Prophet des 20.Jahrhunderts!!

    Ich erinnere mich noch gut als Kind(?)an diesen Papst; gerade dessen väterlich-gütige Ausstrahlung war offenbar nicht unwichtig für den heranwachsenden Knaben.
    und im Radio die täglich´-spannenden- Berichte MARIO VON GALLI´S(in der Blog Gemeinde noch bekannt??)
    und auch damals Spannungen-die allerdings noch fundamentaler waren- Kardinal OTTAVIANI und die Seinen wollten wie Lefebvre dem heiligen Geist am liebsten an die Gurgel; aber die unvergessenen Kardinäle DÖPFNER, LERCARO ,SUENENS uva. und gewichtige theologische Mitarbeiter wie KARL RAHNER; JOSEF RATZINGER und HANS KÜNG ( JA die beiden verstanden sich damals sehr gut.. haben dem lebendigen Geist den Raum gelassen, der notwendig war um die Kirche gottseidank aus dem Mittelalter(Thron und Altar..) zu führen!
    die üblen Dinge, welche die deutsche Sprachgruppe andeutet sind für Christenmenschen unerträglich ,können aber letztendlich Franziskus (der mich irgendwie AUCH an Johannes XXIII erinnert) erinnert..) nicht von seiner Vision ablenken..
    Und das ist gut so!

    Antworten
  5. chrisma sagt:
    22. Oktober 2015 um 08:12 Uhr

    Endlich mal “klare Kante”. Danke dafür Pater Hagenkord das sie dies in ihrem Blog aufgegriffen haben. Der Auszug aus der Eröffnungsrede zu Vatikanum II vom heiligen Johannes XXIII passt perfekt. Das “geraune” hat Methode und es ist wichtig das die, die um eine Haltung unserer Kirche zu wichtigen Fragen ringen (im positiven Sinne) dem entgegentreten.

    Antworten
  6. B. Mütsch sagt:
    23. Oktober 2015 um 21:38 Uhr

    Wenn hohe kirchliche Würdenträger zu weit aus der Spur laufen, würde ich erwarten, daß der Papst sie ganz schnell wieder einfängt.

    Antworten

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