Niemand von den Anwesenden ahnte etwas. Achtzehn Kardinäle waren versammelt, hinter verschlossenen Türen. Der Papst war in die Basilika Sankt Paul vor den Mauern gekommen, vor genau 60 Jahren war das, am 25. Januar, der Papst hieß Johannes XXIII. Es hätte ein Gottesdienst zur Gebetswoche zur Einheit der Christen sein sollen. Und das war es auch. Und noch mehr.
Die Situation sei schwierig, so der Papst in seiner Ansprache. Und weil er sozusagen mit seinem Amt für zwei Ebenen stehe – das Bistum Rom und die Weltkirche – wolle er zwei Schritte tun, um die Probleme anzugehen.
„Gewiss ein wenig zitternd vor Bewegung, aber doch mit demütiger Entschlossenheit, verkünden wir vor euch den Namen und den Plan einer zweifachen Feier: einer Diözesansynode der Stadt Rom und eines Ökumenischen Konzils für die Gesamtkirche.”
Leute die dabei waren sprachen nachher davon, dass es Schweigen gab, nicht wirklich Begeisterung. Vielleicht war die Botschaft auch noch gar nicht angekommen, auf der ersten Seite des Osservatore Romano jedenfalls erschien die Nachricht eher weiter unten, nicht als Top-Story.
Nicht die Top Story
Einer wusste es vorher schon, der damalige Papstsekretär Loris Capovilla (gestorben als Kardinal 2016).
„Was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, ist die Weise, wie der Papst dieses große Problem der Einberufung angegangen ist. Er hat ganz und gar Gott vertraut und gleichzeitig geglaubt, dass die Institutionen der Kirche die Probleme lösen können. Ich habe ihm gesagt, als er mich fünf Tage nach seiner Wahl darauf angesprochen hat, dass ich das für ein Wagnis halte. Er sagte mir, dass auf seinem Tisch sich so viele Probleme versammeln, Sorgen und Fragen, der Bischöfe und der Orden; es brauche etwas Neues. Ich dachte damals an ein Heiliges Jahr oder eine Revision des Kirchenrechtes, das ja noch gar nicht so alt war. Aber der Papst dachte damals schon an ein ökumenisches Konzil.“
Fünf Tage nach seiner Wahl also schon, im Oktober 1958 hatte er die Idee. Nicht nur er, von Kardinal Frings ist überliefert, dass er bei der Rückkehr vom Wahl-Konklave davon sprach, dass der Papst ein Konzil wolle. Andere hielten die Konzils-Idee für überholt, zu aufwendig sei das.
Die Papstansprache von 1959
Wer mag, hier ein Blick auf das, was Papst Johannes damals gesagt hat.
Er beginnt gleich mit einem kantigen Satz: „Wir [damals sprachen Päpste von sich noch im Plural] wissen, dass freundschaftliche und eifrige, aber auch böswillige oder unsicher Blicke sich auf den neuen Papst richten und auf das warten, was am charakteristischsten ist, was man von ihm erwarten darf.“ Er spricht also aus, dass es damals schon nicht nur freundliche Gesichter gab.
Dann nimmt der Papst Anlauf zu seiner Ankündigung, als nächstes betont er seine „doppelte Verantwortung als Bischof von Rom und Hirte der Weltkirche“. Das könne nicht voneinander getrennt werden.
Rom hat sich sehr geändert …
Als erstes nimmt er sich Rom vor, eine Stadt, die sich seit seiner Jugendzeit stark geändert habe. Hier kann man schon lesen, dass Wandel und Veränderung eine der Triebkräfte für seine Entscheidung fürs Konzil waren. Er erzählt von diesem Wandel, von diesem „menschlichen Bienenstock“, von dem aus ein „ununterbrochenes Durcheinander von verwirrten Stimmen erklingt, auf der Suche nach Einstimmigkeit, Stimmen sie sich leicht mit einander verflechten oder auflösen“. Er wird da poetisch, der Papst. Der Einsatz für die religiösen, aber auch die sozialen Bedürfnisse sei deswegen mühsam geworden.
„Was ist das für so viele?“: dieser Ausruf vor der Brotvermehrung gebe die Stimmung in der Kirche ganz gut wieder, die Kräfte reichten einfach nicht aus.
„Wenn dann der Bischof von Rom seinen Blick auf die ganze Welt richtet, (..) oh, was für ein Schauspiel: froh einerseits darüber, dass die Gnade Christi weiterhin Früchte trägt und geistlich auferbaut, Gesundheit und Heiligkeit in der Welt vermehrt. Andererseits traurig über Missbrauch und Einschränkung der Freiheit des Menschen, der den freien Himmel nicht kennend und an Christus (…) nicht glaubend sich ganz der Suche nach den weltlichen Gütern zuwendet.“
… und aus Änderung folgt, dass man reagieren muss …
Dazu kämen dann noch die Versuchungen durch die moderne Technik. Diese sei eigentlich wertfrei, bringe aber Versuchungen, wenn man ganz auf sie baue. All dies – „sagen wir, dieser Fortschritt“ – schwäche die Kirche, lasse sie Fehler machen, führe dann zu Spaltung und zum Verfall.
Aber erinnern wir uns, später, bei der Eröffnungsansprache des Konzils, sollte er dann wider die „Unglückspropheten“ wettern. Johannes XXIII. wäre also völlig falsch verstanden, wenn wir in dieser Klage Kulturpessimismus erkennen wollten.
Im Gegenteil. Diese Beobachtungen „lassen im Herzen des demütigen Priesters, den die Göttliche Vorsehung obwohl unwürdig zu der Höhe des Papstamtes geführt hat, eine – sagen wir – entscheidende Lösung entstehen.“ Also, den Blick auf die Schwierigkeiten gerichtet wird er nicht etwa defensiv, sondern findet einen neuen Weg. In ihm sei etwas gewachsen.
… mit alten Mitteln, aber auf etwas Neues hin …
Die Kirche kenne nämlich Formen der Versicherung und der Weiterentwicklung der Lehre, auf die man zurückgreifen könne, „in Zeiten der Erneuerung haben sie Früchte von außerordentlicher Wirksamkeit, für die Klarheit des Denkens, die Festigkeit der religiösen Einheit, für die Flamme der christlichen Leidenschaft.“ Man war in den 50er Jahren in der kirchlichen Sprache noch viel blumiger unterwegs.
Und dann sind wir auch schon fast beim Thema, auf das der Papst die ganze Zeit zugesteuert war: „Ehrwürdige Brüder und liebe Söhne! Gewiss ein wenig zitternd vor Bewegung, aber doch mit demütiger Entschlossenheit, verkünden wir vor euch den Namen und den Plan einer zweifachen Feier: einer Diözesansynode der Stadt Rom und eines Ökumenischen Konzils für die Gesamtkirche.“
… mit einem Konzil
Ohne polemisch werden zu wollen: man kann in der Absicht des Konzilspapstes Johannes bereis lesen, was Benedikt XVI. dann später die „Hermeneutik der Kontinuität“ nennen sollte.
Er brauche den Anwesenden nicht die Bedeutung dessen zu erklären, was er da vorgeschlagen habe, so Johannes XXIII. weiter. Das klingt in unseren heutigen Ohren etwas komisch, begann doch genau in diesem Augenblick die Auseinandersetzung über das, was ein Konzil bedeuten kann, darf und soll.
Eine Aktualisierung des Kirchenrechts nennt der Papst als erstes als Aufgabe für das Konzil, und tatsächlich sollten die Arbeit dann – viel später, aber aufbauend auf dem Konzil – 1984 zur Promulgierung des aktuellen CIC führen. Das reiche aber schon aus, beendet der Papst den inhaltlichen Teil seiner Ansprache. Mit Grüßen in kurialer Sprache kommt er zum Ende.
Und damit beginnt die Bewegung
Und damit beginnt die ganze Bewegung, die nach viel hin und her, nach Texten, Ablehnung, Neuformulierung und Streit zu den Konzilsdokumenten führen sollte. Aber die Grunddynamik sollten wir nicht vergessen: Der Blick auf die Schwierigkeiten, auf Wandel und Veränderung, braucht eine positive Antwort. Nicht den Rückzug ins Defensive. Diesen Weg hat Papst Johannes XXIII. begonnen. Damals, am 25. Januar 1959.
Eine Erneuerung der katholischen Kirche zu ein paar wichtigen Themen ist auch heute erforderlich. Allerdings ohne ihre zentralen (häufig auch als konservativ bezeichneten) Grundanschauungen aufzugeben.
Auch der folgende Link zu einer Studie in Deutschland stimmt mich nicht zu pessimistisch. Viele Kirchenmitglieder kümmern sich nämlich nicht um die offizielle Lehrmeinung, wenn sie – bei gewissenhafter Selbst-Prüfung – für sich davon überzeugt sind, dass die offizielle Lehrmeinung für sie selbst “ungerecht” ist und nicht von Jesus-Aussagen abgedeckt ist.
https://www.epochtimes.de/society/studie-vier-von-zehn-katholiken-denken-ueber-kirchenaustritt-nach-2-a2772677.html
Solange es noch irgendwo Glauben gibt, ist die Erneuerung sicherlich noch nicht abgeschlossen. Aber die eigene “Lehrmeinung” wird Ihnen und Ihren Gesinnungsgenossen schon den richtigen Weg zeigen …
Was Sie da schreiben entspricht genau dem, was Johannes XXIII Unglückspropheten genannt hat. “Gesinnungsgenossen” hat nix mit Kommunikation zu tun, Sie wollen diffamieren. Und da ist der Geist ganz sicher nicht dabei.
Der Heilige Geist wird gerne dazu mißbraucht, die eigenen, an der Welt und deren Herrn ausgerichteten Vorstellungen in die Kirche zu tragen.
Nicht die Kirche ist primär “reformanda” sondern die eigene Verweltlichung ist zu hinterfragen und zu korrigieren.
Doch, die Kirche ist “semper reformanda”, immer der Reform und Umkehr bedürftig. Das ist Teil unserer Lehre von der Kirche. Das gegen die ebenso nötige individuelle Bekehrung ausspielen zu wollen, wie Sie das machen, ist theologisch falsch. So kann man mit Kirche nicht umgehen.
Dass der Heilige Geist gerne bei sich selbst vermutet wird, ist nichts Neues. Aber da ich irgendwie vermute, dass sie vor allem andere meinen, frage ich zurück: kann es nicht sein, dass so etwas auch bei Ihnen vorkommt?
Klar meine ich andere. Wen denn sonst?
Mir selbst liegt es schließlich fern, die hl. Kirche, den “Leib Christi”, verweltlichen zu wollen. (Auch kann ich mich nicht daran erinnern, schon jemals für meine eigenen Vorlieben und Interessen den Heiligen Geist vorgeschoben zu haben.)
Das ist doch mal eine aufrechte Selbstgerechtigkeit! Herrlich kritiklos sich selbst gegenüber. Ein Richter über andere.
„Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern laßt euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene! (Römer 12,2)
Noch so ein Richter über andere …
Sie meinen, durch ein Pauluszitat Ihre Selbstgerechtigkeit untermauern zu können? Wohlan, wie wäre es denn dann mit dem Erneuern des Denkens?
Können Sie eigentlich auch ohne Beleidigungen diskutieren?
Diskutieren ist ein gutes Wort, ich habe nicht den Eindruck, dass Ihnen das ein Anliegen ist. Ich erlaube mir nur, genau so deutlich zu sein, wie Sie das sind. Und die Widersprüche in dem aufzuzeigen, was Sie schreiben.
Nennen Sie meine Antworten pädagogisch, aber wenn Sie für sich die Stellung eines Richters beanspruchen – für sich, nicht für Paulus oder irgendjemanden anderen – dann wundern Sie sich bitte nicht, wenn die Antworten hart ausfallen.
Um einfach mal Ihren Ton aufzunehmen: Ihre Antworten sind nicht pädagogisch sondern hochnäsig.
Dann passen sie ja zu Ihren. Im Ernst, ich verstehe gut, weswegen Sie sich getroffen fühlen. Aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie es denen geht, die Sie als “Gesinnungsgenossen” verunglimpfen? Sie führen eine harte Sprache, und jetzt wundern Sie sich, dass es auch andersherum gehen kann?
Es gibt einige wenige Dinge, die ewigen Bestand haben. Um nur ein paar davon – subjektiv ausgewählt – zu nennen: die Dreifaltigkeit, die zehn Gebote, die Bergpredigt, die Auferstehung, das Petrusamt usw.
Aber viele Dinge, an die wir uns gewöhnt haben, gibt es noch gar nicht so lange und es muss sie nicht auf ewig geben.
Wenn wir es uns in Europa und Nordamerika schön kuschelig eingerichtet haben, so ist das eine Qualität, die sich auch ändern könnte.
Auch den Kirchenbeitrag muss es nicht auf ewig geben und keine gotischen Dome.
Nicht einmal Rom als Zentrum ist ein Muss.
Und es gab eine Kirche auch schon als die Evangelien noch nicht niedergeschrieben waren.
LG
Christoph
ecclesia semper reformanda,
höchste Zeit für reformanda ! Wenn die konservativen Kräfte weiterhin so nötige Reformen hin zu Mitmenschlichkeit, Gnade und Barmherzigkeit (die Basis christlicher Grundanschauung) verhindern, dann wird es die heilige Geistkraft kaum schaffen, diese Kirche mit neuem Esprit zu füllen. Der CIC muss sich am Geist Jesus Christi immer messen lassen. Und solange die kath. Kirche sich nicht auch zu den allgemeinen Menschenrechten bekennen kann, wird sie weiterhin schwer um Glaubwürdigkeit kämpfen müssen.
Liebe, Friede, Eierkuchen ist NICHT die zentrale christliche Botschaft. Nette Leute gibt es in allèn Religionen. Da werden wir nicht mit dem Dalai Lama konkurrieren können 😉
Aber das will doch auch keiner. Eierkuchen ist lecker, hat aber mit Christentum und Nachfolge nix zu tun. Und was soll der Dalai Lama hier?
“Aber das will doch auch keiner.”
Dessen sind Sie sich warum sicher?
Um ausschließen zu können, das keiner “Liebe, Friede, Eierkuchen” als zentrale Botschaft der Kirche haben will, müsste man ja erstmal verstehen, was verschiedene Leute wollen und verstehen, was Christoph mit “Liebe, Friede, Eierkuchen”; vorher kann man es nicht ausschließen.
Und ich könnte mir schon vorstellen, dass mit “Reformen hin zu Mitmenschlichkeit, Gnade und Barmherzigkeit (die Basis christlicher Grundanschauung)”, die die “Konservativen” verhindern, schon eine Wischi-Waschi-Weichspülung gemeint sein könnte.
Im Kern geht der Dissens vielfach meiner Ansicht nach darum, ob Sünde, Sünde genannt werden darf und soll und ob vieles, was heutzutage als normal gilt, Sünde genannt werden darf und soll. Ich würd mal drauf tippen, dass Kälberer und Christoph da eher verschiedene Ansichten haben.
Mich hat nur die Formulierung gestört, dass Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit die BASIS christlicher Weltanschauung seien.
Das ist aber nur eine Halbwahrheit. Es würde heissen die ersten drei der zehn Gebote unter den Tisch zu kehren.
Ich versuche noch einmal – länger – zu antworten.
Erstens fände ich es tatsächlich – so wie Kälberer – gut, wenn sich die Kirche auf die Seite der Menschenrechte stellte.
Diese sind ein Meilenstein dessen, was man im säkularen Bereich – ohne auf Gott zu verweisen – erreichen kann.
Trotzdem glaube Ich, dass es ein Fehler wäre, wenn sich die Kirche in Caritas und Nächstenliebe verliert, ohne das Zentrum zu behalten.
Man erzählt, dass Mutter Teresa sehr darauf geschaut hat, dass die Schwestern – neben der schweren Arbeit – das Gebet nicht vernachlässigen.
Mein Religionslehrer hat immer gesagt: man soll das Wort Gebet nicht immer nur auf der ersten Silbe betonen.
Wir sollten mehr von Gott und von den himmlischen Ereignissen reden.
Daraus ergibt sich dann automatisch die Barmherzigkeit und die Nächstenliebe.
Meint
Euer Christoph
Und: “Ja, ich will mit dem Dalai Lama konkurrieren”. Das war es Doch, das Sie mit dem “Aber das will doch auch keiner” gemeint hatten????
Wir haben doch den Missionierungsauftrag von Jesus bekommen. Gilt der nicht mehr?
“Wir haben doch den Missionierungsauftrag von Jesus bekommen. Gilt der nicht mehr?”
Er wird soweit ich das einschätze von vielen anders verstanden als Sie ihn wohl verstehen und auch anders als man ihn von einem einfachen Bibelverständnis her sehen würde.
Mir ist das vor vielleicht so ca. 10-15 Jahren bewusst geworden; genaues Jahr erinnere ich mich nicht, nur noch, dass es in einer eher atheistische Phase meinerseits war.
Habe damals einen Bericht gesehen über eher dem evangelikalen Teil der Evangelischen Kirche und/odder den Freikirchen zugehörige Kleingruppen gesehen, die im Endeffekt junge Menschen – sowas wie 18-25 – unter offiziellen Grund Entwicklungshilfe nach Afghanistan schickten, die aber inoffiziell auch zwecks Mission hingeschickt wurden; also Bibel im Gepäck, um eben den Menschen in Afghanisten von Jesus Christus zu erzählen, etc.
Klarerweise lebensgefährlich; klarerweise fragwürdig, dafür 18-25 jährige einzusetzen, denen im jugendlichen Übermut vielleicht nicht bewusst ist, dass “lebensgefährlich” da vollkommen ernst zu nehmen ist.
Interessant daran war, dass sowohl von RKK als auch von EKD entsprechende Leute zu Wort kamen (Sektenbeauftragte, etc.); deren Reaktion war aber nicht nur, das Alter usw. kritisch zu sehen; sondern die wirkten so, als fänden sie das überhaupt falsch, wenn ein Christ sich nach Afghanistan aufmacht, um dort Menschen die Botschaft von Jesus Christus zu bringen und sie dann ggf. zu taufen; und zwar nicht nur, weil durch das “offiziell Entwicklungsarbeit” andere Entwicklungshelfer in Verruf geraten könnten.
Sondern weil ungesagt irgendwas ohnehin falsch gefunden wurde, wenn jemand das Christentum unter Lebensgefahr nach Afghanistan zu bringen versucht.
Erschien mir damals in “atheistischer Phase” schon absolut merkwürdig; ein Großteil der frühen Heiligen haben nämlich exakt das gemacht – irgendwohin gehen und unter Lebensgefahr missionieren – und gelten sogar oft auch exakt wegen dem als Heilige.
Aber dasselbe heute versuchen, ist dann irgendwie falsch oder böse oder sowas.
Der Missionsauftrag wird also heute vielleicht schon etwas anders verstanden.
Habe jetzt Beleg gefunden, dass der Missionsauftrag tatsächlich von manchem anders gesehen wird als in früheren Jahrhunderten:
https://www.sacredheartesopus.org/blog/Catholic-News–Perspective/Missionarys-death-elicits-varied-responses-
Geht um die Reaktionen um den Fall eines eveanglikalen Christen, der Ureinwohner auf Inseln südöstlich von Indien missionieren wollte und von diesen getötet wurde.
Die Reaktionen sind bereits rein aus der katholischen Hirarchie heraus unterschiedlich, z. B. ein Bischof:
““I don’t know: a kid wading ashore, unarmed, wearing only a pair of shorts, and carrying only a Bible? Say what you want about his prudence. I will speak of him with honor,” Bishop Robert Barron, auxiliary bishop of Los Angeles and founder of the Word on Fire Catholic media ministry, said in a Dec. 4 blog.”
(Auf dem Blog des Bischofs selbst https://www.wordonfire.org/resources/article/the-challenge-of-john-chau/5964/ findet sich der explizite Vergleich mit früheren Heiligen, die sowas auch gemacht haben: “Think, to give just one example, of the great St. Isaac Jogues, seventeenth-century French Jesuit missionary to North America, who had his fingers chewed off by those he attempted to evangelize and who, in a subsequent mission, was put to death.”)
Andere sprechen explizit von einem “antiquierten” Missionsverständnis:
“McCrabb [Leiter der “United States Catholic Mission Association”, also quasi hauptberuflicher Missionar] told Our Sunday Visitor that Chau had “a very antiquated approach” to mission work that seemed modeled on how European missionaries evangelized while accompanying seafarers during the Age of Exploration in the 15th and 16th centuries.
“We just don’t do mission that way any longer,” said McCrabb, who contrasted Chau’s approach with that of Sister Dorothy Stang, a Notre Dame de Namur sister who was asked by Church leaders in Brazil to serve the indigenous population in that country. Sister Dorothy was killed in 2005 for her work in fighting for the property and land rights of rural workers and peasants.”
“antiquated” und “don’t do mission that way any longer” vom Leiter einer wichtigen Missionsorganisation belegen im Kontrast zu dem Vergleich mit früheren Heiligen seites des Bischofs meiner Ansicht nach ziemlich eindeutig, dass es bei manchem Veränderungen im Verständnis des Missionsauftrages gibt.
Ich sehe da nur eine Streitfrage, welche MITTEL man für die Mission einsetzen soll. Aber eine prinzipielle Abkehr vom Auftrag: “Geht hin und machet alle zu meinen Jüngern. Lehrt sie, zu befolgen, was ich Euch geboten habe und tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes” kann ich nicht erkennen.
in diesen letzten 60 Jahren moderner Kirchengeschichte ist mE der wesentliche Impuls noch von einzelnen … nennen wir sie durchaus – Heiligen – gekommen. Die Wahrnehmung ist bestimmt subjektiv, aber ich denke für mich an Mutter Teresa, Johannes Paul II, auch an den geschätzten deutschsprachigen Papst Benedikt XVI vor allem als Meister der Theologie zB mit seinen Jesusbüchern und bestimmt wird von Franziskus viel bleiben. Natürlich Johannes XXIII selbst und Padre Pio. Also mein Kirchenverständnis orientiert sich an der “Gemeinschaft der Heiligen”, vgl. Credo. Der Einzelne ist oft mehr als das System. In diesem Sinne meine ich, dass ein Konzil doch die Kirchenpolitik (jetzt negativ gemeint) darstellt. Ist es dann wirklich zu unterscheiden von einem Konvent der Uno oder einem Parteitag. Freilich, der Kirche hilft der Heilige Geist und das Gebet. Aber ich meine doch, einzelne Gesegnete (wie Mutter Teresa) haben so viel Heiligen Geist, dass sie die Kirche mit sich reißen, fast mehr als ein Konzil. Auf die sollen wir hinschauen. Auch in der Gegenwart.
Hab ich mich jetzt zu einem Unglückspropheten endgültig gemacht? Wer das war oder ist, um den Begriff der Überschrift zu nehmen, ist mir nicht ganz klar.
Ich hätte sogar einige Punkte, die mir persönlich sehr wichtig vorkommen. Diese Punkte sind zwar schon im zweiten Vatikanum behandelt worden, angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen sollte man sie aber noch einmal vertiefen.
1) die allgemeine Berufung zur Heiligkeit und die Pflicht nach seinem Gewissen zu handeln angesichts verschiedener Extremismen, die uns bedrohen
1.1) unter besonderer Berücksichtigung der Tugend des Maßhaltens
1.2) die christliche Antwort auf die Untugend der Gier
1.3) die Gemeinschaft der Kirche als Hilfe für das Alltagsleben
2) Kann die Versöhnung mit den getrennten Kirchen so weit gehen, dass in der katholischen Kirche strukturelle Änderungen vorgenommen werden (mit Vorsicht und bedachtsam)
3) ( das wäre jetzt ein neuer Punkt) haben wir aus den Mißbrauchsfällen etwas gelernt, was strukturelle Veränderungen nötig macht?
Wobei mir persönlich die Punkte 1 und 2 wichtiger wären.
LG
Christoph
Mein Kirchenaustritt war die Reaktion auf das Ende des Konzils. Mit 18 Jahren fuhr ich mit meinem Auto einen Konzilsvater aus Südamerika, wenn er auf dem Weg nach Rom in München Zwischenstopp machte. Ich fühlte mit, was da so los war. Von den finanziellen Problemen einer Südamerika Diözese ganz zu schweigen. Die drei Herder Bände – Das zweite Vatikanische Konzil – stehen wie Blei auf meinen Regalbrettern, wird Zeit sie zu entsorgen. Ich verehre Johannes XXIII, wie auch mein Fahrgast, der sagte: „Das ist ein Mensch.“ Wider die „Unglückspropheten“ wettern brachte damals und auch heute nichts. Ein ganz großer Klotz wurde dem Konzil angehängt, als die Konzilsväter über die Glaubensfreiheit abstimmen wollten. Eine makabere Gestalt, ein Kardinal, trat aus den Kulissen und sagte, man solle darüber heute nicht abstimmen. Dies veranlasste die 2000 Konzilsväter darüber abzustimmen, dass sie morgen abstimmen. Kurz vor der Abstimmung am anderen Tag kam der gleiche Kardinal und erklärte: „Die Entscheidung über die Glaubensfreiheit behält sich der Heilige Stuhl vor.“ Es wurde nicht abgestimmt und somit nebenbei der Beweis erbracht, der Heilige Geist begleitet die Abstimmungen nicht, aber ein verdienter Scharfschütze bedachte das nicht. Die Notizen über das Konzil des Bremser-Kardinals musste der Vatikan von der Verwandtschaft des Kardinals nach dessen Tod kaufen. Ein in Bronze gegossener Beweis über die Arbeitsweise der „Unglückspropheten“ ist als Relief an einer Türe im Vatikan. Dort fehlt Kardinal Döpfner und das ist kein Versehen, denn er war schon auf dem Relief. Ich wünsche Franziskus die Kraft all den umherflatternden Unglücksraben zu sagen: „Ich bin der Papst“, das reicht. Das sollten auch die „Unglückspropheten“ verstehen.
“Allerdings ohne ihre zentralen (häufig auch als konservativ bezeichneten) Grundanschauungen aufzugeben.”
Ich wüsste nicht, wer die Inhalte des Apostolischen Glaubensbekenntnisses zur Disposition stellen will. Ist so etwas nicht eine Gespensterdiskussion?
Herr Michael Hauber, ich stelle den ersten Teilsatz des Glaubensbekenntnisses nicht zur Disposition. Rasch ist das erklärt. Beim ‚Zweiten Vatikanischen Konzil’ hat die Islamfraktion wirklich „auf Teufel komm raus“ die Schuldfrage der Gottestötung bei den Juden belassen wollen, das war deren größtes Anliegen. Da wurde gefeilscht. Bei Herder – Das Zweite Vatikanische Konzil – nachlesen. Gut hat Pater Hagenkord im Artikel: https://paterberndhagenkord.blog/ignatius-exerzitien-weihnachten-mensch-gott/ dargestellt, dass es auf das gar nicht ankommt. Ignatius von Loyola hat das schlau und für seine Zeit brandgefährlich doch längst geklärt. Es müsste endlich begriffen werden was jetzt die Haar- und Quarks-Spalter errechneten, 99,8 % sind wir mit unserem Fleisch und alles drum herum, die scheinbar feste Materie, ist in Wirklichkeit Energie. So gilt der mächtige Grundsatz: „Energie kann man nicht erzeugen und auch nicht vernichten.“ Geht jetzt ein Licht auf? Eine Horde germanischer Physiker kann sich daran die Zähne ausbeißen. Das Ergebnis wird sein, dass auch noch die letzten 0,2% scheinbare Materie Energie sind. Denn sonst wäre der Satz: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ in den Wind gesprochen. Dazu braucht man heute viel Überzeugungskraft. Das ist keine Gespensterdiskussion, es ist die verbreitete Zufallsphilosophie die damit nicht zu Recht kommt. Die Gespenster haben nur scheinbar die Macht. Sie sagen das christliche Abendland ist abgeschafft, und werfen im Morgenland das Kreuz grundlos noch hinterher. Sie sagen wir wollen nicht ausgrenzen und grenzen sich selbst aus.
Wofern P. Hagenkord meine Antwort veröffentlichen möchte – ich bin aber nicht böse, wenn nicht: Herr Theiler, ich sehe keinerlei sinnvollen Zusammenhang zu meinem Posting. Und ich sehe auch keinerlei sinnvolle Aussage in dem von Ihnen Geschriebenen.
Lieber Michael Hauber,
Jesaja 6, 10-11 wie konnte ich nur vergessen, dass Worte des Wortes noch wirken. Verzeihen Sie.
Herr Theiler, Sie verwechseln da Gott mit sich selbst. Gottes Wort lese ich, höre ich und versuche ich zu leben. Und die Inhalte der Bibel kann ich, auch wenn ich sie nicht umfassend begreifen kann, durchaus verstehen. Der Inhalt Ihrer Sätze erschließt sich mir nicht.
Herr Michael Hauber ein Lehrbeispiel über anständige Diskussion.
Aus https://haolam.de/artikel_33610.html
8 Antonius Theiler geb. 1941
Datum: 10.05.2018 – 15:14
Lieber @ pp Dass alles aus einem absoluten Nichts, wegen eines Defekts in dem Nichts wurde, ist doch groß. Da soll es uns auf 200 Jahre gar nicht ankommen. (Vakuumtechnik war mein Arbeitsleben 10 -6 Torr war schon ganz kitzlig, absolutes Nichts, das ist zuviel für mein Hirn.) Aus diesem Grunde mein Motto: Sollte am Ende meines seins, das Weitere nicht vorgesehen sein, war jede Sekunde geschenkt.
Sehr geehrter Herr Theiler,
ich kann den Bezug zu P. Hagenkords Artikel und zu meiner Aussage, dass ich nicht wüsste, wer das Apostolische Glaubensbekenntnis abschaffen wollte in Ihren grammatischen und semantischen Wüsten nicht erkennen. Bitte artikulieren Sie sich in ganzen deutschen Sätzen, die auch inhaltlich eine Aussage haben, wenn Sie mit mir diskutieren wollen.