Oprah Winfrey ist der große Beichtstuhl des TV-Zeitalters. An diesem Donnerstag Abend darf dort – in zwei Folgen, wie man hört – der gefallene Superstar Lance Armstrong seine Beichte ablegen. Armstrong gehörte lange auch zu meinen Stars. Ich mag Radsport, ich habe mir früher auch schon mal ganze Etappen der Tour de France im Fernsehen angesehen. Seit einigen Jahren rühre ich das aber nicht mehr an.
Lance will Verzeihung. Dass er seine Titel verloren hat und wahrscheinlich auch noch eine Unmenge Geld zurückzahlen muss, ist ein Verlust. Aber dann ist da auch noch sein Name, wie das heißt, seine Anerkennung in der Gesellschaft. Und da stellt sich mir die Frage, ob ich ihm die Reue abnehme.
Christlich wäre, zu verzeihen. Nun geht es um einen Kommerz-Zirkus, da treffen die Kriterien der Moral nicht wirklich zu. Trotzdem regt sich da in mir was, was mir sagt, dass man jemanden nicht ewig für seine Fehler bestrafen kann. Und dagegen regt sich etwas, was mir sagt, dass der Mann – mit vielen anderen im Verbund mit einem ganzen System – einen Sport kaputt gemacht hat. Oder von der Zerstörung profitiert hat. Wie auch immer man das sehen will.
Um vermarktbar zu sein, wurden die Etappen länger, spektakulärer, die Tour allein immer mörderischer. Wer da Superleistungen bringen wollte, musste dopen. Man muss sich die Leistung der Leute nur mal auf der Zunge zergehen lassen. Und dann sind da die Frühjahrsrennen, der Giro d’Italia, die Vuelta, alles keine Spaziergänge.
Aber Armstrong und all die anderen haben ja nicht nur gedopt, sie haben auch gelogen. Und das will er nun in einer TV-Show absolviert bekommen, öffentlich. Er will glaubwürdig herüberkommen und als ehrlich und reuevoll erscheinen. Jedenfalls vermute ich das, sonst wäre er nicht zu Oprah gegangen.
Der Kern dieser ganzen Verlogenheit liegt darin, dass etwas vermarktet wird: Ein Sport, eine Person, ein Star. Und dieses Spiel wird Armstrong heute Abend wieder spielen. Ich glaube, meine Reaktion wird einfach sein, nicht einzuschalten und auch morgen die dutzend Artikel dazu nicht zu lesen.
Es geht nicht um Vergebung es geht – wieder – um Aufmerksamkeit.
Lance, du hattest deine Chance, es ist vorbei, ich will, dass dieser ganze Ausbeutungs-Zirkus mit Doping und so weiter aufhört. Und das beginnt damit, dass ich diesem Zirkus nicht mehr das gebe, was er will: Meine Aufmerksamkeit. Du bekommst meine Aufmerksamkeit nicht mehr, weder bei Oprah, noch sonst irgendwo. Das ist vorbei.
Er bekommt sogar Geld für seine Beichte. Das könnte man in der Kirche einführen. Wenn mich überhaupt ein Sport interessiert, dann…..der, den ich selber mache.
Interessant, dass dies hier zum Thema gemacht wird. Natürlich weiss man, dass das alles eine Frage der PR ist und es „nur“ darauf ankommt, wie gut man sich verkaufen kann und die Verlogenheit deren Vollendung erfährt.
Mich erinnert der ganze Sport an das alte Rom und wir im Zeitalter der modernen Gladiatoren leben – der Schauplatz die Welt eben des Sports ist, wo man u.a. das große Geld machen kann, das ein schwer arbeitender Familienvater in vielleicht
10 Leben nicht verdienen würde. Schon allein deshalb verdient Profisport meine Aufmerksamkeit insoweit nicht. Ich habe aber oft genug mit den Auswüchsen desselbigen meine liebe not, darin diese Auswüchse (Fans) den Mensch zu einem Tier werden lassen.
Armstrong weiss was er tut und die Moderatorin auch und ich auch….und auch die Zeitungen, die sich jetzt schon die Finger wund lecken, ob des höheren Absatzes, weil TV nicht reicht…
Wie es innen in diesem Mann aussieht, weiß nur der Dreifaltige Gott. Nach außen wirkt er auf mich eiskalt und berechnend. Ob ein Mensch wie er, der seine Eisen immer wieder schmiedet, solange sie heiß sind, unsere Anteilnahme will, braucht und verdient, kann ich schwer beurteilen. Das Berechnende ist hier aber m. E. genauso wieder die PR und die Gier nach dem Geld, von dem er zukünftig sicherlich ziemlich viel zurückinvestieren werden muss. Deshalb sehe ich auch keinen Grund, warum ich ihn bedauern oder ihm verzeihen sollte. Mir persönlich ist dieses ganze überhobene Sportmanagement sowieso zuwider. Einerseits sterben Millionen von Kindern und Erwachsenen an Hunger und Durst in dieser verkommenen Welt der Machtimperien und Machtgierigen, andererseits wird einzelnen begabten Sportlern und ihren Transferpartnern finanziell Zucker und Geld Tonnen weise in den Allerwertesten geblasen. Wem kann man denn in der heutigen Zeit überhaupt noch trauen, oft nicht mal mehr denen, die vorgeben karitativ , menschlich oder sozial zu handeln. Einschlägige Medienberichte hierzu gibt es doch genügend. Man muss sich aber auch mal fragen, von wem sie ihr Talent haben, wenn nicht von Gott und ob sie sich wirklich schon einmal in ihrem Leben geringste Gedanken über die Armut in der Welt gemacht haben. Ich finde, wer reich ist, hat auch Verpflichtungen gegenüber den Ärmeren. Wenn A. wirklich Vergebung und Verzeihung will, so soll er sich in sein einsames Kämmerchen setzen und zum Herrn unseren Gott beten und ihn darum bitten, nicht aber so eine Menschen verachtende Zirkusnummer abziehen. Wir Menschen und auch nicht die Kirchen können ihm seine für mich üblen Verhaltensweisen vergeben oder verzeihen, sondern nur Gott. Könnte es aber sein, dass ein Mensch wie er gar kein Mitgefühl will, sondern nur weiter mit uns spielen und uns veralbern will? Eine große Schuld daran, dass solche Fantasten derartige Shows abziehen können, sehe ich hierbei bei dem hoch gepuschten Sensationsjournalismus und den Medien, weil sie so etwas überhaupt zulassen. Ich glaube, wir sollten uns wichtigeren Dingen widmen und einfach gar nicht einschalten. Genauso sollten wir es mit anderen Sportzweigen tun und uns in der daraus gewonnenen verbleibenden Zeit lieber selbst sportlich oder sonst in sinnvoller Weise selbstfördernd beschäftigen. Es gibt Dinge im Leben, die sind es einfach nicht wert, dass man sich darüber ärgert.
Meine Aufmerksamkeit bekommt Lance Armstrong. Wenn er wirklich bereut, muß er auch nicht die anderen Dopingsünder verraten.Aber was viel schwieriger ist, er muß zeigen wie er jetzt unter dem Brennglas der öffentlichen Meinung,—– sein neues Leben gestaltet. Er ist Familienvater, er muß Vorbild sein.
Ich bin sehr gespannt wie er das schafft.
Und ich hoffe er schafft es!