Etwas überrascht war ich schon über die heftigen Reaktionen auf unserer Facebook-Seite zum Thema Regelungen von Beerdigungen in der katholischen Kirche. Da gibt es erstens darum, noch einmal zu bekräftigen, dass Feuerbestattungen gehen und das genauer zu fassen, zweitens ging es darum darauf hinzuweisen, dass das Verstreuen der Asche keine katholische Form der Beerdigung ist.
Da wolle Kirche sich in die Entscheidungen von Menschen einmischen, verhalte sich übergriffig, sei von gestern, solle doch bitte bei den Menschen ankommen, so waren die Kommentare.
Im Geschichtsstudium habe ich mal gelernt, dass die beste Weise, eine vergangene Kultur kennen zu lernen, der Blick auf die Beerdigungsriten ist. Wie geht eine Gesellschaft mit denen um, die nicht mehr da sind. Erinnern wir uns? Brauchen wir einen Ort für die Erinnerung? Wohl gemerkt, nicht der dann schon Gestorbene, sondern die Lebenden?
Beerdigen ist nicht nur eine Entscheidung der Menschen, die über ihren Körper verfügen. Sondern auch der Gemeinschaft, die sich erinnert. Und wenn diese Gemeinschaft eine glaubende Gemeinschaft ist, darüber hinaus auch noch eine, die an die Auferstehung des Leibes glaubt und den Köper nicht von der Seele trennen will, dann hat das Auswirkungen auf die Beerdigungsriten.
Beerdigungsriten stehen für eine Gemeinschaft
Die Asche zu verstreuen ist ein Zeichen dafür, dass man nicht erinnert werden will. Kein Ort, kein Grabstein. Früher hat man das sogar absichtlich benutzt, um die Erinnerung an einen Feind auszulöschen. Es gibt keinen Ort mehr, wo getrauert wird. Die Kirche sagt dazu eben nein, wir brauchen als Menschen und als Gemeinschaft einen Ort für die Trauer.
Und was soll bitte schlimm daran sein, dass eine Gemeinschaft sich selber Regeln gibt? Die meiste Häme ergießt sich immer dort, wo jemand einen Eingriff in die persönliche Freiheit vermutet. Als ob die Kirche noch tagtäglich Vorschriften machen würde. Das ist doch völlig an der Realität vorbei. Ich persönlich sage über mich, dass meine eigene Beerdigung das geringste meiner Probleme ist.
Es gibt Regeln für Beerdigungen auch in Deutschland, man darf nicht alles. So gibt es die Sargpflicht für Erdbestattungen, etwas, was jetzt neu unter die Lupe muss bei Kulturen, die das nicht kennen und die anders beerdigen. Wollen wir es bei der Sargpflicht belassen oder andere Weisen der Bestattung aufnehmen? Das wird zu überlegen sein.
Was kann da falsch daran sein, dass eine Gemeinschaft für sich bestimmt, dass bestimmte Dinge nicht in Frage kommen? Damit wird es ja nicht der gesamten Gesellschaft aufgedrückt, es ist nur die Regelung der Gemeinschaft – in diesem Fall der Kirche – für die Mitglieder.
Es ist – und diese Wiederholung mache ich bewusst – eben keine Einzelentscheidung, sondern eine Entscheidung für die gesamte Gemeinschaft.
Setzt sich die Kirche dafür wiksam ein, dass Bestattungen für jedermann, insbesondere für die Armen unter den Gläubigen, erschwinglich bleiben? Wenn Erdbestattungen für die Kirche und ihre Glaubensgemeinschaft die erste Wahl sein sollen, dann müssten solche Bestattungen auch für die Betroffenen finanziell weniger belastend als andere Bestattungsarten sein. Welche unterstützenden Konsequenzen folgen aus den Regelungen? Gerade die Armen, die der Kirche stets am Herzen liegen, treffen die Kosten auf ‚unbarmherzige‘ kalte Weise.
Wie wahr!
Ganz so schlimm ist nun auch wieder nicht. (Alles andere hätte mich auch schwer gewundert.)
Konservativere K.
das ist NICHT katholisch aber DEMÜTIGEND!
Für diesen poste sollten Sie sich für den Missbrauch des katholischen schämen…
Werten Dank für den Hinweis auf Kostenerforderlichkeit und -zumutbarkeit im deutschen Sozialgesetz (https://dejure.org/gesetze/SGB_XII/74.html)! Wie konnte ich nur übersehen, dass – zumindest in Deutschland – diesbezüglich alles ordentlich geregelt ist!
@Andreas
Da stimme ich vollständig zu! Da haben die Kirchen und der Staat dringenden Handlungsbedarf.
Ein würdiges Totengedenken ist wichtig, aber es sollte nicht so sein daß die Angehörigen vor unlösbare finanzielle Probleme gestellt werden.
Das mit dem Erinnern und den Gräberbesuchen samt Grabpflege funktioniert aber nur, wenn noch Angehörige oder andere Menschen da sind, für die diese Erinnerung wichtig ist und die sich auch um die Bestattung kümmern.
Natürlich kann man das selbst vorher Alles regekn und bezahlen, aber auch dann muss jemand da sein, der das veranlasst.
Heute gibt es aber viele Singles, oft ohne noch lebende Angehörige, die niemanden haben, der sich um ihre bestattung und Grabpflege kümmert.
Oder die Angehörigen haben kein Geld dafür, wohnen weit entfernt und können das Grab gar nicht besuchen.
Alles, was mit dem Tod zu tun hat, also Bestattung und Grabpflege, kostet sehr viel Geld.
Und erinnern geht auch anders.
Meine ganze Familie väterlicherseits waren Heimatvertriebene aus dem Sudetenland. Die Mutter meines Vaters ist nur vier Monate vor der Zwangsaussiedlung mit 49 Jahren an Krebs gestorben.
Die Familie musste also das frische Grab der Mutter zurücklassen.
Aber es gab Fotografien von meiner Großmutter und zu Allerheiligen/Allerseelen wurde eine brennende Kerze zu ihrem Bikd gestellt, Vater und Großvater haben dafür gesorgt, dass die mir unbekannte Großmutter auch von mir nicht vergessen wurde.
Und meine Mutter hat regelmäßig für die ihr ebenfalls unbekannte Schwiegermutter Messen halten lassen und an Allerseelen wurde für sie gebetet.
Als ich noch ganz klein war, gab es einen Begriff dafür, den mein Vater mir so beigebracht hat, nämlich „die Oma beim lieben Gott“.
Es muss also niemand vergessen werden, weil es kein namentliches Grab gibt oder dieses nicht erreichbar ist.
Hier habe ich gerade noch einen interessanten Artikel zum Thema Bestattungskosten gefunden:
http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/was-kostet-der-tod
„Bei Sterbegeldversicherungen zahle man meist mehr ein, als die Hinterbliebenen dann als Bestattungsgeld erhalten.“ Wie wahr! Und jetzt kommt es noch: Kirchliche Organsiationen wirken nachweislich bei solchen Vertragsabschließungen bewusst oder unbewusst als Handlanger von Versicherungsgesellschaften mit, z.B. der Kolping-Verein, das Ganze verpackt in einem „günstigen“ Kombinationspaket und beworben in den Treu-Kolping-Frauen- und Altenkränzchen. Das ähnelt irgendwie dem Verkaufsmodell von Tupperware…
Liebe Silvia,
ich habe einen ähnlichen familiären Hintergrund wie Sie. Das eigentliche Grab meiner Großmutter existiert nicht mehr, weil der Ort einplaniert wurde. Das Grab, in dem mein Großvater ruht ist meiner Großmutter ein Kenotaph. Denn ihr Name steht darauf. Insofern ist auch Ihre Großmutter ja nicht anonym beerdigt – und das Problem der Kirche mit anonymen Beerdingungen ist ja ein offenkundig anderes als Ihr Fall!
Ich selber habe mir ein schmiedeeisernes Kreuz mit einem kleinen Emailbild von mir und meinen Lebensdaten gewünscht – und den preiswertesten Fichtenholzsarg (gibt es für 250 €). Aber ich möchte eine würdige, im Letzten frohgestimmte Feier (und bitte nicht „Wir sind nur Gast auf Erden“), denn ich habe die Hoffnung, dass Gott, wenn ich verstumme, SEIN letztes Wort zu mir noch nicht gesagt hat. Da meine Taufkerze nicht mehr auffindbar ist, soll meine Kommunionkerze bei der Osterkerze brennen.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass viele im www sich so aufregen, weil sie glauben, die Kirche dirigiere in ihre eigene Bestattung hinein. Das sind interessante Allmachtsvorstellungen. Nur: Die Kirche hat das Recht und auch die Pflicht, eben auch ihre Vorstellungen zum Lebensende und zur Bestattungsform kundzutun. Auch das ist Verkündigung des Evangeliums. Niemand ist gezwungen, dieses anzunehmen. Aber wer es annimmt, kann gar nicht anders als es auch zu verkünden. Selbst dann, wenn Atem und Stimme brechen.
Wobei aber das Problem von Singles ohne Angehörige – das können auch kinderlos verwitwete Personen sein – bei denen sich niemand um die Beerdigung und Grabpflege kümmert, nicht berücksichtigt wird.
Und das war mein Hauptanliegen, der familiäre Hintergrund diente nur zur Erläuterung, wie Gedenken auch ohne Grab möglich ist, sofern noch jemand da ist, der das Andenken pflegt.
Da liegen Sie absolut richtig. Es ist zwar auf den ersten Blick old-fashioned – aber ich kann den Allerseelengebetsbruderschaften des Mittelalters etwas abgewinnen. Da wurde eben auch für Verstorbene ohne Angehörige gebetet. Vielleicht müsste man so etwas einfach reformiert wiederbeleben!
Find ich schön, das mit den Fotos – Fotos sind die größte Erinnerung an Verstorbene.
Ich habe heute mit einer älteren Frau ein Gespräch in ihrem Haus geführt, sie ist 86 und ihr Mann etwa 93. Wir haben Fotos von ihrer Familie aus Donauschwaben angeschaut. Und dann hab ich ihr erzählt, dass ich vor kurzem mit einer Simbacherin ein Gespräch geführt habe, deren Haus bei der Flut in diesem Jahr völlig zerstört wurde. Die junge Frau aus Simbach war völlig fertig, sie war hochschwanger und ihr liebevoll eingerichtetes Haus war kurz vor der Geburt des Kindes vollkommen zerstört worden. Aber das machte ihr noch nicht mal so viel aus. Schlimm war für sie, dass die vielen persönlichen Fotos verloren gegangen waren. Das war das erste, was sie bewegte, nannte, als ich sie auf die Katastrophe ansprach. Die Fotos, die Erinnerungen in Bildformat.
Kann ich nachempfinden. Ich habe zwar kein Haus aber neulich einen USB-Stick mit Erinnerungsfotos an den ersten von meinen beiden längeren Auslandsaufenthalten verloren. Der mal eben die schönste Zeit meines Lebens war. Ich war tagelang tieftraurig!
es ist gerade mal 1 Jahr als ich mit einem Freund im Norden einen Friedwald aufsuchte-der Süden ist da eher noch rückständig..
beeindruckend dieser ganz naturbelassenen Walde! – besondere Waldpfleger sorgen für eine gewisse Pflege der Wege und sind die ersten Ansprechpartner beim Finden des geeigneten Baumes…
ich empfand mich wie in einer alten romanischen oder auch gotischen Kathedrale ABER (!) ohne Touristen.
der gepflegte-auch für „Rollis“ etc. gut gestaltete Weg erinnerte mich an einen Mittelgang eben einer großen Kirche
nicht die Orgel oder ein Chor dafür diese „Musik“ des Waldes spontan nahm ich mein Käppi ab und wurde von einer wunderbaren inneren Harmonie gestreichelt.. dass da noch ein Rehkitz mit seiner Mutter graste war ein besonderes Geschenk
G. zeigte mir den „Familienbaum“ seine Frau und seine erwachsenen Kinder haben sich diesen Baum erworben.
eher unerwartet ist G. nicht viel später an Speiseröhrenkrebs verstorben..
auf diesem -für mich mehr meditativen- Waldweg konnte man immer wieder Bäume mit einem kleinen Täfelchen entdecken
manchmal nur der Name oder aber ein Kreuz(!) oder auch ein Symbol einer anderen religiösen Zugehörigkeit
die ev. Kirche begleitet auf Wunsch diesen letzten weg mit den entsprechenden Riten
auch vereinzelt kath. Priester aber die werden eher von der Hierarchie mehr geduldet..
diese besondere ökologische Urne die dann-entsprechend einer herkömmlichen Bestattung- in das Wurzelwerk eingelassen wird löst sich relativ schnell auf
also ich empfinde das sehr stimmig- diese „Rückkehr“ zum „Uranfang“
das Wort – „bedenke Mensch dass Du Staub bist und wieder zu Staub
zurückkehren wirst“ – in Beziehung gesetzt zur Auferstehung allen Lebens am jüngsten Tage ist-für mich- bei dieser Möglichkeit viel plausibler nachzuvollziehen wie bei einer herkömmlichen Sargbestattung,
allein die Assoziation der biochemischen Prozesse die einen schon zu Lebzeiten geschundenen Leib nochmal einem unwürdigen „Verfaulen“ aussetzen ..
also ich empfinde die Waldbestattung-die durchaus nicht anonym sein muss mit dem Zeichen des Kreuzes-auf der kleinen Tafel eine wirklich würdige christliche Bestattung!
Ich glaube es ist schwer von einer Gemeinschaft zu sprechen solange diese ihre grundlegende Gemeinsamkeit nicht besser erforscht, um sie dann auch, ihrer würdig, miteinander zu erleben. Es gibt Menschen, die können sich eine „kirchliche“ Bestattung gar nicht leisten und werden durch die dahinter stehenden Ansprüche ziemlich unter Druck gesetzt, zu einer Zeit in der sie mit dem Verlust eines geliebten Menschen ringen. Diese zusätzliche, dank der Beerdigungsinstitute, meist finanzielle Belastung, dient einzig, um eine Vorgabe erfüllen zu können, die aus der Gemeinschaft heraus entstanden ist, jedoch diese Gemeinschaft offensichtlich nicht in dem Sinne fördern kann, wie es Gott gewollt ist. Wenn ich bedenke, dass es Menschen gibt, die viel in „Kauf“ nehmen, um ihre Lieben, deren Wünschen entsprechend, die letzte Ruhe zu gewähren, dann frage ich mich, wann setzt die letzte Ruhe ein? Für mich ist Gott die Gemeinschaft, die mich mitträgt, um in Gott, durch Gott und mit Gott auch die letzte Ruhe dort zu finden wo ein Leben durch die geeinte Menschheit im Geiste ihrer Wahrheit verwirklicht werden kann. Wie der Glaube diese Theorie in Einklang mit der Praxis bringen kann, das dürfte die Aufgabe derer sein, für die es wichtig ist und nicht für die, die es selbstverständlich im Alltag leben, um sich dadurch als Mensch von Gottes Gnaden in ein Leben einzubringen, das nicht von Gott so gewollt, doch durch ihn ermöglicht wird. Mir persönlich ist es egal, ob ich auf der Müllhalde lande oder an einem Ort, der von der Kirche dafür vorgesehen ist. Aus einem einfachen Grund: „Mein „Ich“ trägt sich durch das Leben im Bewusstsein des Herrn und gibt nur den Körper dem Tod hin, um ihn im Geiste derer zu erneuern, die Anteil daran nahmen.“ Wenn man so manche Abschiedsrede eines Priesters zu Ohren bekommt, so möchte man die Gebeine lieber vor ihrer letzten Ruhe bewahren, um vor dem weltlichen Einfluss zu schützen, der sie für Geld unter die Erde bringt, die für uns alle die Würde bereit hält, die wir als Leben im „Ich“ durch Demut im Gedächtnis an Gott immer wieder neu erlangen können.
Ich respektiere die Wünsche meiner Eltern für ihre Beerdigung, denn das bin ich ihnen schuldig. Sie wollen mit meinem Bruder zusammen in einem Urnengrab bestattet werden und haben vor vielen Jahrzehnten eine entsprechende Sterbeversicherung abgeschlossen. Dieses Grab werde ich in Ehren halten, solange mir dies möglich ist. Friedhöfe sind ein Ort der Stille und es ist schön im Einklang dem Leben derer zu gedenken, die dort ruhen, wo durch Gott weiter geführt wird, was im Leben bereits seinen geistigen Zuspruch erhielt.
Bei uns in Osteuropa ist es so: am Tag nach dem Tod oder am übernächsten beginnt die Totenwache, zwei Tage, eine Nacht. Unser Verstorbener wird im offenen Sarg oder zuhause aufgebahrt. Alle Angehörigen und Freunde lassen sofort alles stehen und liegen und brechen mit dem Ruf „Totenwache“ unter Nennung des Namens des Verstorbenen auf, bringen Essen und Trinken für die Familie und sich selbst mit. Wir sitzen dann die ganze Zeit bei unserem Angehörigen. Auch alle anderen kommen, Nachbarn, Arbeitskollegen, auch die der Angehörigen zumindest für ein-zwei Stunden um Mitzusitzen, einander zu trösten und vor allem um da zu sein, miteinander zu sein, mit dem Verstorbenen zu sein, Abschied zu nehmen. Es wird auch gesungen, das Vaterunser, Avemaria, um die Aufnahme der Seele unseres Verstorbenen und gute Begleitung auf ihrer Reise zu Gott wird singend gebetet, auch um alle Seelen der verstorbenen Lieben der Anwesenden, Deiner verstorbenen Lieben, auch meiner. Zwei Tage und eine Nacht sind lang. Man sieht einander, ist miteinander, mit dem Verstorbenen, sieht die Nahen Angehörigen trauern oder wird gesehen dabei. Wir singen auch den Rosenkranz oder das Evangelium. Wunderschöne Musik, Mitteleuropäern fremde, warme Töne, mehrstimmig sich umeinander bewegend. Zwei Tage und eine Nacht sind lang. Man kann viel denken, es ist ein Erlebnis, Tod, Verlust, Trauer, Fürbitte und Gebet, Schweigen. Es prägt sich ein, auch die Gewalt und der Schrecken des Todes. Auch die Kinder werden schon mitgenommen. Keinem ist der Tod etwas Unbekanntes. Jedes Jahr mehrmals. Wir wissen: Auch bei Dir werde ich sitzen, auch bei mir wirst Du sitzen, werdet ihr sitzen. Das verändert das Leben miteinander und wirkt sich aus, das Miteinander wird stärker, die Wärme zwischeneinander, der Blick aufs Leben in uns. Am Nachmittag des zweiten Tages kommt der Priester dazu, alle stehen auf, der Priester segnet den Toten und die Anwesenden, es werden Gebete gesungen und der Sarg geschlossen und von den männlichen Familienangehörigen hinaus auf den Wagen geladen; jetzt Prozession in der Wagenkolonne quer durch die Stadt, Prozession weiter zu Fuss singend hinter Priester und Sarg und ein Segen Gesänge und der Sarg in die Tiefe – tief sind die Gräber hier, sehr, sehr tief – gleich solange alle da sind wird das Grab völlig zugeschaufelt und alle machen aus den Blumen auf dem Grab dann noch ein schönes weisses Bett. Einmal hat der Priester vor dem Zumachen des Sarges eine Ansprache gehalten, die war nur einen Satz lang: „Wir sind nicht hier, weil wir den Verstorbenen liebten, oder dies oder das an ihm mochten, sondern wegen Gott.“ Da hab ich sehr lange drüber nachgedacht. An den hohen Feiertagen, Gedenktagen, Familienfeiern, vor allem Allerheiligen gehen wir miteinander ans Grab. Ich werde an Dein Grab kommen, Du wirst an mein Grab kommen, Ihr. Das verändert das Leben miteinander.
Ach so, vom Geld ist hier die Rede. Ja wie, bezahlt ihr Eure Beerdigung selbst? Wie geht das? Wir bringen zu den Nahen Angehörigen Geld für die Beerdigungskosten, im Wert von hundert Euro, die Armen wenig, die Reichen ordentlich einen Schlag. Ich werd’s für Dich machen, Ihr für mich. Tja, so läuft das hier. Man hat einen ganz andern Blick auf den Wert des Lebens eines jeden, auf die Gemeinschaft. Auf die Liebe. Stephan
danke – das ist auch in anderen Ländern noch ähnlich – es vertreibt d. Angst vor dem Tod etwas
Regeln d. Gemeinschaft: wurden sie wirklich von allen Mitgliedern aufgestellt – oder nur allerhöchstens etwa von d. Hälfte? –
Ich höre aus Ihrer Äußerung einige Angst und Skepsis. Ich selbst bin überwiegend hier, weil ich dem Glück die Tür aufgemacht habe und aus Liebe. Andere folgen manchmal anderen Regeln, den prozentualen Anteil habe ich nicht ausgerechnet. Bei so einem Misstrauen, wie Sie es andeuten, hilft es im allgemeinen, aktiv zu werden, nach vorne zu schauen und sich etwa an dem Gedanken „Was Dir widerfahren, das mag vergehn, was Du daraus gemacht, das bleibt bestehn!“ zu orientieren, einem Gedanken, den so der feine, kluge und tüchtige heilige Albertus formuliert hat. Damit kann es ganz gut über 50% kommen! Stephan
Sorry, da haben Sie mich komplett falsch verstanden: ich meinte nur, dass d. Regeln, denen wir im Allgemeinen folgen, nur von wenigen – meist männlichen Mitgliedern – erstellt wurden und oft nicht d. Sicht d. Allgemeinheit wieder spiegeln.
Frauen erleben sehen u. bewerten oft anders; was meist nicht berücksichtigt ist!
Lieber Stephan,
das ist ein SEHR schöner Brauch, den Sie hier beschreiben.
Was die Beerdigungskosten angeht, die bezahlen hier die nächsten Angehörigen und da kommen schon ein paar tausend Euro zusammen und wer die nicht ganz oder überhaupt nicht aufbringen kann, muss zum Sozialamt gehen, wie oben beschrieben.
Ich war damals, 1997 sehr froh, dass meine Mutter genügend Geld – damals noch D-Mark- hinterlassen hat, um die Beerdigung, die Haushaltsauflösung, noch drei Monate Miete (wegen Einhaltung der Kündigungsfrist) zu bezahlen.
Und auch die Wohnungsrenovierung musste ich noch bezahlen.
Die Totenwache zuhause gibt’s als Brauch auch in Ostdeutschland, das weiß ich, und in Süddeutschland gibt’s das „Sarggeld“, auch „Witwengeld“ genannt, das alle Besucher des Begräbnisses dem oder der ältesten Angehörigen geben; es ist so reichlich, daß die Bestattungskosten beglichen sind und eine Witwe einen Monat leben kann – hab’s schon mal bezahlt, daher weiß ich’s auch. Beides aber war bei Evangelischen. Stephan
Eine wunderbare Schilderung, die an die Geschichte von ‚Janine feiert Weihnachten‘ von Werner Wollenberger erinnert. 60 Stunden Totenwache im häuslichen Umfeld sehen Bestattungsgesetze in Deutschland nicht vor – für Staatsoberhäupter, Kardinäle und andere Personen des öffentlichen Lebens mag es Ausnahmen geben.
Die Zeit wo ich auf dieser Raffinerie gearbeitet habe, ist der Bruder einer Arbeitskollegin verstorben. Das ist eine griechische Familie, die halbe Großfamilie lebt in Deutschland, definiert sich aber durchaus noch griechisch. Da war dann das Haus voll! Alle Verwandten kamen um die Eltern zu trösten, zwei orthodoxe Priester (von denen aber einer weniger feinfühlig war), kurz: Die Eltern waren nicht allein!
Das hat mich, muss ich sagen, doch schwer beeindruckt.
Ich bin in einem Viertel aufgewachsen, das von der Gemeinschaft der gleichen Bedürftigkeit geprägt war und habe dort erfahren, wie es ist zusammenzuhalten, miteinander zu spielen, aufzuwachsen und einander zu achten. Noch heute leben nicht nur in unserem Hauseingang Menschen, die mich aufwachsen sahen und sie fragen stets meine Eltern nach meinem Befinden, so wie ich meine Eltern nach dem Befinden ihrer Nachbarn frage. Man fühlt eine Verbundenheit im Leben, die weit über den Tod hinausgeht und nicht davon ergriffen wird, weil sie durch Erinnerungen aufrecht erhält, was man austauscht und dadurch im Herzen trägt, um es Gott anzuvertrauen. Als ich meine beiden Krebserkrankungen hatte haben mich all die Menschen mit Gebeten begleitet, einige von ihnen stellten sogar Kerzen für mich auf und ich fühlte mich dadurch so stark, dass es mir dabei half diese Krankheit mit Hilfe der entsprechenden Therapien und im Glauben an Gott und unsere Verbundenheit zu überwinden. Noch heute kommen meine Eltern einmal im Jahr mit einer Nachbarin bei uns vorbei, um mit ihr hier, in unserem Garten, Kaffee zu trinken. Es ist nicht nur das Leben, das wir miteinander teilen, es ist unser gemeinsames Schicksal, das nur mitgeteilt so überwunden werden kann, dass es den Weg in die Ewigkeit Gottes aufzeigen kann, weil es durch Liebe das am Leben erhält, was bereits tot geglaubt.
Das Leben gleicht einer Müllhalde, die in ihrem eigenen Morast nur schwer einen Weg aus all dem Müll heraus findet, den es durch die Menschheit ertragen muss, die sich der gelebten Menschlichkeit zwar unterwirft, sich jedoch nicht geistig von ihr erfassen lässt. Sollte sich ein Weg finden, den ganzen Müll, der bei körperlichen Auseinandersetzungen um die Wahrheit entstanden ist durch Arbeit aus dem Weg zu räumen und dadurch den Glauben frei zu schaufeln, der die Wahrheit in neuem Glanz erleuchten kann, dann wünschte auch ich mir einen Platz auf dieser Erde an dem die Menschen gerne Halt machen, um derer zu gedenken, die diesen Weg bereits vor ihnen gegangen sind und sie auf ihrem eigenen Weg danach noch im Gedächtnis an Gott begleiten. Heute ist es schwer einen derartigen Platz zu finden, denn Menschen stellen ihre Ansprüche in den Raum ohne sie so zu relativieren, dass alle Menschen ihnen gerecht werden könnten. Wir leben nicht, um uns aneinander zu messen, unser Leben sollte von dem bestimmt sein, was uns menschlich macht, um daraus etwas zu kreieren, was wir gerne für die Ewigkeit erhalten würden. Es war das Kreuz, um das wir Gott gebeten haben, im Glauben an seine Kraft und Herrlichkeit in Ewigkeit, es zu überwinden, indem wir uns seiner Menschlichkeit annehmen. Die wahre Menschlichkeit ist heute nur scheinbar zu schwach, denn sie erreicht all die, die ihr nahe stehen, um sich mit Hilfe der Menschheit zu verwirklichen, die sie im Geiste des Guten annehmen kann, um ihr den Platz zuzugestehen, der ihr durch die einzigartige Seinsbestimmung Gottes im ewigen Leben bereits zugestanden wurde. Gott ist Anfang und Ende, weil dieses Wort durch seine Leere im Anfang die ganze Kraft erwirkt, die es durch gelebte Menschlichkeit aus dem Leben schöpfen kann, das sich in der geeinten Menschheit durch das Bewusstsein in diesem Wort verwirklicht. Mit Leere erfüllte Worte stellen ihren Anspruch an die Menschen, die sie im Gedankenaustausch ins Leben führen, das sich auf seinem Weg immer wieder neu aus diesem Wort erschöpft. Um den Zusammenhalt zu stärken sammelt sich das Gute in dem Gedächtnis, das Gott für jede Neugeburt bereit hält, um es an die zu vermitteln, die sich der reinen Seele in ihrer ganzen menschlichen Verbundenheit annehmen. Der Tod ist also die Ruhestätte für die geistige Erneuerung im Leben der Menschheit, die durch Gott aus Gedankengut verwirklicht wird. Was Mitmenschen lernen können, das liegt in der Menschlichkeit verborgen, die sie trägt, um sich durch den Glauben in das ewige Leben zu erschöpfen. Wer also gewiss weiß, dass er nicht wiedergeboren sondern eine Neugeburt ist, der sollte daran arbeiten, dass seine Seele die Reinheit am Leben erhält, die ihr von Geburt aus durch Maria in der Gewissheit ihrer Existenz gegeben ist.
Es freut mich daß Sie Ihre Krebserkrankung überwinden konnten und so viel Trost und Nähe aus Ihrem Freundeskreis bekommen haben!
Ich wünsche Ihnen jetzt ganz viel Stärke und Gesundheit!
Aber das Leben als Müllhalde, das ist mir doch eine zu negative Sicht der Dinge. Das ist mir doch zu abwertend.
Das Leben in seiner ganzen Fülle beinhaltet alles. Die schönen Momente wie auch die Niederlagen und Kämpfe. Ich habe neulich meine eigene nicht gerade einfache Biographie (ich habe mindestens das doppelte ertlebt wie Gleichaltrige, wenn nicht das Dreifache) überschlagen und festgestellt daß ich mich von meinen beiden längeren Auslandsaufenthalten häufiger an den erinnere der hart, schwierig und heftig war als an den der sehr schön war, die schönste Zeit meines Lebens. Ich habe beiden Auslandsaufenthalten unendlich viel zu verdanken, aber dem schwierigen sogar noch ein bischen mehr. Und auch wenn ich das damals nicht zu schätzen wusste, auch wenn ich geschworen hatte dieses Land nie wieder betreten zu wollen, denke ich heute dankbar daran zurück und auch mit viel Respekt und Dankbarkeit an einige sehr gute Kollegen und einen, nun ja, ich nenne es mal „Lehrmeister“. (Mit dem ich übrigens noch sporadisch in Kontakt bin)
Zu einem Leben in Fülle, wie es uns versprochen ist, gehört nunmal daß es nicht immer leicht ist. Sogar meistens ist es nicht leicht und bequem. Aber meistens lohnt es sich auch!
Vielen Dank für die guten Wünsche und auch für die aufmunternden Worte, die ich sehr gut gebrauchen kann.
Würde ich nur auf meine eigene Biografie zurückblicken können, so wäre mein Leben ein erfülltes Dasein mit den Höhen und Tiefen, die jedem auferlegt werden. Leider bin ich dazu nicht mehr in der Lage und es fällt mir sehr schwer die Grenze dort zu ziehen, wo sie durch mein direktes Umfeld geprägt wird.
Menschen die leiden, weil Menschen die davon profitieren sie erbarmungslos behandeln, die betreffen mich, so als wäre ich ein Teil von Beidem, was mich als Mensch zutiefst beschämt, weil es nicht dem entspricht was Leben aus Menschlichkeit menschenwürdig mitgestalten kann. Gerne würde ich all die belastenden Gedanken abwerfen, um sie denen zu überlassen, die auch etwas daran ändern können indem sie sich selbst dafür einsetzen, dass sie sich als Mitmenschen fühlen und aus diesem Gefühl heraus auch handeln und andere Menschen nicht diskriminieren, töten oder gar verhungern und verdursten lassen.
Wir leben in einem System, das von einigen wenigen Menschen so provoziert wird, dass es sich gegen diese Menschen wert und damit alle Mitmenschen belastet, das ist zumindest meine innerste Überzeugung.
Wie sollte ich mich als Mensch vor einem Wesen schützen, das ohne Herz sein Mitgefühl verliert, das für das Gute mitverantwortlich ist?
Es fällt mir schlicht und ergreifend unglaublich schwer mir ein Ich zu gewähren, ohne die innere Sicherheit, dieses Ich im Bewusstsein der Menschheit auch würdig vertreten zu können.
Ich bin unentschlossen was jetzt wirklich christliche Beerdigungspflicht ist und was nicht. Aber ich stimme zu daß es in einer Welt in der der Respekt vor dem Leben schwindet gerade wichtig ist, auf einem Mindestmaß an Respekt gegenüber einem menschlichen Leichnahm zu bestehen.
Was ich allerdings mit mir selber vorhabe…
Ich schwanke da zwischen zwei Optionen und kann mich momentan nicht entscheiden. Sie sind beide sehr attraktiv für mich.
a) Was ich früher die ganze Zeit vor hatte, mich angehenden Chirurgen zum üben zu überlassen… Mit meiner Leiche noch etwas gutes tun würde mich doch sehr gefallen. Auch wenn ich momentan als Lebende noch einen ziemlichen Horror vor Ärzten habe.
b) So ein Friedwald… Ich liebe nämlich Bäume, ich liebe den Wald… mir würde es sehr gefallen in einem Wald zu liegen.
Heute ist Freitag und wieder wird das Kreuz aus Deutschland entfernt, wie vor 1000 Jahren.
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/forschung-an-demenzkranken-bundestag-stimmt-fuer-gesetzentwurf-a-1120568.html
Gemein….nützige….. Forschung:
In Zukunft soll es Medikamententests an demenzkranken Menschen geben, auch wenn diese davon nicht mehr profitieren.
Der Bundestag stimmte mehrheitlich für die Gesetzesnovelle.
Die Forschung ist halbherzig. Die Frage stellt sich, warum erkranken Menschen an Demenz und Alzheimer usw.
Die Antwort lautet, es wird durch unsere Kultur und Industrie verursacht.
Auch der tote Mensch ist Sondermüll, mit Quecksilber, Blei, und Cadmium belastet.
Und wieder ist es Kultur und Industrie bedingt.
Da geh ich zu Maxim, da …/… halt falscher Text.
Da geh ich jetzt ins Holz.
Da find ich meinen Stolz.
Brauch nicht die Brust beengen,
Nicht in Müllers Gesetze zwängen.
Da will ich sein, da gehör ich her.
Hier will sich mein Holzkopf fügen.
Der Wald wird sicher nicht betrügen.
Die Asche die von mir einst bleibt,
Wird Birke, Pilz und deutsche Eiche,
Doch sicher keine Creme oder gar Seife.
Wie schon in RV erklärt:
Antonius Theiler geb.1941 sagt: Bitte Nachlesen!
28. Oktober 2016 um 19:45
Das Verhalten der anderen kontrollieren. Aber sich selbst nicht im Griff haben. Und wieder komme ich aufs Holz, da war doch was mit einem Splitter und einem Balken?
Lieber Pater Hagenkord, Sie schreiben: „Wie geht eine Gesellschaft mit denen um, die nicht mehr da sind. Erinnern wir uns?“
Das richtige Erinnern geht nur dadurch, dass wir jene, die nicht mehr in unserer Nähe sind, in uns innern, also ganz nahe ans offene Herz holen. Dazu ist kein Ort und Gegenstand vonnöten. Und aus dem Inneren heraus kommen dann die Freude, der Spaß und auch der Schmerz den man gemeinsam hatte. Das ist dann Erinnerung.