Skip to content
  • Home
  • Über mich
  • Jesuiten

PaterBerndHagenkord.blog

Vatican News

powered by Logo des Jesuitenordens

Wahrheit, Freiheit und Begegnung

Veröffentlicht am 21. Mai 201811. November 2018
Moderner Christus (Fribourg, Schweiz) Moderner Christus (Fribourg, Schweiz)

Wahrheit ist Begegnung: diesen Satz haben wir schon einige Male aus dem Mund von Papst Franziskus gehört. Er ziert Buchtitel und Essays über ihn, ist wunderbar griffig und leicht überraschend in der Aussage, so dass man ihn gerne aufgreift.

Gott in Beziehung zu uns: Christus
Gott in Beziehung zu uns: Christus

Die Aussage spielt etwas mit dem Gedanken, dass Wahrheit zwischen Buchdeckeln zu finden sei, dass sie aufgeschrieben Sätze, logische Formeln oder Ähnliches sein soll. Und das macht sich immer gut.

„Die Wahrheit passt nicht in eine Enzyklopädie“, so der Papst am 8. Mai 2013, also sehr bald nach seiner Wahl. Sie ist „eine Begegnung mit der höchsten Wahrheit, Jesus, der großen Wahrheit.“

Durch Zufall beim Aufräumen meiner Aufzeichnungen bin ich über einen Text gestolpert, der die gleiche Frage angeht, nur aus einer ganz anderen Richtung. Er erklärt sozusagen, woher der Gedanke der Verbindung von Begegnung und Wahrheit stammt, einer Verbindung, die uns ansonsten eher ungewöhnlich erscheinen mag.

 

Beginn mit der Freiheit

 

Es ist ein Text aus dem Jahr 2009, eine Ansprache des damaligen Papstes Benedikt XVI. Benedikt zieht aber noch einen weiteren Begriff hinzu, um das Ganze rund zu machen, er beginnt bei der Freiheit.

„Der Mensch ist kein Absolutum, gleichsam als könne das Ich sich abkapseln und nur dem eigenen Willen gemäß handeln. Das ist gegen die Wahrheit unseres Seins. Unsere Wahrheit ist, dass wir in erster Linie Geschöpfe Gottes sind und in der Beziehung zum Schöpfer leben. Wir sind beziehungsorientierte Wesen. Und nur wenn wir unsere Beziehungsorientiertheit annehmen, treten wir in die Wahrheit ein – wenn nicht, fallen wir der Lüge anheim und zerstören uns am Ende in ihr.”

 

Und dann die Liebe

 

Wahrheit ist also etwas, was wir an der Schöpfung sehen können, was mit dem Willen, den Gott in die Schöpfung hinein gelegt hat, ablesen können, wenn wir das denn wollen. Dazu kommt dann noch eine weitere Beziehung, wir sind nicht nur auf Gott hin geschaffen, sondern diese Beziehung hat auch einen Namen: Liebe.

„Das ist also der erste Punkt: Geschöpf zu sein bedeutet, vom Schöpfer geliebt zu sein, in der Liebesbeziehung zu stehen, die er uns schenkt, mit der er uns zuvorkommt. Vor allem darauf beruht unsere Wahrheit, die gleichzeitig Berufung zur Liebe ist.”

 

Und dann wir untereinander

 

Das ist also die erste Wahrheit, wenn wir so wollen. Durch Gott geschaffen, auf Gott hin, in Liebe, die unser Auftrag ist, unsere Berufung. Das ist die erste Weise von ‚Wahrheit ist Begegnung‘, nämlich der mit Gott. Aber dabei können wir nicht stehen bleiben, laut Benedikt XVI., damals, 2009:

„Aber die kreatürliche Beziehungsorientiertheit bringt auch eine zweite Art der Beziehung mit sich: Wir stehen in Beziehung zu Gott, aber gemeinsam, als Menschheitsfamilie, stehen wir auch in Beziehung zueinander. Mit anderen Worten: die menschliche Freiheit bedeutet einerseits, in der Freude und im weiten Raum der Liebe Gottes zu stehen, aber sie setzt auch voraus, dass wir eins sind mit dem anderen und für den anderen. Es gibt keine Freiheit gegen den anderen. (..) Nur eine gemeinsame Freiheit ist eine menschliche Freiheit; im Zusammensein können wir in die Symphonie der Freiheit eintreten.“

Hier taucht das Wort ‚Wahrheit‘ nicht mehr auf, muss aber weiter mit gedacht werden. Auch die Beziehung zueinander ist ja im Schöpfungsgedanken drin, sie ist nicht erst nachträglich oder nachrangig.

 

Für andere sein

 

Benedikt XVI. hatte das damals am Freiheitsgedanken entlang entwickelt, wir selber sind wir nur (= frei sind wir nur), wenn wir für andere sind. Das ist auch Wahrheit, wie er sie oben bezeichnet hat.

Wahrheit ist Begegnung: ob beide Päpste das gleiche meinen, weiß ich nicht, aber es lohnt sich auf jeden Fall, weiter zu lesen und zu denken, um dem ein wenig auf die Spur zu kommen, was da so alles dahinter steckt.

Es gilt aber auf jeden Fall diese Einsicht: wenn ich von Wahrheit spreche, dann muss ich Beziehungen mitdenken, zu Gott und zum Nächsten. Das eine ist nicht ohne das andere.

(Zitate aus der Ansprache im römischen Priesterseminar 2009)

 

 

  • teilen 
  • twittern 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von Gott, Vatikan
Schlagwörter Begegnung, Freiheit, Papst Benedikt, Papst Franziskus, Theologie, Wahrheit

4 Kommentare zu “Wahrheit, Freiheit und Begegnung”

  1. Paul Compes sagt:
    23. Mai 2018 um 13:23 Uhr

    Die Argumentation von Benedikt XVI ist in sich schlüssig, brillant – und dennoch stellt sich bei mir eine Irritation ein: Vielleicht wird hier zu glatt argumentiert. Die raue Wirklichkeit blitzt nur in der Warnung vor intellektueller Überheblichkeit auf.

    Was mich stört, ist die Engführung der Argumentation auf die Kirche, in der die Wahrheit Christi schon verkörpert sei. Ketzerische Frage: Was macht Kirche aus, und wer gehört ihr an? Ich möchte hier Papst Franziskus aus seinem Brief an die chilenischen Bischöfe zitieren: Ich bitte Sie „den Aufbau einer prophetischen Kirche fortzusetzen, welche weiß das Wichtigste ins Zentrum zu stellen: den Dienst am Herrn im Hungrigen, im Gefangenen, im Einwanderer, im Missbrauchten.“ In diesen Begegnungen an den Rändern kann die Wahrheit Christi von der Kirche immer wieder neu gefunden und dann auch verwirklicht werden.

    Antworten
    1. Paul Compes sagt:
      25. Mai 2018 um 11:50 Uhr

      Ich möchte hier noch pointierter und riskanter am Beispiel des Missbrauchs von Schutzbefohlenen argumentieren: Unbestritten ist das Entsetzen und die Scham, die diese Vorgänge in der Kirche ausgelöst haben.

      In der eher institutionsorientierten Vorstellung von Kirche kommt nach dem Schuldbekenntnis aber gleich die Sorge, dass durch diese Vorgänge die gesamte Kirche als Gestalt Christi auf Erden beschädigt worden ist. Unsere Glaubwürdigkeit muss wiederhergestellt werden.

      In der Perspektive einer prophetischen Kirche wird dagegen Christus selbst durch den Missbrauch gedemütigt und verletzt. Unsere persönliche Beziehung zu ihm hat großen Schaden genommen. Die Wiedergutmachung wird in beiden Fällen ganz unterschiedlich ausfallen.

      Antworten
  2. Ellwanger Michael sagt:
    24. Mai 2018 um 21:45 Uhr

    Jesus und die Reichen
    Lukas 19,1-10
    Jesus zu Zachäus dem Zöllner
    Ich muss heute bei dir zu Gast sein. Warum wohl? Fundrising!
    Lukas 5,27-32
    Gastmahl im Hause des Levi. Folgte mir nach! Warum wohl?

    Antworten
    1. Pater Hagenkord sagt:
      25. Mai 2018 um 08:39 Uhr

      Ich befürchte, dass ich den Gag nicht ganz verstanden habe. Geht es darum, dass Jesus Reiche beruft, um was vom Reichtum abzubekommen?

      Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Links

  • Helfen Sie meinem Blog
  • Radio Vatikan
  • RV-Newsletter bestellen

Neueste Beiträge

  • „Wohin auch immer das führen wird“
  • Respekt!
  • Selbstkritik
  • Sammelpunkt der Dynamik des Zuhörens

Kategorien

  • Allgemein
  • Benedikt XVI.
  • Bischofssynode
  • Die deutschsprachige Kirche
  • Franziskus
  • Geschichte
  • Glaube und Gerechtigkeit
  • Glaube und Vernunft
  • Interview
  • Kirche und Medien
  • Kunst, Kultur und Können
  • Neulich im Internet
  • Ökumene
  • Papstreise
  • Rom
  • Spiritualität / Geistliches Leben
  • Sprechen von Gott
  • Vatikan
  • Zweites Vatikanisches Konzil

Artikelarchiv

  • Juni 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • August 2020
  • Juli 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Februar 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • Juli 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • Dezember 2016
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • September 2016
  • August 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juli 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012
  • September 2012
  • August 2012
  • Juli 2012
  • Juni 2012
  • Mai 2012
  • April 2012
  • März 2012
  • Februar 2012
  • Januar 2012
  • Dezember 2011
  • November 2011
  • Oktober 2011
  • September 2011
  • August 2011
  • Mai 2011

Schlagwörter

Barmherzigkeit Benedikt XVI. Bischofssynode Deutschland Deutschlandreise Dialog Evangelii Gaudium Familie Flüchtlinge Franziskus Frieden Gebet Generalaudienz Gesellschaft Glaube Glauben Gott Internet Jahr des Glaubens Jesus Kirche Kommunikation Kuba Liturgie Medien Missbrauch Neuevangelisierung Papst Papst Franziskus Papstreise Politik Predigt Radio Vatikan Reform Religion Rom Sommerreise Spiritualität synodaler Weg Synode Theologie Vatikan Verkündigung Öffentlichkeit Ökumene
  • paterberndhagenkord.blog
  • Kontakt / Impressum
  • Datenschutzerklärung
Der Blog von Pater Bernd Hagenkord   |   2011 bis 2023