
Was bitte ist ein ‚Kirchenlehrer’ und wozu brauchen wir die? Dieser Titel wird nicht sehr häufig vergeben, mit den beiden an diesem Sonntag ‚erhobenen’ Heiligen sind es erst 35, die auf diese Weise verehrt werden.
Es sind nicht nicht etwa „bessere Heilige“. Ein gerne vorkommendes Missverständnis ist, dass es bei eine Seligsprechung, Heiligsprechung etc um so etwa wie eine Beförderung handelt. Das ist es nicht. Eine Heiligsprechung fügt zur Heiligkeit der Person nichts hinzu, es nicht wie bei Gefreitem und Feldwebel. Die Kirche erkennt an, dass wir in einer Person Gottes Liebe unter den Menschen erkennen und diese Person deswegen als Heilige verehren können.
Das macht aus der Person keinen Superchristen. Wir alle sind zur Heiligkeit berufen, sprich: Dazu, Gottes Liebe sichtbar zu machen und die Botschaft vom Reich Gottes zu verbreiten. In einigen Menschen wird das aber besonders sichtbar, deswegen nennen wir sie Heilige oder Selige. Wie gesagt, eine Heiligsprechung befördert niemanden, sie sagt etwas über uns und unsere Verehrung, nicht aber über eine wachsende Wichtigkeit im Himmel aus.
So ähnlich ist das auch mit den Kirchenlehrern. Über das persönliche Zeugnis des Lebens hinaus haben sie der Kirche etwas hinterlassen, was uns „lehren“ kann, was für andere gilt. Ein Heiliger kann ja heilig sein, ohne dass irgendjemand seinen Lebensstil kopieren könnte. In Kirchenlehrern erkennen wir aber eine Botschaft für die ganze Kirche. Es gilt das Gleiche, was ich über Heilige gesagt habe: Das hebt diese Personen nicht innerhalb des Himmels auf eine höhere Wolke, es sagt vielmehr etwas über unsere Verehrung aus und darüber, dass die Gemeinschaft der Glaubenden der Meinung ist, dass im Leben und in der Lehre dieser Person etwas für alle drin steckt, die ein christliches Leben in Gemeinschaf leben wollen.
Wer ist Juan de Ávila?
Gemeinsam mit Hildegard von Bingen hat Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag den spanischen Heiligen und katholischen Reformer Juan de Ávila zum Kirchenlehrer erhoben, einen hierzulande nicht sehr bekannten Theologen und Priester. Einige Infos zu ihm:
Geboren wurde Johannes 1499 oder 1500 südlich von Madrid in eine wohlhabende Familie, sein Vater war konvertierter Jude. Nach seinen Studien erst in Jura, dann in Theologie wurde er Priester und von seinem Bischof in der Volksmission tätig. Wegen seiner Tätigkeit vor allem im Süden Spaniens trägt er dort den Beinamen „Apostel Andalusiens.“ Er starb 1569 in Montilla, in der Nähe von Cordoba.
Historisch gehört der neue Kirchenvater in die Zeit, die man als Frühphase der „Katholischen Reform“ bezeichnet. Philip Neri Ignatius von Loyola waren seine Zeitgenossen. Missstände wie nicht residierende Pfarrer und Bischöfe, das Nichteinhalten des Zölibates, das nicht den Regeln entsprechende Leben der Ordensleute, der Handel mit Ablässen und anderes wurde vor allem in Spanien früh angegangen, hier gehört Juan in eine sich langsam entwickelnde Reformbewegung hinein.
Das machte ihn aber nicht zu einem bequemen Denker, seine Predigten gegen Missstände in der Kirche brachte ihm 1531 eine Anklage vor der Inquisition ein. Verhaftet wurde er 1531 weil seine Predigten gegen den Reichtum zu viel Aufsehen erregten. Sein Hauptwerk Filia („Höre, Tochter“) – während der Inquisitionshaft verfasst – stand sogar bis 1574, also lange nach seinem Tod, auf dem 1559 eingeführten Index der verbotenen Bücher. Dieses Buch ist ein geistlicher Leitfaden für die Betrachtung der heiligen Schrift und des Lebens Jesu. Es geht Juan um die Reifung des christlichen Lebens durch die Meditation der Schrift.
Er setzte sich in seiner Seelsorge und Predigttätigket vor allem für ein reformiertes Priestertum ein. Seine Betonung einer guten Auswahl und langen und intensiven Ausbildung von Priestern wiedersprach der gängigen Praxis, die im Priesterberuf vielfach einen Lehrberuf, keinen Studienberuf sah. Priester müssten darüber hinaus deutlich machen, dass sie die Mittler zwischen Gott und Menschen seien, daraus müsse ein dem entsprechender Lebenswandel folgen; Aufgabe, Spiritualität und Moral müssten übereinstimmen. Dazu brauche es Ausbildung.
Neben seinen Schriften blieben deswegen vor allem ein Einsatz auf dem Bildungssektor von bleibendem Erfolg: Er gründete 15 Kollegien, also Schulen und Universitäten, darunter der von Granada. Am Hauptereignis der Reformbewegung jener Jahre, dem Konzil von Trient, konnte er selber aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen, befasste sich aber eingehend schriftlich mit den anstehenden Themen. Seine Briekontakte schlossen unter anderem Teresa von Avila, Francisco de Borja und Ignatius von Loyola ein, etwa 250 seiner Briefe sind erhalten.
Persönlich hatte er mit den ebenfalls mit der frühen Neuzeit verbundenen Vorurteilen gegen konvertierte Juden zu kämpfen. Die so genannte „limpieza de sangre“, Reinheit des Blutes, wurde eine spanische Nationalideologie gegen die auch die Kirche nicht gefeit war. Viele Phrasen und Vorstellungen des modernen Rassismus lassen sich hier schon in frühen Formen finden. Er selber konnte als Sohn eines „converso“, eines konvertierten Juden, sein Jurastudium deswegen nicht zu Ende führen und auch die Aufnahme in den Jesuitenorden blieb ihm verwehrt.
Papst Leo XIII. sprache Juan 1893 selig, Papst Paul VI. unternahm 1970 die Heiligsprechung. Seit dem 7. Oktober wird er von der katholischen Kirche auch als Kirchenlehrer verehrt.
Herzlich danke ich für die profunde und angenehme Kommentierung der Übertagung des Pontifikalamt auf dem Petersplatz durch P. Hagencourt und für den Blog von Radio Vatikan.
Der Blog ist übersichtlich gestaltet und man findet sofort das Aktuelle und Gesuchte.
Vergelts’s Gott!! Weiter so!! Empfehle die Homepage von Radio Vatikan, wo immer sich die Gelegenheit findet.
Herzliche Grüsse aus Neunkirchen am Brand, Erzdiözese Bamberg
Veit Dennert, Erz.Geistl. Rat und Pfarrer i.R.
Ich frage mich, inwieweit die „Kirchenlehrer/innen“ heute noch in deren Lehre ernst genommen werden oder eigentlich „nur“ noch dafür „gebraucht“ werden, um sich mit der Person und/ oder deren Erkenntnissen zu rühmen und sich auf diesen „auszuruhen“, anstelle mit deren Erkenntnissen zu arbeiten… Wenn also z.B. ein Bernhard v. Clairvaux von einem dreimaligen Kommen Jesu spricht, darin das dritte Kommen vor dem Zweiten und endgültigem Kommen ruht, oder ein Augustinus die 40Jahre des Auszuges aus Ägypten, die Gesamtheit aller Zeiten sieht, so fällt es auch -so meine Erfahrungen- dem erlauchten Klerikat schwer, sich mit diesen Schriften auseinander zu setzen und zu verstehen. Oft fehlt sogar der Glaube in diese Schriften, so dass diese Worte einfach in unsere moderne Zeit „übersetzt“ wird, den eigentlichen Sinn nicht mehr wiedergebend. Kann die „moderne“ Theologie überhaupt noch irgendetwas mit solchen Erkenntnissen etwas anfangen ausser: sich mit deren Verfasser zu rühmen…? Wird deren Lehre verstanden, verkündet und weiter vertieft?…
kirchenlehrer werden nicht verstanden-erst recht nicht, wenn es mystiker sind.früher standen sie mit einem bein oder mehr vor der inquisition. oder kamen in den knast..wenn sie mystiker waren wie johannes vom kreuz. was die unterrichten? gott..was gott ist, wer er ist und wer nicht. dafür gibt es dann bis heute den großen ärger. heute gelten sie als unwissenschaftlich.und ihre erfahrungen werden auf ein niveau heruntergezogen, für jeden nachprüfbar? von den großen und kleinen kirchlichen deutern,der inquisition gleich kommt.
Danke für den informativen Beitrag, habe ich gerne gelesen.
Gerade in Deutschland / Österreich sollte die Idee von Juan de Ávila über die Ausbildung von Priestern gut gelesen werden. Der Priester sollte immer einer Berufung folgen und den Beruf nicht als Karriere ansehen. Die Kirchensteuer tut da sicher nicht so gut.
Der Zeitpunkt ist von Papst Benedikt XVI. sehr gut gewählt.
14.September ist das Fest der „Kreuzerhöhung“. Ich denke, es ist uns allen nicht wirklich bewusst, was das WORT GOTTES bedeutet, dass es dem Jünger genau so ergeht wie seinem Herrn…..“ Das hat mit Kirchensteuer nichts zu tun. Ein Paulus wusste aber um die Bedeutung dieses Wortes….und sehnte sich danach diesen Weg zu gehen. Das ist heute sicherlich etwas anders, da wir uns selbst unter Erfolgszwang (auch im Glauben), d.h. auf Werke setzen um Anerkennung (in der Kirchenhierarchie) zu finden….
welcher priester kann denn bestimmen, ob er karriere macht?
Sind die von Juan de Avila angeprangerten Missstände innerhalb der Kirche heute eigentlich beseitigt oder wieder/ immer noch hoch aktuell? Würde Rom, wenn dieser „nicht bequeme Denker“ und Mahner heute (noch) lebte, genauso als Kirchenlehrer achten oder eben genau so „abkanzeln wie jene Inquisitoren? „kein Verhandlungspartner“ mit gleichzeitigem Entzug der Lehrerlaubnis und der Androhung…der Exkommunikation? Ergo: sieht in der Gleichzeitigkeit nicht alles anders aus?