Ein wenig zu viel war das schon. Während heute eine neue Woche beginnt, bin ich immer noch dabei, die vergangene Woche zu verarbeiten. Ein an Ereignissen nicht gerade armes Pontifikat hat vollgestopfte Tage hinter sich.
– Da war zuerst einmal die C8, die acht Kardinäle, auf die wir gewartet hatten. Am Montag wurde dieser Rat formell insitutionalisiert, es wird ihn also auch in Zukunft geben. Am Dienstag trafen sie sich dann, drei Tage lang. Da die Aufmerksamkeit bei Papst Franziskus sehr auf der Frage liegt, was er macht und verändert, ist diese Gruppe sicherlich ein wichtiges Scharnier zwischen dem, was Franziskus will und einer Umsetzung in den Vatikan hinein.
– Dazu gehören auch die Pressekonferenzen an diesen Tagen, in denen Vatikansprecher Lombardi ankündigte, was die Kardinäle so alles besprechen werden. Und das ist so ziemlich alles: Die Zusammensetzung der Institution Heiliger Stuhl und die Aufteilung der Arbeit dort, die Struktur der Zentralbehörde (des Staatssekretariates) und so weiter. Allein das hätte uns medial einige Wochen über Wasser gehalten.
– Am Montag trat aber auch ein Konsistorium zusammen, eine Versammlung der Kardinäle, um den Weg frei zu machen für die Heiligsprechung zweier Päpste, Johannes XXIII. und Johannes Paul II..
– Am Dienstag veröffentlichte dann das IOR – vulgo Vatikanbank – das erste mal seinen Jahresbericht. Nach all den Geschichten der vergangenen Monate und Jahre dachten wir, dass das ein wichtiges Element der Woche werden würde, ist hier doch Reform mit Händen zu greifen. Denkste.
– Denn Dienstag erschien auch ein Interview mit dem Papst in der Zeitung La Repubblica. Am Vorabend einer Regierungskrise gibt die wichtigste linksliberale Zeitung die ersten vier Seiten dem Papst.
– Am Freitag dann kam die erste Geschichte über dieses Interview und die Art uns Weise des zu Stande kommens. Offensichtlich hat Herr Scalfari, der Journalist der das Interview mit Franziskus führte, trotz seiner 89 Lebensjahre keine Notizen gemacht und kein Band laufen lassen. Das Interview ist also aus dem Gedächtnis entstanden. Wenn man bedenkt, dass der Text vier Zeitungsseiten füllt, dann kommen einem schon einige Fragen. Die Debatte geht also auch weiter.
– Und dann war da noch Assisi und die Warnung vor der Weltlichkeit des Denkens. Der Papst hatte einen übervollen Besuchstag in Umbrien mit vielen Begegnungen und sechs Ansprachen.
Medienprofis, mit denen ich in den vergangenen Tagen gesprochen habe, nennen das alles unkoordiniert. Das hätte man besser organisieren können und die einzelnen Botschaften so besser darstellen können. Hätte man, das stimmt schon. Aber das ist nicht dieses Pontifikat. Franziskus nimmt keine Rücksicht, nicht auf sich, nicht auf den Zeitplan der Medien, nicht auf Gesetzlichkeiten der Medien. Franziskus tut das, was er für richtig hält und er tut es, wann er es für richtig hält. Uns lässt das alle etwas atemlos zurück. Aber freuen tut es uns auch.
Naja, jedenfalls braucht sich die Kirche jetzt nicht mehr den Vorwurf machen zu lassen, langweilig bzw. verstaubt zu sein. Der Papst ist im Moment wohl der coolste Opa auf dem Planeten!
Ich weiß nicht, aber Papst Franziskus ist ja echt ein wahrer Wirbelwind… der hängt auch noch die Jungen ab… Vielleicht sollte man ihm mal ein Paar Rollerblades (natürlich keine roten) schenken, damit er die Journalisten noch mehr “ärgern” kann.
Und was den Scalfari angeht: Ja, der ist ja auch so eine Marke, nicht?
Ich hab’ ihn mir auch angehört und er klingt schon wie einer, der in seinem Leben ordentlich gebechert und gepafft hat (und was weiß ich noch Alles). Einer der sich nicht groß drum schert, ob die Allgemeinheit sich über ihn aufregt oder nicht. Das ist schon so grenzenlos frech, dass es im Grunde schon wieder sympathisch ist.
Gut, dass es solche Leute gibt!
Und den “Opa” , sollen wir den wörtlich nehmen ? 😉
Also Enkel hat er sicherlich nicht… wenn Sie das meinen.
Ich hab’ den Begriff ein wenig flapsig benutzt… ein “Papa” (Papst) ist er ja schließlich auch nicht, oder? Aber in der Kirche werden die Geistlichen doch oft mit Schwester, Bruder, Vater angeredet… da hab’ ich halt etwas weiter gedacht… ein Opa ist Haupt der Familie und eigentlich derjenige, der die meiste Lebenserfahrung besitzen müsste. Also ist er für mich der Opa… der Papa von den Papas! 🙂
Diesen Aktivitätsdruck des Papstes kann ich schon verstehen! Soviel Lebenszeit könnte ihm gar nicht bleiben bei dieser Menge an Reformstau, der aufgearbeitet werden will. Zum Anderen finde ich es ausgesprochen sympathisch, dass er eben nicht mit Hilfe von Medienprofis Kampagnen in großem Stile vorbereitet, eben nicht managt, sondern sehr menschlich und persönlich betroffen, die Probleme, die er sieht, angeht. Das macht ihn ja gerade auch für Kirchenferne Menschen und Nichtkatholiken glaubwürdig, dass er Themen nicht manipuliert, sondern als berührter und angesprochener Christ reagiert, der Papst sein darf.
Ja, ein irres Tempo – aber was muss auch alles aufgeholt werden. Ich sehne mich nach Bewegung, nach ein sich auf den Weg machen. Franziskus bringt Schwung in meine Sehnsucht und Hoffnung auf Veränderung. Vieleicht muss er wie Jesus im Tempel die Händler vertrieben hat auch in unserer Amtskirche die Händler der “Glaubenswahrheit” vertreiben damit die Nächstenliebe, das Verständnis für die Sorgen der Menschen einen Platz finden. Worauf soll er auch warten?
Ich wünsche diesem Papst einen langen Atem. Er ist so weit weg und trotzdem spüre ich einen Hauch von Begeisterung und nach langer Zeit endlich wieder den Wunsch diese Kirche auch als meine zu sehen.
Erfrischende Anstöße. Hoffentlich kommen alle mit!
Man muss diesen Papst doch nur mal beobachten, mit welcher Hingabe er die behinderten Kinder in Assisi einzeln begrüßt hat; um dann sichtlich bewegt seinen vorbereiteten Redetext beiseite zu lassen und frei auszusprechen, was ihm die Begegnung mit der “Peripherie” aus dem Herzen kommen lässt. Und dann der Hinweis bei der nächsten Begegnung mit den Armen – da wirkte er schon erschöpft -, dass man nicht einfach ihm die Erwartung und Verantwortung aufladen kann, die Kirche zu reformieren, sondern dass jeder einzelne von uns “Kirche” ist uns sein Teil beitragen kann und muss, egal wie klein dieser ist. Er gibt alles was er kann angesichts all der Aufgaben, die nach ihm rufen…So wie es auch sein Vorgänger getan hat. Dass das für einen einzelnen Menschen viel, viel zu viel ist, dürfte allen klar sein. Aber so ist Franziskus, und damit auch uns ein wunderbares lebendiges Beispiel: sich nicht von der Übermächtigkeit der Aufgaben entmutigen lassen, sondern den Berg von einer Seite angehen und schaufeln, was geht.
Was für ein Mensch…
@ Claudia und MariaD
Ich finde, dass Sie beide Papst Franziskus sehr gut beobachtet und auch zutreffend eingeschätzt haben.
Er scheint ein begnadeter Team-Player zu sein und fantastische Führungsqualitäten zu haben, weil er es sehr gut versteht, Reformen auf Schultern von verschiedenen Menschen zu verteilen.
Durch ihre Amtsführung haben sie ihm bereits gezeigt, dass sie die Zeichen der Zeit in unserer Kirche und die Lehre unseres Herrn Jesu Christus verstanden haben.
So kann sich Papst Franziskus für andere wichtige pastorale Aufgaben den Rücken frei halten. Papst Franziskus ist aber m. E. sehr wohl bekannt, dass die letzte Entscheidung bei ihm, dem Pontifex bleibt.
Gegründet aber auf ein breites Erörterungspotential von Freunden, denen er vertraut.
Dass er durch dieses fliegende Management seinen Mitarbeitern im Vatikan auch sehr viel mehr Arbeitspensum abverlangt ist ihm m. E. sicher bekannt.
Er wird den Verantwortlichen Führungskräften der verschiedenen Teilbereiche sicher nicht böse sein, wenn sie die anfallende Mehrarbeit auch in ihren Bereichen auf mehrere bereits erkannte, loyale und Fach kompetente Mitarbeiter zu verteilen.
Dazu gehört aber zuerst eine kompetente Fach- und Charakterbeurteilung der Mitarbeiter durch den Leiter und dessen Bereitschaft seinen ausgewählten Mitarbeitern eine gewisse Prokura an Vertrauen entgegenzubringen und nicht selbst alles über seinen Tisch zur Kontrolle laufen zu lassen.
Team-Playing heißt hier das neudeutsche, denglische Wort !
Mit den Zauberworten „zielgerichtete“, vertrauensvolle“ und „kooperative Kontrolle ohne Hintertürchen“.
Dann wird sicherlich auch er den Rücken für sein Führungs- und Prioritätenmanagement frei bekommen und auch zu seinen wohlverdienten Erholungsphasen kommen.
Ich glaube das diese vielen Begegnungen Franziskus Flügel verleihen. Man kann es bei jeder Berührung sehen wie seine Flügel wachsen. Und unsere Gebete auf der ganzen Welt für Franziskus werden auch zur Energie beitragen. Ich war heute beim Anglius auf dem Petersplatz, es war eine Tiefe Spiritualität zwischen Papst und Pilgern. Besonders in der Stille im gemeinsamen Gebet zu spüren. Immer in Bewegung bleiben.
“Medienprofis … nennen das alles unkoordiniert.”
Ja, für die Medien wäre eine überschaubare Abfolge von einzelnen Aktivitäten sicher angenehmer, damit sie den Überblick und die Deutungshoheit behalten. Aber es geht beim Wirken des Papstes nicht um die Belange der Medien, sondern um die Belange der Menschen und der Kirche. Und die dulden keinen medialen ausgerichteten Zeitplan, sondern sie müssen Tag für Tag auf der Agenda stehen. So sehr Franziskus auch (z.T. außergewöhnliche) Medien nutzt, um seine Botschaft zu transportieren, so sehr spürt und sieht man die Authentizität und Intensität, mit der er seinen Glauben an eine bessere Welt und eine (noch) bessere Kirche glaubhaft verkündet. Und beides sind die Pfunde, die wichtiger sind als jeder Masterplan für seinen Umgang mit den Medien. Die rückt er dahin, wohin sie gehören: Sie sind nicht Ziel der päpstlichen Botschaften, sondern ausschließlich Mittler, bestenfalls Kommentatoren. Denn: Es geht nicht um irgendeine PR-Kampagne irgendeines weltweit agierenden Unternehmens, sondern um glaubwürdig gelebtes und erklärtes Christentum. Und das ist jede noch so unkoordiniert erscheinende Nachricht wert.
Und: ein Papst, der nicht von den Medien getrieben wird, sondern ihre Agenda mitbestimmt, das ist für mich als Katholiken ein wunderschönes Erlebnis :-).
Seit dem Papst Franziskus im Vatikan am Aufräumen ist, wird es richtig spannend. Aber es wurde auch Zeit, dass Kirche wieder aufregend wird und vor allem, dass so viele Menschen hoffnungsvoll nach Rom schauen.
Sicher vertraut Franziskus sich der Führung des Heiligen Geistes an. Ich habe den Eindruck, er versucht zu beobachten, welche Anforderungen Gott jeden Tag durch Begegnungen und Anfragen -auch über die Medien- an ihn stellt und reagiert einfach mit der zur Zeit enormen Kraft, die er hat. Daher viele Telefonate und Interviews. Er geht auf die Menschen zu und überlegt dabei sicher auch , wie er möglichst viele direkt ansprechen kann, ohne dass der kuriale Filter dazwischenkommt. Das ist dann vor allem Gottvertrauen in die göttliche Führung und Fügung. Franziskus würde eine Medienstrategie sicher von sich weisen.
Papst Franziskus macht viel Wind und kommt damit natürlich in die Medien. Leider alles recht sprunghaft, inkonsistent und aktionistisch. Ich finde das zutiefst bedenklich.
@ Herr Mütsch
Ich denke es ist zu früh, über eine Inkonsistenz des Heiligen Vaters zu reflektieren. Es kann sich alles -sagen wir nach etwa einem Jahr- zu einem Gesamtgemälde fügen. Ich vermute aber, dass Ihnen eher die Richtung insgesamt nicht passt und nach einem Jahr das Gesamtgemälde-dann sollten Sie das aber ehrlicherweise auch so sagen.
Lieber Burkard Mütsch,
Franziskus macht den schönen Wind des Evangeliums und erreicht damit die Herzen der Menschen. Es ist mir tausendmal Lieber Die Journallie berichtet positiv , als ewig schlecht zu schreiben. Ich finde die herzlichen, spontanen Reden von Franziskus sehr empfehlenswert und wichtig sie zu studieren. Mehr davon.
Sehr geehrter Herr Mütsch,
warum und worin / in welchen Situationen / erscheint Ihnen denn Papst Franziskus konkret inkonsistent, aktionistisch und sprunghaft? Wo liegen für Sie konkret die Widersprüche? Sie müssen doch Gründe haben, das so zu benennen…
Mir wird angezeigt “Dein Kommentar wartet auf Freischaltung”.
Entschuldigen Sie bitte, Pater Hagenkord, aber bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich nicht hier einfach geduzt werden möchte. Schließlich duze ich Sie ja auch nicht.
Leider macht das diese Software automatisch, darauf habe ich keinen Einfluss.
Herzlichen Glückwunsch, Herr Mütsch, Sie sind meines Wissens der erste in diesem Blog, der sich darüber aufregt !
@ Burkard Mütsch Wir setzen in der Psychatrie den Begriff inkonsistent mit einem widersprüchlichen, unschlüssigen unmotiviertem Verhalten gleich. Dies alles ist unser Papst nun gerade nicht. Im Gegenteil. Er ist eindeutig in der Hinwendung zum Evangelium und daraus folgt für ihn eine Kirche der Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Motiviert wird er durch seinen Glauben, der uns wiederum motiviert das Evangelium zu leben, dies mit Freude. Seine täglichen ( wir lesen sie in Auszügen ) Predigten vermitteln uns eine klare Vorstellung davon wie er denkt, welche Schwerpunkte er in seiner theologischen Ausrichtung setzt. Widersprüchlich ist da nix…..Unschlüssig, nein, nein wirklich nicht. Er denkt (erkennbar) und bringt uns zum denken, auch hier klar in der Linie. Das Interview mit den Jesuiten-Zeitschriften gibt Einblick in seine Art zu denken. Und aktionistisch???? Er geht die Probleme an, spricht über die Ereignisse die die Welt/Kirche bewegen und arbeitet an Lösungen. Sein Tempo ist schon sehr beachtlich. Er ist ein Papst der aus der Welt kommt und mit der Welt spricht. Dies macht ihn einzigartig und für die Situation in der die Kirche sich befindet, überlebensnotwendig. Und in diesem Sinne schließe ich ihn tagtäglich in meine Gebete ein. Und freue mich dass es ihn gibt…..
Verehrte Chrisma
Auch ich finde diesen Papst bisher unangreifbar, weil er das selbst vorlebt, was er sagt und einfordert und sich dabei offenbar an den Werten Jesus orientiert. Er predigt Wasser und trinkt Wasser. Das ist heute sehr selten und macht glaubwürdig. Da kann man schon ins schwärmen kommen.
Sie haben meine volle Zustimmung @Chrisma und @Peter Lehmann.
Schließe mich uneingeschränkt an. Gebe Gott, dass uns dieser wunderbare Mensch noch lange erhalten bleibt und dass es ihm dabei gutgeht!
Tina, ich schließe mich Ihrem Statement inhaltlich voll an. Auch ich bete täglich füt den Papst, für seine Sicherheit und seine Gesundheit und dass Gott uns diesen wunderbaren Papst sehr lange erhalten möge und dass er dem Papst seine beeindruckende Energie bei der Reform der Weltkirche erhalten möge.
Papst Franziskus hat sich die erforderliche Zeit gelassen, die Kurie und den Vatikan kennen zu lernen, aber jetzt legt er ein beeindruckendes Tempo vor, und bei der Vatikanbank hat er ja schon sehr früh die erforderlichen Maßnahmen ergriffen.
@Silvia Brückner, wir sind einer guten Meinung. Hoffe es geht Ihnen gut und freue mich Sie wieder zu lesen
Danke Chrisma, alles o.k.