Die bunte, schöne Welt des Digitalen und die Medien: Katholische Kirche ist da nicht unbedingt vorne mit dabei, damit das aber in den Blick kommt und wie wir das vielleicht ändern können, dazu haben zwei Tage lang katholische Medienschaffende gesprochen. Beim zweiten Katholischen Medienkongress, in Bonn.
Man kann sowas natürlich nicht in wenigen Sätzen zusammen fassen, aber einige Beobachtungen auch für die nicht-teilnehmende Welt kann man schon teilen. Das will ich hier mal tun.
Auffällig war, wie wenig Priester dabei waren. Das ist bei katholischen Veranstaltungen gerne mal anders. Wo waren die Priester? Das ist deswegen schade, weil Medien etwas sind, was man nicht auf Stabsstellen in Ordinariaten oder auf Journalisten abwälzen darf. Wir alle sind Medien, in unser digitalen Welt. Die neuesten Entwicklungen zu besprechen sollte Anliegen aller in der Kirche sein, da fällt die Unterrepräsentanz der Priester besonders schmerzlich auf.
Dann fiel mir auf, wie sehr die Freiheitsdebatte im Vordergrund stand. Paul Kirchhof sprach über „formatierte Freiheit“, das war von der Person geprägt juristisch gedacht und nicht uninteressant. Aber immer dann, wenn nicht die Ruheständler sprachen, sondern die Aktiven und damit die sehr viel Jüngeren, dann wurde es spannend. Da ging es dann nicht um die abstrakte Freiheit, sondern um die Frage nach Social Bots und darum, ob die überhaupt regulierbar sind. Alle Fragen offen, auch nachher noch, aber eine gute Debatte.
BILD und „formatierte Freiheit“
Schnell untergegangen ist die Frage nach der Teilhabegerechtigkeit. Wessen Internet ist es eigentlich? Zuerst hieß es kritisch, dass die Gewinner der Digitalisierung sich wenig für die Verlierer interessieren, zu wenig. Um dann über die Gewinner und mit den Gewinnern zu sprechen. Da müssen wir nachjustieren.
Meine persönliche Suchfrage bei allen Panels und Debatten war immer auch, wie wir eigentlich „Gott ins Netz“ bekommen. Wie kann katholische Kirche die Digitalisierung nutzen um zu verkünden und Dialoge führen und sich engagieren? Wie von einer christlichen Perspektive her kritisch begleiten? Zu letzterem gab es einiges und wichtiges und gutes zu hören. Zu ersterem noch wenig. Das muss sich ändern.
Ich bin immer noch überzeugt davon, dass man journalistisch über Religion als Religion sprechen kann, das kam noch zu wenig vor. Digitalisierung kennt Religion nicht so, wie wir sie verstehen und leben, das muss Debatte werden. Wo ist Glaube digital, wo ist die theologische Reflexion von Digitalisierung? Bisher nur in kleinen Kreisen, das muss in die Öffentlichkeit.
Einen sehr spannenden Beitrag gab es auch von der Chefredakteurin der BILD-Zeitung. Tanita Koch warb für den Boulevard, weil der die Themen aufgreifen, die den Leuten am Herzen liegen. Aus der BILD von heute Morgen: der Chef von Air Berlin bekommt alles, die Angestellten nichts, das greift fundamentales Gerechtigkeitsempfinden auf. Und Kirche muss das auch können, sie muss lokal sein und relevant. „Nähe“ ist auch digital das Stichwort. Gefährlich ist dabei die Einstellung, ja von vornherein auf der Seite der Richtigen zu stehen. Das blendet zu viel aus.
Erst der Anfang
Das sind natürlich nur kurze Schlaglichter, einiges davon will ich hier gerne auch noch mal ausführlicher aufgreifen, aber das lohnt sich. Denn das Thema des Kongresses wird bleiben: „Es ist erst der Anfang … Gesellschaftliche Herausforderungen in der digitalen Welt“.
Gott ist im Netz –
öfter muss man suchen …:-);
aber wenn man will, findet Gott sich schon … natürlich muss es noch intensiviert werden …
Beispiel: http://www.focolare.org/de/news/2017/10/19/wenn-gott-zu-einer-grenzenlosen-liebe-ruft/
Ein Gott im Netz läuft Gefahr zum Scheinriesen zu werden.
Wie meinen Sie das denn? So als einfacher Satz ist das mir nicht verständlich.
Die Nähe, die die digitale Vernetzung virtuell umfassend anbietet, ist letztlich keine. So besteht die Gefahr, dass Gott im digitalen Netz mit seinen multiplikatorischen Möglichkeiten besonders ‘riesig’ und omnipräsent gemacht wird, um dies zu überspielen. Wären die Apostel einem Jesus im Netz nachgefolgt?
Gott in der Welt hat schon recht wenig Platz. Wird “Gott im Netz” etwas daran ändern? Wenn Gott also “nur” scheinbar in dieser Welt herrscht und dies uns teilweise auch seitens der Kirche glaubend gemacht wird, so ist man von einem “Gott im Netz” wirklich nicht weit von einem “Scheinriesen” entfernt. Vielleicht ist mittlerweile alles “nur” Schein: Scheinglaube, Scheinheiligkeit, Scheinordnung…
Kann das Netz wirklich Gott näher bringen? Ist ein gelebtes Leben nach der Ordnung der Liebe nicht überzeugender und erreicht den Menschen wirklich? Ist der Gang ins Netz vielleicht auch eine Flucht, darin man sich dem gelebten Vorbild zu entziehen sucht? Ich weiß es nicht.
Das klingt nach Resignation.
In diesem Fall kann ich nur für mich sprechen, denn ich konnte Gott über das Internet nicht nur erreichen, um ihm all die Fragen zu stellen, die mich so sehr bedrückten. Ich fand Dank vieler fleißiger Helfer dort auch die Antworten, die mich letztendlich in diesen Blog führten.
Wenn Kirche das Volk in seinem Ansinnen um Gott versammelt, wie könnte sie da das Internet als den Platz für Entscheidungshilfen im Umgang mit dem Wissen um Gott vernachlässigen?
Aber man könnte doch von Personen, die sich zu Gott bekennen und dies überzeugend im Netz verbreiten können, etwas über Gott authentisch erfahren, wenn sich XY dafür interessiert! Insofern kann ich das Anliegen dieser Konferenz schon verstehen und auch unterstützen, weil sich nun mal die neuen Medien einer großen Beliebtheit erfreuen, und es nun mal Fakt ist, das sie für Manchen DIE Kommunikationsmöglichkeit mit der Welt sind.
Ich glaube nicht, dass sich Christentum künftig nur im “Netz” ereignet, im Gegenteil, vielleicht kommt durch diese Informationsmöglichkeit mancher user wieder im realen Leben an …
“Auffällig war, wie wenig Priester dabei waren. Das ist bei katholischen Veranstaltungen gerne mal anders. Wo waren die Priester?…”
In einigen deutschen Bistümern werden Pfarreien in Größenordnungen zusammengelegt, und es weiß doch eigentlich jeder, warum…! Priester sind in erster Linie Seelsorger (…sollten sein!). Warum und wie sollen sie sich unter diesen Bedingungen einem so umfangreichen Fachgebiet widmen können? Ich bin der Meinung, dass genau DAS Aufgaben für mündige Laien sind.
Dass in Bayern (und möglicherweise auch anderswo) noch fast jedes Dorf seinen eigenen Pfarrer hat, ist zwar (noch) Realität, aber nicht mehr lange… In der Regel sind auch das nicht die Jüngsten. Je älter, desto schwieriger wird der Umgang mit der digitalen Fachwelt. Fragen Sie mal einen x-beliebigen Pfarrer, was ein “Social Bot” ist … Es reicht sicher noch dazu, dass die meisten Pfarrer wissen, welche Vorlage sie wie nutzen müssen, um einen Pfarrbrief notfalls selbst zu erstellen und ins Netz zu bringen, und mancher wird schon vom Handy zum Smartphone übergegangen sein…
Aber: sind Ihre Erwartungen da nicht etwas zu hoch gegriffen?
Ich stelle damit nicht in Frage, dass Sie und Ihre Mitbrüder z.B. bei Radio Vatikan am richtigen Platz sind. Aber das sind doch auch andere Dimensionen.
Guten Morgen, ich kriege nicht mal die Webseite ins Netz! Alle Sprachen sind erreichbar, ausser Deutsch!
Ist was passiert?
Liebe Grüße
Eszter Meggyesy
Sie meinen die von RV?
Ihr Lieben, danke, für die Ratschläge, ja, ich meinte RV, aber jetzt geht wieder. 2 Tage lang hatte ich nur diese Error-Meldung.
Jetzt bin ich wieder froh und munter. Mein tägliches Brot ist wieder da. Gut, also Brötchen.
Liebe Grüße
Eszter Meggyesy
@Frau Meggyesy:
Herr Lichter ist der kundige!! WEBMASTER. Seine Mail Adresse hab
ich auf einer Unterseite von RV gefunden, ist also “öffentlich”
lichter@radiovatikana.de
@Gabriele L.
der Absatz ihres Kommentars:” es reicht sicher noch dazu…usf.usf….
..musste schmunzeln aber ich bin mit meinem PC oder Smartphone
manchmal “der Verzweiflung nahe..” – bitte das Wort Verzweiflung RICHTIG einordnen- besser wäre “technischer Analphabet”.. grins..
Hallo, Ullrich, unter uns gesagt, ich trau mich bisher nicht mal, ein smartphone anzuschaffen, weil ich befürchte, unendlich viel Zeit zu verschwenden, um mich darin einzuarbeiten — ich habe nur ein stinknormales Handy. Und da habe ich (zum Glück!) nur selten und nur familiäre seelsorgerliche Aufgaben!!
(Hier sollte jetzt ein zwinkerndes smily stehen, aber ich weiß nicht, WIE ich es hierher bekomme mit meiner rechten Maustaste…)
Eine Schwierigkeit ist doch auch, dass bei der zu verkündenden Botschaft entweder wenig Einigkeit herrscht oder aber eine Einigkeit durch Kompromissformeln erzielt wird, die dann publizistisch unbrauchbar sind.
Als extremes Beispiel mal aus der evangelischen Kirche (die sich ja auch bemühen sollte, “Gott ins Netz” zu bekommen):
Da habe ich mal eine Predigt mitbekommen, in der bei einer Predigt über einen Evangeliumstext, in dem Jesus explizit davon spricht, dass irgendwer im “Feuer” enden wird (meine das Gleichnis vom Fischernetz) aka Hölle, die Pastorin sagte, dass sie nicht an dei Hölle glaube.
Was macht man dann, wenn man eine Botschaft ins Netz bringen will? Hölle gibt es nicht? Sola scriptura (was widersprüchlich zu vorherigem ist, denn nur auf der Schrift basierend erscheint die Existenz der Hölle plausibel)?
Und da sehe ich schon mal einen großen Stolperstein, wenn die Kirche “Gott ins Netz” bringen will, denn sofort kann man über die Frage “Welchen?” streiten.
Lieber cam, den EINEN natürlich, den EINEN, den LIEBENDEN, DEN Gott!!!
LG
Eszter
Und wenn jetzt einer sagt: “Der eine liebende Gott lässt keine Hölle zu, also gibt es keine Hölle”;
und der andere sagt:
“Hölle ist der Ort, wo Gott die Leute hinschickt, die absolut rein gar nichts mit ihm zu haben wollen; aus Liebe respektiert er ihren Willen und sie sind in der Hölle ganz ohne ihn; und ein Ort ganz ohne Gott ist schlimmer als alles was je in Worte oder Bilder gefasst wurde.”
was schreibt man dann z.b. auf die offizielle Kirchen-Webseite auf der Unterseite “Grundbegriffe des Christentums” unter den Begriff “Hölle”?
Da muss man ja irgendwas hinschreiben oder sich eben entscheiden, über den Begriff nichts zu sagen, obwohl dieser in der Bibel vorkommt.
Ihre Überlegungen kann ich nach diesem Erlebnis nachvollziehen, wenn Sie Ihren persönlichen Begriff und Ihre persönliche Vorstellung von Hölle als Maßstab anlegen – ganz allgemein gesagt, denn ich kenne ihn nicht.
Ich habe vor gut 20 Jahren eine Ausstellung zu diesem Thema in Passau besucht, die mich sehr beeindruckte. Seitdem interessiert mich das. Die Auffassungen zur Existenz der “Hölle” und der Formen der Hölle, aber auch vom Himmel (… und des Fegefeuers etc.) sind allerdings recht weit.
Aber ich habe noch nie einen Priester erlebt, der Gott etwa so darstellte, dass man IHN nicht wiedererkennen würde als den Gott, an den wir glauben.
“Aber ich habe noch nie einen Priester erlebt, der Gott etwa so darstellte, dass man IHN nicht wiedererkennen würde als den Gott, an den wir glauben.”
Ich gebe zu, “welchen?” war etwas übertrieben.
Aber wenn man “Gott ins Netz” bringen will, braucht man gewisse Einigkeit über das, was man denn an Information da ins Netz stellen möchte.
Wie kriege ich Gott ins Netz?
Es braucht keine innovativen Angebote – es braucht vermutlich nur Seelsorge.
Facebook, Twitter und Co. sind im Grunde nichts anderes für viele Nutzer.
Und gerade dort kann man auch sehen, wie viele kranke und einsame Seelen
durch die Welt huschen, ohne dass wir dies im Alltag bemerken würden.