Es ist der erste Schritt zur strukturellen Reform des Vatikan: Papst Franziskus hat an diesem Montag eine Zentralbehörde im Vatikan gegründet, der alle wirtschaftlichen und finanziellen Belange unterstehen: einen Rat für die Entscheidungen, ein Sekretariat für die Umsetzung und einen Revisor bzw. Auditor, der alle Konten und Finanzverwaltungen jederzeit kontrollieren kann.
Beim Rat bin ich allerdings hängen geblieben. So gut ich das Projekt finde, musste ich bei einer Formulierung stutzen. Und zwar soll der Rat aus 15 Menschen bestehen, davon sollen acht Kleriker sein und sieben Laien. Und genau da bleibe ich hängen. Sprachlich ist das nämlich mindestens merkwürdig.
Die Pressemitteilung des Vatikan sagt ausdrücklich, dass das Sekretariat und der Rat, so wie sie gegründet sind, sicher stellen sollen, dass fachmännischer Rat einfließen kann. Die sieben Mitglieder, die keine Kleriker sind, sollen also Fachwissen über den Finanzsektor beisteuern, während die Kleriker Fachwissen über die Kirche beisteuern. An sich eine wunderbare Arbeitsteilung. Nur macht das einmal mehr klar, wie vollkommen unsinnig das Wort „Laien“ geworden ist.
Die sieben werden eben genau deswegen ausgewählt, weil sie keine Laien, sondern Fachleute sind. Das Wort „Laien“ wie wir es in der Kirche benutzen, hat einen völlig anderen Sinn als das Wort, wie wir es in der normalen, deutschen Umgangssprache benutzen. Laie bedeutet hier unwissend, Amateur. Und genau das sollen die Mitglieder des Rates nicht sein.
Es wird Zeit, sich nach einer neuen Unterscheidung umzusehen, die alte trägt nicht mehr . Ich gebe zu: Ich habe keine Lösung. Mit dem Gedankenspiel laufe ich schon länger herum, allein, ohne Erfolg.
Hat jemand eine Lösung dafür, wie man über Kleriker und Nichtkleriker sprechen kann, ohne die Zweiteren negativ als „nicht“Kleriker zu bezeichnen oder einen obsoleten Begriff, nämlich „Laien“, zu benutzen? Ich freue mich über alle Vorschläge.
Und warum soll man immer „schöne“ Bezeichnungen und Umschreibungen suchen? Es ist weder schlecht/gut Kleriker zu sein noch ist es schlecht/gut „Nicht“Kleriker (Laie) zu sein. Der Rat sollte sich über seine Arbeit definieren und nicht über die politisch korrekte Bezeichnung seiner Mitglieder.
Es ist ja auch nicht die Aufgabe des Rates, es ist meine Frage. Ich finde das interessant, wenn wir schon die Rolle der Laien stärken, dann sollte das auch für die Sprache gelten. Aber vielleicht sehe ich das zu stark, das kann schon sein.
Endlich bringt es mal wieder einer auf den Punkt. Seit Jahren kämpfe ich gegen dieses Wort „Laie“ an, weil wirklich fast jeder, auch die treuesten Kirchgänger, diese Bezeichnung im Sinne eines Wenigerwissenden verstehen. Wie käme ich dazu, mich als Laientheologen zu bezeichnen, wenn ich das Fach auch noch studiert habe! Man hat mir schon fehlende Demut vorgeworfen, aber wenn ich sehe, dass die eigentliche Wortbedeutung im Sinne des Zum-Volk-Gottes-Gehören besteht, diese aber gar nicht mehr durchscheint, plädiere ich für ein Ersetzen durch „Christ“. Beim Staatswesen sind alle Bürger und einige Bürger Beamte. Niemand käme auf die Idee, die Bürger vom Beamten her zu definieren, als Nicht-Beamte. Übertragen auf den Bereich der Kirche schlage ich deshalb vor: Wir alle sind als Getaufte Christen. Einige davon sind Kleriker. Warum sollte es nicht möglich sein, ähnlich wie beim Ave Maria, wo man „Weiber“ durch „Frauen“ ersetzt hat, bei einer so eklatanten Wortveränderung wie beim „Laien“ das hier genau so durchzuführen?
Ich tue mich schwer damit wenn „Beamte“ und „Priester“ im obigen Beispiel gleich gesetzt werden. Die Priesterweihe ist ein unauslöschbares Prägemal, einen Beamtenstatus kann man aufheben. Das kann man meiner Meinung nur schwer aufeinander beziehen.
Sie schreiben ja schon richtig, daß das Wort „Laie“ die Bedeutung „Zum-Volk-Gottes-Gehörend“ hat. Dies ist die korrekte Bedeutung, so daß ich nicht sehe warum man andere Worte dafür finden sollte, auch wenn der heutige Sprachgebrauch fälschlicherweise „Unwissender“ dazu sagt.
Auch wenn es heutzutage üblich ist, Begriffen relativ schnell andere Bedeutungen zu geben (mir fällt hier als besonders aktuelles Beispiel das Wort „Ehe“ ein) sollten wir doch besonders im kirchlichen Kontext die ursprüngliche Bedeutung bewahren und eben nicht mit dem Zeitgeist gehen. Das erleichtert auch auf längere Sicht durchaus die Interpretation älterer Texte und beugt Fehlinterpretationen aufgrund der „modernen“ Wortbedeutung vor.
Vielleicht könnte man ja diverse Räte ja auch bei ihrer Berufsbezeichnung nennen und man wüsste gleich die passenden Funktionen der einzelnen Mitglieder. Schliesslich haben die ja alle eine abgeschlossene Ausbildung.
Eben! In Sachen vatikanischer Wirtschaftsgebarung bin ich eine vollkommene Laiin!
wie wäre es mit folgender Bezeichnung:
geweihte Eingeweihte bzw.
ungeweihte Eingeweihte
Nennen Sie die die Nichtkleriker=Laien doch einfach „Weltliche“ oder „weltliche Personen“. So belibt auch eine gewisse Unterscheidung gewahrt, weil ein Kleriker nach seiner Berufung ganz bewußt dem Reich zustrebt, das nicht von dieser Welt ist, und dies auch mal mehr oder mal weniger der Welt kundtut. (siehe z.B. hier: http://www.chartreux.org/de/)
Weltliche und Geistliche.
Wenn mich jemand in meinem Job fragt, ob ich Priester oder Pater bin, dann antworte ich immer ganz freundlich: Nein, Philosoph. Damit habe kann ich dann konstruktiv an den Verblüffungs-Effekt anknüpfen, habe aber noch nichts zum hier (mit Recht!) angefragten Problem eines Sprechens über profane Mitmenschen im nicht-klerikalen Sprachspiel beigetragen. Sorry.
Zitat:
galahad
Wenn mich jemand in meinem Job fragt, ob ich Priester oder Pater bin,…
Eigentlich ein falsche Antwort. Die Frage geht eindeutig in die Richtung Weltpriester oder Ordenspriester. Aber was solls, in diesem Tal sind noch ganz andere völlig anhungslos.
Die Frage habe ich mir vor einem Jahr auch schon gestellt – dazu gibt es auch eine interessante Diskussion im Kommentarbereich: https://zeitfragen.wordpress.com/2013/01/04/laien-ersatz/
Weltliche und Geistliche
Seltsam, ich hatte noch nie ein Problem damit, im kirchlichen Kontext (und auch in anderen) ein Laie zu sein. Daß Fachwörter häufig eine abweichende alltägliche Bedeutung haben, ist doch nichts Ungewöhnliches. Zumal das Wort „Laie“ ja die Besonderheit hat, daß die Fachbedeutung älter ist als die Alltagsbedeutung.
„We cannot define anything precisely! If we attempt to, we get into that paralysis of thought that comes to philosophers, who sit opposite each other, one saying to the other, ‚You don’t know what you are talking about!‘ The second one says ‚What do you mean by know? What do you mean by talking? What do you mean by you?‘, and so on.“ (Richard Feynman, Nobelpreisträger)
Menschen die Fachwissen und die dazugehörige Ausbildung haben nennt man überall „Fachleute“ „Leute“ weil es sowohl Männer als auch Frauen sein können. Da brauch ich erst mal keinen neuen Begriff! Auf der „anderen Seite“ sind Kleriker (Berufsbezeichnung!) im Rang von Kardinälen. Wir haben es also mit Klerikern und Fachleuten mit fundierter Ausbildung in Wirtschaftsfragen zu tun. Wo ist das Problem??? Könnte eines werden, wenn – was unsere Kardinäle ja manchmal gern tun- die Augenhöhe in der Zusammenarbeit nicht eingehalten wird
Seit wann ist der kirchliche Begriff „ Laie“ obsolet? (vom lateinischen obsoletus abgenutzt) Pater Hagenkord , wir haben diesen Begriff vor 50 Jahren mit Vatikanum II neu definiert und sind doch noch ein wenig weit von der Umsetzung entfernt. Also bevor wir den Begriff als abgenutzt wegwerfen, sollten wir ihn mit Leben und inhaltlicher Umsetzung füllen.
Sollte es jemanden interessieren: Vatikanum II Lumen gentium, „ dass die Taufe den Christgläubigen bereits im vollgültigen Sinne mit einem unverlierbaren Anteil am Priestertum Christi ausstattet. Somit ist auch der Laie berufen, in der Welt für das Reich Christi als Zeuge zu wirken. Die Laien sind daher, angeleitet durch das kirchliche Amt, aber aus eigenem Auftrag, dazu befugt, sich in der Lehre Christi und der Kirche zu bilden und diese weiter zu geben. Die Laien haben tätigen Anteil an der sakramentalen Wirklichkeit des christlichen Kultes und sie gehören als wirkliche Glieder des Mystischen Leibes Christi dem pilgernden Volk Gottes an.“
Hallo @Chrisma und auch @Maltem, gut dass Sie an Lumen Gentium erinnern und sich dafür stark machen, den Begriff „Laie“ im kirchlichen Kontext mit Leben zu füllen. Worauf Bernd Hagenkord jedoch mit seinem Beitrag abzielt, ist das Kommunikationsproblem mit der „Umgangssprache“. Wer immer sich nicht ausschließlich im binnenkirchlichen (katholischen) Milieu bewegt, weiß, dass dort draußen „Laie“ schlicht und einfach negativ konnotiert ist, Synonym für ein hohes Maß an Unbedarftheit. Und die Zeiten sind vorbei, in denen wir die „Außenwelt“ darauf verpflichten können, sich an binnenkirchlicher Terminologie zu orientieren. Also, da draußen in der Welt möchte ich mich trotz Lumen Gentium nicht unbedingt als „Laie“ outen.
Gottes Kirche ist eine geistige Realität – der mystische Leib Christi, in jeder konsekrierten Hostie real existierend (wie ein Hologramm, das auch in allen seinen Teilen das Ganze enthält). Gottes Kirche ist auch irdisch, materiell, bestehend aus lebenigen Steinen, den Menschen, und, gleichzeitig, obwohl irdisch, ein geistiges Gebäude – gebaut auf einen Felsen – Petrus; es hat die Form einer Pyramide – die Hierachie, an deren Spitze sich der Eckstein, der Schlussstein befindet – Christus. Direkt darunter der Papst, dann die Kurie – der Hofstaat von Christus, dem König), dann die Bischöfe, die Priester, die Gefirmten, die Getauften und – außerhalb der „Pyramide“, alle noch nicht zu Gottes Kirche gehörenden Menschen – der Vorhof der Völker. Anders als üblicherwiese wurde und wird das Gebäude von Gottes Kirche auf Erden von oben nach unten gebaut – zuerst Christus, dann Petrus, die Apostel, die Missionare, die Getauften. Als das Gebäude der Kirche schon gut in der Welt etabliert war, in Rom, in weiten Teilen der Welt, waren die Getauften überwiegend „Laien“ – „Unwissende“ – sie verstanden die Kirchensprache – das Latein – nicht, sie wussten nicht, was am Altar vor sich geht. Das hat sich inzwischen geändert, so gibt es heuzutage kaum noch katholische Menschen, die man als „Laien“ bezeichnen kann. Allerdings gibt es etliche „Laienverbände“, die „Nebengebäude“ der Kirche bilden und zum Teil tatsächlich Laien sind und es auch bleiben wollen. So ist die Einteilung der Kirche in „Kleriker“ und „Laien“ nicht mehr aktuell und der Begriff „Laien“ wird sich einfach im Dunst der Zeiten auflösen. Alle zu Gottes Kirche gehörenden Menschen sind „Amtsträger“, mit verschiedenen Ämtern und Aufgaben und Positionen, mit ihrem Amt entspechenden Bezeichnungen, z.B. Kleriker. Alle zu unserer Kirche gehörenden Menschen sind Amtsträger, sind „apostolisch“, sind Apostel Christi, mit dem nach jeder Heiligen Messe erneuerten Auftrag: missa est!
„Apostel“ statt „Laie“ – das wäre für mich im normalsprachlichen Milieu nicht wirklich die Alternative, die ich mir zueigen machen würde …
Hand aufs Herz, wer würde, wenn ihn jemand ins Gesicht hinein als „Idioten“ bezeichnet, an die wertneutrale altgriechische Bedeutung dieses Wortes denken?
Oder wenn ein Abgeordneter im Bundestag alle Nichtwähler derart bezeichnen würde, was von der ursprünglichen Bedeutung her durchaus zutreffend ist?
@galahad, danke für Ihre Interpretation. Ich folgen Ihnen: wenn wir dem weltlichen begriff „Laie“ folge, will ich auch keiner sein…….kirchlich gesehen schon.
Christ bin ich und der Kleriker ist ein Christ mit einer besonderen Aufgabe.
Das ist eine Unterscheidung mit der ich leben kann. Laie empfinde ich (trotzdem mir der originale Wortsinn geläufig ist) als abwertend.
Und was sage ich aus, wenn ich Bestattungen oder Wort-Gottes-Feiern (mit Genehmigung des Bischofs) leite als Laie? Ich wurde doch von Klerikern dafür ausgebildet!
Statt Laie:
Wie wärs denn mit ? :
„gläubig kompetenter Basischrist“ / „gläubig kompetente Basischristin“
Erklärung:
gläubiger Basischrist(in) = Christ gläubiges Geschöpf/ Kind Gottes
komptent = Fachkompetenz in bestimmten
weltlichen Dingen zur Unterstützung
bei der
Lösung einer kirchlich relevanten
Grundsatzangelegenheit
Basischrist(in) = Angehörige(r) einer
christlich gläubigen Gemeinde vor Ort