Vorbereitung auf die Umweltenzyklika, Teil 5
Was also tun? Dieser fünfte Punkt gleicht in gewisser Hinsicht dem vierten, als dass auch hier nach möglichen Handlungsperspektiven gefragt werden soll. Es geht kurz gesagt um eine Änderung des Lebensstils: „Die Natur steht uns zur Verfügung, und wir sind berufen, sie verantwortlich zu verwalten.“ (Botschaft für den Weltfriedenstag, 1.1.2014)
Dieser Gedanke, berufen um zu verwalten, ist bereits ganz am Anfang des Pontifikates präsent. Der Papst feierte am 19. März die Messe zum Amtsantritt, am Fest des hl. Josef, was er zum Anlass nahm, genau darüber zu sprechen, über das verantwortliche Verwalten, oder übersetzt: über das Hüten:
„Die Berufung zum Hüten geht jedoch nicht nur uns Christen an; sie hat eine Dimension, die vorausgeht und die einfach menschlich ist, die alle betrifft. Sie besteht darin, die gesamte Schöpfung, die Schönheit der Schöpfung zu bewahren, wie uns im Buch Genesis gesagt wird und wie es uns der heilige Franziskus von Assisi gezeigt hat: Sie besteht darin, Achtung zu haben vor jedem Geschöpf Gottes und vor der Umwelt, in der wir leben. Die Menschen zu hüten, sich um alle zu kümmern, um jeden Einzelnen, mit Liebe, besonders um die Kinder, die alten Menschen, um die, welche schwächer sind und oft in unserem Herzen an den Rand gedrängt werden. … Im Grunde ist alles der Obhut des Menschen anvertraut, und das ist eine Verantwortung, die alle betrifft. Seid Hüter der Gaben Gottes! … Alle Verantwortungsträger auf wirtschaftlichem, politischem und sozialem Gebiet, alle Männer und Frauen guten Willens möchte ich herzlich bitten: Lasst uns „Hüter“ der Schöpfung, des in die Natur hineingelegten Planes Gottes sein, Hüter des anderen, der Umwelt; lassen wir nicht zu, dass Zeichen der Zerstörung und des Todes den Weg dieser unserer Welt begleiten! Doch um zu „behüten“, müssen wir auch auf uns selber Acht geben! Erinnern wir uns daran, dass Hass, Neid und Hochmut das Leben verunreinigen! Hüten bedeutet also, über unsere Gefühle, über unser Herz zu wachen, denn von dort gehen unsere guten und bösen Absichten aus: die, welche aufbauen, und die, welche zerstören! Wir dürfen keine Angst haben vor der Güte, ja, nicht einmal vor der Zärtlichkeit!“ (Predigt bei der Messe zum Amtsantritt, 19. März 2013).
Und diese Zärtlichkeit und Güte vermisse ich oft in der „Amtskirche“. Ein Beispiel: Ich war anlässlich des Todes meiner Mutter im Pfarrhof, um via Schematismus die jetzige Adresse ihres früheren Pfarrers und Chef (meine Mutter war Pfarrsekretärin und es entstand eine freundschaftliche Beziehung zwischen ihm und unserer Familie und um eine Messe für sie zu „bestellen“. Daraus entwickelte sich ein Gespräch mit dem Diakon. Kurz zusammengefasst: in diesem Diakon war eine Kälte gegenüber der Kirche zu spüren, weil sie seines Erachtens zu wenig schnell vorgeht in den notwendigen Änderungen (war noch zu Zeiten Benedikts). Als ich ihm von einer Reaktion eines unserer früheren Kapläne erzählte., der sich mal wieder zu Recht über das Ordinariat geärgert hatte: „Ordinarrrrrrrrriat – und trotzdem liebe ich die Kirche.“ meinte er nur, so könne man das nicht sehen, dann würde sich ja nie was ändern.
Von einer persönlichen Hinwendung gegenüber mir, die gerade ihre Mutter verloren hatte und für die es die erste Kontaktaufnahme zu ihrer neuen Pfarrei war (in einer Großstadt braucht man diese Bindung nicht mehr unbedingt), war nichts zu spüren.
Und an dieser Stelle fängt die Güte und Zärtlichkeit an.
Wenn man einen (intelligenten) Plan Gottes, der in in die Natur hineingelegt ist, annimmt, birgt das m.E. im Umkehrschluss die Gefahr eines Gottesbeweises aus seiner planvoll gestalteten Natur heraus. Daran sind schon manche gescheitert (vgl. auch die Diskussion zum Intelligent Design / Kardinal Schönborn). Ich finde es angemessener, der Natur keinen Plan Gottes aufzuoktroyieren, der eine Folge davon ist, dass wir Wesen in der Zeit und nicht außerhalb der Zeit sind und uns Gott als in der Zeit planend vorstellen. Wenn wir gewissenhafte Hüter oder gar Lenker des in die Natur hineingelegten Planes Gottes sein wollten, müßten wir diesen Plan kennen. Nach heutiger Kenntnis wäre das Ziel eines solchen Plans unvermeidbar ein sich ewig ausdehnendes, materiell extrem verdünntes kaltes Universum ohne jegliche Lebensmöglichkeit. Da bleibe ich lieber, ohne in der Natur einen konkreten Plan Gottes zu erkennen und zu benennen, bei „einfacheren“ Zusammenhängen: http://www.zdf.de/leschs-kosmos/pluenderer-im-garten-eden-28513644.html
Ergänzung: Beim Hüten und Bewahren der Schöpfung sollte die Haltung Martin Luthers nicht fehlen: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“ Denn woher weiß ich sicher, dass es nicht der Plan Gottes ist, dass die Welt durch den Menschen selber zugrunde geht?
„Zum Hüten berufen“, dabei fielen mir als Erstes die Hunde ein, die die Schafe eines Schäfers hüten. Sie gehen achtsam damit um, achten auf ihre Befugnisse und stellen ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund. Ich glaube wir können von diesen Hütehunden noch viel lernen, gerade wenn ich an das Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse denke. Die Natur hält viele Beispiele für uns bereit, von denen wir lernen können, an denen wir aber auch wachsen können. Wir als Menschen sollten fühlen, riechen, hören, sehen und schmecken, was uns die Natur zu bieten hat, um es in seiner ganzen Komplexität zu begreifen, bevor wir dann lernen sehr sorgsam damit umzugehen.