Gedanke Nr. 5 zum Fasten in diesem Jahr
Für die meisten von uns Christen gilt, dass ihre Eltern die Entscheidung zu unserer Taufe getroffen haben. Und die Versprechen und das Glaubensbekenntnis haben dann die Eltern und Paten in der Feier abgelegt, stellvertretend für uns. Wir wurden zur Taufe gebracht und konnten gar nichts dafür.
Taufe ist also nichts, was wir uns erarbeitet haben oder was ein Ergebnis unserer Lebensgeschichte ist. In der Regel steht sie am Anfang unseres Lebens. Für alle, für die dies gilt, ist die Tauferneuerung besonders wichtig. Wir bekräftigen aus eigenem Entschluss, dass wir getauft sein wollen.
Außerdem ist es eine Gelegenheit, all denjenigen zu danken, die uns zur Taufe gebracht haben, unsere Eltern und Paten, Großeltern, Onkel und Tanten, andere Familienmitglieder, Freunde, Katecheten, Pfarrer und Kapläne und all den anderen. Ihnen zu danken nicht nur im Geiste, sondern auch dadurch, dass wir jetzt bewusst vollziehen, was andere stellvertretend für uns getan haben. Wir würdigen das durch unsere bewusste Tauferneuerung.
Kein eigener Verdienst
Und für alle, die sich erst später und aus eigenem Entschluss haben taufen lassen: genauso, wie aus Ihrem Leben die Entscheidung zur Taufe gewachsen ist, so hat in diesem Leben die Erneuerung ihren Platz, gemeinsam mit allen anderen Getauften. Hier steht zwar der eigene Entschluss, aber auch hier hat es viele Menschen gegeben, die dazu beigetragen haben. Der eigene Entschluss viel ja nicht aus dem Himmel herab.
Ob es nun die eigene Entscheidung ist oder ob es die Eltern waren: immer haben mich Ereignisse, Erlebnisse und Menschen zur Taufe gebracht. Erinnerung und Dankbarkeit sind zwei Haltungen, die in der Fastenzeit deswegen gut passen. Und ich kann mich fragen: was ist es in mir, dass mich heute zur Taufe bring, was mich näher an Jesus Christus heranbringt? Wer oder was bezeugt den Herrn in der Welt, wie erkenne ich ihn unter den Menschen?
Wenn ich von meinem Glauben spreche und ihn sogar bekenne, dann ist das ja nichts abstraktes, keine trockene Formel, die ich in der Osternacht wiederhole, weil es halt dazugehört. Da steckt unser Leben dahinter. Hinter jedem Wort, in jedem „ich glaube“ und „ich widersage“ ist etwas von unserem Leben drin.
Jeder und jede von uns hat eigene Vorstellungen und Assoziationen, wenn wir diese Worte sprechen. Für jeden und jede von uns haben diese uralten Worte ihre eigene Farbe und ihren eigenen Geschmack. Und diese stammen aus den eigenen Erfahrungen, den Begegnungen mit Menschen, dem eigenen Zweifel, sie stammen aus unserem Leben.
Nehmen Sie Sich die Zeit in dieser Fastenzeit, dem einmal nachzugehen. Es ist ja gar nicht so selbstverständlich, dass wir die Würde des Christseins geschenkt bekommen haben und immer wieder geschenkt bekommen. Zählen Sie für Sich auf, was und wer Sie zum Taufstein bringt. Alles das bringt uns erneut zur Teufe, oder vielleicht sogar erneuert zur Taufe.
Und seien Sie dankbar, denn auch das ist Fasten, auch das ist Vorbereitung auf Ostern.