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Vatican News

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Monat: November 2015

Papst-Schuhe auf Demo

Veröffentlicht am 29. November 2015
Die Papstschuhe demonstrieren für das Klima
Die Papstschuhe demonstrieren für das Klima

Wenigstens die Schuhe: Große Demonstrationen für Klima und Gerechtigkeit darf es wegen der Sicherheitslage in Paris nicht geben, auch wenn ab morgen, dem 30. November, dort die große Klimakonferenz stattfindet. Stattdessen gibt es eine Installation, bestehend aus Schuhen, die ja sonst bei der Demo gebraucht worden wären.

Das Gute daran: So kann auch Papst Franziskus dabei sein. Kardinal Claudio Hummes brachte an diesem Sonntag die Papst-Schuhe nach Paris, auf die Place de la République, und legte sie neben seinen eigenen und denen von Kardinal Peter Turkson zu den anderen. Bislang sind es etwa 10.000 Paare, wird mir aus Paris berichtet.

Einer, der das mit vorbereitet hat, erzählt außerdem davon, wie schwer das ist, das überhaupt geschehen zu lassen, so streng sind die Sicherheitsmaßnahmen im Augenblick. Man habe es aber geschafft, etwa 50 Pressevertreter mit Kardinal Hummes auf die Place de la République zu bekommen, die Papstschuhe sorgen für Aufmerksamkeit. Gut so.

In anderen Städten dagegen wird wirklich demonstriert, in Melbourne etwa waren es 60.000 Menschen. In Paris waren 400.000 Menschen erwartet worden, die Behörden haben das nach den Anschlägen von vor zwei Wochen verboten.

Der Papst in bester Gesellschaft: Die Installation in Paris
Der Papst in bester Gesellschaft: Die Installation in Paris
Kategorien AllgemeinSchlagwörter Demo, Franziskus, Gerechtigkeit, Klima, Papst, Paris, Schuhe25 Kommentare zu Papst-Schuhe auf Demo

Der Unzufriedene

Veröffentlicht am 28. November 20151. Dezember 2015

Wenn man Papst Franziskus etwas nicht vorwerfen kann, dann ist es, dass er es Allen recht machen will. Er ist kein Populist. Deswegen gibt es auch immer wieder Unzufriedene, die etwa vertrauliche Dokumente an Journalisten weitergeben oder die anonym offene Briefe schreiben. Wie jetzt.

Im Focus ist ein Brief eines solchen Menschen veröffentlicht. Er bezeichnet sich als ehemaligen Mitarbeiter im Vatikan, was man aber natürlich nicht nachprüfen kann, weil der Text anonym bleibt. Aber glauben wir das mal einfach, zumindest für die Dauer dieses Textes.

In diesem Brief sammelt sich alles, was inner-kurial immer wieder an Kritik geäußert wurde und wird. Interessant ist, dass es eben nicht die in deutschsprachigen Ländern beliebte kirchenpolitische Schubladisierung ist, mit der man die Vorwürfe greifen kann.

Kritik an Päpsten ist normal, das haben wir immer gehabt und werden wir auch immer haben, da muss man kein Prophet sein. Nun sind diese Vorwürfe aber sehr persönlich: Eitelkeit, Anti-Intellektualität, zu emotional. Er würde zum Beispiel seinen einfachen Lebensstil übertrieben zur Schau stellen. Dagegen kann man einwenden, dass ein Blick in die Bibel reicht, um zu verstehen, was der Papst will. Es geht ihm nicht um ihn selber, deswegen gehen die Vorwürfe hier ins Leere, es geht ihm darum, dass der Verkünder glaubwürdig ist. Dass die Verkünder keinen Widerspruch zwischen sich und der Botschaft, zwischen sich und Jesus entstehen lassen, etwa durch Lebensstil. Dazu braucht es immer Mal wieder Impulse, wir Menschen und die menschlichen Institutionen zumal neigen nun einmal dazu, bequem zu werden und es sich einzurichten. Wobei Impuls ein eher schwaches Wort ist für das, was der Papst macht, er rüttelt vielmehr. Das ist keine Zurschaustellung.

 

Der Papst und sein Stil

 

Der nächste Vorwurf: Der Papst respektiere nicht, was im Vatikan alles an Wissen und Erfahrung in den Prozeduren und Verfahren gespeichert sei, autoritär setze er sich über die bisher geübte Praxis hinweg. Nun hat die Kurie ja nur einen einzigen Sinn: Das Ausüben des Petrusdienstes zu ermöglichen. Wenn es das Papstamt nicht gäbe, gäbe es auch keinen Vatikan, die Kurie ist nicht das Koordinations- und Leitungsgremium der Kirche, sondern Ausführungsorgan des Papstamtes.

Natürlich bringt jeder Papst seinen eigenen Stil mit, und Papst Franziskus hat uns alle mit seinen spontanen Aktionen überrascht. Natürlich erzeugt das Unruhe, Kirchenreform ist super, außer man ist selber der zu Reformierende, sozusagen. Der Schluss – und den sehe ich bei sehr, sehr vielen Mitarbeitern in der Kurie – ist dann aber der, dass man sich dem Papst anpasst. Nicht umgekehrt. Das ist kein Papismus, sondern liegt in der Natur der Sache. Weiterlesen “Der Unzufriedene”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Kirche und MedienSchlagwörter Franziskus, Kritik, Kurie, Papst, Reform, Rom, Vatikan18 Kommentare zu Der Unzufriedene

#justpray

Veröffentlicht am 24. November 201523. November 2015

Beten wirbt für den Glauben. So einfach kann man glaube ich einen kurzen Film zusammen fassen, den die Church of England, also die anglikanische Kirche, hat drehen lassen. Es ist ein kleiner Werbefilm, für den Werbeblock in den Kinos gedacht.

Menschen beten das Vaterunser, Kinder, der Erzbischof von Canterbury, ein Bauer, Flüchtlinge, ein Gewichtheber und so weiter. Mehr nicht. Kein Schnickschnack.

Die großen Kinoketten in Großbritannien wollen den Film nun nicht in ihre Programme aufnehmen, er könnte Menschen beleidigen, ist die durchschaubare Begründung, welche die Zeitung Guardian zitiert. Besser keine Religion, denkt man sich wohl, die ist in GB sowieso noch mehr aus dem öffentlichen Leben verschwunden als bei uns.

Aber mal ganz davon ab gefällt mir der Film. Genauso geht beten, würde ich ganz schlicht sagen. Wenn man beten sehen kann, dann so. Beten ist für jeden da, lautet die Schlussbotschaft. Genau, stimme ich zu. Es ist keine Hexerei, keine geheime Wissenschaft. Ich freue mich, dass die Anglikaner das in einen Film gebracht haben.

Einfach nur beten, #justpray.

 

Kategorien Allgemein, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Beten, Großbritannien, justpray, Werbefilm18 Kommentare zu #justpray

Exerzitien, Wahl und der Papst

Veröffentlicht am 22. November 2015

Der vergangene Sonntag mit dem Papstbesuch in der lutherischen Gemeinde in Rom hat eine Menge Aufsehen erregt. Dabei war aber nicht nur die Antwort des Papstes auf die Frage nach Kommunionempfang und das Gastgeschenk des Kelches interessant, sondern auch die Predigt.

Das Schicksal oder die evangelische Leseordnung der Schrift wollten es, dass der Papst einen seiner Lieblingstexte aus der Schrift für diese Predigt vorgelegt bekam, die Gerichtsrede im Matthäusevangelium (Mt 25). Der Text ist repetitiv, nach den ersten zwei Fragen „wann haben wir dich hungrig gesehen…“ und so weiter will man gleich einwerfen „jaja, habe verstanden“, aber der Tat geht weiter und exerziert alle Beispiele durch: hungrig, nackt, im Gefängnis und so weiter.

Der Papst spricht sehr gerne über diese Textstelle. Wir werden an diesem Verhalten gemessen werden, gerichtet werden. Wie wir uns in solchen Situationen verhalten, unserem Mitmenschen gegenüber und in diesem Mitmenschen Christus, bestimmt unser Verhältnis zu Gott. Nichts anderes. Und selbst wenn ich nicht weiß, dass ich mich da auch um Christus mühe, selbst dann oder vielleicht sogar besonders dann ist das das von Jesus gewünschte Verhalten.

 

Eine Wahl treffen

 

In der Predigt vom vergangenen Sonntag hat der Papst nun ein Wort hinzu gefügt, das er  wenig nennt: „scelta“, auf dt. „Wahl“. Dieses Wort klingt bei einem Jesuiten und bei allen, die in dieser Spiritualität zu Hause sind, sofort an und deswegen ist es mir auch aufgefallen, als ich der Predigt zugehört habe. Für mich was das der Schlüssel für die Gedanken des Papstes.

Eine Wahl zu treffen ist der Kern der geistlichen Übungen, der Exerzitien, liegt im Herzen des geistlichen Rückrades, so dass ich die Gelegenheit hier ergreifen möchte, mir dieses Wort einmal vorzunehmen.

Papst Franziskus predigt in der lutherischen Kirche
Papst Franziskus predigt in der lutherischen Kirche

„Jesus hat immer gewählt“, sagt der Papst. In seiner Predigt zählt er jede Menge Situationen auf: die Jünger wollen Feuer vom Himmel regnen, lassen, er sagt nein. Er wählt das verlorene Schaf, er weist die Mutter der Jünger zurecht, welche die Plätze zu seiner Rechten und Linken sichern will. Jesus begleitet die Jünger nach Emmaus, er lässt sie sehen und dann umkehren, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn des Wortes. „Das ist eine Wahl Jesu“, so der Papst in seiner Predigt.

Diese Wahl, die Wahl die in Matthäus 25 beschrieben ist, nennt der Papst dann die „letzte Wahl“. „Und was werden die Fragen sein, die der Herr an jenem Tag stellen wird? Bist du zur Messe gegangen? Hast du eine gute Katechese gehalten? Weiterlesen “Exerzitien, Wahl und der Papst”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Spiritualität / Geistliches Leben, Sprechen von GottSchlagwörter Exerzitien, Ignatius, Jesus, Papst Franziskus, Wahl, Wille Gottes5 Kommentare zu Exerzitien, Wahl und der Papst

Selbstverpflichtungen

Veröffentlicht am 19. November 2015
Pater Jon Sobrino SJ
Pater Jon Sobrino SJ

Vielleicht wäre es eine gute Idee, eine Bischofssynode zum „Katakombenpakt“ der Bischöfe nach dem Konzil zu machen. Das sagte in einem Journalistengespräch der Befreiungstheologe Jon Sobrino, der zu einer Konferenz in Rom war. Dieser Pakt ist nicht wirklich bekannt, mehr dazu hier, aber auch in anderen Teilen der Welt – selbst in Lateinamerika – war er in Vergessenheit geraten.

Warum jetzt also erneutes Interesse und sogar die zugegeben etwas wilde Idee Sobrinos? Nicht, um eines historischen Ereignisses zu gedenken, so interessant das auch sein mag. Es geht um einen „Aufruf an die Menschen heute“, sagt Sobrino. Nicht um die Rehabilitierung oder Würdigung von etwas Vergangenem. Armut ist heute eine Realität, anders vielleicht als früher, es gibt weniger davon, international. Aber der Aufruf bleibe bestehen.

Es geht also um die Idee. Es geht um die Armen und um die Frage der Glaubwürdigkeit. Papst Franziskus nennt es die „arme Kirche für die Armen“. Die Kirche soll arm und dienend sein. Die Frage lautet also, wie das heute aussehen kann und muss. Wie sieht konkrete Solidarität aus? Was darf man haben, benutzen und einsetzen, was nicht? Was heißt das für Lebensstil und die Frage einer doch eher bürgerlichen Religion, wie sei bei uns existiert?

Die Bischöfe hatten im Katakombenpakt von „wir“ gesprochen, sie haben im Plural gesprochen, sagt Sobrino. Nicht ein Papst spreche, eine Konferenz, auch nicht ein Bischof mit seiner Meinung, sondern eine Gruppe sprach. Das war damals neu. Außerdem richtete sich dieses „wir“ sozusagen nicht an andere und sprachen andere an, sondern ging eine Selbstverpflichtung ein. Es ging also erst um die Bischöfe selber, nicht darum, was andere zu machen hatten.

Es geht, so Sobrino, um die Frage der Glaubwürdigkeit der Bischöfe und die Frage der Armut. Die Bischöfe von Lateinamerika hatten festgestellt, dass es oft an ihnen liege, dass die Kirche unglaubwürdig sei. Der Katakombenpakt selber war lange Jahre nicht präsent, auch in Lateinamerika nicht. Dass er jetzt wiederentdeckt wird, ist ein gutes Zeichen. Es dürfe bloß nicht im „damals“ stecken bleiben, er dürfe auch nicht nur einfach wiederholt werden, er müsse aktualisiert werden.

Ob das dann gleich eine Bischofssynode sein muss, das lasse ich mal dahin gestellt. Aber dass sich die Weltkirche dieser Frage stellen muss, über Lateinamerika hinaus, das liegt finde ich auf der Hand. Papst Franziskus hat das in seinem Satz nur noch einmal klar herausgestellt. Es bleibt eine Anfrage an die Kirche.

 

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Glaube und GerechtigkeitSchlagwörter Armut, Befreiungstheologie, Bischofssynode, Glaubwürdigkeit, Jon Sobrino, Katakombenpakt, Lateinamerika, Papst Franziskus27 Kommentare zu Selbstverpflichtungen

Das Gastgeschenk

Veröffentlicht am 16. November 2015
Der Kelch des Papstes für die lutherische Gemeinde
Der Kelch des Papstes für die lutherische Gemeinde

Wenn der Papst auf Reisen ist, bekommt jeder besuchte Bischof als Gastgeschenk einen Kelch. Es war also ein symbolisch aufgeladener Moment, als an diesem Sonntag auch Pfarrer Jens-Martin Kruse und die Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Rom einen solchen Kelch als Geschenk erhielten.

Jahrzehnte und Jahrhunderte haben die Kirchen über die Kommunion in beiderlei Gestalten gestritten, auch deswegen ist die Gabe eines Kelches sehr versöhnlich. Und nicht zuletzt war das auch das Geschenk, das Papst Paul VI. dem Patriarchen Athenagoras gab, nachdem die 1.000 Jahre dauernde gegenseitige Exkommunikation zwischen Orthodoxen und Katholischen aufgehoben war.

Man konnte die angehaltene Luft in der Kirche geradezu hören, auch denen, die nicht alle Hintergründe kannten, war die Symbolik dieses Geschenkes sofort klar. Hier passiert ein Schritt, der so nicht zu erwarten gewesen war.

Im Fall der Bischöfe ist der geschenkte Kelch ein Zeichen der Verbundenheit in der Eucharistie. Jetzt ist dieser Kelch aber auch ein Zeichen der Hoffnung, dass das einmal möglich sein wird zwischen Lutheranern und Katholiken. Papst Franziskus hatte in einer Antwort auf eine der ihm gestellten Fragen betont, dass es nicht seine Kompetenz sei, das einfach so zu entscheiden. Aber sein Kommen, seine Worte, die Gesten waren ein deutliches Zeichen für die Hoffnung, dass die Einheit mit der Gnade Gottes einmal gelingen wird.

 

Zeichen von Hoffnung

 

Das Wort „Ökumene” hat der Papst übrigens nicht ein einziges Mal benutzt. Mir ist das gar nicht aufgefallen, aber ein kluger Kollege hatte aufgepasst. Theologische Debatten und Kommissionen sind wichtig, aber ich vermute, dass der Fortschritt woanders liegt. Es war auch nicht vom Reformations-Gedenken die Rede, von Teilnahme oder Nichtteilnahme, dieser Papst besucht Menschen, er verabschiedet keine Programme oder schreibt Berichte. Dieser Papst geht andere Wege, als wir sie vielleicht gewohnt sind. Weiterlesen “Das Gastgeschenk”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Franziskus, Ökumene, VatikanSchlagwörter Franziskus, Gemeinde, Kelch, lutherisch, Ökumene, Papst, Reformation, Rom22 Kommentare zu Das Gastgeschenk

Dritter Weltkrieg?

Veröffentlicht am 15. November 2015

Er hat es wieder getan. Papst Franziskus hat eine Gabe, Dinge sehr deutlich auszusprechen. Und so hat er – bei einem Telefoninterview mit einem italienischen TV-Sender – bestätigt, dass die Anschläge von Paris zu dem gehören, was er den „Dritten Weltkrieg“ nennt, einen Krieg in Stücken.

Papst Franziskus predigt in Sarajevo
Predigt in Sarajevo

Das hat er nicht zum ersten Mal getan. „Es ist eine Art dritter Weltkrieg, der stückweise geführt wird, und im Bereich der globalen Kommunikation nimmt man ein Klima des Krieges wahr.“ Das sagte er bei seinem Besuch in Sarajevo im Juni diesen Jahres. Und auch bei fliegenden Pressekonferenzen nach Papstreisen ist dieses Wort schon oft gefallen.

Dabei definiert der Papst das Wort „Krieg“ um. Noch zu sehr steckt in unseren kulturellen Gedächtnissen die Definition von Clausewitz: Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Das sieht der Papst anders. Krieg ist nicht Politik, Krieg ist Zerstörung, aber Krieg ist auch Profit durch Waffenhandel, also Profit am Leiden anderer.

 

Clausewitz ist Vergangenheit

 

Drei Gedanken zu diesem Begriff des Papstes.

Frankreichs Präsident sagt, das Land befände sich im Krieg. Papst Franziskus geht weiter, die ganze Welt sei im Krieg. Das liegt auf der Linie dessen, was der Erzbischof von Paris, Kardinal Vingt-Trois gesagt hat: er denke an alle Opfer von Terror, die von Paris, aber auch die von Beirut, von Nigeria und so weiter. Paris ist uns nahe, weil wir Nachbarn sind und das genauso gut auch uns hätte treffen können. Aber in den von Boko-Haram geplagten Ländern oder anderswo gibt es das ebenso. Es ist also erstens ein echter „Welt“Krieg, weil es überall stattfindet.

Mit seinem Begriff des „Weltkrieges“ sagt der Papst zweitens auch, dass das keine lokalen Phänomene sind. Das gehört zusammen und das ist nur weltweit in den Griff zu bekommen. Wie ja auch die Finanzströme, die hinter all dem Terror stecken, international sind und wie der Waffenhandel international ist. Weiterlesen “Dritter Weltkrieg?”

Kategorien Allgemein, Franziskus, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Papstreise, RomSchlagwörter Attentat, Clausewitz, Dritter Weltkrieg, Franziskus, Krieg, Papst, Paris, Weltkrieg17 Kommentare zu Dritter Weltkrieg?

Ökumenische Erinnerung

Veröffentlicht am 14. November 2015

Ich mag rote Linien. Ich mag es, wenn man über Tagesaktualität hinaus sich alte Dinge hervor zieht, um die Gegenwart in neuem Licht oder anderer Perspektive zu sehen. Und wenn Papst Franziskus morgen – Sonntag – in der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde hier in Rom einen ökumenischen Gottesdienst feiert, dann lohnt es sich vielleicht, sich daran zu erinnern, dass die Päpste Benedikt XVI. und Johannes Paul II. das auch schon getan haben.

Beim letzten Besuch im März 2010 war ich schon in Rom, das habe ich damals mitbekommen. Die – frei auf deutsch gehaltene – Predigt von Papst Benedikt wirkt bis heute nach, die Gemeinde erinnert sich immer noch sehr gut:

“… Zum Christsein gehört das Wir-Sein in der Gemeinschaft seiner Jünger. Und da steht die Frage der Ökumene in uns auf: die Trauer darüber, daß wir dieses Wir zerrissen haben, daß wir doch den einen Weg in mehrere Wege zerteilen, und so das Zeugnis verdunkelt wird, das wir damit geben sollten, und die Liebe selbst nicht ihre volle Gestalt finden kann. Was sollen wir dazu sagen? Wir hören heute viele Klagen, die Ökumene sei zum Stillstand gekommen, Vorwürfe gegenseitig; ich denke aber, zu allererst sollten wir doch dankbar werden, daß es soviel Einheit gibt. Weiterlesen “Ökumenische Erinnerung”

Kategorien Allgemein, Benedikt XVI., Die deutschsprachige KircheSchlagwörter Benedikt XVI., Christuskirche, Gemeinde, Luther, Ökumene4 Kommentare zu Ökumenische Erinnerung

Wir erschaffen die Probleme

Veröffentlicht am 13. November 201511. November 2015

Die Flüchtlingsdebatte hat das Gesicht von Kanzlerin und Ministern, nicht mehr ausschließlich das von Booten und weinenden Kindern und Menschen, die ihr ganzes Hab und Gut über einen Zaun zu bringen versuchen. Das ist gut so. Immer mehr wird über die Politik gesprochen und darüber, was man tun muss und darf und soll und kann. Angefangen in Bayern wird jetzt in ganz Deutschland samt Berlin zum Beispiel über die Reduzierung von Familiennachführung gestritten. Die Kirche – Kardinal Woelki aus Köln – ist dafür, viele andere dagegen, weil sie sich davon eine machbare Beschränkung erhoffen.

Zunächst einmal finde ich das gut, dass die Debatte nun mehr politisch geführt wird. Wir Journalisten schaffen Bilder, von denen wir hoffen, dass sie Mitleid schaffen. Das ist im Übermaß passiert, wie will man auch anders berichten von Menschen, die alles verloren haben oder alles aufgeben, die kein Land mehr haben oder keine Zukunft mehr. Die Bilder wollen uns beteiligen an dem Schicksal.

Aber gleichzeitig schaffen diese Bilder auch Angst. Sorge, mit alldem nicht fertig zu werden und die Ahnung, dass sich sehr, sehr viel ändern wird.

Hans Rosling erklärt die Welt.
Hans Rosling erklärt die Welt.

Aber wie dem auch sei, es ist eigentlich gar nicht die Aufgabe von Journalisten, nur solche Bilder zu schaffen. Wir sollen nicht nur mit dem Herzen auf diese Situation reagieren, sondern auch mit dem Hirn. Dazu brauchen wir Information über die Welt, nicht das Aufrufen von Emotionen. Der Verstand sollte uns Dinge beibringen, Optionen zeigen und dann klug entscheiden lassen, in einer Demokratie. Mitleid ist gut. Trauer ist gut, das hat uns Papst Franziskus bei seinem Besuch auf Lampedusa gesagt, erst einmal müssen wir trauern um den Tod so vieler Brüder und Schwestern. Geholfen wird ihnen aber mit dem Hirn genauso viel wie mit dem Herzen.

 

Hirn und Herz

 

Deswegen finde ich gut, dass die Debatte jetzt nicht nur mit Flüchtlings- und Migranten-Bildern geführt wird.

Vor einigen Jahren habe ich hier an dieser Stelle schon mal über einen Vortrag von Hans Rosling berichtet. Ihn bei einer Veranstaltung zu hören hatte ich jetzt noch mal das Vergnügen. Seine These: Wir verarbeiten Informationen auf der Basis von Mythen. Profis genauso wie einfache Nutzer. Wir haben verlernt, unsere Infos einem Update zu unterwerfen.

Rolling sprach von der Flüchtlingskrise. Seinen Statistiken nach kommen Flüchtlinge und Migranten vor allem aus Ländern, die bereits einen sozialen und ökonomischen Aufstieg erlebt haben und erleben, wo Menschen also gelernt haben, eine Wahl zu haben. Also nicht aus den ärmsten der armen Ländern, sondern aus Ländern, wo es bereits Bildung und Aufstieg und Verbesserung der Lebensverhältnisse gab und gibt, so gering sie auch sein mögen.

Die Bevölkerungsentwicklung ist ein anderes Beispiel: Der „Alte Westen“ wird im Jahr 2100 weniger als 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Afrika dagegen wird vier mal so viele Einwohner haben wie ganz Europa, Russland eingeschlossen (siehe Foto). Nachzuhören ist Rosling hier.

Buchstabieren wir das einmal aus: Wir sehen im Augenblick erst den Anfang, wenn im Augenblick in Europa dieselbe Anzahl Menschen wie in Afrika leben, werden es Ende des Jahrhunderst viermal so viele Menschen sein, die moderner leben, die Strom haben und Kinder in der Schule, die also bewusste Entscheidungen über ihr Leben getroffen haben und treffen – wenn auch auf ökonomisch geringerem Niveau – und die dann entscheiden, dass es in Europa besser wäre. Wir sehen erst den Anfang.

 

Erst der Anfang

 

Bisher reagieren wir darauf falsch, viele Probleme werden von uns aus erst geschaffen. Zum Beispiel das Risiko der Überfahrt über das Mittelmehr. Wir regen uns über den Zaun auf, den Ungarn an seiner Grenze baut? Zurecht, da sehen wir weinende Kinder und verzweifelte Eltern auf dem TV-Schirm. Aber das ist nichts gegen die Grenzen, die wir gegen sicheres Reisen bauen. Warum lassen wir die Menschen nicht fliegen? Es gibt Mechanismen, die sich darum kümmern. Wenn sie ein Recht haben, lassen wir sie ein sicheres Transportmittel nehmen. Auch die EU kennt das Prinzip der Nichtzurückweisung, warum setzen wir das nicht sicher um sondern zwingen die Menschen auf Boote?

Hilfe für die Menschen auf diesen Booten und an den Grenzen ist das eine. Das sind die Bilder des Mitleids. Aber es sind eben auch die Gründe zu suchen, und die liegen oft bei uns. Wir schaffen erst die unsicheren Fluchtrouten, weil wir und dann sicherer fühlen und weil wir in der Illusion leben, die entstehenden Bewegungen aufhalten zu können. Das können wir aber nicht.

Ich darf noch einmal Hans Rosling zitieren. Er berichtet von der Hilfe für Flüchtlinge in seinem Land, Schweden. Dort wird das Geld, das Flüchtlingen insgesamt zur Verfügung gestellt wird, zunehmend in Schweden selbst eingesetzt. Das ist das Dümmste, was man tun kann. Schweden hat sein komplettes Budget für Hilfe für Flüchtlinge in Schweden ausgegeben, kaum Geld geht nach draußen. Und das löst nicht nur das Problem nicht, sondern es macht es schlimmer. Das Resultat ist nämlich eine faktische Kürzung der Entwicklungshilfe. Mit dem Ergebnis, dass immer mehr Menschen den Anreiz spüren, von dort weg zu gehen, wo ihnen eh keiner hilft. Das Ergebnis müsste eine Erhöhung der Entwicklungshilfe sein, stattdessen schaffen wir uns unsere Probleme der Zukunft gerade erst.

Also, der Verstand ist wichtig, Informationen sind wichtig, ein vorurteilsfreies Schauen auf die Realitäten ist wichtig. Und ein Eingestehen, dass es Entwicklungen gibt, die wir nicht aufhalten können, die es aber zu gestalten gilt. Und deswegen gehört das in die politische Debatte.

 

Kategorien Allgemein, Glaube und Gerechtigkeit, Kirche und Medien, Neulich im InternetSchlagwörter Bevölkerung, Europa, Flüchtlinge, Politik, Statistik21 Kommentare zu Wir erschaffen die Probleme

Clowns bij de paus

Veröffentlicht am 11. November 2015
Doppelseite in der niederländischen Zeitung de Volkskrant
Die Seite im Volkskrant

Clowns beim Papst – der Fotoredakteur der niederländischen Zeitung de Volkskrant (einer der großen Zeitungen des Landes) hat einige Bilder zusammen gestellt, die den Papst mit Clowns zeigen. Die sind nicht einer einzigen Veranstaltung entnommen, sondern gesammelt.

Das Ganze kann man auch online sehen, und zwar hier.

Es sind nur Eindrücke, die aber eine wunderbare Seite dieses Papsttums zeigen: Freude ohne Lächerlichkeit, Spaß ohne Oberflächlichkeit, ein Papst der für die Freude des Evangeliums genauso zu haben ist wie für die Freude am Leben.

 

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Projekt Franziskus

Veröffentlicht am 8. November 201521. September 2019
Projekt Franziskus Papst Franziskus mahnt: Hier bei einem Besuch in einer römischen Pfarrei

Man kann im synodalen Prozess erkennen, wie das „Projekt Franziskus“ funktioniert, was bei ihm Reform und Umkehr der Strukturen bedeutet. Je länger ich über die vergangenen Wochen nachdenke und das mit anderen debattiere, desto einleuchtender scheint mir diese These. An dieser Stelle einmal eine kleine Materialsammlung dazu, fertig ist das Ganze sicher noch nicht. Angedeutet hatte ich das Projekt hier ja schon einmal.

Selten waren die Kommentare zum Papst so völlig durcheinander wie nach der Bischofssynode vor zwei Wochen. Aus allen Richtungen der Kompassnadel kamen die Einschätzungen, der gemeinsame Nenner schien zu sein, dass man nicht wirklich einschätzen konnte, was da passiert ist. Bei einigen haben die Konservativen gewonnen, als ob es um Sieg oder Niederlage gegangen sei, bei anderen die war es ein Sieg Liberalen. Dritte sehen die Reform gestoppt, andere wissen so recht gar nicht, wie der Prozess und der Schlusstext zu deuten sind.

Meine These ist, dass man an der Synode gut sehen kann, was das eigentlich ist, das „Projekt Franziskus“. Dazu möchte ich ganz einfach noch mal die vier berühmten Prinzipien heran ziehen, die der Papst in Evangelii Gaudium selber ausführlich angeführt hat.

Zeit ist mehr wert als der Raum

Hier geht es um Besitz, um gesicherte Positionen, um Festlegungen, alles Metaphern des Raumes. Dagegen setzt der Papst den Prozess, das Vorangehen, Metaphern der Zeit. „Dieses Prinzip (des Vorrangs der Zeit) erlaubt uns, langfristig zu arbeiten, ohne davon besessen zu sein, sofortige Ergebnisse zu erzielen.“ Spannungen aushalten, geduldig sein, das ist mit diesem Prinzip verbunden.

Schauen sie auf die Synode: die Unsicherheit in der Bewertung liegt auch darin, dass man Ergebnisse will, Entscheidungen. Also Raum. Den gibt der Papst aber nicht. Sondern er setzt auf Prozess, und das ist anstrengender.

Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee

Das ist eigentlich selbsterklärend, aber dann doch etwas komplexer, als gedacht. Der Papst spricht in Evangelii Gaudium unter diesem Punkt von den „Formen der Verschleierung von Wirklichkeit“. Also, Idee ist nicht nur eine Gegenposition, sondern verschleiert in gewissen Formen diese Wirklichkeit. Und damit werden sie schädlich: „die engelhaften Purismen, die Totalitarismen des Relativen, die in Erklärungen ausgedrückten Nominalismen, die mehr formalen als realen Projekte, die geschichtswidrigen Fundamentalismen, die Ethizismen ohne Güte, die Intellektualismen ohne Weisheit.“

Auch davon gab es bei der Synode einige. Im Abschlusstext finden sich aber einige Formulierungen nicht, zum Beispiel die vom „objektiven Stand der Sünde“ und so weiter. „Sehen – Urteilen – Handeln“ war der Dreischritt der Überlegungen, und so holperig das mit der Umfrage zu Beginn auch war, die Einbeziehung der Wirklichkeit hat ihren festen Platz in den Überlegungen bekommen.

Einheit wiegt mehr als der Konflikt

Wer sich im Konflikt verstrickt, verliert die Perspektive und den Horizont. Wer zu viele sich selbst katholisch nennende Überwacher-Blogs im Internet liest, der verliert den Horizont und die Perspektive. Konflikte sind wichtig, man muss sich ihnen stellen und das nicht beschönigen. Aber die Hierarchie ist klar: Einheit geht vor.

Das haben auch viele Synodenmitglieder so gesehen und waren mehr als nur genervt von den Versuchen einiger – wenn auch weniger als noch im vergangenen Jahr – sich als Chef-Interpretatoren nach vorne zu spielen oder andere Meinungen anzugehen.

Das Ganze ist dem Teil übergeordnet

In meinen Augen war das das „eigentliche“ Thema der Synode: Lokalität und Universalität in medialen Gleichzeitigkeiten. „Man muss auf die globale Dimension achten, um nicht in die alltägliche Kleinlichkeit zu fallen. Zugleich ist es nicht angebracht, das, was ortsgebunden ist und uns mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität bleiben lässt, aus dem Auge zu verlieren.“ Oder mit Kardinal Nichols: Universalität gibt uns die Distanz, die eigene Kultur kritisieren zu können. Der Zentralismus der vatikanischen Kirche ist an seine Grenzen gestoßen, er hatte seine Zeit, seine wichtige Zeit gegen die Nationalismen des 19. und 20. Jahrhunderts, aber nun muss die Balance neu austariert werden.

Der Papst ist nicht der Löser unserer Probleme, wir müssen uns von unseren eigenen Perspektiven lösen

Das ist nun keines der Prinzipien, die sich in Evangelii Gaudium finden, aber als eigene Beobachtung würde ich es trotzdem gerne anfügen, es gehört dazu.

In den Papst wird viel hinein gelesen, vor allem von den Medien. Ob nun die „Reform der Kirche“ an die Frage nach Ehe und Familie zu koppeln sei, zu oft wird eine Anpassung oder gar Unterwerfung des Glaubens gefordert, obwohl nur von Öffnung gesprochen wird. Wir müssen lernen, von unseren Perspektiven zu lassen und uns neu einzulassen auf Themen. Nur dann wird aus einem Prozess das, was der Papst so gerne hat: ein alle Beteiligten gleichermaßen verändernder Dialog.

Wir konsumieren die Nachrichten, die uns in unseren Auffassungen generell stützen. Das erzählen uns Psychologen, und es ist ja auch plausibel. Wir müssen aber den Schritt zurück machen, den Schritt in eine andere Perspektive, um die Probleme, die wir haben, lösen zu können.

Dynamisierung, Missionsarisierung

Das ist überhaupt das Zentrum des Denkens des Papstes: „Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln“, sagt der Papst: Gewohnheiten, Stile, Zeitpläne, Sprache, das alles soll der Verkündung dienen und nicht dem Selbsterhalt und der Selbstbestätigung. Aus sich heraus gehen, nennt der Papst das. Die Türen der Kirche aufmachen, um Jesus heraus zu lassen, nennt das der Papst. Kirchliche Reform in diesem Sinn heißt, „dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des „Aufbruchs“ versetzt“ (EG 27) Das klingt anstrengend. Vor allem in unserer gut durchstrukturierten Kirche hier in Deutschland. Aber ohne das kann man nicht verstehen, was der Papst will. Und auch die Dynamisierung, die im Papier der Bischofssynode steckt, nicht. Denn das vermeidet alle Festlegungen auf „objektiven Stand der Sünde“ und so weiter, also das Rechtsdenken. Es dynamisiert. Es will Aufbruch und vor allem Verkündigung.

 

Ablauf ist „wie im richtigen Leben“

Der Papst ist ein Jesuit, und das merkt man auch. Vor allem daran, dass er nicht zielorientiert, sondern methodengeleitet vor geht. Was heißt das? Das heißt dass er keinen großen Plan hat, nach dem er vorgeht und sich dann die Schritte dazu aussucht. Er weiß, wie er Probleme angeht, die sich stellen oder die ihm – Stichwort Reform der Kurie – gestellt werden.

Im Fall der Synode hat er die Methodik geändert, ohne das Ergebnis vorweg zu nehmen. Es war immer offen. Und das ist dann wir im wirklichen Leben, Offenheit bedeutet Unsicherheit, bedeutet Angst, bedeutet unterschiedliche Interpretationen, das ist nicht klinisch sauber, da geht es auch schon mal ruppig zu. Da muss man Vertrauen und Geduld haben und aushalten können, dass man manchmal halt nicht versteht.

 

Kategorien Allgemein, Bischofssynode, Franziskus, Glaube und Vernunft, Spiritualität / Geistliches Leben, VatikanSchlagwörter Bischofssynode, Evangelii Gaudium, Franziskus, Papst, Projekt Franziskus, Reform29 Kommentare zu Projekt Franziskus

Ach, wie progressiv

Veröffentlicht am 4. November 201530. Oktober 2015
Kirche in New York
Kirche in New York

Auslöser für dieses Stück ist ein Foto, das ich in New York gemacht habe, bei der Papstreise im September. Auf den ersten Blick hat es mich sehr geärgert. „A progressive united methodist Community“ steht auf dem Banner. Nun mag das Wort ‚progressiv‘ ja innerhalb der Methodisten etwas ganz spezielles bedeuten, aber mich als Christen hat es erst einmal geärgert. Denn es spricht von Trennung.

Wir sind progressiv, ihr seid konservativ, die da sind traditionell, und so weiter. Sich diese Trennung zur Identität zu geben und damit auf Bannern vor Kirchen zu werben, das ging mir dann doch gegen den katholischen Strich.

Dazu kommt ein Zweites: man reklamiert für sich selbst ja das Positive. „Progressiv“ ist ja etwas gutes, sonst würde man sich das nicht buchstäblich auf die Fahne schreiben. Damit geht automatisch auch immer eine Abwertung einher. „Konservativ“ wäre die konträre Zuschreibung, die wir in der Debatte normalerweise haben, jedenfalls bei uns. „Nicht-progressiv“ – also die kontradiktorische Zuschreibung – wäre auch möglich, wir fortschrittlich, ihr nicht.

In dieser Diktion ist „progressiv“ gleich gut und „konservativ“ ist etwas, was sich der Moderne sperrt. Wobei man jemanden, der seit 30 Jahren dieselben Themen hat, durchaus als Konservativ verstehen könnte. Oder die Progressiven, welche nach der „Entweltlichungs“-Rede von Papst Benedikt in Freiburg 2011 die Kirchensteuerregelung verteidigt haben, als strukturkonservativ. Das nur als Nebenbenerkung.

Umgekehrt geht es übrigens genauso, auch das findet sich oft, das ist nicht den selbsterklärten Progressiven eigen: „Wir verteidigen den Glauben“ lautet das dann normalerweise, auch das bedeutet eine Trennung.

 

Wir alle sind konservativ

 

Wir lieben halt unsere Schubladen. Dabei sind jede Theologie und jeder Glauben notwendigerweise konservativ, wir stehen ja für etwas, was wir verteidigen, die Würde des Lebens etwa, die uns in der Schöpfung in der Gottesebendbildlichkeit geschenkt ist. Wir haben das Wort Gottes, das wir dadurch bewahren, dass wir es immer wieder studieren und übersetzen. Ohne das alles sind wir nur die NGO, über die Papst Franziskus so gerne und wiederholt schimpft.

Wir sind auch traditionell, denn unser Glaube ist ja nicht von uns selbst entwickelt. Er ruht auf den Schultern der Generationen vor uns auf, bis zurück zu den Aposteln. Deswegen glauben wir an die „apostolische“ Kirche, das ist das Empfangen mit dem Auftrag zur Weitergabe. Das ist traditionell. Weiterlesen “Ach, wie progressiv”

Kategorien Allgemein, Die deutschsprachige Kirche, Glaube und Vernunft, Kirche und Medien, Ökumene, Papstreise, Spiritualität / Geistliches LebenSchlagwörter Glauben, Identität, Kirche, konservativ, progressiv21 Kommentare zu Ach, wie progressiv

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